Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 82, Jahrgang 1841, Nr. XCVI., S. 434 |
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XCVI.
Miszellen.
Miszellen.
Preise, worüber die Société industrielle in Mülhausen in ihrer
Generalversammlung im Monat Mai 1842 Beschluß fassen wird.
Die Société industrielle in Mülhausen hat
in ihrer Generalversammlung am 26. Mai 1841 folgende Preise für das nächstfolgende
Jahr ausgeschrieben:
I. Chemische Künste.
Die sieben ersten hieher gehoͤrigen Preise sind dieselben, welche man
bereits im polytechnischen Journal Bd. LXI. S.
473 unter den Nummern 1, 2, 5, 10, 11, 14 und 15 aufgefuͤhrt
findet.
Die Preise 9 und 10 findet man im polytechn. Journal Bd. LXXX. S. 311 unter Nr. 14 und 15, und
den Preis 11 (ein das Senegalgummi in jeder Hinsicht ersezendes Verdikungsmittel
betreffend) in Bd. LXXIV. S. 312 unter
Nr. 15 aufgefuͤhrt.
Die Preise 12, 13 und 14 findet man im polytechn. Journal Bd. LXXVII. S. 312 unter denselben
Nummern.
Neuer Preis:
15. Goldene Medaille demjenigen, welcher bis zum 1. Januar 1843 im Departement
des Ober- und Unterrheins die groͤßte Menge Indigo aus dem Polygonum tinctorium producirt hat.
II. Mechanische Künste.
Die 12 ersten hieher gehoͤrigen Preise findet man im polytechnischen
Journal Bd. LXI. S. 474 unter Nr. 1, 2,
3, 4, 6, 8, 9, 11, 12, 13, 14 und 15 aufgefuͤhrt.
Die Preise 13 bis 17 findet man im polytechn. Journal Bd. LXXVII. S. 313 unter Nr. 15, 17, 18,
19 und 20 angegeben.
Neue Preise sind:
18. Silberne Medaille fuͤr eine Abhandlung, worin
auseinandergesezt wird, welchen Vortheil im Elsaß die selbstspinnenden
Mulemaschinen gewaͤhren koͤnnen.
Da die selbstspinnenden Mulemaschinen in England immer mehr in Gebrauch kommen,
so ist es von Wichtigkeit zu wissen, ob sie im Elsaß in Vergleich mit den
gewoͤhnlichen Mulemaschinen Vortheile gewaͤhren. Der Verfasser der
Abhandlung muß nicht nur die Construction seiner selbstspinnenden Mulemaschinen
beschreiben und deren Vortheile auseinandersezen, sondern auch angeben,
fuͤr welche Nummern und Garnsorten sich diese Maschinen besonders
eignen.
19. Goldene Medaille fuͤr eine vollstaͤndige,
theoretische und praktische Abhandlung uͤber das mechanische
Schlichten und Weben der Baumwolle.
20. Zwei silberne und zwei bronzene Medaillen fuͤr
die besten Stubenoͤfen, welche mit Steinkohlen oder Holz gefeuert
werden.
Die Oefen muͤssen tragbar seyn.
21. Goldene Medaille fuͤr den besten Plan, um die
Maschinen einer Baumwollspinnerei anzuordnen, nebst einem detaillirten
Kostenuͤberschlag einer solchen Fabrik.
Plan und Kostenuͤberschlag muͤssen sich auf eine Spinnerei von
wenigstens 10,000 Spindeln beziehen, welche durch Dampf getrieben wird und
gewoͤhnliche Nummern liefert; uͤbrigens muͤssen sie auch
die Gebaͤude, den Motor, die Uebertragung der Bewegung, Heizung,
Beleuchtung, kurz die vollstaͤndige Einrichtung der Fabrik umfassen.
22. Goldene Medaille fuͤr eine vollstaͤndige
Abhandlung uͤber die verschiedenen Methoden die Bewegung
fortzupflanzen.
23. Silberne Medaille fuͤr ein einfaches und
praktisches Mittel, die zum Schmieren der Maschinen dienenden Oehle auf ihre
Guͤte zu pruͤfen und miteinander zu vergleichen.
24. Goldene Medaille fuͤr eine vollstaͤndige
Beschreibung und detaillirte Zeichnung aller Maschinen, welche zu einem
Sortiment einer Flachs- oder Kammwollspinnerei (nach den besten bis
jezt bekannten Systemen) gehoͤren.
III. Handel.
Beide Preise sind im polytechnischen Journale Bd. LXXVII. S. 314 unter Nr. 1 und 2 aufgefuͤhrt.
Alle uͤbrigen Preisaufgaben haben bloß ein locales Interesse.
H.
Weishaupt's lithographischer Farbendruk.
Das Bild wird 1) auf gekoͤrnten Stein mit chemischer Kreide bloß in
Haupt- und Halbschatten gezeichnet, die Hauptschatten besonders
kraͤftig gehalten. Außerhalb des Rahmens in der Mitte des Bildes werden zwei
Punkte mit chemischer Husche angegeben. Diese Platte gibt die Haupt- oder
Schattenplatte; sie wird auf gewoͤhnliche Weise behandelt, nur statt schwarz
braun gedrukt, wo der schwarzen Farbe Zinnober oder Mennig beigemischt wird, und
zwar weniger oder mehr, je nachdem der Gegenstand des Bildes mehr Licht- oder
Dunkelbraun erfordert. – 2) Von dieser Hauptplatte werden Ueberdruke auf drei
gekoͤrnten Steinen mit maͤßiger Spannung der Presse gemacht, die mit
uͤbergedrukten zwei Punkte werden mit einer feinen Gravirnadel gebohrt. Eine
Platte ist fuͤr die blauen, die zweite fuͤr die rothen, die dritte
fuͤr die gelben Farbentoͤne bestimmt. Man zeichnet gleich auf der
ersten Schattenplatte mit chemischer Kreide, z.B. zuerst die blauen, sowohl im
Fleische, Kleidern, Hintergruͤnden u.s.w. vorkommenden Toͤne, als auch
die gruͤnen und violetten Toͤne; die dunkelsten Stellen derselben
werden mit chemischer Tusche gezeichnet. Auf die zweite Platte werden alle rothen,
so wie auch alle rothgelben und violetten Toͤne gezeichnet; auf die dritte
Platte alle gelben, gruͤnen und rothgelben Toͤne. Es lassen sich durch
diese drei Farben die mannichfaltigsten Nuͤancen durch das Uebereinandergehen
der Farben hervorbringen, und von der richtigen Berechnung, wie ein Ton
staͤrker oder lichter uͤber den anderen kommen muß (was Sache des
Gefuͤhls ist), haͤngt der richtige Effect des Bildes ab. Die Platten
werden dann wie gewoͤhnlich praͤparirt und mit der zugehoͤrigen
Farbe gedrukt. – 3) Zur blauen Farbe nehme man Pariserblau, Berlinerblau oder
Mineralblau, je nachdem der Gegenstand mehr Licht- oder Dunkelblau erheischt)
zur rothen Farbe Lak und Zinnober; zur gelben Farbe Oker, gelben Lak oder
Schuͤttgelb. Die Farbe wird mit dikem Leinoͤhlfirniß gleich der
schwarzen Farbe abgerieben, mit Walzen nach der bekannten Art aufgetragen, der von
der Schattenplatte gemachte Abdruk mittelst Nadeln aufgelegt und abgedrukt. Man kann
zuerst den blauen, rothen oder gelben Stein eindruken, so wie auch zulezt die
Schattenplatte druken, was immer der Gegenstand, den man zu behandeln hat, bestimmt.
– 4) Soll das Bild mehr den Charakter eines Oehlgemaͤldes an sich
tragen, so kann dieß durch das Eindruken einiger Localtoͤne erzwekt werden,
welches auf folgende Weise geschieht: es werden von der Hauptplatte
Ueberdruͤke auf gekoͤrnte Steine gemacht, und zwar so viel, als
Localtoͤne man fuͤr noͤthig erachtet; vor dem Ueberdruken wird
der Stein mit Terpenthinoͤhl uͤberwischt. Auf die
uͤbergedrukten Steine werden dann mit nachstehender Tusche die
Localtoͤne mittelst Feder und Pinsel gleichmaͤßig gedekt; nach dem
Deken werden die licht seyn sollenden Partien, so wie die Graͤnzen, wo ein
Ton sich in den anderen verliert, mit Schabeisen geschabt, wodurch man die
sanftesten Uebergaͤnge hervorzubringen im Stande ist; die Steine werden dann
wie Federzeichnungen praͤparirt und die Localtoͤne in den vorher
gemachten Druk wie bei den ersten Platten eingedrukt. Nach jedem Druk wird das
Papier getroknet und wieder gleichmaͤßig gefeuchtet, und vor jedem Druk mit
dem Stangencirkel gemessen, ob es sich zu viel oder zu wenig ausgedehnt hat; im erstern Falle muß es
nachgefeuchtet, im lezteren troknes Papier eingelegt werden, bis es das Maaß
haͤlt. – 5) Tusche zum Zeichnen der
Localtoͤne: 2 Theile Seife, 4 Th. Schellak, 4 Th. Wachs, 4 Th.
Mastix. Seife und Schellak kommen zugleich in die Pfanne, wo dann bestaͤndig
mit einem eisernen Loͤffel geruͤhrt wird, und wenn kein
Schaͤumen mehr wahrzunehmen ist, laͤßt man die Masse brennen, bis der
Schellak aufgeloͤst ist. Waͤhrend des Brennens wird Mastix und Wachs
beigesezt; man laͤßt dann das Ganze ungefaͤhr eine Minute wieder
brennen, gießt die Masse dann auf einen Stein, und bevor sie ganz erkaltet, formt
man sie in Stangen von beliebiger Groͤße. Diese Tusche wird auf die
gewoͤhnliche Weise beim Gebrauch mit weichem Wasser aufgeloͤst.
– 6) Bereitung des Firnisses zum Druken der
Localtoͤne: dunkle Localtoͤne werden mit gewoͤhnlichem
Leinoͤhlfirniß von duͤnner Qualitaͤt gedrukt; zu hellen
brillanten Farben wird der Firniß auf folgende Weise zubereitet: man gieße 5 Th.
gutes Leinoͤhl und 1 Th. Terpenthinoͤhl in ein flaches zinnernes
Gefaͤß, seze es der Sonnen- oder Ofenwarme so lange aus, bis es klar
und dik wird. Dieser Firniß wird dann in einem verschlossenen Gefaͤße zum
Gebrauch aufbewahrt. – 7) Bereitung der Farben zum Druk
der Localtoͤne: alle Erd- und Mineralfarben sind hiezu
anwendbar, die vegetabilischen nur ausnahmsweise, wie z.B. Indigo, Krapplak. Die
Farbe wird mit Leinoͤhlfirniß fein gerieben, und manche Farbe, z.B.
Pariserblau oder Lak, muß zuerst in Terpenthinoͤhl und ein wenig
venetianischem Terpenthin abgerieben werden, um das Austreten der Farbe aus dem Oehl
ins Wasser zu verhuͤten. Lichten Toͤnen wird feine weiße Kreide
beigemischt; je lichter der Ton werden soll, desto mehr Firniß wird beigemischt. Das
Auftragen der Farbe geschieht mit Walzen. – 8) Um das starke Ausdehnen des
Papiers durch den Druk zu verhindern, wird, statt gewoͤhnlicher Auflage,
feiner Kartenpappendekel aufgelegt. Auf diese Weise laͤßt sich ein ganz
gemaltes Bild nachahmen, und das vollkommene Gelingen des Druks haͤngt theils
von der richtigen Berechnung der Farbentoͤne, was Gefuͤhlssache ist
und auch Erfahrung lehrt, theils von der strengsten Genauigkeit der technischen
Behandlung des Drukes ab. – Dieser Farbendruk ist besonders auch fuͤr
naturhistorische, anatomische und botanische Werke von sehr großem Nuzen, indem
diese Gegenstaͤnde nicht nur an Schoͤnheit den colorirten gleichen,
sondern auch, was bei solchen Werken besonders zu beruͤksichtigen ist: a) fest und dauerhaft in Hinsicht der Farbe hergestellt
werden koͤnnen; b) behalten die Farben ihr
Ansehen bestaͤndig, waͤhrend das Colorirte bald absteht; c) lassen sich eben so viele Abdruͤke machen, wie
bei dem gewoͤhnlichen lithographischen Schwarzdruke, welche weder die Zeit
des Colorirens in Anspruch nehmen, noch die Preise desselben erfordern.
(Kunst- und Gewerbeblatt des polyt. Vereins fuͤr Bayern 1841, S.
138.)
Cohras-Drukerei in London, am Leafluß.
Die seidenen Taschentuͤcher werden gesengt, mit Kleie und Seife gereinigt,
theils mittelst Platten- oder Cylinder-Drukmaschinen, theils mittelst
Handformen bedrukt, und sodann in Krappkesseln ausgefaͤrbt. Behufs des
Handdruks sind 150 Druktische in Thaͤtigkeit, steinerne Tischplatten, und zur
Seite der Tische am Fußboden eiserne Geleise, auf denen die Streichknaben die
Streichkaͤsten fortbewegen. Zum Troknen bediente man sich der bekannten
Dampfcylinder-Maschinen, die aber darin von den sonst gewoͤhnlichen
abwichen, daß 2 Reihen Troknencylinder uͤbereinander gelagert waren. Die
Cylinder waren von Eisen, nicht von Kupfer. In einem besondern Saale wurden die
Reservagepapp aufgedrukt, Gemische aus Harz, Wachs und Palmoͤhl, die heiß
applicirt werden; hierauf werden die bedrukten Stellen mit Kreide bestaͤubt,
um das Ankleben der Tuͤcher zu verhuͤten.
Neben dieser weitlaͤuftigen und sehr beschaͤftigten Anstalt, die viele
Geschaͤfte nach dem Continent, namentlich auch nach Deutschland macht, liegt
eine Fabrik, in welcher aus Farbehoͤlzern Extracte gefertigt werden.
Saͤmmtliche Operationen des Abdampfens geschehen in Vacuumpfannen. (Prof.
Schubarth in den Verhandl.
des Vereins zur Befoͤrderung des Gewerbfleißes in Preußen 1841, 4te
Lieferung.)
Notiz über die Zahl der Kattundrukereien in Großbritannien und
Irland.
Durch die Guͤte des Hrn. W.
Crum, in Thornliebank bei Glasgow, erhielt ich eine amtliche Nachweisung der am 1. Maͤrz 1840
bestehenden Drukereien und der Zahl der vorhandenen Druktische und
Drukmaschinen.
In England.
Schottland.
Irland.
Drukereien
93
66
7
Druktische
8297
5597
583
Cylindermaschinen
435
81
28
Plattendrukmaschinen
2
77
1
Beizpressen
–
136
–
In gleicher Zeit waren in Nordamerika vorhanden: Drukereien 47, Druktische 834,
Cylindermaschinen 106.
Die groͤßte Zahl von Druktischen in England besaß die beruͤhmte
Drukerei von Hargreaves Dugdale u. Comp., in Broad-Oak bei Manchester, naͤmlich 320, außerdem
noch 12 Cylindermaschinen. Mehr wie 13 Drukmaschinen hatte keine Anstalt. Maschinen
fuͤr fuͤnf Farben gab es haͤufig.
Prof. Schubarth a. a. O.
Notiz über die Baumwolleneinfuhr in Großbritannien, vom 1.
Jan. bis 29. Aug. 1839 und 1840.
1839.
Nordamerika
752352 Ballen.
1840.
1,113852 Ballen.
Suͤdamerika
91840 –
61958 –
Westindien,
Demerari
4825 –
3408 –
Ostindien
58856 –
104348 –
Aegypten
26225 –
21936 –
––––––––––––
––––––––––––––
934098 Ballen.
1,305502 Ballen.
Ausfuhr:
51771 –
90259 –
Woͤchentlich sollen in Manchester und Umgegend
durchschnittlich 23000 Ballen Baumwolle, zu 350 Pfd., verarbeitet werden. Prof.
Schubarth a. a. O.
Der artesische Brunnen zu Grenelle.
Der artesische Brunnen zu Grenelle bei Paris, welcher bei seiner Eroͤffnung
mit solchem Jubel begruͤßt wurde, geht einem traurigen Schiksal entgegen.
Derselbe treibt taͤglich 15 Kubikmeter Sand, Steine und Letten hervor, was
seit neun Monaten bereits 4050 Kubikmeter betraͤgt. Es waͤre demnach
(meinen die Aengstlichen) eine allmaͤhliche Unterhoͤhlung des Bodens
zu besorgen, und in 20 Jahren wuͤrde ein großer Theil von Paris uͤber
einem Abgrunde stehen. Der Stadtrath will deßhalb einer wissenschaftlichen
Commission die Frage vorlegen: ob der Brunnen verstopft werden solle.
Flachs- und Hanfbau in Rußland.
Die (in russischer Sprache erscheinenden) „vaterlaͤndischen
Memoiren“ vom Oktober d. J. enthalten einen ziemlich
umstaͤndlichen Aufsaz uͤber die mechanische Flachsspinnerei in
England, und uͤber das Verhaͤltnis der Laͤnder, welche England
den Rohstoff dazu liefern. Unter diesen ist Rußland bis jezt immer noch der
bedeutendste Lieferant, denn von einer Million Cntr. Flachs und Hanf, welche England
im Jahre 1837 erhielt, kamen 682,000 aus Rußland, und nur das lezte Drittheil aus
Holland, Belgien und Frankreich, oder auch aus Laͤndern, denen Belgien und
Holland als Ausfuhrhaͤfen dienen. Diese große Ausfuhr Rußlands ist
fuͤr dieses Land von solcher Bedeutung, daß es sich wohl der Muͤhe
verlohnt, aus allen Kraͤften dahin zu wirken, daß England sich nicht anders
woher versorge, und in dieser Beziehung lautet nun der oben erwaͤhnte Artikel
folgendermaßen.
„Man darf es nicht als eine Unmoͤglichkeit ansehen, daß die
Vereinigten Staaten, wie bei der Baumwolle, die hauptsachlichsten und fast
einzigen Lieferanten werden. Diese Befuͤrchtung ist um so gegruͤndeter, als im Jahre
1825 England aus Amerika nur Einen Centner, im J. 1835 aber bereits 3157 Cntr.
Hanf erhielt; die Zufuhr steigt also sehr rasch, und obgleich sie bis jezt noch
in der großen Masse der jaͤhrlichen Einfuhr in England verschwindet, so
koͤnnte es sich doch leicht ereignen, daß, wie die Baumwolle das Erbtheil
des Suͤdens und Suͤdwestens der Vereinigten Staaten geworden ist,
so der Flachs- und Hanfbau die noͤrdlichen Provinzen dieser
ungeheuren Republik bereichern wuͤrde, besonders wenn Rußland es
vernachlaͤssigt, diesen wichtigen Zweig der Landwirthschaft zu erweitern
und zu verbessern.
Jezt ist noch ein neuer Nebenbuhler des russischen Flachs- und Hanfbaues
aufgetreten, naͤmlich Ostindien. Im J. 1836 bildete sich in London eine
Gesellschaft von Handelshaͤusern zu dem Zwek, die europaͤische
Methode des Flachsbaues in Ostindien einzufuͤhren, und diese Gesellschaft
hat bereits viele Laͤndereien auf der Nordseite des Ganges in Pacht
genommen, um hier nach europaͤischer Methode Flachs anzubauen. Nach den
Berichten der zu dem Ende dahin geschikten Flamaͤnder waͤchst in Ostindien der Flachs um ein Drittheil
hoͤher als in Europa, und ist von vorzuͤglicher
Guͤte; die davon nach Calcutta gesendeten Muster haben dort
allgemeines Erstaunen erregt. Die Gesellschaft begann ihre Thaͤtigkeit
mit einer Erklaͤrung, daß England jaͤhrlich aus Rußland gegen 700
000 Cntr. Flachs beziehe, und dafuͤr 2,800,000 Pfd. Sterl. zahle,
waͤhrend Ostindien dieselbe Masse auf 110,000 Acres um so leichter
erzeugen koͤnne, als man Flachs und Indigo auf
demselben Felde zu gleicher Zeit aussaͤen koͤnne. Die
Indigo Plantagen in Ostindien betragen 465,000 Acres; der Flachs kann also hier
ohne neue Ausgaben angebaut werden. Man ersieht hieraus, wie sehr diese
aufstrebende Nebenbuhlerschaft die Aufmerksamkeit der russischen Landwirthe
verdient. Man behauptet zwar, daß wir vor Ostindien den Vortheil der
Naͤhe und somit des wohlfeilern Transports voraus haben, aber man darf
sich hiedurch nicht in Sicherheit wiegen lassen, denn wenn der Anbau des
Flachses in Ostindien, durch Klima und Boden befoͤrdert, wohlfeiler zu
stehen kommt, als der russische, wenn die Qualitaͤt des ostindischen
Flachses besser ist, dann wird der naͤhere Transport dem russischen
Flachse keinen Vorzug mehr geben. Wir bemerken noch, daß die Ausfuͤhrung
einer einzigen Unternehmung, die einer Eisenbahn vom rothen Meere nach dem Nil,
den Weg von Ostindien nach England fast um die Haͤlfte abkuͤrzt.
Wenn wir dabei den ausdauernden Charakter der Englaͤnder und, offen
gesprochen, die Sorglosigkeit unserer Landwirthe in Betracht ziehen, so wird der
Verfall unsers Flachshandels nach England immer wahrscheinlicher. Rußland bleibt
jezt Nichts uͤbrig als auf alle Weise sich zu bemuͤhen, die
Qualitaͤt des einheimischen Flachses zu verbessern.
Bis jezt hat sich die Ausfuhr keines russischen Erzeugnisses so vermehrt, wie die
von Flachs und Hanf. In den zehn Jahren von 1788 bis 1797 wurden
ausgefuͤhrt an Flachs 5,815,670 Pud, an Hanf 74,120 Pud, an Leinsamen zur
Aussaat 336,208 Tschetwert, zum Oehlschlagen 563,566 Tschetwert. Diese Masse
nahm, mit Ausnahme der unguͤnstigen Kriegsjahre, stetig zu, und betrug in
den Jahren 1828 bis 1837 14,964,550 Pud Flachs, 520. 824 Pud Hanf, 752,828
Tschetwert Leinsamen zur Aussaat, und 1,315,342 Tschetwert Leinsamen zum
Oehlschlagen. Diese Zahlen gelten nur von dem Hafen von Riga, da die
Ostseeprovinzen, so wie uͤberhaupt der westliche Theil Rußlands, am
meisten Lein und Hanf bauen. Die Gesammtausfuhr aus Rußland betrug im J. 1839
allein 2,234,826 Pud Flachs und 3,571,768 Pud Hanf. Diese große Masse aber
stellt Rußland nicht sicher vor Nebenbuhlern und gewaͤhrt uns keineswegs
die Vortheile, welche die Einfuhr mechanischer Flachsspinnerei und Weberei
gewaͤhren wuͤrde.“
Ueber die bayerischen Sommerbierkeller.
Ueber die Construction und die Einrichtung der bayerischen Sommerbierkeller sind der
Direktion des Gewerbevereins in Hannover, auf mehrere Anfragen, durch die
Gefaͤlligkeit des Centralverwaltungs-Ausschusses des polyt. Vereins
fuͤr Bayern folgende Notizen zugegangen, deren Mittheilung bei den neuerdings
sehr lebhaft gewordenen Bemuͤhungen fuͤr die Erzeugung eines guten
Biers nicht ohne Interesse seyn wird. – Im Wesentlichen und Allgemeinen lassen sich die
gestellten Fragen auf folgende Saͤze reduciren.
Der Boden, in den alle Sommerbierkeller hier gebauet werden, ist grobes
Kiesgeroͤlle, stellenweise mehr oder minder mit seinem Flußsande untermischt.
Er scheint sohin zu fraglichem Zweke nicht der vortheilhafteste, indem sich die
Sommerhize leicht hindurch mittheilt, und die Naͤsse ohne Hinderniß
durchsikern kann, was uͤber jeden Keller einen Ueberbau nothwendig macht, in
Folge dessen er aber auch, wenn er anders von den Seiten her gehoͤrig
geschuͤzt ist, troken wird und bleibt, und dadurch schon eine Hauptbedingung
der Guͤte erfuͤllt ist.
Da man auf den Anhoͤhen um Muͤnchen die Keller 30 bis 40 Fuß tief unter
die Oberflaͤche des Bodens legen kann, ohne auf Wasser zu kommen, so ist von
dem Durchdringen der Sommerhize durch das Erdreich weniger zu befuͤrchten,
als vielmehr von der Mittheilung der natuͤrlichen Erdwaͤrme und dem
Eindringen der aͤußeren Luft durch Rizen, Kluften in den Thuͤren etc.,
und besonders durch das nothwendige Oeffnen der Thuͤren bei Abgabe des
Bieres. Da wo sich ein Keller nicht in genannter Tiefe anlegen laͤßt, behilft
man sich in der Art, daß man ringsum einen kuͤnstlichen Berg
auffuͤhrt, so daß der Keller hiedurch hinlaͤnglich mit Erdreich bedekt
und umgeben wird.
Aus dem Gesagten geht hervor, daß die Lage und der Boden bei Muͤnchen nicht
ungeeignet zur Anlage guter Keller sey, wenn sie auch mit ziemlichen Kosten
verbunden ist.
Es laͤßt sich uͤbrigens nichts finden, was vorzugsweise fuͤr das
Graben oder Miniren der Keller spraͤche, und wenn man auch zuweilen die
Behauptung hoͤrt, die gegrabenen Keller seyen besser als die minirten, so
moͤchte dieß mehr von der ungeeigneten Anlage der lezteren herruͤhren,
obwohl auch nicht gelaͤugnet werden kann, daß Kiesgeroͤlle zu diesem
Zwek minder passend ist, als fester Sand, Lehm etc., besonders wegen des Eindringens
der Naͤsse von den Seiten her. Die Art, wie der Keller gebauet wird, hat
keinen Einfluß auf die Guͤte desselben, wenn anders die allgemein bekannten
Regeln zur Anlage eines guten Sommerbierkellers beobachtet werden.
Unstreitbar von vortheilhafter Wirkung auf die Keller aber ist die Sorgfalt, mit der
von den Muͤnchener Brauern die Kaͤlte waͤhrend der
Wintermonate, besonders aber im Fruͤhjahre in den Kellerraͤumen
gesammelt, beim Eintritt der warmen Witterung durch aͤngstliches Verschließen
und Vermauern der Thuͤren und sonstigen Oeffnungen eingeschlossen und
fuͤr den Sommer bewahrt wird, denn es ist einleuchtend, daß wenn die Mauern
und Gewoͤlbe des Kellers und vielleicht auch das zunaͤchst liegende
Erdreich ausgefroren, oder doch wenigstens auf eine sehr niedrige Temperatur
gebracht sind, wenn ferner die Masse gelagerten Biers, das beinahe den
groͤßten Theil des Raumes eines Kellers einnimmt, auf dem Eispunkte oder
wenig waͤrmer, und die in dem Kellerraum befindliche Luft von derselben
Temperatur und dieses alles gut zusammen eingeschlossen ist, daß diese Kaͤlte
der Mittheilung der natuͤrlichen Waͤrme vom Erdreiche her (der Zutritt
der aͤußeren Luft ist so viel wie moͤglich abgesperrt) lange
widerstehen muß.
Die Anwendung des Eises zur Erhaltung niederer Temperatur in den Kellern fand zu
Muͤnchen noch keine allgemeine Anwendung, obwohl es in einigen
groͤßeren Brauereien schon mit Vortheil geschieht. Man hat die Erfahrung
gemacht, daß nur gute Keller durch Anwendung des Eises
verbessert werden, schlechte dagegen eher noch schlechter werden, weil durch das
schnelle Schmelzen des Eises im Keller Feuchtigkeit entsteht.
Hinsichtlich der gestellten Fragen im Einzelnen ist folgendes zu bemerken:
1) Auf welche Art wird der Eiskeller mit dem Bierkeller in
Verbindung gebracht, damit er dem Bierkeller die groͤßtmoͤgliche
Kaͤlte mittheile?
Es ist nicht der Fall, daß eigene Eiskeller neben oder in Verbindung mit den
Bierkellern angebracht sind, sondern das Eis befindet sich in einem einfach aus
Brettern verfertigten Kasten, der, um Raum zu sparen, in einer Eke oder einem Ende
des Kellers steht, jedoch so, daß er ringsum frei ist, theils um seine Kaͤlte
nach allen Seiten hin absezen zu koͤnnen, theils um das schnellere Schmelzen
des Eises zu verhindern, was gewiß stattfinden wuͤrde, wenn der sogenannte
Eiskasten mit einer Mauer, und diese vielleicht wieder mit dem Erdreich in
Verbindung staͤnde.
2) Auf wie viel Grad Waͤrme erhaͤlt man dadurch den
Bierkeller waͤhrend der heißesten Sommerzeit?
Waͤhrend der Monate Mai und Jun. auf 3 bis 4° R., spaͤter auf
5° R. und im Oktober kommt er selten uͤber 6°
Waͤrme.
3) Wie viele zweispaͤnnige Fuder Eis haͤlt man
fuͤr einen gegebenen Kellerraum erforderlich, um diese Kaͤlte zu
behalten?
Das Gewoͤhnliche ist, daß man auf einen Keller von circa 800 Quadrats. Flaͤchenraum einen Eiskasten hat, der 8 bis 10
zweispaͤnnige Fuder Eis faßt. Wer Raum und Unkosten nicht spart, wird besser
thun, die Eiskasten groͤßer zu machen. Doch ist das oben angegebene
Verhaͤltniß fuͤr einen guten Keller hinreichend.
4) Wie viel Kubikinhalt gibt man dem Keller im Verhaͤltniß
zum Bierkeller?
In einem Kellerraum von 9000 Kubikfuß ist ein Eiskasten von 350 Kubikf.
nothwendig.
5) Wie viel Erde muß nach gemachter Erfahrung uͤber dem
Bier- und Eiskellergewoͤlbe lagern?
Hier kann man wieder sagen, je mehr Schutt auf den Kellergewoͤlben oder mit
andern Worten je tiefer der Keller, desto besser. Die Hoͤhe des Schuttlagers
vom hoͤchsten Punkte des Gewoͤlbes bis an die Oberflaͤche des
Bodens ist von 15–20 Fuß hinlaͤnglich. Das Maximum ist 25 Fuß.
6) Weßhalb haͤlt man es nicht fuͤr zwekmaͤßig,
den Keller zu miniren, da doch der Boden, und wenn er reiner Sandboden waͤre,
eine groͤßere Festigkeit behaͤlt, als er nach dem Ausgraben und
Auswerfen wieder bekoͤmmt?
Im Allgemeinen und uͤberall anzunehmen, daß die Keller zu graben
zwekmaͤßiger sey, als sie zu miniren, moͤchte ein Irrthum und durch
Lage und Beschaffenheit des Bodens bedingt seyn.
Wenig in Betracht zu ziehen kaͤme hiebei, daß beim Miniren das Erdreich eine
groͤßere Festigkeit behaͤlt, weil, wie schon gesagt, man weniger das
Eindringen der Sonnenhize durch das Erdreich, als die Mittheilung der
natuͤrlichen Erdwaͤrme und den Zutritt der aͤußeren Luft
befuͤrchtet.
7) Werden auch an der Isar die Keller nicht mehr minirt?
weßhalb?
Es gibt hier nur einige minirte Keller; die Mehrzahl und die in neuester Zeit
gebauten sind gegraben. Ursache davon mag wohl seyn, daß das Miniren im
Kiesgeroͤlle etwas mehr Schwierigkeiten bietet, und der Ueberbau wegen
Einsikern des Wassers von den Seiten her ausgedehnter seyn muß, als die Grundmauern
des Kellers sind, also dadurch mehr Kosten erwachsen.
8) Wie hoch ist das steile Isarufer, an welchem sonst die meisten
Keller angelegt wurden, uͤber dem hoͤchsten Wasserstande erhoben?
Der Plaz auf der Anhoͤhe des Isarufers, auf dem die meisten
Sommer-Bierkeller von Muͤnchen gebaut sind, ist ungefaͤhr
40–45 Fuß uͤber dem gewoͤhnlichen Wasserstande der Brunnen.
9) Haͤlt man es zwekmaͤßiger die Keller auf freiem
Felde anzulegen, wie an der Isar? und weßhalb?
Es mag einerlei seyn, ob man die Keller auf freiem Felde, an einem Berge, oder sonst
wo immer anlegt, wenn man nur bei erforderlicher Tiefe nicht auf Wasser kommt, oder
solches durch das Steigen der unterirdischen Wasser zu befuͤrchten hat.
10) Was haͤlt man von den Kellern im Sande, von denen im
Lehmboden, welchen gibt man den Vorzug?
Jedenfalls waͤren Keller im Lehmboden vorzuziehen, weil Lehm eine dichte Masse
ist, zugleich auch guten Schuz gegen Feuchtigkeit gewaͤhrt, so daß unter
guͤnstigen Umstaͤnden ein solcher Keller nicht einmal eines Daches
bedarf.
11) Es ist gesagt, Hauptbedingung eines guten Bierkellers sey
– Verhinderung des Zutritts aͤußerer waͤrmerer Luft, mit
Gestattung des noͤthigen Luftzugs zur erforderlichen Reinigung und
Wiederherstellung gesunder Kellerluft. Wie ist diese leztere zu erreichen im
Sommer?
Wie schon mehrmals gesagt ist, bleibt es Hauptsache, den Zutritt der aͤußern
waͤrmeren Luft in die Keller abzuhalten, und das Wechseln der Luft kann nur
immer auf Unkosten der niedern Temperatur stattfinden. Noch ist dieses fast
allgemein Praxis, geschieht jedoch jedesmal in sehr kleinem Maaßstab, indem man ganz
kleine Oeffnungen nur waͤhrend kuͤhler Naͤchte aufmacht.
Aus Erfahrung kann bestaͤtigt werden, daß das Reinigen oder Wechseln der Luft
in guten troknen Kellern gar nicht nothwendig ist und deßwegen auch in einigen
Brauereien hier seit laͤngerer Zeit nicht mehr geuͤbt wird.
(Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins 1841, Nr. 24.)