Titel: | Die Holzkohlenbereitung in China; von Hrn. Kavanko, Major beim k. russischen Bergwerks-Ingenieurcorps. |
Fundstelle: | Band 83, Jahrgang 1842, Nr. XXIX., S. 146 |
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XXIX.
Die Holzkohlenbereitung in China; von Hrn.
Kavanko, Major beim k.
russischen Bergwerks-Ingenieurcorps.
Aus dem Annuaire du Journal des mines de Russie. 1841, S.
375.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Kavanko, über die Holzkohlenbereitung in China.
Zwei Methoden werden in China zur Verkohlung des Holzes angewandt. Wenn der Boden
sandig ist, wird das Holz in Gruben gebrannt, welches Verfahren die Chinesen Tsza-yao nennen. Wo aber Thonboden ist und die
Oertlichkeit gewölbte Räume auszuhöhlen gestattet, wird das Holz wie in Oefen
verkohlt; diese Art der Verkohlung heißt Goun-yao. Jede dieser Verfahrungsarten hat ihre Vorzüge; die zweite
aber wird von den Chinesen häufiger befolgt und sie haben dieselbe auf einen solchen
Grad von Vollkommenheit gebracht, daß sie jeden kleinen Ast, jeden Zweig unter
Beibehaltung seiner äußeren Form zu verkohlen im Stande sind.
Der Zwek beider Methoden ist, das Holz rasch in Kohle zu verwandeln, indem wenig Luft
zugelassen und die Gase schnell entwikelt werden. Sobald das Holz den erforderlichen
Grad der Verkohlung erreicht hat, thut ein plözliches Aufhören des Luftzutritts
augenbliklich der Verbrennung Einhalt und conservirt der Kohle ihre ursprüngliche
Form. Das Brennen in Haufen (Meilern) kann diese Resultate nicht hervorbringen,
folglich auch nicht die Holzersparung, welche eine nothwendige Folge des
chinesischen Verfahrens seyn muß.
Brennen in Gruben. — Diese Gruben sind nie über
1,78 Meter (5½ franz. Fuß) tief, haben aber manchmal 4,25 Meter (13 Fuß) und
mehr im Durchmesser. Wenn die Grube A (Fig. 45 und 46) zur
erforderlichen Tiefe gegraben ist, wird an der Seite ein Kamin von runder Form (B) durchgegraben, dessen Boden 18 bis 36 Centimeter
(6½ bis 13 Zoll) tiefer liegt als der der Grube. Dieser Kamin wird dann
ungefähr 1 Meter (3 Fuß) hoch über die Bodenfläche aufgeführt und mit der Grube
durch eine längliche Oeffnung (C), die am Boden
derselben gelassen wird, in Verbindung gesezt. Diese Oeffnung ist nur 36 Centimeter
(13 Zoll) lang, 50 bis 100 Millimeter (2–4 Zoll) weit und steht im Verhältniß
zur Menge und Dike des angewandten Holzes. Bei den Gruben von 4,25 Meter (13 Fuß)
Durchmesser ist der Kamin an seinem unteren Anfange 36 Centimeter (13 Zoll) weit;
aufwärts verengt er sich und oben ist er nur mehr 18 Centimeter (6½ Zoll)
weit. In dem dem Kamine gegenüber liegenden Theile der Grube höhlt man einen Graben
in Form eines geneigten Kegels D aus, dessen Basis gegen
die Grube gerichtet
ist und bis nahe, d. h. ungefähr 5 Centimeter (2 Zoll) an ihren oberen Rand gehen
soll; die Achse des Kegels muß in der Art geneigt seyn, daß die mit einem engen
Cylinder (9 Cent. oder 3 Zoll im Durchmesser) endigende Spize desselben von dem
Boden und dem oberen Rande der Grube ungefähr gleichweit entfernt ist. Wenn alle
diese Vorkehrungen getroffen sind, bedekt man den Boden der Grube mit einer Lage
trokener Aeste, auf welche das Holz aufrecht (vertical) gestellt wird; auf die erste
Schicht kömmt eine zweite u. s. f., bis die Grube voll ist. Es muß darauf gesehen
werben, daß das Holz in jeder Schicht von gleicher Dike ist, und daß es keine Lüken
gibt. Wenn die Grube voll ist, wirb das Holz mit kleinem Astwerk und dann mit einer
hinreichend diken Lage Erde bedekt, so daß kein Rauch durchdringen kann; ist dieses
geschehen, so wird das Holz durch den dem Kamin gegenüber gelegenen Graben
angezündet. Manchmal wird der Erleichterung wegen oben, ungefähr 27 Centimeter (10
Zoll) vom Kamine selbst, eine kleine Oeffnung gemacht, welche man aber, sobald der
Rauch auszutreten anfängt, wieder verschließt; wenn er reichlich austritt, wird die
Grube, mit Ausnahme einer sehr kleinen Oeffnung, welche man, um die Verbrennung zu
unterstüzen, frei läßt, mit Steinen bedekt. Fünf Tage, nachdem das Holz angezündet
worden, fängt der Rauch an, reiner zu werden, und wenn er vollkommen durchsichtig
erscheint, so ist dieß ein Beweis, daß der Brand fertig ist; die Grube und der Kamin
müssen dann ohne Verzug luftdicht verschlossen werden. Fünf bis sechs Tage reichen
hin, damit die Kohle vollkommen erlöscht, und es kann nun zum Oeffnen der Grube
geschritten werden. Wenn man durch den Rauch nicht beurtheilen kann, wie weit die
Operation fortgeschritten ist, so legt man auf den Kamin zwei frisch abgeschnittene
fingerdike Stöke, und sind diese, mit Oehl getränkten, Stöke troken und ihr Bruch
schwarz, so hat man hieran einen Beweis, daß die Verkohlung zu Ende ist. Die
Erfahrung hat in China gelehrt, daß, je frischer das Holz gehauen, desto geringer
der Verlust ist; 100 Pfd. frisch gehauenes Holz geben daselbst 30 bis 35 Pfd. Kohle.
Wird eine große Masse Holz zu Kohle gebrannt, so werden die Gruben nicht tiefer
gegraben; man macht sie aber weiter, was weit weniger Arbeit und viel geringeren
Verlust verursacht.
Kohlenerzeugung in gewölbten Räumen. — Der in
Thonboden ausgehöhlte gewölbte Raum ist 1,50 Meter (4½ Fuß) hoch und 4,25
Meter (13 Zoll) weit; man führt an der Seite einen Kamin auf, welcher an einem Ende
des Raums, wie bei dem obigen Verfahren, durch eine enge Oeffnung mit demselben in
Verbindung gesezt wird. Dem Kamin gegenüber, auf der entgegengesezten Seite des Raumes, macht man
einen Graben in Form eines Kegels, dessen Basis der Kammer zugekehrt ist und beinahe
bis an deren Gewölbe reicht, während die Spize desselben sich beinahe in der
Mittellinie zwischen dem Boden und der Wölbung der Kammer befindet. In diese gelangt
man durch einen niedern Eingang, welcher, sobald die Kammer gefüllt ist, verstopft
wird. Das Holz wird nach denselben Regeln in Schichten hineingebracht, wie bei der
Verkohlung in Gruben, d. h. die Scheiter müssen von gleicher Dike seyn und es dürfen
keine Räume zwischen ihnen leer bleiben. Man zündet das Holz durch den dem Kamine
gegenüber befindlichen Graben an und verschließt diesen, sobald der Rauch
auszutreten anfängt, mit Steinen, indem man nur eine sehr kleine Oeffnung für den
Luftzutritt läßt. Am Ende der Operation befolgt man dieselben Regeln wie beim Tsza-yao.
Wenn die auf den Kamin gelegten Stöke troken sind, so kann man eine Stunde darauf
alle Oeffnungen verschließen, um die Kohle auszulöschen. Die Größe der Stöke
bestimmt sich nach der Größe und Quantität des Holzes; verkohlt man dike Scheiter,
so müssen die Stöke daumendik seyn und die Oeffnung, durch welche der Kamin mit der
Grube communicirt, muß in diesem Fall wenigstens 9 Centimeter (3 Zoll) weit und 36
Centimeter (13 Zoll) lang seyn; der äußere Theil darf nur 16,5 Millimeter (4½
Linien) im Durchmesser haben. Der geneigte Kegel, durch welchen man das Holz
anzündet, kann an seiner Basis 36 Centimeter (13 Zoll), an seiner Spize aber darf er
nicht mehr als 9 bis 12 Cent. (3 bis 4½ Zoll) weit seyn.