Titel: | Verfahren chemisch reine Salzsäure zu bereiten; von Prof. Gregory. |
Fundstelle: | Band 83, Jahrgang 1842, Nr. LVII., S. 280 |
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LVII.
Verfahren chemisch reine Salzsaͤure zu
bereiten; von Prof. Gregory.
Aus dem Philosophical Magazine, Okt. 1841, S.
328.
Gregory's Verfahren chemisch reine Salzsäure zu
bereiten.
Die im Handel vorkommende Salzsäure enthält verschiedene Verunreinigungen; namentlich
Schwefelsäure und schweflige Säure, freies Chlor, Eisenchlorid und schwefelsaures
Natron, welche von den zu ihrer Bereitung angewandten Materialien herrühren; das
Chlor von der Einwirkung der Salpeter- oder salpetrigen Säure (welche oft im
Vitriolöhl enthalten) auf die Salzsäure; die schweflige Säure von den im Kochsalz
enthaltenen organischen Substanzen. Chemisch reines Material ist daher das erste
Erforderniß zur Bereitung einer reinen Säure. Dr. Gregory findet, daß wenn man ein Aequivalent Kochsalz mit
zwei Aequivalenten in einem gewissen Verhältniß verdünnter Schwefelsäure zersezt,
statt, wie gewöhnlich vorgeschrieben wird, eines einzigen, alle Salzsäure, ohne eine
Spur Schwefelsäure, ausgetrieben wird und in die erste Condensationsflasche
übergeht, und daß zwei Drittheile der Salzsäure überdestilliren, bevor sich Wasser
verflüchtigt; auf diese Beobachtung gründet sich folgendes Verfahren.
In einen kleinen Glaskolben bringt man 4 Unzen des reinsten Salzes und 5
(Volum-) Unzen Schwefelsäure von 1,600 specifischem Gewicht; es wird mäßige
Hize gegeben und das erzeugte Gas durch eine gebogene Glasröhre in ein 4
Unzen-Fläschchen geleitet, welches 2 Unzen destillirtes Wasser enthält und
mit Schnee oder eiskaltem Wasser umgeben ist. Einer Sicherheitsröhre bedarf man
nicht, da man die Röhre nur ⅛ Zoll tief in das Wasser tauchen läßt, so daß,
wenn auch ein Zurüktreten der Flüssigkeit stattfinden sollte, das Aufsteigen von
etwas Wasser in die Röhre das Ende derselben so entblößen würde, daß die Lust
eintreten kann; doch kann man zur größern Sicherheit eine kleine Kugel an den
absteigenden Schenkel der Glasröhre blasen. Das Gas wird, sobald es ankömmt,
absorbirt, und in den ersten 1¼ Stunden braucht die Hize kaum vermehrt zu
werden; wurde die Temperatur des umgebenden Wassers auf 8° R. erhalten, so
werden die 2 Unzen destillirten Wassers dem Raume nach sich zu 3 Unzen farbloser,
stark rauchender Salzsäure von 1,20 bis 1,21 spec. Gewicht vermehrt haben, indem das
Gas so troken übergeht, daß kein Theil der Röhre dabei warm wird. Nachdem diese
Portion weggenommen ist, so werden 2 weitere Unzen destillirten Wassers an ihre
Stelle gebracht, die Hize allmählich gesteigert und eine Stunde länger damit
fortgefahren; dann ist alle Salzsäure mit etwas Wasser ausgetrieben und die 2 Unzen Wasser wurden
zu 3 Unzen Salzsäure von 1,10 spec. Gew. Beide Portionen sind absolut rein. Nimmt
man beim erstenmal 3 Unzen Wasser, so werden 4,5 (Volum-) Unzen Säure von
1,65 spec. Gew. erhalten; und wenn man an die Stelle der Säure wieder 2 Unzen Wasser
bringt, weitere 3,5 Unzen von 1,065 spec. Gew. Nimmt man auf einmal 5 Unzen Wasser
zum Condensiren der Säure und läßt sie bis zur Vollendung der Destillation, so
erhält man 7,5 (Volum-) Unzen von 1,155 spec. Gew. Dr. Clark findet Schwefelsäure von 1,65 spec.
Gew. noch zwekmäßiger als solche von 1,60.