Titel: | Kritische Uebersicht der deutschen technologischen Journalistik. Von Karl Karmarsch. |
Autor: | Prof. Karl Karmarsch [GND] |
Fundstelle: | Band 83, Jahrgang 1842, Nr. LXI., S. 286 |
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LXI.
Kritische Uebersicht der deutschen
technologischen Journalistik. Von Karl
Karmarsch.
(Fortsezung und Beschluß von Heft 3, S.
221.)
Karmarsch, kritische Uebersicht der deutschen technologischen
Journalistik.
XI. Kunst- und Gewerbeblatt des polytechnischen
Vereins für das Königreich Bayern.
Jahrgang 1840, Heft 8–12; Jahrgang 1841, Heft
1–10.
Ich hebe folgende Original-Mittheilungen aus diesen Heften hervor:
1840, Heft 8 und 9. —
Beiträge zur Verbesserung des Feuerungswesens. Von
Clöter. (Fortsezung aus dem 3. Hefte.)S. polyt. Journal Bd. LXXVIII. S. 373. —
In dieser Fortsezung beschäftigt sich der Verf. mit den Rauchzügen bei Stubenöfen,
und erörtert sehr klar und vollständig die Grundsäze, welche Form, Größe, Lage und
Material der Züge betreffen. Bei der Gelegenheit, wo er anführt, daß die Weite und
Länge der Züge mit der Größe des Feuerungsraumes im Verhältnisse stehen müsse,
findet sich eine mit wenig Worten ausgesprochene, aber recht sehr der Beachtung
würdige Bemerkung. Sie lautet: „Man hat die Brennstoffe bisher auf ihre
Fähigkeit, Wasser zu verdampfen, geprüft. Sie müssen in Zukunft vorzüglich auf
ihre Fähigkeit, Luft zu erwärmen, geprüft werden.“ Auch was der Verf.
über die Räthlichkeit pyrotechnischer Versuchanstalten sagt, sollte nicht in die
Luft gesprochen seyn. Es gibt in Wahrheit fast keinen Zweig der angewandten Physik,
welcher in unmittelbar praktischer Beziehung, jedoch vom wissenschaftlichen
Standpunkte aus, bisher so wenig zusammenhängend und systematisch bearbeitet wäre,
als die Wissenschaft des Stubenheizens. Es geht derselben ungefähr wie der Kochkunst
als Zweig der angewandten Chemie; ein neuer Beweis, wie der Mensch oft geneigt ist,
das am nächsten Liegende am ersten zu vernachlässigen.
Wie soll man neue Brodbaköfen erbauen und alte Verbessern?
Von Clöter. (Schluß im 10. Hefte.) — Die
Principien des Brodbakens und die daraus abzuleitenden Grundbedingungen der
Bakofen-Construction werden in Kürze aber sehr einleuchtend dargelegt; dann
die oft an Baköfen vorkommenden Mängel angezeigt, und die nöthigen praktischen
Anweisungen zur zwekmäßigen Anlage und Ausführung guter Baköfen gegeben. Der Verf.
hat aus eigener Erfahrung gefunden, daß ein sehr niedriges Gewölbe des Bakofens nicht in dem Grade
nothwendig sey, als man in der Regel anzunehmen pflegt; wenn nur die Rauchzüge
(statt im Gewölbe) nahe genug am Herde angebracht werden, damit der Zug nicht von
den Seiten und dem Herde zu sehr abgelenkt wird. Der Hauptvorzug eines nicht zu
niedrigen Gewölbes ist, daß das Feuer besser brennt; durch sehr richtige
Betrachtungen wird nachgewiesen, wie der Nachtheil wegen verminderter Wirkung der
Wärmeausstrahlung von einem höheren Gewölbe nur ein scheinbarer sey. Doch hat dieß
natürlich seine Gränze. Die Vorschriften endlich zur Verbesserung bestehender
schlechter Baköfen und zur Behandlung der Oefen beim Gebrauch sind nicht weniger
beherzigenswerth als der ganze übrige Inhalt der sehr gut, lehrreich und
verständlich geschriebenen Abhandlung.
1841, Heft 1. — Bericht über
die allgemeine Einführung des Zollgewichts und des Meters. Von Desberger. — Die große Frage der Einheit in Maaß
und Gewicht gewinnt in Deutschland täglich mehr Boden. Jede gründliche Erörterung
über diese so interessante und wichtige Angelegenheit darf daher von Vorn an sicher
seyn, Theilnahme zu finden. Der gegenwärtige (an die Regierung von Oberbayern
erstattete) Bericht nimmt zwar zunächst auf bayerische Verhältnisse Bezug, ist aber
seinem Hauptinhalte nach von der Art, daß die ausgesprochenen Bemerkungen und
Ansichten fast überall Geltung haben, und zeichnet sich durch Einhaltung der
richtigen Mittelstraße, welche eifrige Anhänger der strengen Consequenz so leicht
verlassen, sehr zu seinem Vortheile aus. Ich glaube nicht, daß der Gegenstand mit
mehr Mäßigung, Einsicht und praktischem Tact besprochen werden kann, als hier der
Fall ist.
Vorrichtung, um Lage, Entfernung und Namen durch ein Fernrohr
gesehener Oerter oder Gegenstände zu bestimmen. Von Böhm. — Man hat bekanntlich an mehreren Orten auf Thürmen Fernröhre
angebracht, welche dazu dienen, bei Nachtzeit den Ort eines ausgebrochenen Brandes
zu ermitteln, indem man sie auf das sichtbare Feuer richtet, und alsdann aus der
hiebei stattfindenden Richtung des Rohres, welche an einem eingetheilten
Horizontal- und einem eben solchen Verticalkreise beobachtet wird, auf die
Lage des Ortes schließt. Gewöhnlich muß man den Ort mit Hülfe der auf den beiden
Kreisen gemachten Ablesungen in einem Register aufsuchen. Der Verf. schlägt nun vor,
statt dieses jedenfalls etwas unbequemen und der Möglichkeit eines Versehens
unterworfenen Verfahrens eine in der Vogelperspective gezeichnete Karte der Umgegend
— gleichsam ein Panorama im Grundrisse — auf einer Scheibe unter der
senkrechten Drehungsachse des Fernrohrs anzubringen, und das Fernrohr selbst mit einem Zeiger in
Verbindung zu bringen, der beim Heben und Senken so wie beim Herumdrehen desselben
unmittelbar den gesuchten Ort auf der Karte anzeigt. Es ist leicht einzusehen, daß
man sich dieses Apparates auch bei Tage bedienen kann, um auf Standpunkten, von wo
man einer weiten Aussicht in die Runde genießt, beliebige Punkte der Landschaft
aufzusuchen oder die gesehenen namentlich kennen zu lernen.
Heft 3 und 4. — Beschreibung der in Schemnitz bestehenden
Drahtseilschlag-Maschine und der ganzen Verfertigung der Drahtseile
selbst. — Enthält sehr ausführliche und interessante Nachrichten
über die Anfertigung der Eisendrahtseile für Bergwerke, und Erfahrungen über die
großen Vorzüge derselben vor den Hanfseilen. Die beschriebene und abgebildete
Maschine zum Drehen (Schlagen) der Drahtseile ist eine Abänderung der von Wurm in Wien erfundenen. Die Seile bestehen aus drei
Lizen oder Strängen, jeder Strang aus vier Drähten von ⅛ Zoll Dike. Die Lizen
haben auf 6 Zoll Länge Eine Drehung, und die Seile auf 12 Zoll Länge Eine Drehung;
die Richtung des Zusammendrehens ist (abweichend von dem Verfahren bei der
Anfertigung hanfener Seile) in den Lizen und in den Seilen die nämliche. Man theert die Seile mit einer Mischung von 20 Pfd. gemeinem
Harz, 1 Pfd. Talg und ungefähr 5 Pfd. Rüböhl, wovon auf jede Klafter Seillänge etwa
8 Loth nöthig sind. Eine Klafter Drahtseil wiegt 2¾ Pfd. (Wiener Gewicht.)
Das erste Drahtseil für Ungarn kam im Jun. 1836 aus Klausthal am Harze (von dem
Erfinder, Oberbergrath Albert) und war zur Zeit der
Abfassung des Berichtes (Mai 1840) schon 3 Jahr 10 Monate in Gebrauch, ohne eine
merkliche Beschädigung erlitten zu haben. Bis zum Mai 1840 sind in Schemnitz selbst
bereits 10,200 Klafter Drahtseil für ungarische Bergwerke verfertigt worden, wo man
bald keine hanfenen Treibseile mehr im Gebrauch finden wird.
Beschreibung des neuconstruirten eisernen Brodbakofens von dem
Schlossermeister Schörg in München (ohne Zeichnung).Polytechn. Journal Bd. LXXIX. S. 395. Dieser Ofen
ist bei einem Münchener Bäker in täglichem Gebrauch, und liefert sehr gut gebakenes
Brod. — Wahrscheinlich stimmt er im Baue nahe überein mit dem Bratofen des
nämlichen Erfinders (s. weiter unten, bei den
Privilegien-Beschreibungen).
Heft 7. Die Benuzung der aus den
Frisch- und Schmiedefeuern etc. ausströmenden
Gasflamme zur Erwärmung
der Gebläseluft, des Roheisens und der Schirbel. Von Stölzl. — Der wesentliche eigenthümliche Inhalt
dieses Aufsazes besteht in der Mittheilung von Abbildungen und Beschreibung eines
auf der Maximilianshütte bei Traunstein eingerichteten Frischfeuers, durch welches
mittelst der abziehenden Flamme auf einem besonderen Herde das Roheisen angewärmt
oder Blech etc. geglüht, und in einem zweiten Raume der Gebläsewind für das
Frischfeuer selbst (vermöge eines gußeisernen Schlangenrohres) erhizt wird.
Abgesehen von diesen Nebennuzungen, welche demnach gar keinen eigenen
Brennmaterial-Aufwand erfordern, wird bei der Frischmanipulation, wenn sie
ununterbrochen im Gange ist, ein Fünstel des sonst nöthigen Kohlenaufwandes
erspart.
Zimmerheizöfen für Steinkohlenfeuerung. Von Leonhardt. Laut der Angabe in der Ueberschrift soll
dieser Ofen auf der Steintafel VIII abgebildet seyn;
aber die Zeichnungen befinden sich auf Tafel XI im 8.
Hefte. Der Ofen ist cylindrisch, ganz von Gußeisen gemacht, außerhalb des Zimmers zu
heizen und mit einem schraubenförmigen Rauchzuge versehen, in dessen Achse ein
senkrechtes Rohr aufsteigt, um die durch dasselbe ziehende äußere Luft erwärmt in
das Zimmer einzuführen. In dem beigegebenen Gutachten wird der Ofen im Allgemeinen
gelobt, aber zugleich werden einige noch nöthige wesentliche Verbesserungen
desselben angezeigt, welche namentlich einige Verhältnisse der Dimensionen
betreffen. Daß die Beschreibung gar keinen näheren Bezug mittelst Buchstaben auf die
Abbildungen nimmt, ist nicht gut, obschon die Deutlichkeit gerade nicht sehr
darunter leidet.
Privilegien-Beschreibungen, und zwar:
Im 8. und 9. Hefte von 1840. Anfertigung aller
Arten von Kämmen aus Elfenbein-Abfällen. Von Bär. — Man ersieht aus der ziemlich undeutlich abgefaßten
Beschreibung nur, daß die Kämme aus mehreren Stüken durch Nieten mittelst
Messing- oder Argentandraht (auch wohl durch Leimen) zusammengesezt, dann die
Zähne wie gewöhnlich eingeschnitten und vollendet werden. Es ist sehr zweifelhaft,
ob auf diese Weise eine schöne und haltbare Arbeit zu erlangen seyn werde.
Anfertigung des Mineralteiges und der Schärfriemen für
Rasirmesser. Von Auernheimer. — Der sogenannte Mineralteig ist ein
Gemenge aus gleichen Theilen feingepulvertem Schiefer, Wiener Kalk, Blutstein und
Zinnasche, welches mit Steinöhl und Ochsenmark angemacht und beliebig parfümirt
wird. Die Riemen werden wie gewöhnlich aus Juften gemacht, den der Patentirte 14
Tage lang in Urin beizt und dann auf der Narbenseite mit Bimsstein abschleift.
Eigenthümliches oder Neues findet sich hieran nichts, als etwa die erwähnte Beize
und die Anwendung der abgeschliffenen Narbenseite des Leders, während man sonst die
Fleischseite zu gebrauchen Pflegt. Diese leztere Abweichung kann insofern von Nuzen
seyn, als bekanntlich die thierische Haut nach der äußeren Seite zu ein dichteres
Gewebe besizt.
Kiesreinigungs-Gitter,
von Gmeiner. — Eine sehr zwekmäßig construirte
Vereinigung von zwei Gittern, um den zum Chausséebau bestimmten Kies oder Grand in
einer einzigen Operation sowohl von großen Steinen als von Sand zu trennen. Das
grobe Gitter, auf welches der Grand aufgeworfen wird, steht in schräger Richtung;
und das feine, auf welches der durch ersteres hindurchfallende Theil gelangt, ist
hinterhalb, in entgegengesezter schräger Stellung angebracht. Sand, Steine und
gereinigter Kies werden im Herabfallen völlig von einander getrennt gehalten.
Im 11. und 12. Hefte. Verbesserte Lüdersdorff'sche Dampflampe, von Marold. — Der Patentirte hat die bekannte
ursprüngliche und einfache Form der Lampe in verschiedenen Punkten abgeändert;
namentlich durch Anbringung eines Argand'schen Brenners
(mit doppeltem Luftzuge), wodurch die Flamme mehr Stätigkeit erhalten soll;
Hinzufügung eines Zugglases; Anwendung eines seitwärts stehenden Spiritusbehälters
mit sogenanntem intermittirendem Niveau; Ersezung der baumwollenen Dochte durch
solche aus feinem Drahte; Anbringung eines beweglichen Knopfes an der Dochtröhre,
welcher, indem er abgenommen werden kann, das Einziehen des Dochtes und das
Nachsehen erleichtert etc. Alle diese Verbesserungen sind ganz zwekmäßig; aber
selbst mit ihnen wird die Dampflampe niemals große Verbreitung erlangen können, da
sie wegen des theuren Brennmaterials viel zu kostspielig, und wegen dessen
außerordentlicher Entzündbarkeit unter Umständen sogar gefährlich ist.
Locomotiv-Gaslampe, von
Sell und Schütz. —
Ist nichts weiter als die Lüdersdorff'sche Dampflampe in
ihrer einfachen Gestalt.
Verbesserte Brodbereitung und Bakofen durch Dampf geheizt,
von Höcherl. — Der erste Theil dieser Erfindung
besteht in der Bereitung einer künstlichen Hefe, wozu die Maische aus 4½
Theilen Weizenluftmalz, 1 Th. Gerstenmalz, und 10 Th. Wasser von 40° R. durch
ein Sieb gegossen, die Würze mit 2½ Th. geschälten und zerkleinerten
Kartoffeln bis zur Auflösung der leztern gekocht, mit ¼ Th. Syrup und 1/32
Th. Hopfen versezt, durch Abdunsten ferner concentrirt, endlich mit l Th.
Weizenmehl, 1 Th.
Bierhefe und 1/32 Th. Eiweiß zur Gährung gestellt wird. Man wird diesem Recepte
nicht vorwerfen, daß es zu einfach sey. Der Dampfbakofen
ist, abgesehen von dem Dampfkessel, noch mit zwei gewöhnlichen Feuerungen versehen,
von welchen die eine zur Heizung der Baksohle, die andere zum Erhizen des Gewölbes
dient; der Dampf, welcher unter eine gußeiserne Platte, auf der das Brod liegt,
eingeleitet wird, scheint demnach nur eine Nebenrolle zu spielen, deren Nuzen nicht
klar wird. Zeichnungen und Beschreibung sind ziemlich unvollkommen.
Ziegelofen mit Steinkohlenfeuerung, von Wilhelms. — Ein stehender Ofen mit drei
Schürlöchern und zwei Schornsteinen. Der untere Theil des Ofenraumes ist zum
Kalkbrennen, der obere Theil zum Ziegelbrennen bestimmt. In jedem Schürloche liegen
zwei Roste über einander. „Die Feuerung geschieht auf dem oberen Roste, wo
das Harz aus der Steinkohle verbrannt wird; alsdann werden die Kohlen auf den
zweiten Rost geschoben.“ Aus einem kleinen, in dem Ofen eingemauerten
Dampfkessel (an welchem merkwürdiger Weise ein hölzerner
Hahn angebracht ist) wird durch kupferne Röhren Dampf unter die Roste geleitet. Die
aufgestellte Verbrennungstheorie ist originell. Der Erfinder meint, der Wasserstoff
aus den Dämpfen verwandle die von den brennenden Steinkohlen entwikelte schweflige
Säure in Schwefelwasserstoffgas, welches als Brennstoff wirke, während der aus dem
Wasser sowohl als aus der schwefligen Säure entbundene
Sauerstoff unmittelbar zur Erhöhung des Wärmegrades beitrage.
Pianoforte mit Hammerschlag von Oben und Anschlag von
Unten, von Ziegler. — Die Abbildung ist
eine perspectivische, bloß äußere Ansicht eines Flügels, aus welcher man eben so
wenig lernt, als aus der von allen Detailangaben entblößten, sehr kurzen
Beschreibung. Das Instrument hat zwei Tastaturen, und es wird gesagt, die obere
Mechanik schlage auf die Saiten herab, die untere gegen dieselben hinauf; man könne
auch auf beiden Tastaturen (zugleich??) spielen.
Im 2. Hefte von 1841. Wagen-Rollenachse, vom Grafen Montperny. — Auf einer gewöhnlichen Achse ist an
zwei Stellen eine flachrunde Rinne eingedreht, in welche ein passender, aus zwei
Theilen bestehender Stahlring lose eingelegt ist, der wieder durch einen darüber
aufgeschobenen ganzen Ring zusammengehalten wird. Die äußere, gerundete Oberfläche
dieses äußeren Ringes reibt sich an der Innenseite der konischen Radbüchse, die
innere Seite des inneren Ringes aber an der Achse; hiedurch meint der Erfinder, in
Folge der verminderten Berührungsflächen, die Reibung sehr vortheilhaft vermindert zu
haben. Er hat aber außer Acht gelassen, daß die Büchse durch den Ring sehr bald
ausgerieben und uneben gemacht seyn wird, wo es alsdann nicht fehlen kann, daß bei
der geringsten Verschiebung in der Längenrichtung sehr erhebliche Stöße entstehen,
die den Widerstand bedeutend vermehren müssen.
Spinnmaschine für Flachs und Hanf, von Droßbach und Mannhardt.
— Man erwartet vergeblich, hier eine ausführliche Beschreibung derjenigen
Maschinen zu finden, durch welche Droßbach und Mannhardt sich seit einigen Jahren einen Ruf erworben
haben. Was mitgetheilt wird, besteht in den Zeichnungen einer Vorspinnmaschine nach
Art der Röhrenmaschine (tube frame), welche durchaus
nichts wesentlich Neues darbietet, und in der rohen und sehr unvollständigen Skizze
einer Spinnmaschine, welche, wie sie vorliegt, nichts weiter lehrt, als daß die
unteren Walzen des Strekwerks in einem Troge voll warmen Wassers oder warmer
Kalilauge eingesenkt sind. Wenn man nicht bestimmt wüßte, daß die Erfinder in ihrem
Fache viel weiter gekommen sind, als hienach der Fall zu seyn scheint, so müßte man
sich über das viele Geräusch wundern, welches ihre Unternehmung in der technischen
Welt verursacht hat. — Man muß entschieden annehmen, daß sie die Hauptsachen
in ihrer Beschreibung absichtlich verschwiegen haben.
Englische Wagenschmiere, von Schweiger. — 2 Theile Schweinfett, 1 Th. Talg und 1 Th. weißes
Wachs werden zusammengeschmolzen und mit 1 Th. Caput
mortuum, in Baumöhl abgerieben, vermengt. Der Zusaz von Caput mortuum, welcher auf das Eisen positiv
abschleifend wirkt, ist beinahe eben so zwekmäßig, als wenn jemand den Einfall
hätte, sich das Haar mit einer Flachshechel zu kämmen.
Möbelzeuge aus Manilahanf, von Braun. — Der aus Ostindien kommende rohe Hanfbast wird zuerst mit
schwacher Aezlauge ausgekocht, dann in Wasser gespült, in sehr verdünnter
Schwefelsäure 12 Stunden lang eingeweicht, wieder gespült, und endlich mit schwacher
Potaschenlauge gekocht. Nach dem Troknen wird er ohne Weiteres in die Weberschüze
gebracht und als Einschuß in wollene, baumwollene oder leinene Ketten verarbeitet.
Die Schüze ist von einer besonderen Construction, welche der Hauptsache nach aus der
Beschreibung wohl verstanden werden kann, obschon keine Zeichnung davon mitgetheilt
wird.
Lithographischer Kunstfarbendruk, von Weishaupt. Die Farben werden nach einander mit mehreren
Steinen, auf welchen die entsprechenden Partien mit Kreide, theilweise auch mit
Tusche ausgeführt sind,
aufgedrükt. Im Principe liegt also nichts Neues; doch sind die mitgetheilten
Specialitäten des Verfahrens (im polyt. Journal Bd. LXXXII. S. 435) schäzbar.
Im 6. Hefte: Tragbarer Brat- und Bakofen, von Schörg. — Dieser Ofen besteht aus drei in einander
stekenden runden Kästen von Eisenblech. Der innerste Kasten bildet den Brat-
oder Bakraum; durch den 1 Zoll weiten Raum zwischen ihm und dem zweiten Kasten zieht
die Flamme und die heiße Luft der unten angebrachten Feuerung; der Zwischenraum vom
mittleren zum äußeren Kasten ist 2 Zoll weit und wird mit Asche gefüllt, um die Hize
zusammenzuhalten. Die Anordnung ist im Ganzen, wenn auch nicht in allen einzelnen
Theilen, neu, und wird gewiß dem Zwek gut entsprechen.
Verbesserte Horn-Scharnierdosen, von Hahn. — Die Verbesserung besteht in einer solchen
Ausarbeitung der Hohlkehle, worin das Horn-Scharnier gelegt wird, daß diese
Hohlkehle nicht bis an die Enden der Dose hinausgeht (wo man sie gewöhnlich mit
schwarzem Siegellak zu verkleben Pflegt), sondern hier ein Theil des Horns selbst
stehen bleibt. Zur Erreichung dieses Zwekes gibt der Patentirte eine eigenthümliche
und sehr entsprechende Bauart des Hohlkehlhobels an, die ich ohne Copirung der
Zeichnung nicht wohl deutlich erklären kann.
Verfertigung des Hammerleders für Instrumentenmacher; von
Steininger. — Feinwollige Schaffelle werden 4 Tage lang in Wasser
geweicht, auf der Fleischseite mit einem Gemenge von Kalk und Asche bestrichen, 3
Wochen lang in ein Gefäß mit Wasser gelegt, hernach durch Abstreichen von der Wolle
befreit, vier Wochen in Kalkwasser gelegt, gewaschen, verglichen, einmal auf der
Fleischseite und zweimal auf der Narbenseite aus dem frischen Wasser gestrichen und
zweimal aus lauwarmem Wasser gestoßen. Sodann kommen sie auf drei Tage in eine
Kleienbeize und werden in Lohbrühe aus Fichtenrinde gegerbt. Die Zurichtung nach dem
Troknen besteht im Einsprengen mit Wasser, Aufpeitschen, Stollen, Schlichten,
Aufreißen mittelst Fischhaut und Wiederholung einiger dieser Operationen.
Polirmittel für Glas, von Sensburg und Pasch. — Es
ist geglühter und feingepochter Brauneisenstein, welchem die Patentirten einen
Vorzug vor dem Kolkothar darin zuschreiben, daß er ein Pulver von gleichförmigerer
Feinheit bilde. Daß diese Angabe nicht unter allen Umständen richtig seyn kann, und
daß es keine Schwierigkeit hat, auch Kolkothar von eingemengten groben Körnchen zu
befreien, springt in die Augen.
Im 7. Hefte: Verfertigung der
Korkstiefel und Korkschuhe; von Mirwald.
— Anleitung, das Zuschneiden der Frauenzimmerkleider
nach dem Maaße, vermittelst Modellen, in wenigen Stunden zu erlernen; von
Gremser. — Verfahren zur
Anfertigung von Schuhen und Stiefeln, von Schüßler. — Der Patentirte tränkt das Leder mit Leimauflösung und
unterwirft es nachher einem zweiten Gerbungsprocesse mit Lohe und Knoppernmehl in
der Absicht, auch die natürlichen Poren der Haut mit Ledersubstanz auszufüllen,
somit eine vollkommene Dichtigkeit des Leders zu erreichen. Es ist schwer, die Größe
des dadurch etwa wirklich entstehenden Nuzens zu schäzen, wenn man keine Erfahrungen
darüber zur Hand hat; jedoch muß man gestehen, daß sowohl der Gedanke an sich, als
die Beschreibung alle Achtung verdient, wenn beide von dem Patentirten (der als
Schuhmachergesell bezeichnet ist) selbst herrühren.
Im 8. und 9. Hefte: Verbesserte Construction der Kreiselräder, von Pauli und Meyer. — Die
durch Zeichnung und Beschreibung sehr gut erläuterten Verbesserungen bestehen 1) in
einer solchen Gestalt des Radbodens, daß dadurch der untere Zapfen seine Stellung
nahe unter dem Niveau des Wassers erhält, wobei die Oehlung auf vortheilhafte Weise
mittelst einer Durchbohrung der Pfanne bewirkt wird; 2) in einer Vorrichtung zur
genauen Stellung und Centrirung der Leitcurven von der oberen Gegend der Welle aus.
Mit diesen Abänderungen haben die Erfinder ein Kreiselrad für die Kunstmühle in
Bobingen bei Augsburg ausgeführt.
Verfahren, Fette zu entmischen und die daraus entstandenen
fixen Fettsäuren zur Beleuchtung anzuwenden. Von Kramer in Mögeldorf bei Nürnberg. — Der Patentirte hat eine
eigenthümliche Ansicht von der chemischen Constitution der Fette, indem er sie als
Verbindungen einer noch nicht isolirt dargestellten organischen Basis mit den
verschiedenen fetten Säuren, das bei der Verseifung zum Vorschein kommende Oehlsüß
aber als Hydrat jener Basis betrachtet. Wenn er hierin auf hypothetischem Wege
weiter zu sehen wagt, als chemische Untersuchungen zur Zeit geführt haben, so wolle
man ihm hierüber keinen Vorwurf machen. Es ist eine zu gewöhnliche Erscheinung, daß
chemische Techniker, oft nur mit halben Vorkenntnissen ausgerüstet, nicht ihr Werk
ganz gethan zu haben glauben, wenn sie nicht ihre praktischen Leistungen mit einem
vermeintlichen Nimbus kühner theoretischer Speculation umgeben. Das Verfahren zur
Darstellung der Stearinsäure, welches den Gegenstand des Privilegiums ausmacht,
weicht von dem allgemein bekannten nicht ab. Ich habe kürzlich Stearinsäurelichte
von
Kramer in Händen gehabt, welche durch ihre gelbliche
Farbe, ihr fettes Anfühlen und ihren bemerkbaren Talggeruch den besseren Producten
der Art nachstehen und schließen lassen, daß die Ausübung des Fabricationsverfahrens
noch einer Vervollkommnung fähig ist.
Maschine zum zwei-, drei- und mehrfachen
Schreiben, von Näher. #x2014; Es wird dabei ein Federhalter mit zwei oder
mehreren Federn angewendet, und das gleichmäßige Fortrüken der Papierbogen durch
einen Walzenapparat mit endlosen Bändern bewirkt, wozu eine Kurbel mit der linken
Hand gedreht werden muß. Diese leztere Vorrichtung ist gewiß unbequem, vielleicht
auch ungenau, im Gebrauche. Jedenfalls kann der Zwek, gleichzeitig ein Concept
zwei- oder dreifach zu schreiben, auf weit einfachere Weise sehr gut erreicht
werden, worüber ich entschiedene Beweise aus eigener Erfahrung in Händen habe.
Indessen habe ich Schriften gesehen, die mit Näher's
Apparat gemacht waren und die Brauchbarkeit desselben darthaten.
Sicherungshaken, von Hollenbach. — Diese einfache Vorrichtung, das zufällige Aushängen eines
Hakens aus einem Ringe oder dergl. zu verhindern, ist seit geraumer Zeit nicht mehr
neu.
Zugöfen nach keilförmigem Princip, von Meinecke. — Das sogenannte „keilförmige
Princip“ besteht in einer Anordnung der Rauchzüge, welche —
nach den Abbildungen zu urtheilen — den Fehler hat, daß die Züge an
verschiedenen Stellen ihrer Länge abwechselnd enger und weiter werden.
Im 10. Hefte: Holzsparende
Kochöfen, von Laubmann. — Combinationen
wie die gegenwärtige, wo mehrere Kochgefäße, Bratröhren u. dergl. durch die Feuerung
eines einzigen Ofens mit Rauchzügen erhizt werden, lassen sich unzählige entwerfen;
aber nur die Erfahrung mit Hülfe sorgfältiger vergleichender Versuche darf sich
anmaßen, über ihren relativen Werth ein gültiges Urtheil abzugeben. Die Benuzung der
sogenannten verlorenen Hize ist eine alte und vielfach mit mehr oder weniger Erfolg
ausgeführte Idee; aber nicht selten mengt sich bei Empirikern der falsche Glaube
hinein, daß das kleinste Feuer beliebige Massen von Flüssigkeiten etc. auf
beliebigen Grad zu erhizen im Stande sey. Ich habe sogar einen Fall gesehen, wo ein
solcher Erfinder mit der abfallenden Wärme eines winzigen Feuers, über welchem ein
Topf mit Suppe kochte, einen großen Stubenofen heizen wollte, und sehr beleidigt
war, als Zweifel über das Gelingen ausgesprochen wurden. Holzersparung ist die Losung in allen solchen Fällen, aber fast niemals
ist dieselbe durch unzweideutige vergleichende Versuche nachgewiesen worden. Alles dieses sage ich
nicht zum Nachtheile, sondern nur auf Veranlassung der Laubmann'schen Oefen.
Selbstthätige Maschine zum Schlagen aller dehnbaren Metalle und
Metalllegirungen, von Lauter. — In der
Einleitung werden sehr vollständig und mit gründlicher Sachkenntniß die Bedingungen
auseinandergesezt, welchen eine Maschine zum Schlagen der ächten oder unächten
Metallblätter (Blattgold etc.) in Pergament- oder Hautformen Genüge leisten
muß. Dann gibt der Erfinder an, er habe Hämmer von 25 bis 40 Pfd. Gewicht mit 3 bis
4 Hüben per Secunde (aber welche Hubhöhe?) am
angemessensten gefunden. Endlich erläutert er mit Hülfe zweier lithographirter
Ansichten den Mechanismus, durch welchen vor jedem neuen Schlage die Form gedreht
und zugleich verschoben wird, so daß die Schläge in einer Art Spirale mit
rechtwinkeligen Eken neben einander fallen. Dieser Mechanismus ist höchst sinnreich
erdacht, aber wohl für die Anwendung etwas zu complicirt, so daß zu fürchten ist,
die Maschine werde in dieser Gestalt fast nur ein merkwürdiges Kunststük ohne
allgemeine Brauchbarkeit seyn. Der Hammer (welcher in den Abbildungen nicht mit
angegeben ist) rükt bei seinem Hube von selbst die Kuppelung ein, durch welche die
nöthige kurze Bewegung des Mechanismus, von einer in stetiger Umdrehung begriffenen
Welle aus, erfolgt.
Neue Achsspindeln für Wagenräder, von Reinert. — Diese Erfindung stimmt wesentlich ganz
mit der oben erwähnten des Grafen Montperny überein, ist
aber einfacher, indem statt zweier Ringe über einander nur ein Ring angebracht wird, der aus zwei durch Scharniere verbundenen
Theilen besteht, und sowohl innerlich als äußerlich nicht convex gerundet, sondern
flach ist. Der oben gegen die Montperny'sche Construction
gemachte Einwurf trifft also auch hier zu.
Fabrication der Stearinsäurekerzen, von Kreuter. — Eine kurze und oberflächliche
Beschreibung des allgemein bekannten Verfahrens, wonach der Talg mittelst Kalk
verseift, die Seife durch Schwefelsäure zersezt und das abgeschiedene Gemenge der
fetten Säuren erst kalt, dann warm ausgepreßt wird.
Verfertigung des Sohlen- und Ueberleders zu
wasserdichten Schuhen und Stiefeln, von Heynemann. — Das Leder soll in einem Knoppernauszuge erweicht, mit
einer Mischung von Leinöhlfirniß, Talg und Thran eingeschmiert, mit einem hölzernen
Hammer geklopft, dann allen diesen Behandlungen der Reihe nach zweimal unterworfen,
und endlich gepreßt werden. Es sind auch Vorschriften gegeben, die Fußbekleidung bei
ihrer Verfertigung aus
so zubereitetem Leder durch Anwendung fetter Substanzen völlig wasserdicht zu
machen.
XII. Mittheilungen des Gewerbevereins für das Königreich Hannover.
22.–25. Lieferung, 1840–184l.
22. Lieferung: — Beschreibung
neuer oder nicht allgemein bekannter Werkzeuge. Von Karmarsch. (Fortsezung in der 24. Lieferung.) Die beschriebenen und
abgebildeten Gegenstände sind: Sorge's (in Pesth)
Wollclassificator; ein englischer Schraubenzieher für Holzschrauben; ein
Schraubenzieher zum Gebrauch in Tiefen; ein französischer Schraubenzieher für
Uhrmacher; ein englisches Zapfenstreichmaaß für Tischler; ein verbesserter
Platteneinguß für Gold- und Silberarbeiter; eine Kluppe zum Schneiden
cylindrischer und konischer Holzschrauben; ein Meßband mit selbstthätiger Sperrung;
eine französische doppelte Schublehre mit Maaßstab; ein englisches Streichmaaß für
Tischler. — Untersuchung der Erdöhlquellen im
Lüneburg'schen. Von Schuster. — Ueber die Zunahme des Gewichts der Holzkohlen beim Lagern, und
über die größere Wirksamkeit der gelagerten Holzkohlen. Von Werlisch. — Völlig trokene, frisch aus dem Walde
gekommene Birkenkohlen nahmen in 85 Tagen um 8.09 Proc. am Gewichte zu. Nach
10jährigen Durchschnitten sind auf der hannover'schen Sollinger Eisenhütte
verbraucht worden:
a) im Hohofen zur Production von 100 Pfd. Roheisen,
von
frischen Kohlen
14.1
Kubikfuß
von
gelagerten —
12.9
—
b) im Frischfeuer zur Production von 100 Pfd.
Stabeisen,
von
frischen Kohlen
21.5
Kubikfuß
von
gelagerten —
20.9
—
Die angewendeten Kohlen waren durchgehends von harten Hölzern (Eichen, Buchen, Birken
etc.). Hiedurch wird die Nichtigkeit der von Einigen aufgestellten Behauptung:
„daß Kohlen, welche 5 bis 6 Monate im Schoppen gelegen haben, fast ein
Drittel mehr Wirkung hervorbringen, als frisch verbrauchte,“
mindestens sehr zweifelhaft. Ein so geringer Vortheil bei Anwendung gelagerter
Kohlen, wie der oben nachgewiesene, wird völlig wieder aufgehoben durch die
Magazinirungskosten und durch den unvermeidlich größeren Verlust durch Abfall an
Kohlenklein. — Fortgesezte Versuche über die Heizkraft
der im Königreich Hannover vorkommenden Torfgattungen. Von Karmarsch. —
Ueber die verhältnißmäßige Leuchtkraft des Baumöhls und des raffinirten
Rüböhls. Von Karmarsch und Heeren.S. polyt. Journal Bd. LXXX. S. 60. — Ueber wasserdichtes Tuch. Von Karmarsch. Das nach einer geheim gehaltenen Methode von Westendarp und Comp. ohne Veränderung des Ansehens und
der ganzen äußeren Beschaffenheit wasserdicht gemachte Tuch hielt alle damit
vorgenommenen, zum Theil sehr strengen Proben vortrefflich aus. Spätere beim
Gebrauche solchen Tuches zu Kleidungsstüken gemachte Erfahrungen (von welchen die
Abhandlung noch keinen Bericht geben konnte) haben die völlige Wasserdichtigkeit von
Ueberwurfkleidern (Mänteln) selbst bei mehrstündigem Aufenthalte im heftigsten Regen
bestätigt. Dagegen soll sich gezeigt haben, daß an Stellen, wo das beregnete Tuch
einer oft wiederholten Quetschung ausgesezt ist (namentlich in den auf der
Innenseite des Ellbogengelenkes, an Rokärmeln, entstehenden Falten), nach und nach
etwas Wasser durchdringt, was nach dem Resultate der beschriebenen Versuche sich
wohl erklärt. Jedenfalls ist die in Rede stehende Zubereitung des Tuchs, da sie
demselben keine seiner gewöhnlichen Eigenschaften nimmt, und sehr einfach ist, der
höchsten Beachtung werth.
24. Lieferung: — Ueber die
Größe der durch die Kurbelbewegung fortgepflanzten Kraft. Von Buff. Der Verf. zeigt einleuchtend, daß ein (von Mehreren
behaupteter) Kraftverlust durch die Umsezung der geradlinigen Bewegung in
kreisförmige mittelst der Kurbel nicht stattfinde. — Ueber die Festigkeit und Elasticität der Darmsaiten. Von Karmarsch.S. polytechn. Journal Bd. LXXXI. S. 427. — Mittheilungen aus dem Gebiete des hannover'schen
Gewerberechts. Vom Grafen von Kielsmansegge.
— Die Spinnschulen des Königreichs Hannover. Von
Hartmann. Diese Schulen, für deren Ausbreitung sich vor mehreren Jahren
eine große Thätigkeit im Lande zeigte, sind zwar meist wieder eingegangen, jedoch
— wie der Verf. zeigt — nicht ohne eine günstige Nachwirkung auf die
Flachsspinnerei unter dem Landvolke zurükzulassen. — Das Leinengewerbe des Königreichs Hannover i. J. 1840 und dessen Aussichten. Von Hartmann. — Schlußbericht über die Dorn'schen
Dächer in Ilsenburg. Von Schöttler. Mehrere von
dem Verf. angelegte Dächer der genannten Art haben sich seit mehreren Jahren recht
gut erhalten. — Die bayerischen Sommerbierkeller.
Sehr interessante, den Bau solcher Keller betreffende Nachrichten, welche von dem
Central-Berwaltungsausschusse des polytechn. Vereins für das Königreich Bayern auf eine
von Hannover ausgegangene Anfrage mitgetheilt worden sind (polyt. Journal Bd. LXXXII. S.
438). — Ueber das Pressen bleierner
Röhren. Von Karmarsch.S. polytechn. Journal Bd. LXXXII. S. 186.
25. Lieferung: Gutachten, betreffend die das Wandern der
Handwerksgesellen erschwerenden Polizeimaßregeln. Von Neubourg. Der Verf. findet diese Maßregeln (von denen einige unläugbar ein
vexatorisches Ansehen haben) im Allgemeinen, den vorhandenen Umständen nach,
nöthig.
XIII. Verhandlungen des Gewerbvereins für das Großherzogthum Hessen.
Jahrgang 1840, 1.–3. Heft; Jahrg. 1841, Heft 1, 2.
1840, Heft 1: Ueber die Verkohlung
des Torfs. — Es werden Notizen über Torfverkohlungsversuche im
Siegen'schen und über den Betrieb der Torfverkohlung auf der würtembergischen
Gewehrfabrik in Oberndorf mitgetheilt. Im Siegen'schen schlug man den Weg der
Meilerverkohlung ein, wobei die (stehenden) Meiler jedoch von geringer Größe waren
(der eine 4 Fuß rhein. im Durchmesser und 4 Fuß hoch, der andere 9½ Fuß im
Durchmesser und 4½ Fuß hoch). Man erhielt, verglichen mit lufttrokenem Torf,
dem Maaße nach (Zwischenräume eingerechnet) in dem kleinen Meiler 41.6, im großen
37.5 Proc. Kohlen von fester und guter Beschaffenheit. Dem Gewichte nach wird die
Ausbeute auf 22.7 Proc. berechnet, allein dieß stimmt mit den übrigen Angaben nicht,
wonach 1 Tonne (7 1/9 rhein. Kubikfuß) Kohle 42 Pfd., und 1 Tonne Torf 185 Pfd. wog.
Sezt man auch für die leztere Zahl (welche wohl ein Drukfehler seyn mag) die
wahrscheinlichere 85 Pfd., so findet man für den kleinen Meiler 20.58 Proc., und für
den großen 18.53 Proc. Derselbe Torf lieferte bei einem mit Sorgfalt im Kleinen
angestellten Versuche 40 Gewichtprocent Kohlen. Der rohe (lufttrokne) Torf gab 2.7
Proc., die Kohle 10.9 Proc. Asche. Uebrigens wird die Beschaffenheit des Torfs nicht
näher bezeichnet, was doch von Wichtigkeit gewesen wäre. Die Kohlen konnten zum
Schmieden, zum Tiegelschmelzen und selbst als Zusaz beim Bleischmelzprocesse in
Krummöfen gebraucht werden. — In Oberndorf ist die Torfverkohlung seit 1830
mit Vortheil in Anwendung. Man gebraucht die Kohlen in Schmiedefeuern, wo sie eben
so viel leisten, als eine gleiche Quantität Tannenholzkohlen, und vor diesen den
Vorzug haben, daß leichter eine so genannte kurze Hize gegeben, d. h. daß das Eisen
oder der Stahl nur auf 2 bis 3 Zoll Länge glühend gemacht werden kann, und dabei das
unnüze Verbrennen der benachbarten Kohlen mehr als bei Holzkohlen vermieden wird.
Dagegen leidet die Torfkohle mehr Abgang durch den Transport, als die Holzkohle. Der
zur Verkohlung angewendete Torf ist brauner Fasertorf und hinterläßt wenig Asche.
Die Verkohlung wird in gemauerten Oefen betrieben, welche cylindrisch, oben
kuppelartig gewölbt sind, eine flache Sohle und im Scheitel ein zu verschließendes
Füllloch haben. Außerdem ist unten an der Seite eine Thür, und ringsum (ebenfalls am
unteren Theile) eine Anzahl Zugröhren angebracht, welche lezteren aus horizontal in
das Mauerwerk eingelegten, 6 Linien weiten Flintenläufen bestehen und nach
Erforderniß mit Korkpfropfen verschlossen werden. Ein 9 Fuß hoher, 5½ Fuß
weiter Ofen faßt 5000 Stük Torf, welche im nassen Zustande 10–11 Zoll lang,
3–4 Zoll breit und dik sind, aber lufttroken eingefüllt werden. Die
Verkohlung dauert 40–48 Stunden, die darauf folgende Abkühlung des Ofens
6–7 Tage. Ueber den quantitativen Ertrag an Kohle läßt sich aus den
mitgetheilten Angaben kein Schluß ziehen.
Ueber Stahlstabgeläute. Von Jordan. — Beschreibung und Abbildung eines Stahlgeläutes, welches
in Schönberg an der Bergstraße im Gebrauch ist, und dem Zwek so gut entspricht, als
die Lage der Kirche (auf einem hohen Berge) erlaubt.
Geruchlose Abtritte. — D'Arcet hat, um gewöhnliche einfache Abtritte geruchlos zu machen, die
Methode angegeben, aus der Senkgrube ein Rohr bis über das Hausdach hinauszuführen
und in diesem Rohre durch eine hineingehängte Lampe, oder durch das hineingeleitete
Rauchrohr eines eigens zu dem Behufe geheizten Ofens einen beständigen, aufwärts
gehenden Luftzug zu erzeugen, welcher einen abwärts gerichteten Zug in dem
Abtrittsschlauche zur Folge hat. Mit Beibehaltung des Princips ist die hier
beschriebene (in dem Hause des geheimen Oberbauraths Moller in Darmstadt mit bestem Erfolg ausgeführte) Construction dadurch
vereinfacht, daß die Erwärmung der Luft in dem Zugrohre durch die Wärme zweier
Schornsteine geschieht, zwischen welchen das Rohr liegt. Der Erfahrung nach ist
diese Wärmequelle nachhaltig genug, um auch während der Nacht und bis zum Morgen den
Zug zu unterhalten. Die Einrichtung verdient gewiß überall Nachahmung, wo dazu
Gelegenheit ist, und wo man den (doch vielen Personen lästigen) beständigen Luftzug
im Abtritte sich gefallen lassen will.
Ueber das Troknen des Torfs. Von Kirn. (Aus dem Wochenblatt für
Land- und Hauswirthschaft.)S. polytechn. Journal Bd. LXXVI. S. 184. — Der
Verf. empfiehlt zur künstlichen Troknung des Torfs (der bei ungünstiger Witterung im
Freien oft gar nicht gehörig troken wird) diejenigen Einrichtungen, welche neuerlich
auf mehreren französischen Glashütten zum Dörren des Holzes eingeführt worden sind;
und theilt zu dem Behufe eine Beschreibung und Abbildung davon mit. Es sind lange
gewölbte von Unten durch Feuerzüge geheizte Gänge (60 Fuß lang, 6 Fuß breit, 6 Fuß
im Scheitel des Gewölbes hoch), in welche das Holz auf Wägen mittelst eiserner
Geleise eingefahren wird. Der Verf. berechnet, daß sechs solche Räume 36,000 Stük
Torf, 5 auf 1 Kubikfuß, also 7200 Kubikfuß, fassen würden, und nimmt an, daß diese
Menge in 48 Stunden hinlänglich gedörrt werben könne, um zu Flammenfeuerungen aller
Art gebraucht zu werden. Er bezeichnet nicht den Temperaturgrad, der dabei in den
Troknungsräumen stattfinden müßte. Zu Königsbronn im WürtembergischenS. polytechn. Journal Bd. LXXVIII. S. 257. bedient
man sich einer Einrichtung zum Troknen des Torfs, welche zwar von der hier in Rede
stehenden verschieden ist, aber doch zu deren Beurtheilung einen Anhaltspunkt
darbietet. Man hat dort in den Trokenräumen oft zulezt eine Temperatur von
40° R. und darüber, und dennoch dauert das Troknen mindestens 7 Tage, ungeachtet der Torf schon lufttroken eingebracht wird,
wonach die obige Annahme von 48 Stunden jedenfalls viel zu klein erscheint. Damit
fehlt aber auch der von Kirn aufgestellten
Kostenberechnung ein haltbarer Grund.
Beschreibung eines zwekmäßig construirten geschlossenen
Ziegelofens. — Es ist ein stehender Ofen mit zwei Etagen, von
welchen die obere zum Troknen, die untere zum Brennen der Waare dient. Unter der
unteren Etage liegen zwei Schürgassen. Oefen dieser Art sind in Würtemberg mehrfach
im Gebrauch, und ihre Wirkung soll — wie sich erwarten läßt —
vorzüglich gut seyn.
1840, Heft 2 und 3: Rotizen über die Anwendung des Asphalts. Von Görz. — Ein kurzer Bericht über mehrere in dem
neuen herzoglichen Schlosse zu Wiesbaden ausgeführte Asphaltbelegungen, nämlich auf
Dächern, Platformen, in Gängen, Höfen, Hallen, Kellern, Remisen, Pferdeställen etc.,
zusammen über 30,000 Quadratfuß. Ueber das Verhalten dieser Arbeiten beim Gebrauche
konnten, da das Schloß noch nicht bewohnt wurde, keine Erfahrungen mitgetheilt
werden. Das angewendete Asphalt war theils von Val
de Travers, theils von Seyssel; die Mischung der Massen wird nicht angegeben. Als Unterlage für den
Asphaltguß wurde theils Beton, theils eine Ziegelpflasterung, auf den Dächern Lehm
angebracht, worauf die Masse zum Theil in einer (wie mir scheint) etwas zu geringen
Dike aufgetragen wurde, nämlich in den Einfahrten und Hallen 12 (franz.) Linien, vor
den Einfahrten 10 Linien, in dem Stalle 8 Linien, und auf den Trottoirs etc. nur 4
Linien dik. Mehrere Stände des Pferdestalls wurden einige Wochen hindurch benuzt,
ohne daß das Pflaster durch die scharf beschlagenen Hufe der Pferde sichtbar angegriffen wurde. Es wird aber nicht gesagt, ob die Hufe
Eindrüke hervorgebracht haben. Dieser Umstand ist von
Wichtigkeit, weil in solchen Vertiefungen die Jauche stehen bleibt, und einen
Hauptvorzug des Asphaltpflasters, nämlich die Reinlichkeit, zerstört. Ich weiß aus
eigener Erfahrung, daß es nicht die mindeste Schwierigkeit hat, eine Asphaltbelegung
herzustellen, welche Cohärenz und Härte genug hat, um dem Scharren und Schlagen der
unruhigsten Pferde auf die Dauer zu widerstehen; allein wenn man ein ruhiges Pferd
darauf stellt, so sinkt es mit den Hufen mehr oder weniger ein. Ich habe den Fall
vor mir gehabt, daß ein Asphaltguß in einem Stalle die heftigsten Schläge mit der
Bahn eines 3 bis 4 Pfd. schweren Hammers ohne Beschädigung oder Veränderung
aushielt, wogegen durch starkes Drüken mit dem Ende eines Spazierstokes oder durch
Daraufsezen eines mit Gewichten beschwerten Stuhls binnen einer Minute Eindrüke von
⅛ Zoll Tiefe entstanden, welche bei dem lezteren Versuche nach 24 Stunden bis
auf ¼ Zoll zugenommen hatten.
Ueber ein in Oppenheim ausgeführtes Asphaltdach. Von Mayr. Die Unterlage für das Asphaltdach wurde aus einem
Gemenge von Lehm mit der vierfachen Menge gemahlener extrahirter Chinarinde (welche
als Abfall einer Chininfabrik zufällig vorhanden war) hergestellt, ¼ Zoll dik
aufgetragen, getheert und mit Löschpapier bekleidet. Die Asphaltmasse (von Zimmer und Sell in Frankfurt
a. M.) erhielt ebenfalls ¼ Zoll Dike. Die Lehmunterlage und der
Asphaltüberzug kamen zusammen auf 6 kr. rhein. per
Quadratfuß zu stehen. Das Dach hatte zur Zeit der Berichterstattung schon der
stärksten Sonnenhize vollkommen gut widerstanden; aber es scheint bis dahin nicht
Gelegenheit gewesen zu seyn, die Dauerhaftigkeit desselben in anderen Beziehungen zu
erproben.
Ueber die in der Gegend von Kassel üblichen Oefen für
Bakstein- und Kalkbrennerei. Von Buff.
— Der hier beschriebene und abgebildete Ofen ist ein liegender, dem
gewöhnlichen Töpferofen ähnlicher, aber mit einem einzigen Schürloche, und nach Henschel's Angabe construirt. Er findet sich in der
Gegend von Kassel fast allgemein im Gebrauch. Um darin 6000 Ziegel nebst einer
Quantität Kalk zu brennen (welcher leztere mit eingesezt werden muß, um die Ziegel
im vorderen Theile des Brennofens vor zu greller Hize zu schüzen), sind 636 Kasseler
Kubikfuß oder ungefähr 25400 Köln. Pfd. ordinäre Braunkohlen nöthig, deren Heizkraft
vom Verf. kaum halb so hoch, als die eines gleich großen Gewichts Steinkohlen, oder
nahe gleich der des Holzes, geschäzt wird.
Versuche mit heißer Luft bei Schmiedefeuern. Von
Schaffnit. — Bei diesen Versuchen, welche in der
Artilleriewerkstätte zu Darmstadt angestellt wurden, bediente man sich eines
Windheizapparates, der hinsichtlich der Construction wenig von mehreren schon
bekannten abwich, indem er aus einem an der Feuermauer aufrechtstehenden, mit
Zikzakcanälen versehenen Kasten gebildet war. Der Blasebalg war mit einer (nicht
deutlich beschriebenen) selbstthätigen Sperrvorrichtung versehen, wodurch der
Blasebalg verhindert wird sich auszublasen, wenn der Arbeiter aufhört ihn zu treten,
so daß kein unnüzer Kohlenverbrand nach dem Herausnehmen des Eisens aus dem Feuer
stattfindet. Es wurden an 4 Tagen täglich 70 Hufeisen im Gewichte von 81¼
Pfd. (Frankfurter leichtes Gewicht) geschmiedet, und dabei kalter und heißer Wind,
beide sowohl mit als ohne die erwähnte Sperrvorrichtung gebraucht. Die Temperatur
des heißen Windes betrug 233 bis 258° R. Die Resultate waren, wie folgt:
Tag
Einrichtung des Feuers.
Eisenverlust durch Abbrand. Proc.
Steinkohlenverbrauch. Pfd.
Arbeitszeit. Stunden.
1
Kalter Wind ohne Sperrung
5.54
60½
10
2
Kalter Wind mit Sperrung
5.54
58¼
9½
3
Heißer Wind ohne Sperrung
4.00
44
9
4
Heißer Wind mit Sperrung
3.70
40¼
8¾
Durch den heißen Wind ist daher 1/13 bis 1/10 der Zeit, etwa
⅓ der Kohlen und 1/65 bis 1/54 des verschmiedeten Eisens gewonnen worden. Die
Sperrvorrichtung am Blasebalge hat eine Ersparung von 3¾ bis 8½ Proc.
Steinkohlen bewirkt.
Anleitung zur Cultur der Maulbeerbäume und der
Seidenraupen. Von Netz. — Diese mit
Benuzung eigener Erfahrungen ausgearbeitete Abhandlung empfiehlt sich durch Kürze,
Vollständigkeit und Genauigkeit, und kann den angehenden deutschen Seidenzüchtern
als ein guter Führer dienen.
Ueber einige ausgeführte Kreiselräder. Von Wernher. — Detaillirte Zeichnungen von drei sehr
gut ausgeführten Turbinen, nämlich in Ettlingen, St. Blasien und auf der
Ludwigshütte in Hessen. Die zuerst genannte treibt in einer Papierfabrik 6 Holländer
und eine große Pumpe (zusammen 26 Pferdekräfte); sie hat ein Gefälle von 3½
Meter und verbraucht 0.81 Kubikmeter Wasser per Secunde;
Nuzeffect ungefähr = 70 Proc. Von den zwei zu St. Blasien in Gang befindlichen
Turbinen hat die neueste und beste 114 Meter Fall, bedarf 45 Liter (0.045
Kubikmeter) Wasser per Secunde und soll einen Nuzeffect
von 90 Proc. gewähren, wonach sie 61½ Pferdekräfte haben würde. Die Turbine
auf der Ludwigshütte arbeitet mit einem Gefälle von durchschnittlich 3½
Meter, verbraucht 0.375 Kubikmeter Wasser per Secunde,
und gibt, indem sie zum Betriebe mehrerer Dreh- und Bohrbänke etc. eine
bewegende Kraft von 14¾ Pferden ausübt, 84 Proc. Nuzeffect (nicht 71 Proc.,
wie der Verf. berechnet).
Ziegelofen mit Braunkohlenfeuerung auf der Ziegelhütte in
Ossenheim (bei Friedberg). Von Rhumbler.
— Ein stehender Ofen mit länglich vierekigem Querschnitte, worin zu unterst
Kalkstein in einer 4 Fuß hohen Lage und darüber die Ziegel eingesezt werden. Ein
Brand, welcher durchschnittlich 48 Stunden dauert, liefert gewöhnlich 30 Malter
Kalk, 600 Ziegel und 1500 Baksteine, und erfordert 130 Cntr. Braunkohlen. Dieser
Aufwand an Brennstoff scheint etwas zu groß zu seyn.
1841, Heft 1: Ueber Anwendung der
Torfkohle zu technischen Zweken. — Bericht über die von einer
Commission vorgenommenen Versuche hinsichtlich der Darstellung und Anwendung der
Torfkohle. Die zur Verkohlung angewendeten Torfsorten waren folgende: a) Griesheimer Formtorf, im
Freien getroknet und vom Torflager selbst angefahren. 1000 Stük wogen 1170 Pfd. und
hatten zu einem regelmäßigen Körper (also mit möglichst kleinen Zwischenräumen)
aufgesezt, ein Volumen von 74.3 Kubikfuß. b) Eben
solcher Torf, längere Zeit unter einem bedekten Schuppen aufbewahrt, also in etwas
höherem Grade lufttroken; 1000 Stük = 74.3 Kubikfuß und 1170Pfd.Wenn wirklich ein bemerkbarer Unterschied in der Trokenheit beider Sorten a und b stattfand,
so konnte weder das Volumen noch das Gewicht uͤbereinstimmend
seyn.
c) Pfungstädter Torf,
unmittelbar vom Torfstiche angefahren; 1000 Stük = 75.6 Kubikfuß und 820 Pfd. d) Eben solcher, jedoch über 1 Jahr alt und in einem
bedekten Raume aufbewahrt, daher vollkommen lufttroken; 1000 Stük = 49 Kubikfuß und 660 Pfd. —
Die Verkohlung geschah in stehenden Meilern von 6 bis 7 Fuß Durchmesser an der
Basis, und 4 Fuß Höhe, welche wie Holzkohlenmeiler behandelt wurden. Ein solcher
Meiler faßte 754 bis 1000 Stük Torf. Das Erträgniß an Kohlen war, wie folgt:
Textabbildung Bd. 83, S. 305
Torfsorte; Gewicht von 1 Kubikfuß.
Pfund.; Kohlen-Ausbringen in Procent.; Gewicht der Kohle per Kubikfuß.
Pfund.; nach dem Vol.; nach dem Gew.
Hienach zu schließen waren alle vier Sorten brauner Torf von mittlerer
Schwere. Der hessische Kubikfuß ist = 1/64 Kubikmeter, das Pfd. = ½
Kil.
Hiebei muß man ohne Zweifel verstehen, daß die Kohlenstuͤke, wie die
Torfstuͤke, beim Messen regelmaͤßig aufgesezt
wurden.
Die Kohle von d war demnach
auffallend loker, wodurch das hohe Ausbringen dem Volumen nach erklärt wird. Das
verhältnißmäßig geringe Schwinden dieses Torfes bei der Verkohlung ist eine Folge
seiner großen Trokenheit. Sämmtliche Kohlen befriedigten durch ihr äußeres Ansehen
vollkommen, nur zerbrökelte die von a und b besonders leicht. Die der Torfkohle überhaupt eigene
große Zerbrechlichkeit wird auch nicht vermieden, wenn man den Torf vor der
Verkohlung stark (fast auf den halben Raum) zusammenpreßt, wovon ein kleiner
Nebenversuch überzeugte. — Die Anwendung der Torfkohle wurde bei
Schmiedefeuern und beim Tiegelschmelzen versucht, aber nichts weniger als
vortheilhaft befunden, indem die zurükbleibende, sich bald sehr anhäufende Schlake
nicht nur an sich ein sehr großes Hinderniß wurde, sondern auch Ursache war, daß man
viel mehr Arbeitszeit bedurfte, und im Schmiedefeuer der Eisenabgang sich sehr
erhöhte. Schweißen des Eisens war, wegen dessen Verunreinigung mit Schlake, gar
nicht möglich. Beim Schmieden war etwa dreimal so viel Torfkohle als Steinkohle, und
beim Schmelzen über zweimal so viel Torfkohle als Holzkohle nöthig. In allen Fällen
kam die Arbeit bei Torfkohlen auf einen viel höheren Preis zu stehen, als bei
Stein- oder Holzkohlen. Diese Resultate neben die ganz entgegengesezten
gehalten, welche im 1. Hefte von 1840 berichtet werden (s. oben), zeigen zur Genüge,
wie sehr die natürliche Beschaffenheit des Torfes auf dessen Tauglichkeit zur
Darstellung einer guten Kohle von Einfluß ist. Man muß deßhalb um so mehr bedauern,
daß weder hier noch
dort der angewendete Torf genau beschrieben ist, wodurch die Versuche sehr viel
weniger lehrreich sind, als sie seyn könnten.
Anleitung, den Effect einer Feuersprize zu berechnen. Von
Buff. —
Apparat zum Löthen von Platten, Röhren etc. aus Blei, ohne Anwendung eines Lothes. Von Fr. Rößler.
— Von dem zu gleichem Behufe bestimmten Apparate de Richemont'sS. polytechn. Journal Bd. LXXVII. S. 33.
unterscheidet sich der gegenwärtige in mehreren Punkten, von denen einige mit Recht
als Vorzüge gelten können, so namentlich die selbstthätige Regulirung der
Gasentwikelung, welche von den Wasserstoffgas-Zündlampen hergenommen ist; die
Vereinigung des Blasebalges mit dem übrigen Apparate in dem nämlichen Gestelle; die
Anbringung eines Sicherheitsventils am Gasbehälter.
Vorrichtung zum Schraubenschneiden. Von Buschbaum.
— Es ist dieß ein mit der Drehbank zu verbindender Mechanismus, durch welchen
der Schraubstahl geschoben wird, so daß die Arbeit sich nur rund dreht. Die Quelle
dieser Bewegung des Schraubstahles ist eine auf der Drehspindel angebrachte
Schraubenpatrone, welche als Schraube ohne Ende wirkt, und mittelst einiger
Zwischentheile eine als geneigte Ebene thätige Metallschiene führt. Leztere
bestimmt, indem sie mehr oder weniger schräg gestellt wird, die Feinheit des
entstehenden Gewindes. Anordnungen nach demselben Princip sind schon früher sowohl
zum Schraubenschneiden als bei Schnekenschneidzeugen benuzt worden; aber der
gegenwärtigen ist ihre Eigenthümlichkeit nicht zu bestreiten, nur scheint sie für
ausgedehnten Gebrauch zu complicirt zu seyn. Wenn man bedenkt, daß einfachere und
eben so zwekmäßige Vorrichtungen, die man in ziemlicher Anzahl kennt, wenig Eingang
gefunden haben, so darf man sich nicht getrauen, hier ein günstigeres Prognostikon
zu stellen.
1841, Heft 2: Prüfung mehrerer
Zimmeröfen. (Auszug aus einem Commissionsberichte.) — Enthält nur
eine tabellarische Uebersicht der mittelst verschiedener Oefen durch gleiche Mengen
Steinkohlen und in denselben Zimmern erreichten Temperaturen; nebst einigen kurzen
Bemerkungen. Da die Oefen selbst nicht beschrieben werden und ohnehin Versuche der
Art nur schwankende oder wenigstens sehr bedingte Anhaltspunkte gewähren, so kann
man aus der Mittheilung unmittelbar nicht viel entnehmen.
Beschreibung eines von Seemann angegebenen, in Mainz
ausgeführten Bakofens. Von Wetter. — Die Vorzüge dieses Ofens vor
anderen gewöhnlichen Baköfen liegen nicht in einer wesentlich abweichenden Bauart,
sondern in einigen kleinen Modificationen und bequemen Nebeneinrichtungen. Zu den
ersteren gehört besonders die Art, wie die zur Mäßigung des Zuges dienenden Schieber
in den Canälen angebracht sind; zu den lezteren die Anlegung der Bakstube über dem
Ofen, um ihr im Winter ohne besondere Heizung die nöthige Wärme zu verschaffen;
ferner die Anbringung des Wasserkessels in dem Mauerwerke des Bakofens und einer
Obstdarre unter der Baksohle.
Beschreibung einer Hobelmaschine mit Kurbelbewegung.
— Die Einrichtung, dem Schlitten der Hobelmaschine seine Bewegung mittelst
einer Zugstange zu ertheilen, welche an der Warze einer horizontalen Kurbelscheibe
eingehangen ist, hat zwar die Unvollkommenheit, daß die Bewegung mit
ungleichförmiger Geschwindigkeit geschieht — also, sofern ein gewisses
Maximum der Geschwindigkeit nicht überschritten werden darf, Zeitverlust eintritt;
— zur Empfehlung gereicht ihr dagegen ihre Einfachheit, die Leichtigkeit, die
Länge des Zuges (durch Versezung der Warze auf den Radius der Scheibe) beliebig zu
verändern, und die Möglichkeit, mit größter Genauigkeit den Weg des Schlittens an
einem bestimmten Punkte sich endigen zu lassen, wodurch man ohne Gefahr ganz nahe an
hervorstehende Theile des Arbeitstüks hin hobeln kann. Daß jedoch diese Construction
nur für kleine Hobelmaschinen geeignet ist, ergibt sich von selbst, da bei einer
sehr bedeutenden Größe des Kurbelkreises (welche ohnehin auch viel Raum erfordert)
ein zu großer Seitendruk durch die Schrägstellung der Zugstange entsteht.
Beschreibung einer zwekmäßigen Kesselfeuerungsanlage.
— In mehreren hessischen Fabriken ist diese Ofenconstruction zur
Zufriedenheit der Besizer ausgeführt. Das Wesentliche derselben besteht in der
Heizung zweier Kessel durch eine Feuerung: ein Verfahren, welches zwar oft
angewendet wird, wozu aber hier eine empfehlenswerthe eigenthümliche Einrichtung
angebracht ist. Von dem unter dem ersten Kessel befindlichen Roste geht der Zug
zuerst unter beiden Kesselböden hin; hinter dem zweiten Kessel steigt derselbe
senkrecht in die Höhe, wird mittelst einer Zunge getheilt, und streicht nun, die
Kesselwände umspielend, rechts und links wieder nach Vorne hin, wo über dem
Schürloche der Schornstein angebracht ist. Will man dem vorderen Kessel einen
größeren Antheil der Hize zuwenden, oder gar nur diesen Kessel allein heizen, so
bedient man sich einer Klappe, welche in der Scheidewand des obern und untern Canals
zwischen beiden Kesseln angebracht ist, und den Zug nach Erforderniß vom hinteren
Kessel abhält, um ihn dem vorderen direct zuzuwenden. In dieser Anordnung scheint vorzüglich das
Neue der Sache zu liegen.
Beschreibung und Behandlungsweise der so genannten russischen
Oefen. Von Seidel. — Der Verf. beschreibt
die in seinem eigenen Wohnhause befindlichen Oefen und gibt den Effect derselben
an.
Ueber das Schleifen von Werkzeugen vermittelst des
Drehsteins. — Der (ungenannte) Verf. vertheidigt das Schleifen der
Werkzeuge auf dem Drehsteine gegen jenes auf dem so genannten Rutscher oder flachen
Schleifsteine aus freier Hand. Seine Gründe sind im Allgemeinen zwar völlig richtig,
aber daß auf dem Drehsteine wegen dessen rascherer Wirkung eine größere Behutsamkeit
erfordert wird, als auf dem flachen Steine, weßhalb manche Arbeiter gut thun, den
lezteren vorzuziehen, falls sie mit dem Drehsteine nicht recht vertraut sind, bleibt
ebenfalls gewiß. Eine Auflage für das Werkzeug vor dem Drehsteine anzubringen, wie
der Verf. empfiehlt, ist allerdings stets von großem Nuzen.
Die geruch- und zugfreien Abtritte der Gebrüder Stumpf
in Mainz. — Unter dem Sizbrette des Abtrittes befindet sich ein
großer bleierner Trichter, durch welchen die Excremente in ein bleiernes Gefäß
fallen. Indem dieses sich füllt, taucht der Hals des Trichters in den Inhalt
desselben, wodurch eine Absperrung des inneren Trichterraumes von der Senkgrube
bewirkt wird. Ferner hinzukommende Substanzen bewirken sodann ein Ueberfließen des
Gefäßes, welches sich durch den Schlauch in die Senkgrube entleert, während die
Absperrung beständig fortdauert. Der so lästige und hauptsächlich den üblen Geruch
verbreitende, aufwärts gehende Luftzug in den Abtritten ist durch diese Anordnung
ganz vermieden, und der Geruch, welcher aus dem Sperrgefäße durch den Trichter
aufwärts gelangen kann, ist sehr gering. Offenbar empfiehlt sich diese (übrigens dem
Princip nach nicht mehr neue) Einrichtung durch ihre ungemeine Einfachheit.
Hemmvorrichtung an Cabriolets. — Eine einfache
Vorrichtung, um durch Aushängung eines Riemens, von dem Size aus, einen gewöhnlichen
Hemmschuh unter das Rad hinabgleiten zu lassen. Der Wagenfabrikant Röder in Mainz hat dieselbe construirt.
Beschreibung eines zwekmäßig construirten
Schmiedeblasebalgs. — Eine bessere Abbildung des Mohr'schen Blasebalges, als die im polytechn. Journal Bd.
LXXVIII. S. l8 von Mohr
selbst gegebene.
Tafeln zur Vergleichung und Reduction der Längenmaaße und
Gewichte in verschiedenen europäischen Staaten. In graphischer Manier
entworfen von H. Rößler. — Die Maaß- und
Gewichtgrößen mit ihren Unterabtheilungen sind auf lithographirten Blättern durch
ein System von Parallellinien in der Art ausgedrükt und neben einander gestellt, wie
man es schon öfter mit den Thermometer- und Aräometerscalen gethan hat. Man
kann daher die Vergleichungen und Reductionen (bis zu einer gewissen Gränze der
Genauigkeit) sogleich ablesen, und erspart alle Rechnung. Sofern es sich nur um
Vergleichung handelt, kann eine solche Tafel unbedingt recht nüzlich werden. Wenn
aber, wie die Absicht ist, die Tafel der Längenmaaße zugleich als eine Sammlung von
Maaßstäben zum Abgreifen mittelst des Cirkels dienen soll, so tritt das Bedenken
ein, daß das Papier zu diesem Behufe ein nicht genügend unveränderliches Material
ist. Ich will hiemit nicht auf das bei öfterem Gebrauche unvermeidliche Zerstechen
durch die Cirkelspizen hindeuten, sondern auf die Empfindlichkeit des Papiers gegen
die Einwirkung der Feuchtigkeit. Zunächst ist es eine gewöhnliche Erscheinung, daß
wegen der Zusammenziehung, welche in dem Papiere vorgeht, wenn es nach dem Druken im
befeuchteten Zustande wieder troknet, der Abdruk sich in einem nie genau
vorherzusehenden Verhältnisse kleiner darstellt, als die
Zeichnung auf der Kupferplatte oder dem Steine. Dieser Umstand ist jedoch gegen
Erwarten bei den vorliegenden Blättern nicht vorhanden.
Ich habe zwei Exemplare derselben geprüft, und die Maaße nicht in bemerkbarem Grade
verkleinert gefunden, wahrscheinlich aus keinem anderen Grunde, als weil zufällig
das Schwinden der Abdrüke beim Troknen compensirt worden ist durch die Strekung,
welche das Papier vermöge der quetschenden Einwirkung des Reibers in der
lithographischen Presse erfahren hat. Die Blätter haben also in der Gestalt, wie sie
vorliegen, eine hinlängliche Genauigkeit. Wollte man sie jedoch — wie es zum
Gebrauch wohl unerläßlich seyn wird — auf Pappe ziehen, so dürfte eine
bemerkbare Vergrößerung schwer zu vermeiden seyn.
XIV. Monatsblatt des großherzoglich hessischen Gewerbvereins.
Jahrgang 1840, Nr. 4–12; Jahrg. 1841, Nr. 1–7.
Seiner bei der Begründung ausgesprochenen Bestimmung nach enthält das Monatsblatt in
der Regel nur Artikel, welche aus anderen Zeitschriften entlehnt sind, wobei die
jederzeit sehr gut getroffene Auswahl zu loben ist. Doch trifft man mitunter auch
Originalmittheilungen, von welchen ich aus den oben genannten Nummern folgende
hervorhebe:
1840, Nr. 6: Ueber die Prüfung des Essigs auf seinen
Gehalt an Essigsäure. Von Winkler. Der Verf. empfiehlt als neutralisirendes Mittel statt des sonst
gewöhnlich angewendeten kohlensauren Kali oder des von Otto in Gebrauch gesezten Aezammoniaks den kohlensauren Kalk, welcher
natürlich im reinsten Zustande (als Kalkspath) zur Hand genommen werden muß. Dem
Princip nach kann diese Methode zwar nicht als neu gelten, allein die Einzelnheiten
des Verfahrens, wodurch dasselbe den höchsten möglichen Grad von Einfachheit
erlangt, sind eigenthümlich und beachtenswerth. Man sezt zu 500 Gran Essig in einem
Arzneiglase 100 Gran ziemlich fein gepulverten kohlensauren Kalk, erwärmt das Gefäß
in heißem Wasser bis zur völligen Beendigung der Gasentwikelung, trennt den
unaufgelösten kohlensauren Kalk durch ein Filter von glattem Papier, wäscht ihn mit
reinem Wasser, troknet und wägt ihn. Aus dem Gewichtverluste desselben ergibt sich
die Menge der Essigsäure, wobei man die Bequemlichkeit hat, daß (wegen des fast
gleichen Mischungsgewichtes der wasserfreien Essigsäure und des kohlensauren Kalks)
mit einer für die Praxis hinlänglichen Genauigkeit für jede 5 Gran aufgelösten
kohlensauren Kalks 1 Proc. Essigsäure berechnet werden kann. Da der Essig zuerst und
vorzugsweise die feinsten Staubtheilchen des Kalks auflöset, so besteht der Rükstand
aus einem körnigen Pulver, welches sehr leicht ausgewaschen und zum Behuf des Wägens
vom Filter abgelöst werden kann. Winkler fand in den
besten Essigsorten 4½ bis 5¼ Proc. wasserfreier Säure, in schlechtem
Essig, namentlich aus Obst, nur 1½, bis 3 Proc. — Sicheres und wohlfeiles Mittel, Oehl- oder Fettfleken
aus Seidenzeugen zu entfernen. Von Winckler. Die
Anwendung des Aethers, welche der Verf. empfiehlt, ist gewiß durch Sicherheit und
Schnelligkeit der Wirkung das beste Mittel; ob es gerade das Beiwort
„wohlfeil“ verdiene, darf man wohl bezweifeln. Einen sehr
praktischen Kunstgriff gibt der Verf. an, um die Verbreitung des Aethers außerhalb
der Gränze des Flekens zu verhindern, nämlich die Einfassung des lezteren mit einem
Gummirande, der durch Aufstreichen einer Gummi-Auflösung gebildet und nachher
durch lauwarmes Wasser wieder entfernt wird.
Nr. 4: Ueber das Saitenmaaß eines Pianoforte's. Von Ewald. Andeutung des Verfahrens, die Länge einer Saite
von bekannter Dike zu finden, wenn die einer anderen von ebenfalls bekannter Dike
gegeben ist; vorausgesezt, daß die erstere um einen ganzen Ton höher oder tiefer
klingen soll, als die leztere, und daß beide Saiten mit gleicher Kraft angespannt
werden.
Ueber Firnißbereitung. Von Felsing. Beachtenswerthe praktische Bemerkungen über das Sieden des
Leinöhlfirnisses, in welcher Hinsicht der Verf. das Anzünden des Firnisses schon darum
dem Kochen ohne Anzünden vorzieht, weil man im ersteren Falle den höchst lästigen
Dämpfen entgeht.
Ueber die Anwendung des Kautschuks zu Buchdrukerballen und
Walzen. Von Pfnor. Neue Kautschukballen (d. h.
mit blattförmigem Kautschuk statt Leder überzogene Ballen) bewirken, nach des Verf.
Erfahrung, das Auftragen und Vertheilen der Farbe sehr vollkommen; aber nach einiger
Zeit wird das Kautschuk durch eingedrungenen Oehlfirniß weich und klebrig, folglich
unbrauchbar.
XV. Mittheilungen des Industrievereins für das Königreich Sachsen.
Jahrgang 1840, Lieferung 2, 3.
Es ist ein einziger Artikel aus diesen zwei Heften anzuzeigen, nämlich die Beschreibung zweier vereinfachten Jacquardmaschinen aus
Lyon, in der 2. Lieferung. Für kleine Maschinen eignen sich die hier
beschriebenen zwei Constructionen allerdings, und sie werden zumal durch ihre große
Einfachheit und Wohlfeilheit bei ärmeren Webern ohne Zweifel Eingang finden. Beide
Maschinen haben hölzernes Gestell und Eisendrahtplatinen, welche lezteren ohne
Federn, bloß durch den Zug der Schwere des Geschirrs in ihrer aufrechten Stellung
bleiben oder darein zurükkehren. Statt der Pappen werden in beiden Maschinen
durchlöcherte hölzerne Blättchen angewendet, in deren Löcher nach Erforderniß
hölzerne Knöpfchen eingeschraubt werden. Bei der einen Construction ist die
Vereinfachung so weit getrieben, daß sogar die Nadeln weggelassen sind, und die
erwähnten Knöpfchen direct auf die Platinen drüken; aber hiezu ist nothwendig, daß
die Platinen in einer einzigen Reihe stehen, weßhalb ihre Anzahl nicht wohl über 100
betragen kann. Die Ersparung des Ausschlagens der Muster (da man für alle Muster die
nämlichen Holzblätter verwendet und nur die Knöpfchen in andere Löcher versezt) ist
ein wesentlicher Vortheil bei beiden Maschinen; allein damit die Veränderung der
Muster ohne zu großen Zeitaufwand stattfinden könne, darf weder die Zahl der
Platinen, noch jene der Karten (Holzblätter) groß seyn.
XVI. Gewerbeblatt für Sachsen.
Jahrg. 1840, Nr. 40–53; Jahrg. 1841, Nr. 1–97.
Seit Anfang 1841 erscheint das Gewerbeblatt zu Leipzig in verdoppelter Nummernanzahl
(zweimal statt einmal die Woche) und in vergrößertem Formate, womit der von 2 Thaler
auf 4 Thaler erhöhte Preis des Jahrganges in billigem Verhältnisse steht. Von Nr. 78 an wird J. H.
Günther als Redacteur genannt, wogegen Wieck sich zurükgezogen hat.
In der Rubrik: „Technisches“ enthalten die oben genannten
Nummern folgende Original-Mittheilungen von Erheblichkeit:
1840, Nr. 46, 47: Beschreibung zweier sächsischer
Dampfbrauereien (in Erlbach und Flöha). Der Text ist kurz; die Zeichnungen
sind als Skizzen hinlänglich. — Nr. 47: Potasche und
deren Zubereitung. Es ist zu verwundern, daß die Redaction einem solchen
confusen und zum Theil falsche Angaben enthaltenden Aufsaze ihre Spalten geöffnet
hat. Daß die Potasche als „ein unreines Kali“ erklärt wird,
klingt wenigstens sehr zweideutig. „Auf einige Insecten (Ameisen, Bienen)
wirkt die Potasche wie Gift; dagegen ist sie anderen Thieren nicht
schädlich.“ Fast sollte man meinen, Potasche zu essen müsse einigen
Thieren ein Vergnügen seyn. Aus Lederabfällen sey „Potasche zu sieden,
welche 23 Proc. Lauge enthalten soll.“
„Die Aechtheit der Potasche erkennt man, wenn sie im Feuer nicht knistert
und sich im Wasser völlig auflösen läßt.“ Der (ungenannte) Verfasser
theilt mit, die Anzahl der Auslauge-Bottiche könne man sehr vermindern, wenn
man jeden einzelnen so groß macht, daß so viel Asche hineingeht, als in 30
kleine.
„Die Gelehrten wiegen die Lauge, und bestimmen ihre gewissen Grade; es ist
dieß jedoch nicht nöthig, denn so lange ein Ei, ein Stük Bernstein oder Seife
darin schwimmt, ist sie von gehöriger Stärke; sinken aber obige Sachen zu Boden,
so ist die Lauge zu schwach.“ Nein, der Verf. ist sicher, daß man ihn
nicht zu den sogenannten „Gelehrten“ rechnen wird. Der Verf.
sagt von der russischen Potasche an einer Stelle: sie werde von der amerikanischen
um Vieles übertroffen; an einer andern Stelle: sie werde von den Seifensiedern jeder
andern vorgezogen. Das Leztere ist vermuthlich das Richtige, denn der Verf. gibt den
Grund an, nämlich daß die russische Potasche „gewöhnlich von altem
stinkendem Wald-Sumpfwasser bereitet wird“. — Die Streichgarn-Vorspinnkrempel von Götze und Hartmann
in Chemnitz. Diese sehr interessante und dankenswerthe Mittheilung ließe
nur eine größere Ausführlichkeit sowohl der Zeichnungen, als der Beschreibung
wünschen. Die Maschine tritt in der Tuchfabrication an die Stelle der Lokenmaschine,
und macht die Vorspinnmaschine überflüssig, indem sie sogleich aus dem zum
leztenmale gekrazten Vließe fertiges und aufgespultes Vorgespinnst liefert. Es ist
ein höchst bemerkenswerther Umstand, daß nach vielfältiger Erfahrung diese
Fabricationsmethode ein tadelloses Tuch liefert, ungeachtet die (sonst zu einer
guten Walke für unerläßlich gehaltene) gekräuselte Lage des Wollhaars in der Loke
und dem Vorgespinnste
wegfällt, und vielmehr das Leztere nach Art des Vorgespinnstes aus Baumwolle, d. h.
mit fast parallel ausgestrektem Haare, erzeugt wird. Zur Geschichte der Erfindung
kann bemerkt werden, daß eine Vorspinnkrempel nach gleichem Principe schon 1831 in
EnglandSiehe polytechn. Journal Bd. XLVII. S. 361., 1835 in
FrankreichsSiehe Description des Brevets expirés
XXXVI. 279. patentirt wurde, und
mehrere andere Versuche der Art früher in verschiedenen Ländern gemacht worden
sind.Vergleiche auch das saͤchsische Gewerbeblatt in Nr. 14 u. 16 von
1841.
1841, Nr. 1: Hydraulische Presse und Kalander der sächsischen
Maschinenbauwerkstatt in Chemnitz. Beide Maschinen sind in kleinen Skizzen
ohne alle Details dargestellt; die Beschreibungen können eigentlich kaum diesen
Namen führen. An der hydraulischen Presse ist etwas Eigenthümliches durchaus nicht
zu bemerken. Die sogenannte Kalander ist ein kleines Walzwerk mit zwei gußeisernen
Cylindern, und zum Glätten des Papiers für Buchdruker, Kupferdruker etc. bestimmt.
— Nr. 2: Cylinder-Bohrmaschine, von Kurz (Wieck?). Eine sehr
hübsche (der Angabe nach in Belgien und England gebräuchliche) Construction des
Bohrkopfes zum Ausbohren großer Dampfmaschinen-Cylinder, wobei der Kopf mit
seinen Schneiden durch eine lange Schraube, welche in einer Nuth der Bohrspindel
liegt, längs lezterer fortgeführt wird, die Schraube selbst aber ihre Umdrehung
durch ein um ein festliegendes Rad sich wälzendes Räderwerk empfängt. — Nr.
4: Spinnwürtel, von Haubold
jun. Unter Spinnwürtel (an der Mulemaschine) wird das
sogenannte Mendozarad (main
douce der Franzosen, Mantausend-Scheibe
mancher deutschen Spinner) verstanden, nämlich die Seilrolle in der Nähe des
Strekwerkes, welche mittelst eines an ihr befindlichen Zahnrades von einem Getriebe
an der Achse der vordersten Risselwalzen umgedreht wird, und vermöge des über sie
geschlagenen endlosen Seiles den Wagen führt. Wenn man den wirksamen Durchmesser
dieser Rolle verringert oder vergrößert, so wird für gleiche Geschwindigkeit der
Strekwalzen der Gang des Wagens entsprechend langsamer oder schneller. Diesen Zwek
hat die Haubold'sche Construction des Spinn- oder
Auszug-Würtels, wobei dieser leztere ganz von Gußeisen und aus zwei
parallelen Scheiben hergestellt wird, die durch ihre gegen einander gekehrten
Randabdachungen den keilförmigen Seillauf (die Spur) bilden. Je mehr man die
Scheiben von einander entfernt, desto tiefer sinkt das Seil hinein, auf einen desto
kleineren Umkreis wirkt dasselbe demnach. — Briefwaage, von Liebscher; die gewöhnliche
Zeigerwaage, wie sie z. B. als Garnsortirwaage in den Baumwollspinnereien üblich
ist, nur mit einer nach Lothen eingetheilten Scale versehen. — Nr. 8: Cylindermaschine, von Pfaff.
Sie dient zum Glätten und Berichtigen der mit Leder überzogenen Drukwalzen, welche
in den Strek- und Spinnmaschinen der Baumwollspinnereien gebraucht werden. Zu
diesem Behufe wird die auf drei glatten gußeisernen Cylindern liegende Lederwalze
durch einen vierten, darauf niedergelassenen schweren, polirten
Gußeisen-Cylinder gedrükt, und zugleich durch die Umdrehung sämmtlicher
Cylinder gerollt, so daß jede Unebenheit der Lederbekleidung verschwindet. —
Nr. 9: Spinnabgang-Streke, von Pfaff. Statt die auf den Vor- und
Feinspinnmaschinen abfallenden Fadenenden nach gewöhnlicher Methode zur
Wiederbenuzung auf die Kraze zu bringen, schlägt der Erfinder vor, sie mehrmals
durch ein aus sechs Walzenpaaren bestehendes Strekwerk gehen zu lassen, um sie nach
und nach auseinander zu ziehen, in lose Fasern zu zertheilen und sogleich wieder in
Bänder umzuwandeln. Es wäre sehr zu wünschen, daß dieses Verfahren zu dem
beabsichtigten Ziele führte, zumal die Krazenbeschläge durch Bearbeitung gedrehter
Fadenstüke sehr leiden; allein wenn ich mich nicht täusche, so ist wenig Aussicht
vorhanden. — Nr. 18: Schleifmaschine (beschrieben
von Wieck); zum Rundschleifen langer und dünner
Metallcylinder (Wellen etc.), welche nicht gedreht werden können. Das Arbeitsstük
ist in einem Schlitten wie auf einer Drehbank zwischen Spizen eingespannt und
empfängt durch eine Riemenscheibe und einen Führer die Achsendrehung, während es
zugleich durch Zahnstange und Getrieb (welche den Schlitten bewegen) parallel mit
der Achse des schnell umlaufenden Schleifsteins an dessen Stirn vorbeigeführt wird.
Durch eine nach Erforderniß umgedrehte Schraube erfolgt die Annäherung an den Stein.
— Nr. 20: Schönherr's mechanischer Webestuhl
(beschrieben von Wieck). Beschreibung und Abbildung
könnten viel ausführlicher seyn. — Nr. 22: Kleine
Hobelmaschine für Eisen etc. (beschrieben von Wieck). Der Schlitten wird durch den Eingriff eines mittelst Handkurbel
umgedrehten Rades in eine Zahnstange bewegt; der Support ist von bekannter und
einfacher Construction. Die einleitenden Bemerkungen, welche der Verf. über
ausgedehntere Anwendung der Hobelmaschinen, selbst für kleine Gegenstände, macht,
sind sehr gegründet. — Nr. 23: Bohrmaschine
(beschrieben von Wieck); ein kleines Exemplar derjenigen
Art, welche die Engländer drilling machines nennen. Von
diesem Ausdruke gibt der Verf., wie ich beiläufig bemerken will, eine unrichtige
Erklärung. Das Wesentliche der drilling machine besteht
nicht darin, daß sie vertical bohrt, sondern darin, daß
sie kleine oder mäßig große Löcher in das massive Metall bohrt, zum Unterschiede von
den boring machines, welche die schon vorhandenen
Höhlungen von Cylindern und dergl. ausbohren, oder tiefe weite Bohrungen aus dem
Massiven (wie bei Kanonen) erzeugen. Die Richtung des
Bohrers ist ohne allen Bezug auf den Namen. Bei der vorliegenden Maschine, die sehr
einfach ist, wird die senkrechte Bohrspindel durch den Eingriff zweier konischer
Zahnräder umgedreht, von welchen das eine mittelst einer auf seiner Achse stekenden
Riemenscheibe die Bewegung empfängt. Das Niederdrüken des Bohrers geschieht durch
einen Tritt, das Aufheben durch ein Gegengewicht. — Nr. 24: Chromoxydgrün auf Kattun. Von C. H ...r (Hauer?). Recepte für verschiedene Schattirungen dieser
haltbaren und gefälligen Farbe, welche eine große Wichtigkeit schon erlangt hat. Es
kann bei dieser Gelegenheit angeführt werden, daß Hr. Dr. v. Kurrer aus Prag in der lezten
Naturforscher-Versammlung in Braunschweig zahlreiche Proben von chromgrünem
Druk auf Kattun vorzeigte, woraus die Mannichfaltigkeit der dadurch erreichbaren
Effecte in helles Licht trat. — Drehbank nach Fox
(beschrieben von Wieck). Die Einrichtung ist bekannt; in
der Beschreibung herrscht dieselbe Kürze, wie in allen Wieck'schen Maschinenbeschreibungen, deren in vielen Hinsichten
lobenswerter Lakonismus zuweilen doch etwas weiter geht, als dem schon mit
mechanischen Dingen vertrauten Leser lieb seyn kann. — Nr. 34: Große Eisenbohrmaschine (aus der sächsischen
Maschinenbauwerkstätte in Chemnitz). Es ist dieß eine drilling machine (siehe oben) der größten Art, von sehr vollkommener
Einrichtung, wobei die Bohrspindel aller nur wünschenswerthen Ortsveränderungen
fähig ist, und der Mechanismus an Solidität und Bequemlichkeit nichts zu wünschen
übrig läßt. — Nr. 78: Englische Nuthmaschine.
Diese Maschine ist schon durch andere und ausführlichere Beschreibungen bekannt, und
die nämliche, deren im polyt. Journal Bd. LXXVIII. S. 383 Erwähnung geschah. —
Nr. 78 bis 82: Ueber die Benuzung der Flamme des
Frischfeuers. Von H. v. Bünau. Dieser Aufsaz
enthält die Beschreibung und Abbildung eines 1837 zu Morgenröthe im Voigtlande nach
Königsbronner Art eingerichteten Frischherdes, in welchem die Flamme beim Aufsteigen
einen gußeisernen Kasten heizt, um die durch denselben strömende Gebläseluft (auf
etwa 325° R.) zu erhizen; dann aber im seitwärts gehenden Zuge einem
Vorwärmherde die nöthige Temperatur ertheilt, um auf diesem das zu verfrischende
Roheisen oder die zum Ausschmieden bestimmten Kolben glühend zu machen. Die
Ersparniß in Folge dieser Einrichtung soll 33 bis 40 Proc. an Kohlen und fast 50
Proc. an Zeit betragen. — Nr. 80: Ueber Turbinen,
von Fischer. Der Verf. gibt Zeichnung und Beschreibung der in
seiner Fabrik zu Erdmannsdorf seit 1839 arbeitenden, von Rabenstein in Chemniß ausgeführten Turbine, theilt aber keine Angaben über
Wasserverbrauch, Gefälle, Geschwindigkeit und Nuzeffect derselben mit. — Nr.
86: Beschreibung des für Braunkohlenfeuerung eingerichteten
Ziegelofens am Kaltenstein bei Zittau. Von Hallbauer. Dieser stehende Ofen hat acht Feuerungscanäle, faßt
28–30,000 Ziegel (theils Mauertheils Dachziegel), und vollendet einen Brand
in 5 Tagen und 5 Nächten, wozu nebst einigen Klaftern Holz 3 bis 400 Schäffel
Braunkohle erfordert werden. Da die Größe des Holzbedarfes nicht genau, und das
Gewicht des Schäffels Braunkohle gar nicht angegeben ist, so kann man über das
günstige oder ungünstige Verhältniß des Brennstoffaufwandes kein Urtheil fällen.
— Nr. 94: Ueber Verwendung des schwefelsauren
Bleioxyds. Der ungenannte Verf. räth zur Umwandlung des (als Nebenproduct
gewonnenen und sonst fast werthlosen) schwefelsauren Bleioxyds in Bleiweiß durch
Kochen mit überschüssiger Auflösung von kohlensaurem Kali oder Natron und gibt an,
daß das so gewonnene Bleiweiß sehr gut deke. Eine mit reinen Materialien
dargestellte und analysirte Probe enthielt 82.00 Bleioxyd, 14.66 Kohlensäure, 3.34
Wasser, was keinem einfachen Verhältnisse von kohlensaurem Bleioxyd und
Bleioxydhydrat entspricht, wonach wahrscheinlich entweder die Analyse ungenau ist,
oder das Wasser nur mechanisch gebunden war.
XVII.Gemeinnüziges Wochenblatt des Gewerbvereins in
Köln.
Jahrg. 1840, Nr. 39–52; Jahrg. 1841, Nr. 1–48.
Zur Geschichte eines in der neuesten Zeit vielfach besprochenen Gegenstandes, nämlich
der irrig sogenannten Oehlgaslampen, liefert die Nr. 43
von 1841 einen Beitrag. Es wird hier durch Zeugnisse der HHrn. Dr. Garthe und C. Vohl nachgewiesen, daß der Klempner Schasny in Köln schon im September 1838 eine Lampe verfertigt hat, deren
Construction — bis auf eine kleine Verschiedenheit in der Form des blechernen
Aufsazes — ganz mit der nachher von Ruhl und Benkler in Umlauf gebrachten übereinstimmte. Zugleich
wird aber hinzugefügt, daß Schasny allerdings die öffentliche Bekanntmachung seiner Erfindung versäumt
habe. Nach diesem lezteren Ausdruke ist nicht zu erkennen, ob
Sch. mehrere Lampen der in Rede stehenden Art verfertigt und an Kunden
abgegeben habe. Wäre dieß der Fall gewesen, und hätten die Lampen in dem Grade durch blendendes Licht sich ausgezeichnet, wie die Benkler'schen, so müßte man sich wundern, daß nicht von
irgend einer Seite her die Erfindung öffentlich zur Sprache gebracht wurde. Unsere
Zeitungen und übrigen Tagesblätter Pflegen sonst in Anpreisungen, selbst viel
geringerer Dinge, nicht träg zu seyn. Der Eindruk, welchen die schmale blendende
Flamme einer Benkler'schen Lampe beim ersten Anblike
macht, ist so überraschend, so sehr von dem alles anderen Lampenlichtes abweichend,
daß er von den unwissendsten und unaufmerksamsten Personen mit Verwunderung bemerkt
wird; und in Köln, wo seit wenigstens 6 Jahren ein
Gewerbverein besteht, hat Niemand die Schasny'sche Lampe
bemerkenswerth genug gefunden, um öffentlich ein Wort darüber zu sagen ? ? Es
scheint, als könne man dieses Räthsel kaum auf eine andere Weise genügend lösen, als
durch die Annahme, Sch. habe die Sache wieder aufgegeben,
bevor er sie zur Vollkommenheit gebracht hatte. Unmöglich ist dieß um so weniger,
als auch an andern Orten, und nach Bekanntmachung der Benkler'schen Lampen, die fehlerfreie Nachahmung dieser
lezteren manchen Arbeitern nur nach vielem Probiren, anderen gar nicht gelungen ist.
So einfach nämlich der Apparat ist, so mannichfaltig und zum Theil kleinlich sind
die Punkte, von welchen der gute Erfolg bei der Ausführung und Anbringung desselben
abhängt. Wie dem nun auch sey, so geht es (allgemein und ohne Beziehung auf Sch. gesprochen) der in Rede stehenden
Lampen-Construction gerade wie einer Menge anderer, großer und kleiner
Erfindungen: es häufen sich die Reclamationen von dem Augenblike an, wo einer das
Glük gehabt hat entschieden günstige Resultate zu erlangen; und es wird zulezt
außerordentlich schwer, in Ansehung der Priorität Recht zu sprechen. Viele von den
Mißverständnissen, welche der Benkler'sche Lampenstreit
hervorgerufen hat, fanden ihren Grund darin, daß der Begriff des Titels
„Erfinder“ so schwankend ist. Fast jeder Erfindung gehen
bis zu ihrer Vollendung, bis zu ihrem Auftreten im gereiften Zustande, eine Menge
mißglükter oder halbgelungener Versuche voraus. Verdient deßhalb immer der erste,
welcher sich mit dem Gegenstande beschäftigte, vorzugsweise den
Erfinder-Titel? Die Entscheidung wird noch schwieriger in dem Falle, wo der
nämliche Gegenstand von Zweien oder gar Mehreren ungefähr zu gleicher Zeit
angegriffen wird, ohne daß der Eine von dem Anderen Kenntniß hat; und ein solches
Beispiel scheint mir in den sogenannten Oehlgaslampen vorzuliegen.
XVIII. Verhandlungen des Gewerbvereins in Koblenz.
Jahrgang 1839, Nr. 9–12.Diese Zeischrift wird nicht mehr fortgesezt.A. d. R.
Nr. 9: Ueber einen neuen Alaun; von Mohr (siehe polytechn. Journal Bd. LXXVII. S. 374). — Nr. 10: Ueber Schmiedeblasbälge; von Mohr (siehe polytechn. Journal Bd. LXXVIII. S. 18). — Nr. 11: Ueber die Brükenwaage; von Mohr (siehe polytechn. Journal Bd. LXXVIII. S. 195). — Ueber die Anwendung erhizter Gebläseluft bei
Schmiedefeuern; von Mohr. Es wird hier einiger
Unannehmlichkeiten der Windheizungsapparate gedacht (namentlich des zuweilen
eintretenden Wegschmelzens der Form und der nicht selten nothwendigen Reparaturen am
Apparat überhaupt), um derentwillen es fast räthlich scheine, nach dem Gegentheile
umzulenken, nämlich die Blasform durch circulirendes Wasser kühl zu halten. Dieser
Ansicht kann ich nicht seyn. Ich kenne mehrere Feuerarbeiter in Hannover und der
Umgegend, welche sich seit einigen Jahren ununterbrochen der heißen Gebläseluft in
ihren Essen bedienen, und dabei mit keinen Schwierigkeiten der vorgedachten Art zu
kämpfen haben. Es wird ohne Zweifel viel von einer umsichtigen Regierung des Feuers
abhängen, um ein Schmelzen der Form zu vermeiden; und im schlimmsten Falle kann man
eine beschädigte Form schnell gegen eine vorräthige neue austauschen, wozu der
Apparat jederzeit eingerichtet seyn sollte. Die überall bestätigte große
Kohlenersparniß bei Anwendung des heißen Windes ist ein zu wichtiger Punkt, um sie
sogleich wieder aufzugeben, wenn man auf einzelne Schwierigkeiten stößt, die, der
Erfahrung nach, leicht zu beseitigen sind. — Nr. 12: Lastwaage mit hölzernem Waagebalken; von Mohr.
Der Verf. hat die von ihm früher bei eisernen Waagen zur Verstärkung des Balkens
angewendete Construction auch auf große Waagen in der Art übertragen, daß er den
Balken von Holz macht. Die hölzerne Zunge ist in den Balken fest eingezapft. Ueber
die Zunge nach den Enden beider Arme hin laufen Eisendrähte von 2 bis 3 Linien Dike,
welche am Ende schief durch den Balken hindurchgestekt und unterhalb desselben durch
Muttern sowohl befestigt als angespannt werden. In der Mitte des Balkens geht durch
denselben die stählerne Schneide, mit welcher er auf der Unterlage spielt. Eine
solche Waage, deren Balken 3½ Fuß Länge, 1 Zoll Dike und in der Mitte
2½ Zoll Höhe hatte, wobei ein Eisendraht von ¼ Zoll Dike angebracht
war, trug ohne Beschädigung das größte Gewicht, welches in den Schalen Plaz hatte,
nämlich 14 Cntr. Die Einfachheit und Wohlfeilheit dieser Waage empfiehlt sie
offenbar sehr.
XIX. Frankfurter
Gewerbfreund.
III. Jahrg. Nr. 1–24; IV. Jahrg. Nr. 1–21 (1840–1841).
III. Jahrg. Nr. 1: Ueber ein einfaches, praktisches Verfahren Milch mittelst
eines Galaktometers auf die Beimischung von Wasser zu prüfen. — Der
physikalische Verein in Frankfurt, von dem dortigen Polizeiamte aufgefordert, nahm
den Gegenstand, mit dem bekanntlich sich schon mehrere beschäftigt haben, neuerdings
in Bearbeitung. Da eine Prüfung der Milch durch chemische Mittel sich bald als zu
weitläufig und daher unpraktisch zeigte, so nahm man auch hier seine Zuflucht zu
einem Aräometer, welches man nach eigenen Fundamentalversuchen und zwar so
construirte, daß die Scalentheile eine zu genauer Beobachtung hinlängliche Größe
erhielten. Der Nullpunkt der Scale, bis zu welchem das Instrument, bei der
Temperatur von + 15° R. in unverfälschter Milch von mittlerer Güte eintauchen
muß, wurde dadurch bestimmt, daß man 11 verschiedene unverfälschte Milchsorten (von
11 Kühen im Alter von 5 bis 18 Jahren) zu gleichen Raumtheilen zusammenmischte, und
den Punkt am Aräometer bemerkte, bis zu welchem es in diesem Gemische (der
sogenannten Normalmilch) untersank. Der durch einen Gegenversuch bestimmte
Rahmgehalt dieser 11 Milchsorten betrug zwischen 5.8 und 16.3, durchschnittlich 11.3
Proc. Die Grade der Scale bezeichnen Procente des Wasserzusazes, so daß z. B. eine
Milch, in welcher das Galaktometer bis zu 20 einsinkt, darnach als eine Mischung von
100 Theilen Normalmilch und 20 Th. Wasser angesehen werden muß. Abgerahmte Milch gab
bei einem Versuche fast genau dieselbe Anzeige am Galaktometer, wie die nämliche
Milch im unabgerahmten Zustande, woraus die Nothwendigkeit sich ergibt, zu einer
vollständigen Prüfung der Milch sich nicht auf die aräometrische Untersuchung zu
beschränken, sondern auch den Rahmgehalt zu erforschen, indem man die Probe ungefähr
6 Stunden lang ruhig stehen läßt, und die Menge des abgeschiedenen Rahmes bestimmt.
Milch, in der das Galaktometer nur etwa 3 Proc. Wasser angibt, muß noch als
unverfälscht angesehen werden, wegen der Schwankungen des specifischen Gewichts,
welche bei unverfälschter Milch vorkommen. Der Einfluß der Temperatur erfordert eine
Correction, zu welcher die nöthige Anweisung gegeben wird. Endlich ist in dem Falle,
wo die Milch durch Mehlzusaz verfälscht ist, das Galaktometer nicht anwendbar, und
man muß diese Verfälschung auf chemischem Wege (durch Reaction mit Jodtinctur)
ausmitteln. Die ganze, mit Sorgfalt und Umsicht vollführte Arbeit scheint mir nur
ein neuer Beweis dafür zu seyn, daß eine gründliche und zuverlässige Prüfung der Milch kein
Gegenstand für den gewöhnlichen Milchverkehr ist; Chemikern und Apothekern aber,
welche etwa bei einzelnen Veranlassungen aufgefordert werden Milchproben zu
untersuchen, kann diese vorliegende Abhandlung nur interessant und nüzlich seyn.
Nr. 2: Ueber Farbe-Auftragwalzen aus Kautschuk. Von
Gerlach. Der Verf. gibt Anleitung zur Verfertigung
solcher Walzen, äußert aber die (von Anderen seitdem praktisch bestätigte)
Vermuthung, daß wegen der erweichenden Einwirkung des Leinöhlfirnisses auf das
Kautschuk ihr Gebrauch Schwierigkeiten finden werde.
Nr. 4: Nachträgliche Bemerkungen über das
Calcium-Sulfhydrat als Enthaarungsmittel. Von Böttger. Der Verf. erläutert, daß es nicht seine Meinung gewesen sey, das
Mittel zum Abnehmen des Barthaares zu empfehlen, sondern
daß er es nur zur Anwendung in der Gerberei anrathen
wolle, wo seine Brauchbarkeit sich bereits ausgezeichnet bewährt habe.
Nr. 5: Ueber die Benuzung des in Harzgas-Fabriken als
Nebenproduct gewonnenen Harzöhls, zur Speisung der Lüdersdorf'schen
Dampflampe. Von Böttger. Der Verf. fand das
genannte Oehl (im rectificirten Zustande) zu dem bezeichneten Zweke vorzüglich
geeignet, wenn es mit dem Fünf- bis Sechsfachen seines Gewichtes Alkohol
gemischt wurde.
Nr. 8: Methode Kupfer und Messing auf nassem Wege mit einer
spiegelblanken, festhaftenden Zinkschicht zu überziehen. Von Böttger (siehe polytechn. Journal Bd. LXXVII. S.
395).
Nr. 10: Apparat zur Vergoldung auf galvanischem Wege und zur
Galvanoplastik. Von Böttger (siehe polyt.
Journal Bd. LXXVIII. S. 51).
Nr. 17: Ueber die Anforderungen, welche an eine gute
Zimmer-Heizmethode zu machen sind, nebst Beschreibung einiger
Vorrichtungen, um diesen Anforderungen möglichst zu entsprechen. Von Wagner. Um den zur Abkühlung der Zimmer so sehr
beitragenden Luftwechsel durch die Fugen der Fenster und Thüren zu vermindern,
schlägt der Verf. ein Mittel vor, welches theoretisch ganz richtig ist, aber in der
Praxis schwerlich viel nüzen wird, weil die Vorrichtung leicht in Unordnung kommt:
nämlich vorgeklebte Streifen von Band, welche nach Art von Klappenventilen die Fugen
verschließen sollen. Ferner wird der Vorzug erörtert, welchen eine große weniger
stark geheizte Ofenfläche vor einer kleinern und stark geheizten hat. Dann
beschreibt der Verf. zwei Einrichtungen, welche er an Stubenöfen angebracht und
durch eigene Erfahrung
zwekmäßig gefunden hat. Die erste dient zur Abführung der verdorbenen Luft aus dem
Zimmer, und besteht aus einem 3 Zoll weiten, in die senkrechte Rauchröhre (von 6
Zoll Durchmesser) concentrisch eingesezten Rohre, welches vom obern Ende sich wieder
abwärts wendet und unter dem Roste in den Ofen mündet, während das untere Ende an
ein frei bis nahe zur Zimmerdeke aufsteigendes Rohr angefügt ist. Durch die
Strömung, welche in dem so dargestellten Canale entsteht, wird die am meisten unter
der Deke angesammelte verdorbene Luft herabgezogen und dem Feuer zugeführt, wo sie
zugleich durch die in ihr enthaltene Wärme sich nüzlich macht, indem somit das Feuer
durch erwärmte Zugluft gespeiset wird. Die zweite Vorrichtung besteht aus einem
hinter dem Ofen, 1 Zoll von der Wand entfernt, angebrachten dünnen Eisenbleche von
der Höhe und Breite des Ofens. Dieses Blech, welches sich also bei der Heizung
bedeutend erwärmt, schließt unten an den Fußboden, zu beiden Seiten an die Mauer
luftdicht an, läßt aber oben die frische Luft austreten, welche durch eine kleine
Oeffnung der Wand, dicht über dem Fußboden, herbeikommt. Indem diese Luft, auf ihrem
Wege nach dem Zimmer, hinter dem Bleche aufsteigt, erwärmt sie sich an demselben,
und gelangt mit einer Temperatur in das Zimmer, welche bei des Verf. Oefen bis zu
27° R. beträgt, aber stets viel niedriger bleibt, als die Temperatur der
direct am Ofen erwärmten Luft. Die Folge davon ist, daß die frische, von Außen
herzukommende Luft kein großes Bestreben hat, senkrecht aufzusteigen, sondern sich
mehr horizontal in dem mittleren Theile der Zimmerhöhe ausbreitet, wo der
Athmungsproceß vorgeht. Endlich sucht der Verf. einen beständigen angemessenen
Feuchtigkeitsgrad in der Luft des Zimmers dadurch zu unterhalten, daß er in ein nach
Art der Hänglampen aufgehängtes Behältniß ein Gefäß mit Wasser sezt. Statt reinen
Wassers Kalkwasser anzuwenden, damit die durch das Athmen erzeugte Kohlensäure
absorbirt werde, ist ein Vorschlag, auf den man wohl kein Gewicht legen darf.
Nr. 18: Mostrich oder Senf. Von K. — Kurze, aber genügende Anweisung zur Bereitung der
verschiedenen gebräuchlichen Hauptgattungen des Senfs. — Ueber die zwekmäßigste Art Fleisch zu räuchern. Von K. — Um Rindfleisch so zu räuchern, daß es saftig
bleibt, sehr wohlschmekend wird (namentlich keinen unangenehmen Rauchgeschmak
bekommt) und sich lange hält, wird aus bewährter Erfahrung empfohlen: das vom
Schlachten noch warme Fleisch in einem gepulverten Gemenge von 32 Theilen Kochsalz
und 1 Th. Salpeter gehörig umzuwälzen, es mit so viel Rokenkleie zu bestreuen, als daran hängen
bleiben will, und es, mit einer einfachen Lage Drukpapier umwikelt, in den Rauch zu
hängen.
Nr. 19: Ueber die Anwendung des Dampfes beim Faßbinden.
— Diese Anwendung ist schon lange bekannt; s. z. B. polytechn. Journal, Bd. XXXIII. S.
267, und Prechtl's technolog. Encyklopädic, Bd. VIII. S. 583.
Nr. 20: Ueber die Bestandtheile und die Anfertigung geräuschlos
verbrennender Streichzündhölzer. Von Böttger. S.
polytechn. Journal, Bd. LXXIX. S. 230.
Nr. 23: Ueber den Verbrauch an Brennmaterial im Verhältnisse
zur Höhe der Zimmer. Von Gräger.S. polyt. Journal Bd. LXXX. S. 315.Der Verf.
beobachtete in einem geheizten Zimmer auf verschiedenen Höhen über dem Fußboden
nachstehende Temperaturen:
In
0
Fuß
Höhe
(d. h. am Boden)
18.36° C.
—
2
—
—
19.63
—
4
—
—
20.61
—
6
—
—
22.50
—
8
—
—
24.30
und zieht daraus den Schluß, daß die Wärme mit der Höhe nach
einer geometrischen Progression zunehme, deren Exponent = 1.0727 sey. Für Zimmer,
deren Temperatur am Boden = 18.36° C. ist, ließe sich demzufolge die Wärme in
jeder beliebigen Höhe vom Boden (in Abstufungen von 2 Fuß) durch folgende Formel
berechnen:
u = 18.36 × en-1,
worin e der erwähnte Exponent =
1.0727, n oder die Anzahl der Glieder = der halben Höhe
+ 1,18.36 das erste Glied der Progression, u (oder die
Temperatur in der gewählten Höhe) das lezte Glied.
Die zur Prüfung der Formel angestellte Berechnung gibt:
für
0
Fuß
Höhe
18.36° C.
—
2
—
—
19.69
—
4
—
—
21.12
—
6
—
—
22.65
—
8
—
—
24.30
—
10
—
—
26.07
—
12
—
—
27.97
—
14
—
—
30.00
—
16
—
—
32.18
—
18
—
—
34.52,
worunter die mit den beobachteten correspondirenden Resultate
genau genug mit lezteren übereinstimmen. Für ein Zimmer von 10 Fuß Höhe wäre demnach
im angegebenen Falle die Summe der in den einzelnen Schichten von 2 zu 2 Fuß
berechneten Wärme = 106.12°, und für ein Zimmer von 20 Fuß Höhe betrüge diese
Summe 256.86°, also 2.42 mal so viel, während doch in gleicher Höhe eine
gleiche Temperatur herrschen würde. Um nun aber eine 2.42 mal so große Wärmemenge
hervorzubringen, ist eine 2.42 mal so große Menge Brennstoff erforderlich. Ein
Zimmer von 20 Fuß Höhe braucht also 2.42 Brennstoff, wenn der
Brennstoff-Aufwand für ein Zimmer von der halben Höhe (10 Fuß) und übrigens
völlig gleicher Beschaffenheit = 1 gesezt wird. Daß der Bedarf an Brennstoff in
einem größeren Verhältnisse zunimmt, als die Höhe des Zimmers (vorausgesezt daß man
in einer bestimmten Höhe eine bestimmte Temperatur erlangen will), kann niemals von
irgend Jemand bezweifelt worden seyn, da dieß unmittelbar aus der Ansammlung der
warmen Luft in den oberen Schichten von selbst folgt. Das Neue der vorstehenden
Mittheilung liegt also nur in den Zahlen, und diese
scheinen doch wohl für verschiedene Fälle bedeutenden Schwankungen ausgesezt zu
seyn, je nachdem die Heizvorrichtung ihren Zwek, eine möglichst gleichmäßige
Durchwärmung des Zimmerraumes zu bewirken, mehr oder weniger gut erfüllt. Ich habe
in dieser Beziehung ein Paar Reihen von Beobachtungen in einem Zimmer angestellt,
welches 12 Fuß hoch ist und durch einen Ofen mit Horizontalzügen, eisernem
Unterkasten und thönernem Aufsaze geheizt wird. Das erstemal erhielt ich folgende
Resultate:
in
0
Fuß
Höhe
15°
R.
—
2
—
—
16.0
—
—
4
—
—
16.6
—
—
6
—
—
17.4
—
—
8
—
—
18.2
—
Das zweitemal:
In
0
Fuß
Höhe
17.8°
R.
—
2
—
—
19.2
—
—
4
—
—
20.4
—
—
6
—
—
21.6
—
—
8
—
—
22.7
—
—
10
—
—
24.3
—
Für den ersten Fall folgt der Exponent der Progression =
1.0495, wonach die berechneten Temperaturen sich ergeben:
15°, 15.74, 16.52, 17.34, 18.20. Für den zweiten Fall kann man den Exponenten
= 1.0642 annehmen, und man erhält dann folgende Zahlen für die Temperaturen auf den oben
bezeichneten Höhen: 17.80, 18.94, 20.16, 21.45, 22.83, 24.30. Es scheint demnach,
daß die Annahme einer geometrischen Progression in der Wärmezunahme sehr nahe
richtig sey, der Exponent dieser Progression aber in verschiedenen Fällen bedeutend
verschieden seyn könne. Jedenfalls wird dazu erfordert werden, daß das Zimmer
bereits einige Zeit geheizt und die Temperatur desselben so zu sagen in den
Beharrungszustand gekommen ist, auch keine erheblichen Bewegungen in der Luft Statt
finden. Ich muß noch hinzufügen, daß eine Reihe von Beobachtungen in einem 17 Fuß
hohen Zimmer mir Resultate gegeben hat, welche anzudeuten scheinen, daß in sehr
hohen geheizten Räumen eine mittlere Luftschicht von 6 oder mehr Fuß Höhe vorkommen
kann, in welcher die Temperatur nahe gleichmäßig ist. — Ueber Elektromagnetismus als Triebkraft. Von Wagner (S. polytechn. Journal, Bd. LXXX. S. 372.)
IV. Jahrgang, Nr. 1: Veiträge zur Galvanoplastik. Von Gerlach. — Es werden hier mehrere interessante Bemerkungen
mitgetheilt, welche einen sehr aufmerksamen Beobachter beurkunden; z. B. über die
Sprödigkeit der galvanoplastischen Kupferproducte (welche beim Glühen oder selbst
beim Anwärmen bis zur Schmelzhize des Zinns verschwindet, indem dabei eine
beträchtliche Ausdehnung des Kupfers stattfindet); über
die ungleiche Dike des niedergeschlagenen Kupfers an verschiedenen Stellen; über die
Bildung linien- und streifenförmiger Auswüchse auf der Rükseite des
galvanischen Kupferüberzuges; u. s. w.S. Polytechn. Journal, Bd. LXXXII. S. 128.
Nr. 3 und 4: Ueber das Selligue'sche sogenannte Wassergas, und
über die durch dasselbe in Straßburg (im Januar 1841) vorgefallene Erstikung. Von Engelhard. —
Der Verfasser zeigt, wie und aus welchen Gründen die großen Erwartungen, welche man
anfangs von der Selligue'schen Gasbereitung hegte, getäuscht worden sind. Dieses Gas
muß seiner Entstehung nach viel Kohlenoxydgas und Wasserstoffgas enthalten, und
schwankt in seiner Leuchtkraft außerordentlich stark. Der Anwesenheit des
Kohlenoxydgases, und vielleicht auch des sogenannten Kohlendampfes, wird mit großer
Wahrscheinlichkeit die schrekliche Straßburger Erstikungsgeschichte zugeschrieben,
über welche man hier sehr unterrichtende Details findet. Das sogenannte Wassergas
scheint in dieser Beziehung weit gefährlicher zu seyn, als Steinkohlengas, weil
lezteres theils stärker riecht und deßhalb leichter entdekt wird, theils nicht, oder in viel geringerer
Quantität die namhaft gemachten betäubend-tödtlichen Beimengungen
enthält.
Nr. 10: Laternchen zum Anzünden der Gaslichter (im
Freien). Von Gerlach. Eine kleine Taschenlaterne, deren
oberer, aus Blech gearbeiteter Theil, um die Tragbarkeit des Ganzen zu befördern,
aus drei Auszügen (jenen eines Taschenperspektives ähnlich) gebildet ist. Der
unterste Theil besteht aus einer kleinen Oehllampe, die durch einen kurzen
Glascylinder mit dem blechernen Obertheile zusammenhängt. Durch die Lampe geht von
unten nach oben ein Röhrchen, mittelst dessen die Laterne über den Gasbrenner
herabgesenkt wird. Nach dem Oeffnen des Brennerhahns strömt sodann das Gas durch das
Röhrchen an die Flamme der Lampe, von welcher es entzündet wird. Die Gefahrlosigkeit
und Bequemlichkeit dieser Laterne hat sich im Gebrauche bewährt.Vergl. polytechn. Journal, Bd. LXXX. S. 426.
Nr. 15: Gutachten über die neue Lampen-Construction von
Benkler und Ruhl. Eine von dem Frankfurter physikalischen Vereine ernannte
Commission stellte in Bezug auf diese Lampen-Einrichtung folgende Versuche
an: Eine kleine sogenannte Studir-Lampe, die mit der Benkler'schen
Vorrichtung versehen war, wurde, nach geschehener vollkommenster Regulirung der
Flamme, hinsichtlich der Lichtintensität mit einer Wachskerze (4 Stük auf das Pfund) verglichen. Die Helligkeit der Kerze = 1
gesezt, betrug jene der Lampe 2.1. Nachdem die Lampe 1 Stunde mit unveränderter
Lichtstärke gebrannt hatte, wurde sie gewogen. Es fand sich, daß 244 Gran Oehl verzehrt waren. Eine ganz gleiche, mit Thran gefüllte Lampe, deren Helligkeit jener der
Oehllampe völlig gleich gemacht wurde, verzehrte in 1 Stunde 300 Gran. Als man
hierauf die Oehllampe ohne die Benkler'sche Vorrichtung
gebrauchte, und ihre Flamme zur Erlangung der vortheilhaftesten Verbrennung so groß
machte, als sie es ohne Rauch zu geben vertrug, zeigte sich die Helligkeit nur 9/13
oder sehr nahe 0.7 von jener der Wachskerze, und es wurden in 1 Stunde 150 Gran Oehl
verzehrt. Da nun die Lichtstärke der Lampe mit
Vorrichtung sich zu jener der Lampe ohne Vorrichtung wie
2.1 zu 0.7 oder 3 : 1 verhielt, der Oehlverbrauch aber nur in dem Verhältnisse von
244 zu 150 stand, so findet man die relative Leuchtkraft
(d. h. die Verhältnißzahl der Lichtmenge aus gleichem Oehlgewichte) wie folgt:
a) Mit der Vorrichtung =
2.1/244 = 0.00860
b) Ohne die Vorrichtung =
0.7/150 = 0.00466;
wonach die Ruhl-Benkler'sche
Construction den erstaunlichen Vortheil hätte, aus dem Oehle fast doppelt so viel
Licht zu entwikeln, als eine gewöhnliche Lampe ohne den
neuen Apparat, jedoch von übrigens ganz gleicher Einrichtung. Dieser Schluß ist, wie ich versichern kann, sehr ungenau;
wiewohl ich mit diesem Ausspruche die Richtigkeit der unmittelbaren Beobachtungs-Resultate gar nicht entfernt zweifelhaft
machen will. Ich werde die aus eigener Erfahrung abgezogenen Gründe meiner
Behauptung ausführlich darlegen, weil der Gegenstand — bei dem allgemeinen
Aufsehen, welches die Benkler'schen Lampen gemacht haben — von nicht geringer
Wichtigkeit ist. Die der Prüfung unterworfene Lampe ist, nach ihrer Lichtstärke ( =
2.1 Wachskerzen) zu schließen, eine der kleinsten Sorte gewesen, bei welcher der
hohle DochtDaß die Lampe einen hohlen Docht hatte, muß doch
wohl vorausgesezt werden, obschon es in dem Gutachten nicht erwaͤhnt
ist. nur etwa 5 rheinl. Linien im Durchmesser gehalten haben
kann; denn bei Versuchen, welche Heeren und ich in
Gemeinschaft angestellt, aber noch nicht veröffentlicht haben, leuchtete eine Benkler'sche Lampe dieser Sorte durchschnittlich so
stark, als 2.7 Talglichte (6 auf das Pfund), was 2.4 Wachslichten (4 auf das Pfund)
gleich kommt. Nun verbrannte unsere Lampe
durchschnittlich in 1 Stunde 278 Gran Oehl oder für die
Helligkeit einer Wachskerze 116 Gran; die in Frankfurt
geprüfte Lampe aber 244 Gran, oder für die Helligkeit eines Wachslichtes ebenfalls 116 Gran. Es ist also in dieser Beziehung
vollkommene Uebereinstimmung vorhanden. Auch wir ließen in besonderen Versuchen
unsere Lampe ohne die Benkler'sche Vorrichtung brennen;
sie leuchtete hierbei unter der vortheilhaftesten Dochtstellung, durchschnittlich
nur so stark als 1.08 Wachslichte, und verzehrte stündlich 162 Gran Oehl. Hiernach
kommen auf die Helligkeit eines Wachslichtes 162/1.08 =
150 Gran. Die in Frankfurt geprüfte Lampe erforderte dagegen 150/0.7 = 214 Gran. Es
geht hieraus auf das Entschiedenste hervor, daß die Frankfurter-Lampe, als
sie ohne die Benkler'sche
Vorrichtung brannte, sich in solchen Umständen befand, welche für die
Lichtentwiklung höchst ungünstig waren. Davon überzeugt man sich noch vollständiger,
wenn man sich erinnert, daß keine erträglich gebaute und
leidlich gehaltene gewöhnliche Lampe mit hohlem Dochte wehr als etwa 150 Gran Oehl in der Stunde verzehrt, um die Helligkeit
eines Wachslichtes (4 auf das Pfund) zu erzeugen; ja daß in gut gebauten und
sorgfältig regulirten Lampen mit constantem Niveau (mit Oehlflasche) der Oehlbedarf zu dem
genannten Behufe nicht über 110 Gran beträgt. Bei unseren Versuchen verhielt sich
die Lichtstärke der Lampe ohne Vorrichtung zu jener der
Lampe mit Vorrichtung wie 45 zu 100; bei den Frankfurter
Versuchen hingegen nur wie 33 zu 100. Die relative
Leuchtkraft war bei uns:
mit Vorrichtung
= 2.4/278 = 0.00863;
ohne —
= 1.08/162 = 0.00666,
also im lezteren Falle reichlich drei
Viertel von der des ersteren Falls, wogegen, wie oben gezeigt, in Frankfurt
das Resultat sich auf wenig mehr als die Hälfte stellte.
Ich darf anführen, daß wir die Lampe durch 5 Stunden in ununterbrochenem Brennen
hielten und während der Zeit 5mal auf ihre Lichtstärke prüften, wodurch nothwendig
ein genaueres Resultat hervorgehen mußte, als bei einem Versuche, der nur 1 Stunde
dauerte. Mit der Benkler'schen
Vorrichtung schwankte die Lichtstärke unserer Lampe (jene der Wachskerze = 1 gesezt)
zwischen 2.61 und 2.13; ohne die Vorrichtung zwischen
1.18 und 1.02: das Licht war also in beiden Fällen ziemlich gleichmäßig. —
Wenn ich annehmen darf, durch das Vorstehende gezeigt zu haben, daß die in Frankfurt
geprüfte Lampe, als sie ohne die Benkler'sche Vorrichtung
gebraucht wurde, sich in einem Zustande befunden haben müsse, der sie ganz
untauglich machte, einen Repräsentanten der gewöhnlichen
(guten) Lampen-Construction vorzustellen; daß also hiernach der Vorzug der
Benkler'schen Lampen weit überschäzt worden ist, indem man ihn aus den Frankfurter
Versuchen folgerte: so bin ich ferner genöthigt, noch weiter zu gehen. Nach Heeren's und meinen Erfahrungen scheint es zwar keinem
Zweifel unterworfen zu seyn, daß die Benkler'sche
Vorrichtung bei Lampen mit engen Dochten (½ Zoll
und weniger im Durchmesser) die Verbrennung auf bedeutend vortheilhaftere Weise (mit
größerer Lichtentwiklung) bewirkt; es hat sich uns aber auch das Resultat ergeben,
daß bei Lampen mit Dochten von mehr als 6 Linien Durchmesser der Vortheil ganz oder
größtentheils verschwindet, indem alsdann zwar die Helligkeit der Flamme ebenfalls
durch die Vorrichtung sehr erhöht, zugleich aber auch der Oehlverbrauch entsprechend
gesteigert wird. Nichtsdestoweniger behalten die Ruhl-Benkler'schen Lampen eigenthümliche Vorzüge durch die
vortreffliche Weiße ihrer Flamme, und dadurch, daß zur Hervorbringung gleicher
Lichtstärke eine kleinere (daher wohlfeilere und weniger Raum einnehmende) Lampe
genügt. — Nachdem in Frankfurt angestellten Versuche verhielt sich für
gleiche Helligkeit der
Verbrauch an Thran in der Benkler'schen Lampe zu dem
Verbrauch an Oehl wie 300 : 244 oder wie 1.23 : 1; bei
unseren Versuchen (mit Lampen verschiedenen Kalibers) war das Verhältniß
durchschnittlich wie 1.12 : 1.
Nr. 16: Vorrichtung zum Bohren kleinerer Löcher in
Metall. Mitgetheilt von Gerlach. Die Bohrspindel,
welche mittelst einer Kurbel umgedreht wird, stekt in einer nach ihrer Achse
durchbohrten hölzernen Schraube, durch deren Fortschraubung in der Mutter der Bohrer
in das Arbeitsstük eindringt. Es scheint, als ob diese Vorrichtung etwas unbequem
seyn müsse, da beide Hände des Arbeiters gleichzeitig drehende Bewegung von
verschiedener Geschwindigkeit zu vollbringen haben; indessen wird angeführt, daß man
sich eines ähnlichen Bohrapparates auf der Taunus-Eisenbahn bedient habe, um
behufs einer Signal-Vorrichtung mehrere tausend Löcher seitwärts in die
Schienen zu bohren. — Bequemer Verschluß für Mappen,
Kästchen u. dgl. (sogenanter chinesischer
Riegel). Mitgetheilt von Gerlach. Es ist keine gegen
das Eröffnen von Unberechtigten sichernde, schloßartige Vorrichtung, sondern ein
sehr einfaches und zwekdienliches, ganz und gar äußerlich angebrachtes Mittel zum
Zusammenhalten, bestehend aus einem Schieber von Elfenbein, der in Bandschleifen
eingeschoben wird.
Nr. 17: Ueber Verzinnung und Verzinkung auf nassem Wege;
und: Einfache Methode, Kupfer und Messing auf nassem Wege mit
Platin zu überziehen. Von Böttger. (S.
Polytechn. Journal, Bd. LXXXII. S. 77).
Nr. 19: Ueber galvanoplastische Nachbildung gestochener
Kupferplatten. Von Felsing. Das technisch
Interessante dieser Mittheilung ist eine Nachschrift von Böttger (polytechn. Journal, Bd. LXXXII. S. 314), worin dieser gewandte
Experimentator die durch ihn ausgeführte und nach Felsing's Zeugniß vollkommen gelungene galvanoplastische Nachbildung einer
gestochenen Kupferplatte von 12½ Zoll Länge und 9½ Zoll Breite
beschreibt.
Ueber Beförderung der Dampfentwiklung. Von Böttger. Auf die bekannte Erfahrung, daß dünne Drähte, in
kochendes Wasser gebracht, die Dampfentwiklung beschleunigen (worüber einige
bestätigende Versuche erzählt werden), gründet der Verf. den Vorschlag, dieses
Mittel in Dampfkesseln anzuwenden. Einer Erprobung scheint der Vorschlag allerdings
würdig zu seyn.
Nr. 21: Commissionsbericht über Boucherie'sOder Bourgery's?
Versuche, die lebenden Bäume mit verschiedenen Stoffen
zu imprägniren etc. Die Commission war von dem
Frankfurter Gewerbvereine ernannt, und hatte nicht über Boucherie's (wie man nach dem Titel glauben könnte), sondern über ihre
eigenen Versuche zu berichten. Leztere wurden mit Birken-, Platanen-,
Kirschbaum-, Pappel- und Ahorn-Stämmen vorgenommen, unter
(getrennter) Anwendung von Knoppern-Absud, holzsaurer Eisen-Auflösung,
Bleizuker-Auflösung. Der Knoppern-Absud wurde (von dem Birkenstamme)
nicht eingesogen. Durch die Imprägnirung mit den beiden genannten Salzen schienen
die Holzarten ihre natürliche Neigung zum Werfen und Reißen bei schnellem Austroknen
größtentheils verloren zu haben.
XX. Mittheilungen des Gewerbvereines in Lahr.
V. Jahrgang, 1841.
Wie gewöhnlich bringt diese mit Rüksicht auf ihre locale Bestimmung sehr gut
redigirte Zeitschrift unter ihren Artikeln auch mehrere eigene kleine Abhandlungen
aus der Feder des Herausgebers (Dr. Hänle); so z. B. über Bereitung der Aezlauge aus Soda
(namentlich das beste Verhältniß von Kalk und Wasser betreffend); über
Stiefelwichse, zu welcher ein Recept nach eigener Erfahrung mitgetheilt wird; über
eine Verbesserung am Beindorf'schen Destillirapparate für Laboratorien u. s. w. Auf
S. 31 ist die sehr ergözliche Erzählung zu lesen, wie ein herumreisender
(französischer ?) Speculant gegen 50 fl. Honorar das Geheimniß, Wassergas zu bereiten, zum Kaufe ausbot, und wie dessen
sogenanntes Wasser-Gas eine tropfbare, mittelst
Docht in gewöhnlichen Lampen zu brennende Flüssigkeit war, nämlich eine Mischung von
Weingeist mit etwas Terpenthinöhl und Schwefeläther (!).
XXI. Schweizerisches Gewerbeblatt.
8. Solothurn. — I. Jahrgang,
1840, in 6 Heften; — II. Jahrgang,
1841(redigirt von Dr. P. A. Bolley und O. Moͤllinger). Heft
1–5.
Jeder Jahrgang besteht aus 6 Heften, welche zusammen einen Band von ungefähr 36 Bogen
bilden und 2 Rthlr. 16 gGr. kosten. Die typographische Ausstattung ist schön, und
auch die lithographirten Tafeln verdienen Lob. Der Inhalt eines jeden Heftes ist
unter folgende Rubriken geordnet: I. Mittheilungen aus
dem Gebiete der technischen Physik und Chemie; II.
Zusammenstellung der wichtigsten Original-Mittheilungen in den Zeitschriften
der deutschen Gewerb-Vereine und polytechnischen Institute; III. Neueste Zustände und Erfindungen der französischen,
englischen und deutschen Industrie; IV.
Original-Mittheilungen; V. Recepte; VI. Industrielle Notizen.
Es muß gerühmt werden, daß sowohl durch gute Auswahl der fremden, als durch
Mittheilung mancher schäzbaren eigenen Artikel sich in dem 2. Jahrgange eine fleißige und sorgfältige
Redaction zu erkennen gibt.
Ich führe die bedeutenderen Original-Mittheilungen der beiden Jahrgänge
an:
Jahrg. 1840: Die Seidenzucht im Kanton Solothurn; von Zetter. Geschichtliches über die Entstehung der dortigen
Seidenzucht (seit 1834), Beschreibung (mit Abbildung) der nach französischem Muster
eingerichteten Magnanerie, und Beschreibung der Raupenzucht. Die Zucht des Jahrs
1839 ergab (ohne die Flokseide zu rechnen) 182 Pfd. Cocons, worunter 2 Pfd.
fehlerhafte; der Ertrag an gehaspelter Seide war nahe 15 Pfd; also 1 Pfd. aus 12
Pfd. Cocons, was dem gewöhnlichen Durchschnitte gleich kommt. Zu 1 Pfd. gelber Seide
gingen 5103, zu 1 Pfd. weißer 3205 Cocons auf; hiernach scheinen ungefähr 425 gelbe
oder 267 weiße Cocons 1 Pfd. (½ Kilogramm) gewogen zu haben. Auch dieses (von
frischen, nicht ausgetrokneten Cocons zu verstehende) Resultat stimmt mit dem
anderwärts erhaltenen gut überein, und zeigt, daß die weißen Cocons ziemlich groß
und schön gewesen seyn müssen. — Rauchverzehrende
Feuerung; von Schinz. Der Verf. richtete eine
Kesselfeuerung so ein, daß der 3.6 Meter lange, unter 10 bis 20° Neigung
gegen die Horizontale ansteigende Rauch-Canal unter sich einen parallelen und
eben so langen Luftcanal hatte, von dem er durch eine Scheidewand aus Eisenblech
getrennt war. Dieser Luftcanal hatte seinen Eingang an einer unter dem Schornsteine
gelegenen Stelle, und mündete am anderen Ende unter dem Roste in den Aschenfall, der
übrigens verschlossen war. Die einziehende Luft strich also unter der erhizten
Eisenplatte hin und gelangte erwärmt in das Feuer. Hierdurch ist der Effect erreicht
worden, daß, wenn das Feuer einmal ordentlich angezündet war, kein Rauch aus dem
Schornsteine strömte, der jedoch sogleich zum Vorschein kam, wenn man den Luftcanal
verschloß und die Zugluft auf gewöhnliche Weise direct durch den Aschenfall
eintreten ließ. Es ist übrigens gar nicht gesagt, mit welchem Brennmaterial geheizt
wurde, und eben so wenig liegen Beobachtungen darüber vor, ob und in welchem Maaße
eine Brennstoff-Ersparung aus der Anwendung der erwärmten Zugluft hervorging.
Der Lufterwärmungs-Apparat ist eine zwekmäßige Vereinfachung der in
Mühlhausen bei Dampfkesselfeuerungen versuchten Construction (s. polytechn. Journal,
Bd. LXV. S. 81), und scheint für kleine
Feuerungen Empfehlung zu verdienen. — Mechanische
Hürdengerüste (für Trokenhäuser); von Schinz.
Die Einrichtung derselben möchte doch wohl für die allermeisten Fälle viel zu
künstlich, daher kostspielig, und selbst nicht einmal ganz bequem seyn. — Ueber die Zubereitung des Torfs; von Schinz. Es
wird mitgetheilt, der Gewerbverein in St. Gallen habe mit bestem Erfolge das
Verfahren in Anwendung gebracht, den frischen nassen Torf auf einer Mühle (nach Art
der Obstmühlen) in Brei zu zermahlen, und lezteren in Formen zu Ziegeln zu
streichen, die sodann an der Luft getroknet wurden. Abgerechnet das Mahlen (welches
wohl schwerlich Jemand für eine im Großen praktisch anwendbare Methode halten wird)
ist hierin nichts Neues. Der Verf. empfiehlt, nach eigenen Versuchen, angelegentlich
die Torfkohle, und führt über die Leistungen derselben bemerkenswerthe Dinge an. Er
versichert, daß, um 1 Kubikfuß Wasser in Dampf zu verwandeln, von gutem Torf 28
Pfd., von Torfkohle aber nur 5 Pfd. erforderlich seyen. Ohne Zweifel hat man
hierunter das Pfund = ½ Kilogramm und den Fuß = 3 Decimeter zu verstehen, in
welcher Voraussezung 1 Kubikfuß Wasser 54 Pfd. wiegt. Es würde also 1 Pfd. Torf
1.9286 Pfd. oder 61.7 Loth Wasser, 1 Pfd. Torfkohle dagegen 10.8 Pfd. oder 345.6
Loth Wasser verdampfen, folglich die Heizkraft der Torfkohle über 5½mal so
groß seyn, als die eines gleichen Gewichtes Torf. Dieses Resultat ist in ungeheurem
Grade unrichtig; denn selbst wenn man die Torfkohle der Holzkohle gleich sezt
(welcher sie doch ihres größeren Aschengehaltes wegen nachsteht), kann nach
vielfältigen Erfahrungen die Torfkohle nur 2 bis 2½mal so viel leisten, als
Torf. Auf folgende Weise läßt sich die Irrigkeit des von Schinz angegebenen Resultates noch schlagender darthun: er erwähnt, daß
ihm sein Torf bei Verkohlung im Meiler 31 Gewichts-Procent Kohle gegeben
habe. Aus 28 Pfd. Torf kommen mithin 8⅓ Pfd. Kohle; und heizten wirklich 5
Pfd. Kohle eben soviel als 28 Pfd. Torf, so betrüge die Heizkraft der 8⅔ Pfd.
Torfkohle sehr nahe 1¾mal so viel, als die Heizkraft
des Torfes, woraus sie entstanden sind. Eine solche Behauptung ist noch nie
aufgestellt worden, und man darf in die Worte des Verf. einstimmen:
„Dieses Ergebniß ist so vortheilhaft, daß man Mühe hat daran zu
glauben.“ Die Erklärung, welche er davon zu geben versucht, indem er
behauptet: der Torf, selbst bei höherer Temperatur getroknet, enthalte noch an 33
Procent Wasser, ist unzulässig; denn ein so großer Wassergehalt kommt selbst in bloß
lufttroknem Torfe nicht vor.
Jahrg. 1841: Holzerne Behälter zur
Aufbewahrung des Eises über der Erde. An den von Jeuch angegebenen Eisbehältern (s. polytechn. Journal, Bd. LXXVIII. S.
76) hat Laue in Wildegg einige auf Erfahrung
gegründete Verbesserungen angebracht, welche hauptsächlich in Folgendem bestehen: 1)
der innere Kasten wird aus,
dreizölligen (nicht zweizölligen) Bohlen hergestellt, sowohl der größeren
Dauerhaftigkeit wegen, als um die Wärme besser abzuhalten. 2) Der äußere Kasten wird
in solcher Entfernung von dem inneren erbaut, daß der mit Häkerling ausgefüllte Raum
überall 1 Fuß weit ist. Die von Jeuch vorgeschriebene
Dike der Häkerling-Schicht (4 bis 4½ Zoll) fand Laue jedenfalls zu gering, um das Eis gehörig zu conserviren. Die
Einrichtung des verbesserten Eiskastens ist durch Abbildungen erläutert. —
Troken-Apparat für gewebte Zeuge (mit
Abbildungen). Diesem von dem Maschinenbauer Eberhard in
Niederlenz ausgeführten und in der Mühlberg'schen Fabrik
zu Aarau aufgestellten Apparate ist die Bridson'sche
Einrichtung (s. polytechn. Journal, Bd. LXXII. S. 372) zu Grunde gelegt. Die
Haupt-Idee (Anwendung eines einzigen großen Trokencylinders) ist beibehalten;
dagegen sind die Glättwalzen rings um den Trokencylinder und die Vorrichtung zum
Ausspannen des Stoffes weggelassen. Der Apparat ist 50 franz. Zoll breit, so daß von
schmaler Waare zwei Stük nebeneinander durchgeführt werden können. Von dichten,
groben, schwer troknenden Stoffen können in 11 Arbeitsstunden 2000 Stab getroknet
werden. — Ueber den gelben Farbstoff der
Quercitronrinde; von Bolley. — Notizen über Galvanoplastik und über Vergoldung auf
galvanischem Wege. Von demselben. — Ueber die
Wirkungsweise und die Bereitung der Alaunbeize (essigsauren Thonerde) für Färber und Druker. Der Verf. macht bemerklich, daß
das schwefelsaure Kali in der essigsauren Thonbeize ein wesentlich nöthiger
Bestandtheil, und daß demnach jede Methode, wodurch bloß
essigsaure Verbindungen hervorgebracht werden, zu verwerfen sey. Das in den
besten Fabriken übliche und durch die Erfahrung bewährte Verhältniß von gleichviel Alaun und Bleizuker, bei der Bereitung der
Beize, wird theoretisch dadurch gerechtfertigt, daß 100 Theile (1 Mischungsgewicht)
Alaun zur Zersezung der darin enthaltenen schwefelsauren Thonerde 120 Th. (3 Mg.)
Bleizuker erfordern, welches also die größte Menge wäre,
die angewendet werden dürfte, wenn nicht auch mehr oder weniger schwefelsaures Kali
zersezt und in essigsaures Kali umgewandelt werden soll. Die Abhandlung ist sehr
klar und mit praktischer Kenntniß geschrieben. — Beschreibung eines holzsparenden Dampfkessels; mitgetheilt von Laue. Es ist ein cylindrischer hölzerner, mit gußeisernem
Ober- und Unterboden versehener Behälter, in welchem ein kupferner
Feuerkasten mit fünf Siederöhren aufgestellt ist. Der Apparat eignet sich sonach
nur, um (bei Holz- oder Torf-Feuerung) Dampf von geringer Spannung zu
erzeugen, am besten aber wohl zum Wasserwärmen für Bäder und drgl., in welcher Beziehung
das Princip desselben nicht neu ist. Ueber Zinnchlorid und
Pinksalz; von Bolley. (S. polytechn. Journal,
Bd. LXXXI. S.
307.) — Neue Schraubenpresse; von Baldenschwieler. Es ist eine von der Art, wobei die
Mutter gedreht wird, die Spindel aber ohne Drehung auf oder nieder steigt; wie man
sie verschiedentlich zu construiren versucht hat, im Allgemeinen jedoch ohne
ausgezeichneten Erfolg, weil dabei zur Reibung der Spindel in der Mutter jederzeit
auch noch die Reibung zwischen der Mutter und ihren Stüzpunkten hinzukommt. —
Ueber eine eigenthümliche Masse, welche zu Platten
formbar, die Politur des Holzes annimmt, und zu verschiedenen Zweken anwendbar
seyn dürfte; von Möllinger. Eine Art
Steinfournüre aus einem Gemenge von gepulvertem Kalkstein, feinen Holzsägespänen und
Bleiglätte, welches mit einer Mischung von dikgekochtem Leim und Leinöhlfirniß
angemacht und in dünne Platten geformt wird. Diese Masse läßt sich gut mit Bimsstein
schleifen, und nimmt, auf gleiche Weise wie Holz behandelt, eine schöne Politur an;
allein leztere ist nicht dauerhaft, indem sie durch auswitterndes kohlensaures
Bleioxyd zerstört wird. — Ueber die Darstellung des
Goldpurpurs; von Bolley (s. S. 51 in diesem
Bande des polytechn. Journ.) — Mechanischer
Farbstreicher (zum Vertheilen der Farben im Chassis der Kattundrukereien).
Von der hier beschriebenen und abgebildeten Einrichtung wird versichert, daß sie in
der Schweiz mit vorzüglichem Erfolge in Anwendung sey. — Beschreibung eines verbesserten Siebes zur Vereitung des
Straßenmaterials; von Laue. Eine schräg
liegende, mittelst Kurbel umzudrehende Trommel, deren Umkreis durch eiserne Gitter
von drei verschiedenen Abstufungen der Feinheit gebildet wird, und in welche am
obern Ende der Kies eingeworfen wird. Dieser Apparat hat sich, wie der Verf. angibt,
durch mehr als zehnjährige Erfahrung bewährt.
XXII. Innerösterreichisches Industrie- und Gewerbe-Blatt.
Herausgegeben und redigirt von Karl v.
Frankenstein. 4. Graͤtz. III. Jahrgang, 1841, Nr. 1–27.
Diese durch die Gründung des innerösterreichischen Industrie-Vereins
hervorgerufene Zeitschrift erscheint wöchentlich zweimal in Nummern von ½
Bogen, begleitet von Holzschnitten und lithographirten Abbildungen, welche beide
keine großen Ansprüche machen. Der Jahrgang kostet 6 fl. Conv.-Münze. Die
Tendenz des Blattes ist jene, welche ich der Kürze wegen einmal mit dem Namen
— der „zeitungsartigen“ bezeichnet habe: kurze, aber
zahlreiche und sehr
mannichfaltige Artikel, mehr anregend als ergründend, mehr historisch als technisch.
Den besseren Zeitschriften dieser Art eifert das innerösterreichische Gewerbblatt,
nach den bis jezt vor mir liegenden Nummern zu urtheilen, auf lobenswerthe Weise
nach. Es ist ziemlich viel Frische, Lebendigkeit, Streben nach Anschließung an das
heimathliche Gewerbwesen bei Aufmerksamkeit auf das Fremde darin. Aber bedeutende
Original-Arbeiten darf man in der Regel nicht suchen. Unter diesen Umständen
geht es nicht an, aus dem Inhalte viel zu referiren, ungeachtet öfters interessante
Notizen sich vorfinden, welche unter den Rubriken: „Miszellen“
— „Bemerkungen, Vorschläge und Fragen“ —
„Inländisches“ — „Industrielle
Tageszeitung“ an einander gereiht sind. Mit Angabe der Quellen ist
die Redaction bei den kleinen Notizen nicht sehr ängstlich, was ich nicht als einen
Vorwurf ausspreche, sondern nur um die Bemerkung zu machen, daß dadurch den Lesern
das Verfolgen und die Benuzung einer sie etwa ansprechenden Nachricht so wie
theilweise das Urtheil über deren Zuverlässigkeit fast unmöglich gemacht wird Ohne
Quellen-Nachweisungen werden Journale wie das gegenwärtige zu fliegenden
Blättern, deren Inhalt zu neun Zehntheilen nach einem Vierteljahre werthlos ist,
weil er nur die Neugier des Augenbliks zu befriedigen berechnet war, während sie bei
entgegengeseztem Verfahren in vielen Beziehungen ein dauernd nüzliches Archiv oder
Repertorium seyn könnten.
In Nr. 8 und 9 theilt Prof. v. Aschauer in Grätz die
Beschreibung und skizzirte Abbildung einer Turbine mit,
welche von dem Erfinder Fourneyron selbst erbaut und in
der Baumwollspinnerei zu Haidenschaft in Krain im Gange ist. Diese Spinnerei enthält
15,000 Feinspindeln, auf welchen Garne von Nr. 14 bis 40 gesonnen werden. Rechnet
man auf je 400 Spindeln eine Pferdekraft, so würde, selbst wenn alle Maschinen ohne
Ausnahme gleichzeitig im Gange wären (was doch niemals in einer Spinnerei der Fall
ist) die Betriebskraft = 37½ Pferdekräfte seyn. Das Gefälle beträgt 13 Wiener
Fuß; die aufgewendete Wassermenge ist nicht ausgemittelt; Fournehron forderte aber 42 Kubikfuß per Secunde, woraus — da 1
Kubikfuß = 56.5 Pfd., und 1 Pferdekraft = 420 Wiener Pfund 1 Fuß hoch per Secunde
ist—die rohe Wasserkraft = 42 × 56.5 × 13/420 = 73.45
Pferdekräften folgt. Die Turbine gebe hiernach nicht mehr als 37.5 ×
100/73.45, d. i. 51 Procent Nuzeffect, was noch dazu als das Maximum anzusehen ist.
Nach der strengeren Art, wie Aschauer calculirt, kommen
nur 43½ Procent heraus. Gegen diese Berechnung macht aber in Nr. 24 der
Fabrik-Director Leicht die Einwendung, daß man zu
Haidenschaft durchschnittlich Garn von Nr. 15 spinne,
wofür auf 1 Pferdekraft nur 250 Spindeln zu rechnen seyen. Ferner habe man
durchschnittlich 13,500 Spindeln gleichzeitig im Gange,
welche also 54 Pferdekräfte erforderten. Zufolge der hienach abgeänderten Rechnung
ergäbe sich allerdings der Nuzeffect der Turbine zu 73½ Procent; allein es
scheint mir die Annahme von nur 250 Spindeln auf eine Pferdekraft jedenfalls zu
gering, wenn man anders gute Maschinen-Einrichtungen voraussezen darf.
XXIII. Verhandlungen des niederösterreichischen Gewerbvereins.
I.—IV. Heft. 8. Wien, 1840–1841.
Diese in zwanglosen Heften erscheinende Zeitschrift gibt mit der Mannichfaltigkeit
ihres Inhaltes ein eminentes Zeugniß von der Thätigkeit des Vereins. Aber in den
vielen, zum Theile sehr interessanten Artikeln (meist in den Versammlungen gehaltene
Vorträge) ist weit mehr angeregt und vorbereitet, als ausgeführt, wie es nach dem
erst kurzen Bestehen des Vereins kaum anders seyn kann. Ich hebe diejenigen Aufsäze
aus, welche beschreibender Natur sind.
I. Heft: Beschreibung der
Jaccoud'schen Oehlbüchse; von Baumgartner. Ich
kann hierüber auf das verweisen, was oben (bei Gelegenheit der Verhandlungen des
Berliner Gewerbvereins) auf Veranlassung von Egen's
Beschreibung der Jaccoud'schen Schmierbüchse angeführt
ist. Doch darf ich nicht unerwähnt lassen, daß — nach Baumgartner's Erfahrungen in der Wiener Porcellan-Fabrik —
diese Schmierbüchse wenig Aufsicht bedarf und sehr verläßlich wirkt, vorausgesezt, daß alles daran gut eingerichtet ist.
— Rotirendes Wassergebläse; von Stecker. Ein zu etwa zwei Drittel seines Durchmessers in
einem Wasserbehälter untergetauchtes Rad mit Eimern oder Schöpfkästchen am Kranze.
Diese Kästchen treten bei der dem Rade ertheilten Drehung um seine horizontale Achse
luftgefüllt mit der Oeffnung in das Wasser ein, und lassen nachher die Luft unter
eine Art Gloke ausströmen, von eren oberem Theile das Windrohr ausgeht. Es dient
also die Gloke als Luftsammelkasten und Regulator. Zu einem starken, von allen
Schwankungen freien Windstrome wird sich dieses Gebläse aber nicht cignen. —
Ueber die Fabrication englischen Hammertuchs und
englischer Gußstahlsaiten für Claviere; von Streicher (S. polytechn. Journal, Bd.
LXXIX. S. 30).
II. Heft: Ueber eine neue
Bereitungsart der gebrannten Stärke, Von Fichtner. Der Verf. hat Versuche
über die neuerlich
empfohlene Methode, Stärkegummi für Kattundrukereien durch Dörren der mit wenig
Salpetersäure benezten Stärke darzustellen, unternommen, und dabei gefunden, daß
diese Säure keinen Nachtheil beim Gebrauch des Gummi herbeiführt. Kartoffelstärke
gab ein völlig gutes Resultat; nicht so Weizenstärke. In einem demselben Hefte
einverleibten Berichte gibt dagegen Sangaletti Nachricht
von anderen Versuchen über eben diesen Gegenstand, welche mit Weizenstärke nicht
minder gut als mit Kartoffelstärke gelangen. — Ueber
einen sehr einfachen Brandstättezeiger (Toposkop); von Stecker. Die Einrichtung dieses
Instruments ist hier auf den höchsten Grad von Einfachheit gebracht. Statt des
Fernrohrs ist nur ein Diopterlineal vorhanden, welches durch seine größere oder
geringere Neigung beim Visiren einen Zeiger in Bewegung sezt, und durch diesen auf
einer Karte den ins Auge gefaßten Ort bezeichnet. (Man vergl. das, was über eine
ähnliche Einrichtung oben, bei Gelegenheit des bayerischen Kunst- und
Gewerheblatts angeführt wurde)
III. Heft: Beschreibung der Mahlmühle für steinige Materialien
(Glasurmassen u. drgl.) der Fabricanten Hardtmuth in
Wien. Zwei Einrichtungen, welche beide nicht mehr ganz neu, aber durch Erfahrung als
gut bewährt sind, werden hier beschrieben und abgebildet. Die erste (zum Feinmahlen)
besteht aus zwei in einem Bottiche angebrachten Mühlsteinen, von welchen der obere
(der Läufer) das Eigenthümliche hat, daß — um das Mahlgut zwischen Bodenstein
und Läufer eintreten zu lassen — ein kleines Segment seiner Kreisfläche durch
die ganze Höhe herausgeschnitten ist. Die zweite Einrichtung besteht aus vier
schweren Granitsteinen, welche auf dem mit Granitpflaster belegten Boden eines
Behälters im Kreise herumgeschleift werden.
IV. Heft: Bericht über die Versuche mit dem
Centrifugal-Gebläse; von Burg. Diese
Versuche lieferten unter Anderem eine Bestätigung der schon bekannten Erfahrung..
daß bis zu einer gewissen Gränze die Pressung des Windes sehr nahe unverändert
bleibt, mag nun eine größere oder eine geringere Anzahl von Feuern durch das Gebläse
gespeiset werden. Im Uebrigen wäre den Versuchen eine größere Ausdehnung und
Vervielfältigung zu wünschen gewesen; denn so, wie sie vorliegen, gestatten sie
keinen sichern Schluß auf die vortheilhaftesten Verhältnisse der einzelnen Theile.
— Ueber die Erfindung von Kupferstichplatten Abdrüke in
vergrößertem und verkleinertem Maaßstabe zu erzeugen; von Höfel. Das von Gonord in Paris
schon 1818 erfundene Verfahren wird hier etwas anders beschrieben, als es bisher
bekannt war. Die Veränderungen rühren, wie es scheint, von
Hösel selbst her, welcher sich für seine Methode 1833 in
Oesterreich patentiren ließ. Er übergießt die völlig wagrecht gelegte und mit einem
Rande von Glaserkitt eingefaßte Kupferplatte 4 bis 5 Linien hoch mit aufgelöster
Hausenblase, legt diesen Gallert-Abguß in Alkohol, wenn er sich verkleinern,
oder in reines Wasser wenn er sich vergrößern soll; troknet ihn, und drukt ihn
endlich mittelst einer sehr kraftvollen hydraulischen Presse in eine Zinnplatte ab,
welche sodann zum Abdruk wie eine gestochene Platte gebraucht werden kann. Das
Interessante hiebei ist, daß die Reliefzüge der Hausenblasen-Tafel sich durch
einen starken aber langsam gesteigerten Druk unverändert in Zinn einprägen lassen.
Jedenfalls bleibt aber die ganze Procedur eine bloße Merkwürdigkeit, von welcher
eine technische Anwendung erst dann zu erwarten seyn möchte, wenn es gelänge, dem
Verfahren mehr Einfachheit und Sicherheit zu verleihen. — Chemische Analyse des KühkothsalzesS. polytechn. Journal, Bd. LXXVII. S. 291.; von Specz. Der Verf. fand in 100 Theilen: 38.64
phosphorsaures Natron, 8.00 phosphorsauren Kalk, 4.10 schwefelsaure Bittererde, 3.92
Kochsalz, 45.00 Wasser (Verlust 0.34), und lehrt dieses Salz bereiten durch
Neutralisirung unreiner Phosphorsäure mit käuflicher Soda. — Ueber die Gewinnung schnittfreier Häute beim Abhäuten des
geschlachteten Rindviehes. Der Verein hat diesem Gegenstande eine sehr
anhaltende und gründliche Aufmerksamkeit gewidmet, und es sind in allen vier Heften
hierauf bezügliche Mittheilungen enthalten. Die Klage, daß durch grobe Sorglosigkeit
der Fleischer die Häute sehr oft und in großer Menge Schnitte erhalten, welche den
Werth des daraus gefertigten Leders bedeutend veringern, ist in Deutschland eine
ziemlich allgemeine. Unter den vorgeschlagenen Mitteln, diesem Uebel abzuhelfen,
schien eines am meisten Erfolg zu versprechen, nämlich: das Abhäuten erst nach
vorausgegangenem Aufblasen der Haut mittelst eines Blasebalges vorzunehmen, wie dieß
in Paris üblich ist. Das Zellgewebe zwischen Fleisch und Haut lokert sich dadurch
und gibt dem Messer mehr Raum zur Bewegung, so daß Schnitte in die Haut leichter
(wenn gleich auch nicht gänzlich) zu vermeiden sind. Nachdem die Untersuchung in
dieser Beziehung geschlossen war, bot sich ein noch einfacheres und noch sichreres
Mittel dar, das Verschneiden der Häute gänzlich zu verhüten. Der Lederfabricant Weeger zu Brünn hat nämlich ein Messer zum Abhäuten
erfunden, welches zu dem eben gedachten Ziele führt. Es ist von der Gestalt der
gewöhnlichen Schlächtermesser, aber auf der linken Fläche mit einem durch zwei
Schrauben befestigten Blechdekel versehen, über dessen Rand hinaus die Schneide nur um
¼ Linie vorspringt. Der Dekel kommt bei der Arbeit an die Haut zu liegen, und
verhindert die Schneide, in dieselbe einzudringen. — Chemische Untersuchung zweier Bleiweiß-Sorten; von Löwe.
A war sogenanntes Kremserweiß aus Kärnthen;
B ein von dem Fabricanten Spörlin in Wien bereitetes und vorgelegtes, welches vorzüglich gut deken
soll. Die Durchschnitts-Resultate der Analyse waren folgende
A
B
Bleioxyd
86.600
87.035
Kohlensäure
10.949
10.970
Hydratwasser
2.216
1.734
Hygroskopisches Wasser
0.258
0.300
––––
––––
100.023
100.039
Bei so naher Uebereinstimmung scheint es doch wohl gewagt, die
größere Dekkraft des Bleiweißes B aus dem um kaum
½ Procent geringeren Wassergehalte herzuleiten. Offenbar enthalten beide
Sorten 2 Mischungsgewichte kohlensaures Bleioxyd gegen 1 Mg. Bleioxydhydrat.
— Beschreibung der von Madersperger in Wien erfundenen
Nähmaschine (zum Abnähen oder Steppen von Bettdeken u. drgl.). Der Erfinder
hat, wie es scheint, die Construction von Nähmaschinen zu seiner Lebensaufgabe
gemacht; denn schon vor mehr als 30 Jahren (1808) beschäftigte er sich damit, und
nachher besserte und änderte er zu verschiedenen Zeiten daran. Es ist Schade, daß so
viel Beharrlichkeit und ein unverkennbares Talent an einen so unfruchtbaren
Gegenstand verschwendet worden sind. Die gegenwärtige Maschine macht, da die zwei
Nadeln derselben (welche das Oehr nahe an der Spize haben) nicht ganz
durchgestochen, sondern jedesmal wieder zurükgezogen werden, eine Art Naht, welche
von den sonst gebräuchlichen durchaus verschieden ist. Handarbeit ist dabei, außer
den Verrichtungen des Mechanismus, ebenfalls nothwendig. Man kann zuversichtlich
sagen, daß eine Nähmaschine nach den vorliegenden Principien niemals praktischen
Werth erlangen wird, wäre es auch nur darum, weil ihre Arbeit immer viel
kostspieliger seyn muß, als reine Handnäherei.