Titel: | Verbesserungen in der Gerberei, worauf sich Moses Poole, im Lincoln's Inn, Grafschaft Middlesex, am 22. Febr. 1841 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 83, Jahrgang 1842, Nr. LXVII., S. 366 |
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LXVII.
Verbesserungen in der Gerberei, worauf sich
Moses Poole, im
Lincoln's Inn, Grafschaft Middlesex, am 22. Febr.
1841 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Nov. 1841,
S. 257.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Poole's Verbesserungen in der Gerberei.
Vorliegende Erfindung besteht im Wesentlichen: 1) in der Anwendung eines gewissen
Mechanismus zum Enthaaren der Häute ohne Beihülfe von Säuren oder Alkalien; 2) in
einem Einweichungsverfahren der Häute, um dieselben zur Aufnahme des Gerbestoffs
empfänglicher zu machen; 3) in einer Maschine zum Schneiden der Häute, wodurch ich
eine größere Gleichförmigkeit in der Dike erreiche, was für einen regelmäßigen
Gerbeproceß von großer Wichtigkeit ist; diese Operation wurde bisher aus freier Hand
verrichtet; 4) in einem Apparate zum Gerben und Zurichten der Häute.
Die erste Operation betrifft die Vorbereitung der zu gerbenden Häute. Man weicht sie
nämlich in frischem Zustande einige Stunden lang ein und behandelt sie, nachdem sie
getroknet sind, auf folgende Weise. Nachdem ich die Häute einige Zeit, in der Regel
48 Stunden lang, temperirt habe, bringe ich sie in die in Fig. 23 dargestellte
Walkmaschine, worin sie ungefähr eine Stunde lang den Einwirkungen der Walkstämpfel
ausgesezt werden. Durch die wiederholten Stöße der lezteren erlangen die Häute die
nöthige Geschmeidigkeit und Weichheit, und werden so zum Enthaaren vorbereitet. Sie
werden darauf einige Zeit lang den Wirkungen eines anderen in Fig. 24 dargestellten
Apparates ausgesezt. Es wird nämlich in ein Behältniß, in welches die Häute zu
liegen kommen, Dampf zugelassen; von da kommen die Häute in einen anderen etwa
hölzernen Behälter, worin sie ungefähr 24 Stunden bleiben, während lauwarmes Wasser
zwischen denselben hindurchsikert. Hinsichtlich der Temperatur muß man die nöthige
Vorsicht beobachten, sonst geht die Operation des Enthaarens auf der einen Seite der
Haut besser als auf der anderen von Statten, und man läuft Gefahr, daß die Haut auf
Kosten der Qualität hohl wird. Ein praktisch erfahrener Arbeiter kann sich von dem
geeigneten Temperaturgrade mit seiner Hand überzeugen; sonst kann man sich hiezu
auch des Thermometers bedienen. Um eine geringe Quantität Häute auf einmal zu
behandeln, bedarf es zur Enthaarung keiner weiteren Vorbereitung; wird jedoch die
Fabrication nach einem größeren Maaßstabe betrieben, so ist es nöthig, rascher zu
verfahren. Anstatt der Kalkmilch, deren man sich gewöhnlich zum Schwellen der Häute
bedient, nehme ich Kalkwasser, dessen Temperatur nach der Quantität der auf einmal
zu behandelnden Häute regulirt werden sollte. Nach diesen Operationen kann das
Enthaaren der Häute mit der größten Leichtigkeit bewerkstelligt werden. Hierauf
kommen die Häute in die in Fig. 26 und 27
dargestellte Schneidmaschine. Von dem Arbeiter regulirt entfernt diese Maschine alle
an der Haut hängenden fleischigen Theile, und bereitet die Haut den nachfolgenden
Operationen vor. Der Vortheil dieser Behandlungsweise liegt darin, daß nur der
nuzbare Theil der Haut zum Gerben vorbereitet wird, während nach der alten Methode
die ganze Haut gegerbt und nachher beschnitten wird, was einen bedeutenden Verlust
an Gerbstoff verursacht. Die solcher Weise entstehenden Abfälle können zur
Fabrication des Leims benuzt werden. In dem bezeichneten Zustande kommen die Häute
in den Walkapparat, und werden darin einige Zeit lang je nach ihrer Beschaffenheit
in lauwarmem Wasser behandelt. Darauf bringt man sie in den in Fig. 24 dargestellten
Behälter, um sie darin einige Stunden lang in einer schwachen Lohe zu maceriren,
worauf sie herausgenommen und aufgeschichtet werden. Zwei Stunden nachher bringe ich
die Häute in eine stärkere Lohe. Die drei ersten Tage werden sie täglich dreimal,
nachher täglich einmal herausgenommen; alle 48 Stunden werden sie gewalkt und auf
eine halbe Stunde in den anderen Behälter in denselben Gerbstoff gebracht, worin sie
zulezt so lange bleiben, bis sie hinreichend gesättigt sind. Die Wirkung der
Walkstampfer macht die Häute geschmeidig und zur Aufnahme des Gerbstoffs
empfänglicher. Mit Hülfe des Behälters Fig. 24 bin ich im
Stande, alle Theile der Haut mit der Lohe in Berührung zu bringen, wobei die Wirkung
der lezteren rasch und gleichförmig erfolgt; überhaupt geht die ganze Operation in
weit kürzerer Zeit als nach der alten Methode vor sich. Eine andere Behandlungsweise
der Häute ist folgende. Nachdem die Häute zum Behuf des Enthaarens in den oben
erwähnten Behälter gebracht worden sind, läßt man eine gewisse Menge Dampfes
einströmen, um die Temperatur der Flüssigkeit bis auf ungefähr 45° zu
steigern. Durch die Umdrehung dieses Behälters werden die Häute gegen die
Seitenwände geworfen, fallen zu Boden, werden wieder in die Höhe gehoben u. s. w.
Diese Operation wird so lange fortgesezt, bis die Häute einen Theil ihrer Haare
verloren haben. Dann kommen sie in den in Fig. 28, 29, 30 dargestellten
Behälter, welchem von irgend einer geeigneten Kraftquelle aus Bewegung mitgetheilt
wird. An diesen Behälter ist eine Reihe Pflöke befestigt; er wird bis an die Mitte
dieser Pflöke ins Wasser getaucht. Die über diese Pflöke hervorstehenden Häute
verlieren in Folge der Rotation des Behälters ihre Haare, welche zu Boden fallen.
Ein metallenes Gitter verhütet das Herausfallen der Häute aus dem Behälter. Die
Häute können nun beschnitten und den verschiedenen, bereits erwähnten Operationen
unterworfen werden.
Ich gehe nun zur Beschreibung der Verbesserungen über, welche sich auf das Zurichten
der Häute beziehen. Nachdem die Häute der oben beschriebenen Procedur des Gerbens
unterlegen haben, werden sie mit einer fetten Substanz, einer Composition aus Oehl
und Talg überstrichen und kommen in diesem Zustande in einen Cylinder, welcher an
seiner inneren Fläche, der oben beschriebenen Einrichtung Seitenchronologie im Druckexemplar im Bereich 368–400 durcheinander. Abfolge wurde hier korrigiert. analog, eine Reihe von Pflöken
besizt. Dieser Cylinder wird in Umdrehung versezt, wodurch die Häute gegen die
Pflöke geworfen werden. Ungefähr eine halbe Stunde lang dauert diese Behandlung,
worauf man finden wird, daß das Fett in die Haut eingedrungen und die Oberfläche
derselben vollkommen troken ist. Die Häute werden sodann herausgenommen,
ausgespannt, getroknet und auf die gewöhnliche Weise weiter vorbereitet. Es ist
nicht absolut nothwendig, diese Trommel zum Zurichten der Häute mit meinem
Gerbesystem in Verbindung zu sezen, indem lezteres ohnedieß schon die Häute zur
besseren Aufnahme der fetten Substanzen vorbereitet; in manchen Fällen jedoch zeigt
sich obiges Verfahren vortheilhaft. Fig. 34 stellt eine
Presse zum Pressen der Häute dar. Wenn auch die Häute bereits beschnitten sind und
dadurch eine beinahe gleichmäßige Dike erlangt haben, so zeigen sie doch hie und da
noch einzelne, zwar geringe, aber immerhin nachtheilige Unebenheiten, welche mit
einem ganz feinen Messer beseitigt werden müssen. Diese Operation wird von
denjenigen, welche das Leder bearbeiten, verrichtet, nachdem die Haut zugeschnitten
und in die verlangte Form gebogen worden ist. Der Arbeiter legt nämlich die Haut auf
einen Tisch und hält sie mit einer Art Zange nieder; der Druk aber, welchen der
Arbeiter nothwendiger Weise ausüben muß, um die Haut fest zu halten, hindert
denselben an der Ausführung jener Operation. Zur Beseitigung dieses Uebelstandes
habe ich folgende einfache Einrichtung getroffen. Ich bediene mich eines zur Seite
des Tisches angeordneten Hälters, welcher an einer senkrechten Stange befestigt ist,
die in einer Nute gleitet; leztere ist in einem zur Seite des Tisches befestigten
Gestelle angebracht. In dem unteren Theile des Instrumentes befindet sich eine
Kerbe, gegen die ein mit einem Gewichte beschwerter Hebel sich stüzt. Das Gewicht
drükt den Hebel nieder, preßt den Hälter gegen den Tisch und hält die Haut in der
erforderlichen Lage fest; um diesen Hebel im nöthigen Falle frei zu machen, befindet
sich auf der rechten Seite des Gestells ein anderer Hebel, dessen Thätigkeit auf
einen am unteren Theile des Hälters angebrachten Stift gerichtet ist. In Folge
dieser Hebelwirkung geht die in einer Nute gleitende Stange und mit ihr der Hälter
in die Höhe, so daß also auf diese Weise der Arbeiter nach Willkür und Erforderniß
von der Vorrichtung zum Festhalten Gebrauch machen kann oder nicht. Ich gehe nun zur
Beschreibung der Abbildungen über.
A, B, Fig. 23, sind die Räder,
welche die Bewegung dem Wellbaume O mittheilen, über dem
die Stampfer E, E, E angeordnet sind. F ist ein verschiebbarer Behälter, worin die Häute zu
liegen kommen. C, C die Hähne zum Ablassen der
Flüssigkeit aus dem Behälter
H Thüren, wodurch die Häute in den Behälter T gelegt werden, J das zur
Bewegung des lezteren dienliche Räderwerk.
A, Fig. 24 und 25, ist ein
durch einen Dekel verschließbarer Behälter; B die
Daumenwelle. D, D, D, D sind die Röhren, durch welche
Dampf, heißes und warmes Wasser und die gerbende Substanz zugeführt werden. E ist die Leiter, die der Arbeiter hinabsteigt, um die
Hähne zu reguliren. F das untere Niveau; G das Niveau des Wassers in dem Behälter; H die in dem lezteren befindliche Oeffnung. Die
Uebertragung der Bewegung auf die Maschine geschieht durch das Rad a, welches in das Rad b
greift. Die Form der Stampfer kann verschieden seyn; ich gebe indessen der geraden
den Vorzug.
Fig. 26 und
27 stellt
die Maschine zum Beschneiden der Häute dar. Diese Maschine besteht aus zwei
kupfernen, auf einem Gestelle C gelagerten Cylindern A, B, welche eine Art Presse bilden. Der obere Cylinder
A läßt sich mit Hülfe zweier Schrauben D, D heben und senken. Am Ende der Achse G sizt ein kleines Schwungrad J, mit dessen Hülfe die endlosen Schrauben F,
F umgedreht werden; leztere aber sezen die Räder E,
E und mit diesen die Schrauben D in Umdrehung.
Diese Schrauben besizen unmittelbar unter dem Rade E
zwei Hälse, in welchen eine Stange k ruht, an deren
beiden Enden die Lager L befestigt sind. In lezteren
dreht sich die Achse des Cylinders A, wobei sie sich mit
denselben hebt und senkt. Die Wirkung ist die einer Presse. An beiden Enden jedes
Cylinders sizen Zahnräder von verschiedenen Durchmessern M,
N, M′, N′. Die an der Achse des
unteren Cylinders befindlichen Räder lassen sich mit Hülfe zweier, an einer
Querschiene P′″ sizenden Gabeln längs
ihrer Achse von der linken nach der rechten Seite hin verschieben, jedoch so, daß
sie während ihrer Rotation immer den Cylinder mitnehmen. Die beiden Räder M, M greifen in einander, wenn die Cylinder von einander
abstehen, und die Räder N, N, wenn die Cylinder einander
näher gebracht sind, damit sich leztere in diesen beiden Stellungen gleichzeitig
drehen. An jedem Ende des Cylinders sizen zwei feste Rollen O, O, welche zur Aufnahme des Treibriemens dienen. An den beiden
Vordertheilen der Maschine sind zwei Messer P, P′
angebracht, welche in den am Gestelle befestigten Lagern Q,
Q′ drehbar sind. Das Messer P besizt ein
Schneideblatt, das Messer P′ eine Schiene ohne
Schneide. Die Wirkung der Maschine ist folgende. Die Haut wird zwischen die Cylinder
gehalten, von denselben ergriffen, durchgezogen und gepreßt. Hierauf sezt man die
beiden Räder M, N in Bewegung und legt zugleich das
Messer P′ über die Haut, indem man dasselbe gegen
den oberen Cylinder andrükt Diesen Druk bewerkstelligt man mit Hülfe des mit der Hand zu
bewegenden Querstüks k. Die auf solche Weise gepreßte
Haut wird zwischen beiden Cylindern hindurchgezogen. Jezt wird das Messer P, dessen Schneidblatt mit der Fläche des oberen
Cylinders parallel liegt, in Thätigkeit gesezt. Dieses Messer bearbeitet die
Haarseite der Haut, entfernt alles was sich auf derselben befindet, und egalisirt
die Dike derselben. Was also bisher aus freier Hand geschah, das verrichtet diese
Maschine.
Die Figuren
28, 29,
30
stellen die bewegliche Trommel dar, deren Zwek bereits oben auseinandergesezt wurde.
A. der äußere Behälter; B,
B die Achse des inneren Cylinders; C der innere
Cylinder; D Querschienen, welche die Theile von einander
getrennt halten; E, F Träger für die Querschienen. G, D stellt den Umfang des inneren Cylinders dar. H sind die darauf befestigten Pflöke. J ein die Oeffnung des inneren Cylinders verschließendes
Drahtgewebe. K die Oeffnung zum Hineinlegen der Häute,
und L die Thüre zum Verschließen dieser Oeffnung. M, M sind die Röhren, durch welche Dampf, Wasser oder
Lohe in den Cylinder eintritt. O die Leiter, welche der
Arbeiter hinabsteigt, um die Hähne zu reguliren; b, b
das Räderwerk, welches die Maschine in Bewegung sezt.
Die Figuren
31, 32
und 33
liefern verschiedene Ansichten eines Apparates zum Anklemmen der Häute an den Tisch,
wenn die Unebenheiten auf ihrer Oberfläche weggeschafft werden sollen. a, a zeigt die Form des Hälters zum Festklemmen der
Häute. b, b ist der Tisch, worauf die Häute gelegt
werden; c, c die senkrechte, in einer Nute gleitende
Stange; d der auf den Hälter a wirkende Hebel; e die Kerbe, gegen die der
Hebel d sich stüzt; f das an
dem Hebel d hängende Gewicht; g der Hebel, welcher dazu dient, den Hebel d
im nöthigen Falle in die Höhe zu heben.