Titel: | Bereitung und Auftragung einer Masse zum Malen in altgriechischer Manier (Enkaustik); von Emma Jane Hooker. |
Fundstelle: | Band 83, Jahrgang 1842, Nr. LXXXVI., S. 477 |
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LXXXVI.
Bereitung und Auftragung einer Masse zum Malen in
altgriechischer Manier (Enkaustik); von Emma Jane Hooker.
Aus dem Civil Engineer and Architects' Journal. Dec. 1841,
S. 436.
Hooker, Bereitung u. Auftragung einer Masse zum Malen in
altgriechischer Manier.
Man bringt in ein glasirtes irdenes Geschirr 4½ Unzen arabisches Gummi und 8
Unzen kaltes Flußwasser. Wenn der Gummi aufgelöst ist, werden 7 Unzen gewaschener,
getrokneter, zerklopfter und feingestoßener Mastix eingerührt. Man sezt das Gefäß
nun auf ein gelindes Feuer und rührt den Inhalt beständig mit einem Spatel, um den
Mastix aufzulösen; nach hinlänglichem Kochen wird die Flüssigkeit nicht mehr
durchsichtig erscheinen, sondern undurchsichtig und steif wie ein Teig. Sobald
dieser Zustand eingetreten ist, werden, während Alles siedet und ohne es vom Feuer
zu nehmen, 5 Unzen in kleine Stüke zerbrochenen weißen Wachses hinzugesezt, wobei
umgerührt und zerdrükt wird, bis das Wachs vollkommen geschmolzen ist und gekocht
hat. Man hebt es nachher vom Feuer, denn durch längeres Kochen, als nöthig, würde
das Wachs nur erhärten, wodurch seine nachherige Vermischung mit Wasser verhindert
würde, rührt die Masse stark und mischt derselben, so lange sie noch heiß (aber
nicht siedend) ist, nach und nach 16 Unzen kalten Flußwassers zu; wenn durch das
Kochen sich aus dem Mastix etwas Unreinigkeit ausgeschieden haben sollte, wird die
Mischung durchgeseiht und dann in Flaschen gebracht. Ist sie gehörig bereitet, so
sieht sie wie Rahm aus
und die Farben, damit gemischt, so zart wie mit Oehl. — Behufs ihrer
Anwendung werden mit dieser Mischung auf einer irdenen Pallette dieselben Farben in
Pulverform gemischt wie zu den Oehlfarben, und so viel von der Mischung dazu
genommen, daß sie die gewöhnliche Consistenz der Oehlfarben bekommen, und dann mit
reinem Wasser aufgetragen. Die Farben können nach Belieben dik oder dünn aufgetragen
werden, weßhalb diese Composition sehr vortheilhaft ist, wo eine besondere
Durchsichtigkeit des Colorits erforderlich ist; in den meisten Fällen aber
entspricht sie am besten, wenn man die Farben dik aufträgt; der Pinsel muß gerade so
gebraucht werden, wie bei schweren Farben, und dieselben Pinsel wie zum Oehlmalen.
Wenn die angemachten Farben eingetroknet sind, können sie wieder benuzt werden,
indem man etwas reines Wasser darauf gießt; dieß ist minder schwierig, zur Zeit, wo
sie eben einzutroknen anfangen. Beim Malen verbreiten sich diese Farben, so lange
sie noch feucht sind, sehr gut, und sogar troken können die Töne mittelst eines
Pinsels und ein wenig Wasser sehr leicht in einander verschmolzen werden. Ist das
Gemälde vollendet, so wird etwas weißes Wachs in einem glasirten irdenen Geschirr
auf ein gelindes Feuer gebracht, und nachdem es ohne zu kochen geschmolzen ist,
mittelst eines harten Pinsels damit überzogen; nach dem Erkalten nimmt man ein mäßig
heißes Eisen, wie zum Bügeln der Wäsche, welches durch Berührung mit etwas Nassem
nicht zischen darf, und führt es gelinde über das Wachs hin. Das Gemälde wird wie
unter einer Wolke erscheinen, bis das Wachs vollkommen erkaltet ist. Sollte aber in
diesem Zustande das Gemälde nicht hell genug erscheinen, so kann man es vor das
Feuer halten, in einer Entfernung, wobei das Wachs gelinde schmilzt, oder man hält
ein heißes Schüreisen so nahe hin, daß es gerade gelinde schmelzen kann, was man
vorzüglich bei solchen Stellen thun kann, welche nicht hinlänglich durchsichtig oder
glänzend erscheinen; denn je öfter das Bild erwärmt wird, desto transparenter und
glänzender wird das Colorit erscheinen; die gegentheilige Wirkung aber würde
hervorgebracht durch eine zu plözliche, zu große oder zu lang andauernde Hize, indem
das Wachs dadurch zu sehr an die Oberfläche gezogen würde und das Gemälde Risse
bekommen könnte. Sollte der Wachsüberzug sich an irgend einer Stelle des Gemäldes
uneben zeigen, so kann diesem durch Darüberziehen eines mäßig erwärmten Eisens, wie
oben erwähnt, oder durch Wegschaben des Wachses mit einem Federmesser abgeholfen
werden; und sollte das Wachs durch zu große oder zu lange andauernde Wärme an
einigen Stellen Blasen bilden, so werden sich diese durch Anwendung eines erhizten
Schüreisens oder einer Tabakspfeife sezen; auch kann man sie verschwinden machen, indem man
einen harten Gegenstand über das Wachs hinzieht, welcher alle kleinen Höhlungen
schließen wird.
Wenn das Gemälde erkaltet ist, wird es mit einem feinen Leinentuch abgewischt. Es
können auf diese Art Gemälde auf Holz (nachdem man vorher quer über den Kern
desselben Holzstüke eingelassen, damit es sich nicht werfen kann), Cannevaß,
Pappendekel oder Stuk ausgeführt werden. Der Stuk braucht nur mit kaltem Wasser zur
Dike des Rahms angerührt und dann auf einen Spiegel gegossen zu werden, nachdem man
vorher einen Rahmen von Wachs auf diesen gemacht, je nach der Gestalt und Dike, die
der Stuk erhalten soll. Wenn dieser troken ist, wird er abgenommen, und gibt eine
sehr zarte Fläche zum Malen. Holz und Cannevaß werden am besten mit einem aus
derselben Mischung von arabischem Gummi, Mastix und Wachs und derselben Art Farben
bereiteten grauen Ton überzogen, ehe man zu zeichnen anfängt, um den Kern des Holzes
oder die Fäden des Cannevasses zu bedeken. Es können zur Bereitung obiger Masse
statt 7 Unzen Mastix und dem Wachs auch 12 Unzen Mastix mit dem Gummiwasser gemischt
werden, wo man dann, wenn es gehörig unter Umrühren gekocht hat und wieder etwas
erkaltet ist, 12 Unzen kaltes Wasser nach und nach zusezt und dann durchseiht. Auch
mit Wachs allein, in Gummiwasser aufgelöst, läßt sich diese Malerei ausführen; man
nimmt zu diesem Behufe 12 Unzen Wasser und 4½ Unzen arabisches Gummi und
sezt, wenn lezteres aufgelöst ist, 8 Unzen Wachs hinzu. Man bringt das Ganze auf ein
gelindes Feuer und rührt es, bis das Wachs zertheilt ist und ein paar Minuten
gekocht hat, schüttet es dann in eine Schale, da in dem heißen irdenen Gefäße das
Wachs eher hart würde, und rührt endlich bis zum Erkalten. Da das Verhältniß des
Wassers zum Gummi und Wachs nur ein sehr kleines ist, so muß beim Zusezen der Farben
noch etwas Wasser hinzugesezt werden. Sollten sich die Ingredienzien in der Flasche
von einander ausscheiden, so braucht das Ganze vor dem Mischen mit der Farbe nur
aufgeschüttelt zu werden.
Ich hatte kürzlich Gelegenheit, mich zu überzeugen, daß eine Mischung, welche seit
dem Jahre 1792 in einer Flasche geblieben, seit welcher Zeit sie troken und so fest
wie Wachs geworden war, wieder ganz rahmartig und zum Mischen mit Farben so geeignet
wurde, wie anfangs, bloß dadurch, daß man etwas kaltes Wasser darauf goß und kurze
Zeit darüber stehen ließ. Derselbe Fall war es auch mit einer nur aus arabischem
Gummi und Mastix bestehenden Mischung, welche ganz hornartig geworden war und auf dieselbe Weise
wieder vollkommen gut und brauchbar wurde.