Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 83, Jahrgang 1842, Nr. LXXXIX., S. 487
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LXXXIX. Miszellen. Miszellen. Anwendung des galvanoplastischen Verfahrens zur wohlfeilen Verfertigung graduirter Meßinstrumente. Hr. Peyré, Professor an der Normalschule in Versailles, bemerkt hieruͤber: Das Jacobi'sche Verfahren gibt ein sehr einfaches Mittel an die Hand, sich eingetheilte Lineale und andere mathematische Instrumente zu verschaffen und die Anwendung desselben hiezu kann daher den Verfertigern praͤciser Instrumente nicht gleichguͤltig seyn. Man braucht sich nur ein fuͤr allemal ein vollkommen gutes Mustermaaß anzuschaffen, um beinahe ohne alle Arbeit eine unendliche Zahl hinfichtlich der Graduirung mathematisch gleicher Instrumente zu verfertigen. Ich bediene mich hiezu eines einfachen Blumentopfs, dessen Loch ich mit Wachs verstopfe. Er enthaͤlt die Loͤsung des schwefelsauren Kupfers und wird in ein Gefaͤß gestellt, worin sich das angesaͤuerte Wasser und eine Zinktafel befindet. An diese Tafel befestige ich das eine Ende eines Kupferdrahts, dessen anderes Ende in einen Haken umgebogen ist; dieser leztere taucht in die Loͤsung des Kupfersalzes und ich haͤnge an denselben den zur Aufnahme des galvanischen Kupferniederschlags praͤparirten Maaßstab. Das zu diesem Versuch angewandte Modell blieb ganz unversehrt. Der Abguß kostete nicht mehr als 25 Centimes und koͤnnte noch wohlfeiler gestellt werden. (Comptes rendus 1842, 1er semest., No. 2.) Ueber sogenannte Selbstentzündungen der Zündhütchen bei Percussionsgewehren. Bei den Zuͤndhuͤtchen der Percussionsgewehre kommen hie und da sogenannte Selbstentzuͤndungen vor, die im einzelnen Falle sich oft schwer erklaͤren lassen. Dieß gab Veranlassung zu einer Reihe von Versuchen, welche kuͤrzlich in Muͤnchen von dem koͤnigl. bayer. Artilleriehauptmann Zeller angestellt wurden und in dem Kunst- und Gewerbeblatt des polyt. Vereins fuͤr Bayern, Januarheft 1842 beschrieben sind. Das Resultat dieser interessanten Versuche theilen wir hier kurz mit. Zu den Zuͤndhuͤtchen bedient man sich entweder Knallqueksilbers (knallsauren Queksilberoxyds) oder eines Zuͤndsazes, welcher aus chlorsaurem Kali, Schwefel und Kohle oder Schwefelantimon besteht. Im ersteren Falle ist nun nicht in Abrede zu ziehen, daß das Knallqueksilber, wie alle eigentlichen Knallsalze, bei seiner Bereitung, Aufbewahrung, und namentlich bei seinem Gebrauch die groͤßte Vorsicht und Sorgfalt in Anspruch nimmt und bei ihm schon viele nicht beabsichtigte Entzuͤndungen stattfanden. Die Erfahrung lehrt naͤmlich, hier daß bei feucht gewordenen Huͤtchen das Knallqueksilber aus der Mischung tritt, sich krystallinisch an den inneren Waͤnden ablagert und es dann nur der geringsten Veranlassung bedarf, um eine Detonation herbeizufuͤhren. Faßt man diesen Umstand namentlich bei Zuͤndhuͤtchen, die sich schon laͤngere Zeit auf dem Piston befinden, ins Auge, so wird man finden, daß nicht immer Schlag, Stoß oder Reibung die explodirende Zersezung verursachen, sondern daß hohe Waͤrmegrade und die damit in Verbindung stehende Ausdehnung der metallischen Schloßtheile bei der aͤußerst großen Empfindlichkeit der Knallsalze eine sogenannte Selbstentzuͤndung zu veranlassen im Stande seyn duͤrften. Der Zuͤndsaz mit chlorsaurem Kali besizt dagegen die werthvolle Eigenschaft, daß gewoͤhnliche und selbst bedeutend hohe Temperaturen, wie auch die uͤbrigen atmosphaͤrischen Verhaͤltnisse keine nachtheilige Veraͤnderung an demselben hervorbringen und daß also jede Bedenklichkeit bezuͤglich einer Selbstentmischung und Selbstentzuͤndung gaͤnzlich verschwindet. Dieser fuͤr den sichern Erfolg beim Gebrauch und bei der Magazinirung der Zuͤndhuͤtchen so wesentliche Vortheil wird selbst bei ungewoͤhnlich starken Einwirkungen von Feuchtigkeit, ja bei unmittelbarer Beruͤhrung mit Wasser nicht geschmaͤlert, indem der Zuͤndsaz unter solchen Umstaͤnden nur momentan leidet und durch Troknen, z. B. an der Sonne, seine volle Zuͤndkraft wieder erhaͤlt. Aus diesen Gruͤnden suchte man sich in neueren Zeiten von der Anwendung der Knallsalze zu entfernen und kehrte, namentlich fuͤr militaͤrische Zweke, zu dem Zuͤndsaze aus chlorsaurem Kali und Schwefel mit dem Beisaze von Kohle oder Schwefelantimon zuruͤk. Ueber Mallet's Reinigung des Leuchtgases. Dieses Verfahren (s. polyt. Journal Bd. LXXXII. S. 342), bemerkt Hr. Mallet, gewaͤhrt noch einen fruͤher nicht beachteten Vortheil. Das Gas wird nicht nur von seinem Gehalte an Ammoniak und Schwefelwasserstoff vollkommen befreit, sondern auch von einem sehr großen Antheil Naphthalins und empyreumatischer Stoffe. Ich erklaͤre dieß, wie folgt: das Naphthalin und andere Producte der Destillation der Steinkohle sind mehr oder weniger fluͤchtig, aber ihre Fluͤchtigkeit wird noch erhoͤht durch die Gegenwart von kohlensaurem, schwefelwasserstoffsaurem und anderen sehr fluͤchtigen Ammoniakverbindungen, welche mit ihnen im Gase vorhanden sind. Es besteht eine wirkliche Verbindung zwischen den Destillationsproducten und einem Theile der Basis der Ammoniaksalze, deren schwache Saͤuren bei weitem das Ammoniak, diese maͤchtige Basis, nicht neutralisiren. Beim Durchgehen des Gases durch das Manganchloruͤr zersezen sich die ammoniakalischen Verbindungen; das Ammoniak wird gebunden und das in Freiheit gesezte Naphthalin wird von dem Niederschlage mit fortgerissen oder schwimmt uͤber der Fluͤssigkeit. Ich lege dieser Notiz etwas von dem in dem Waschwasser gebildeten Niederschlag bei, welcher zum groͤßten Theil aus kohlensaurem Mangan und Schwefelmangan besteht, und worin die brenzlichen Stoffe eingemengt sind, deren durchdringender und unangenehmer Geruch leicht zu erkennen ist. Bei dem gewoͤhnlichen Reinigungsverfahren lassen die zum Theil vom Kalk absorbirte Kohlensaͤure und Schwefelsaͤure das Ammoniak fahren, welches alsdann das Naphthalin mit großer Kraft zuruͤkhaͤlt. Nun ist dieses im Gase zuruͤkbleibende Ammoniak wenigstens die Haͤlfte von demjenigen, welches in dem sogenannten ammoniakalischen Condensationswasser vorhanden ist. Bekanntlich hat das Naphthalin außer seinem Geruch auch den Uebelstand, sich in den Gasleitungen anzusezen und dieselben nach einer gewissen Zeit zu verstopfen. Ich kann und will nicht laͤugnen, daß dem nach meinem Verfahren gereinigten Gase noch ein brenzlicher Geruch anhaͤngt, doch ist derselbe viel geringer als gewoͤhnlich, (Comptes rendus 1842, No. 4.) Apparate zur Zukerfabrication in den Colonien. Man liest im Journal du Havre vom 7. Febr.: Das Handelsschiff, der Issel, aus dem Hafen von Rotterdam, liegt jezt in unserem inneren Hafen, um seine in Holland angefangene Ladung verbesserter Maschinen und Apparate fuͤr die Zukerfabrication zu vollenden; alle diese Apparate gehen aus der Fabrik der HHrn. Derosne und Comp. in Bruͤssel und Paris hervor. Diese Apparate gehoͤren zur Einrichtung zweier neuer Zukerfabriken in der hollaͤndischen Colonie Java, welche unter dem besonderen Schuze des Koͤnigs Wilhelm II. von dem Capitaͤn Stavers errichtet wurden. Schon im verflossenen Jahre wurden von der hollaͤndischen Regierung solche Apparate fuͤr vier Fabriken abgesandt. Dasselbe System ist auf Bourbon in voller Thaͤtigkeit. Von anderer Seite her wissen wir, daß der Chef der Maschinenfabrik, welche diese fuͤr die Rohrzukerfabrication so große Vortheile gewaͤhrenden Apparate verfertigt, sich vor Kurzem nach der Havanna einschiffte, um die Oberaufsicht bei der Einrichtung der ersten Fabrik in dieser Colonie zu fuͤhren. Die franzoͤsischen Colonien auf den Antillen beduͤrfen sehr der Unterstuͤzung ihrer Regierung, wenn sie dieser Concurrenz nicht unterliegen sollen, angenommen auch, daß sie jener des Runkelruͤbenzukers los wuͤrden. (Moniteur industriel. 10. Febr. 1842.) Ueber Auspressen des Brodes mittelst der hydraulischen Presse, um es lange aufbewahren zu koͤnnen. Die HHrn. Laignel und Malepeyre machten mit der hydraulischen Presse einige Versuche, welche bekannt zu werden verdienen. Man hat die hydraulische Presse schon zum Verpaken der Baumwolle und anderer Waaren, zum Heben bedeutender Lasten, zum Zerdruͤken großen Widerstand leistenden Baumaterials u. s. f. angewandt. Im spanischen Kriege benuͤzten sie die Englaͤnder, um das Heu in ein kleineres Volumen zu bringen, wodurch die Armee wohlfeil verproviantirt werden konnte. Hr. Laignel hat die Anwendung der hydraulischen Presse noch weiter ausgedehnt. Er suchte naͤmlich (wie den Lesern des Journals aus einer Notiz bereits bekannt ist) frisches Brod so auszupressen und auszutroknen, daß dadurch die Aufbewahrung desselben auf unbestimmte Zeit gesichert wird. Er glaubte mit Recht, daß es zu diesem Zweke hinreiche, es der hydraulischen Presse zu unterwerfen, worauf man es nur mehr gegen Insecten, Staub und Feuchtigkeit zu schuͤzen habe. In Gesellschaft des Hrn. Malepeyre stellte er Versuche an, welche seine Ansicht zu bestaͤtigen scheinen. Sie brachten frisches Brod zwischen zwei Brettern unter die Presse. Diese Brode, welche im Durchschnitt 3 bis 4 Zoll dik waren, hatten in einigen Minuten nur mehr 5 bis 6½ Linien Dike und wurden ohne alle weitere Veraͤnderung aus der Presse genommen. Aus diesem Versuch gehen folgende Thatsachen hervor. 1) Das Brod erfaͤhrt unter der Presse eine Veraͤnderung der Gestalt und der Dimensionen, wird compacter und dichter; die Kruste bleibt unveraͤndert und nur die Krume erhaͤlt ein glasiges Ansehen. 2) Wenn es aus der Presse kommt, ist das Brod etwas feucht, welche Feuchtigkeit aber schnell verdunstet und in ein paar Stunden beinahe ganz verschwindet; in einigen Tagen wird es so troken, so hart und dicht wie ein Stein. 3) In diesem Zustande kann es nicht mehr verderben und widersteht der Feuchtigkeit, der Gaͤhrung, dem Schimmel, und ein solches Brod, welches von Hrn. Laignel ein Jahr lang aufbewahrt worden war und dann der Akademie vorgelegt wurde, war nach dem Zeugniß Aller ganz gut conservirt. 4) Das so gepreßte Brod wird nach einiger Zeit so hart, daß man es mit dem Hammer zerschlagen muß. Laͤßt man es in diesem Zustande in einer Fluͤssigkeit weichen, so erhaͤlt es in nicht sehr langer Zeit sein fruͤheres Volumen und die fruͤhere Farbe wieder. 5) Das so getroknete und wieder aufgeweichte Brod verliert nichts von der Schmakhaftigkeit und dem Geruch des frischen Brodes und nimmt keinen schlechten Geschmak an. Man kann es beinahe uͤberall wie neugebakenes Brod brauchen und der Unterschied ist wirklich unbedeutend. Wir brauchen nicht zu bemerken, wie nuͤzlich das so gepreßte Brod zur Verproviantirung der Marine, befestigter Plaͤze, als Nahrungsmittel fuͤr Armeen, fuͤr den Transport von Nahrungsmitteln in Natura an Orte wo Theuerung oder Hungersnoth eingetreten ist, fuͤr Reisende durch unbewohnte Gegenden etc. zu werden verspricht. Nach andern Versuchen scheint es, daß man durch dieses Mittel auch die Kartoffeln und meisten Gemuͤse aufbewahren kann. (Echo du monde savant. 1842, No. 705.) Sicheres und wohlfeiles Verfahren die Kornmotte zu vertilgen. Allen Landwirthen sind die Verheerungen bekannt, welche jenes kleine Insect, die Kornmotte, welches sehr viel Aehnlichkeit mit dem Kornwurm, noch mehr aber mit der Motte (Schabe), diesem eingefleischten Feind der Wolle und des Pelzwerks, hat, unter den Getreidekoͤrnern, im Felde sowohl wie in den Speichern anrichtet. Es ist notorisch, daß die Kornmotte manchmal drei Viertheile der Ernten zerstoͤrt und ihre Fortpflanzung ist nicht minder erschrekend als ihre Verheerungen. Zahlreiche Versuche fuͤhrten Hrn. Dr. Herpin, einen ausgezeichneten Landwirth, auf ein Verfahren, um die Kornmotte auszurotten, welches wir als eines der besten bisher bekannt gewordenen mittheilen zu müssen glauben. In zwoͤlf bis fuͤnfzehn Departements des mittlern und mittaͤglichen Frankreichs, wo der Getreidebau der Hauptnahrungszweig ist, wird heutzutage der Weizen und das Korn noch im Felde stehend von Myriaden Motten angefallen, deren Larven die Mehlsubstanz verzehren, so daß sie manchmal ganze Ernten vernichten. Das aus diesem Getreide bereitete Brod enthaͤlt verdorbene Ueberreste dieser Insecten, hat einen unangenehmen, im Halse beißenden Geschmak und geht im Wasser unter wie ein Stuͤk Erde. Es entstehen Epidemien dadurch, welche nur sehr schwer wieder zum Verschwinden gebracht werden, so hartnaͤkig und gefaͤhrlich ist die blasenziehende Kraft der Kornmotte, wenn sie einmal Geschwuͤre im Halse hervorgebracht hat. Man glaubte anfangs, daß die einmal von der Motte angefallenen Koͤrner nicht mehr keimen koͤnnen; Hr. Herpin aber fand, daß die mit dem Korn gesaͤete Motte im Boden sich als Puppe erhaͤlt, bedeutender Kaͤlte widersteht und als vollkommenes Insect aus dem Boden kommt; die Schmetterlinge begatten sich sogleich und legen ihre Eier auf die kaum ausgebildeten Aehren und Koͤrner. Hievon einmal uͤberzeugt, wollte Hr. Herpin schen, ob, wie behauptet wird, der Schmetterling der Motte sich vom Lichte anziehen und verbrennen lasse; nach 24 Stunden blieben aber kaum ein Duzend Schmetterlinge am Fuße einer mitten in einer Scheune, deren Garben von dieser Motte befallen waren, aufgestellten Lampe liegen. Hierauf wurde solches Getreide mit Kampher und Terpenthinoͤhl in Gefaͤße eingeschlossen; die Schmetterlinge krochen aus wie sonst. So wurde auch vergebens Schwefel verbrannt. Die Waͤrme scheint noch eines der besten Mittel zu ihrer Vertilgung zu seyn; die Versuche, welche Duhamel in auf 60° erhizten Bakoͤfen anstellte und aͤhnliche, hatten guten Erfolg; jedoch hat diese Vertilgungsweise ihren Uebelstand, daß naͤmlich die Austroknung das Volumen des Getreides vermindert, was fuͤr den Verkauf desselben ein großer Nachtheil ist. Nach Hrn. Herpin ist aber die Asphyxie (Erstikung) das sicherste, bequemste und wohlfeilste Mittel zur Vertilgung der Kornmotten. Er bemerkte naͤmlich, daß die Temperatur der von den Motten befallenen Getreidehaufen 10 bis 20° C. uͤber die der Atmosphaͤre steigt und daß die Waͤrme im Innern dieser Haufen zur Zeit der Metamorphose der Insecten auf 50 bis 60° C. kommt. Die so entwikelte thierische Waͤrme ruͤhrt offenbar von der Absorption einer bedeutenden Menge atmosphaͤrischen Sauerstoffs durch die Athmungsorgane der Insecten her; ein toͤdtliches, unathembares Gas genuͤgt demnach, um nach laͤngerer oder kuͤrzerer Zeit Asphyxie herbeizufuͤhren. Am geeignetsten hiezu scheint die Kohlensaͤure zu seyn, welche man sich auf sehr wohlfeile Weise uͤberall verschaffen kann, entweder durch den Dampf verbrennender Kohle, oder durch Gaͤhrung weiniger Fluͤssigkeiten, oder endlich durch Aufgießen einer Saͤure auf Kreide oder Kalksteinstuͤke. Hrn. Herpin's Versuche haben ihn zur Erreichung einer radicalen Asphyxie gefuͤhrt, indem er das von Motten befallene Getreide in hoͤlzernen Silos, in großen Tonnen oder auch gewoͤhnlichen Faͤssern einschließt und aufhaͤuft, welche vollkommen damit angefuͤllt, hermetisch verschlossen werden und in deren Innerm man vorher einige gluͤhende Kohlen verbrennen ließ, welche das Sauerstoffgas der in diesen Gefaͤßen enthaltenen Luft absorbiren und Kohlensaͤure darin bilden. Dieses Mittel ist sicher; das aus diesen Gefaͤßen genommene Getreide liefert gutes Brod und ist vor den verheerenden Thieren aller Art gesichert. Auch hinsichtlich der Kosten ist es sehr vortheilhaft, denn eine Kubikklafter große Tonne faßt mehr als 60 Hektoliter und kostet per Hektoliter nur 1 Fr. 50 Cent.; die Tonnen halten in den Kellern uͤber 50 Jahre aus und beduͤrfen beinahe keiner Reparatur. Das Einsammeln des Getreides vor der voͤlligen Reife und das unmittelbare Aufhaͤufen desselben in den Scheunen waͤre ebenfalls ein vor den Verheerungen der Kornmotte schuͤzendes Mittel, denn zu dieser Zeit entwikelt die Pflanze viel Kohlensaͤure, welche die Larven des Insectes, sobald sie aus dem Ei kommen, erstikt und toͤdtet. (Echo du monde savant. Decbr. 1841, Nr. 690.) Ueber die Behandlung des Pferdemists zur Gewinnung eines kräftigen Düngers. Die Behandlung des Duͤngers ist in Frankreich und sogar im Elsaß, wo die Landwirthschaft doch in sehr gutem Zustande ist, ziemlich zuruͤk. Seit langer Zeit schon benuͤzt man in der Schweiz den Harn der Viehstaͤlle, waͤscht den Mist aus und sammelt das Wasser in Gruben an, worin nach der Gaͤhrung das Ammoniak mit Eisenvitriol, Gyps oder mit Schwefelsaͤure gesaͤttigt und so in schwefelsaures Ammoniak umgewandelt wird. Dieses Wasser, auf Wiesen und Felder ausgebreitet, bewirkt eine kraͤftige Vegetation, die vorzuͤglich dem schwefelsauren Ammoniak zuzuschreiben ist, welches sich nicht, wie das kohlensaure Ammoniak, durch die intensive Waͤrme der Sonnenstrahlen verfluͤchtigt. Der Mist enthaͤlt, wie der Harn, Ammoniak, welches erhalten werden muß, bei den gewoͤhnlichen Verfahrungsweisen aber groͤßtentheils verloren geht. Der Pferdemist wird als viel geringer angenommen als der Mist des Hornviehes; allein dieß scheint nur von seiner Behandlungsweise abzuhaͤngen, welche in Elsaß und Lothringen und in Frankreich uͤberhaupt darin besteht, ihn in Gruben aufzuhaͤufen, worin er manchmal unter Wasser gesezt wird, groͤßtentheils aber ihn troken, etwa 3 Fuß hoch, aufzuhaͤufen, ohne ihn hinlaͤnglich zu befeuchten. Das Vorurtheil, daß der Pferdemist sich nur durch Um- und Untereinanderruͤhren gut macht, ist Schuld, daß dieß gewoͤhnlich ein- oder zweimal geschieht. Der Mist, welcher im Wasser eingeweicht ist, fault nicht und das Stroh zersezt sich nicht. Der leicht aufgehaͤufte und nicht hinlaͤnglich befeuchtete Mist erhizt sich dagegen so, daß er oft schimmelt; das Ammoniak, welches er entwikelt, verfluͤchtigt sich und der wirksamste Theil des Duͤngers geht dadurch verloren. Man erhaͤlt so einen leichten, wenig gehaltvollen Duͤnger, dessen Wirkung tief unter jener des Kuh- und Ochsenduͤngers steht, der von Natur feucht und fett und wenig zur Erhizung geneigt ist. Ich habe zu jeder Zeit den Pferdemist auf eine der allgemein gebraͤuchlichen gerade entgegengesezte Weise mit sehr gutem Erfolge behandelt. Seit 14 Jahren, wo ich die Bergwerks- und chemische Producten-Anstalten zu Buxwiller leite, hatte ich, obwohl ich mich mit dem Akerbau nur zur Benuͤzung meiner hiesigen, groͤßtentheils aus Wiesen bestehenden Besizungen abgebe, doch Gelegenheit, die Versuche uͤber die Behandlung des Pferdemists im Großen zu wiederholen. In den Jahren 1831 bis 1834 stand mir, und seit dem vorigen Jahre steht mir wieder der Mist von 200 in Buxwiller cantonnirten Artillerie-Pferden zu Gebote, die in einem einzigen Gebaͤude stehen, hinter welchem ich ein Grundstuͤk besize, auf dem ich eine Mistgrube von 400 Quadratmetern Flaͤche angelegt habe, die in zwei Theile von je 200 Metern abgetheilt ist. Diese Grube bildet eine geneigte Ebene, welche sich gegen vorne und rechts und links erhebt, so daß das davon abfließende Wasser sich in der Mitte vereinigt, wo sich ein Reservoir mit einer Pumpe befindet, mit welcher das abfließende Wasser nach Belieben wieder auf den Mist gebracht werden kann. Das noͤthige Wasser verschaffe ich mir durch einen neben der Mistgrube befindlichen Pumpbrunnen. Auf diese Weise erhalte ich ohne viel Kosten die fuͤr den Pferdemist erforderliche große Menge Wasser und verliere keinen Tropfen des gesaͤttigten Wassers, welches am Ende von dem Miste, wenn man ihn herausnimmt, ganz absorbirt ist, falls man es nicht vorzieht, dieses Wasser direct anzuwenden und noch mehr davon zu erzeugen, indem man groͤßere Quantitaͤten Wasser auf den Mist schuͤttet. Die beiden Abtheilungen werden wechselsweise mit dem Miste belegt, so wie er aus den Staͤllen kommt. Dieser Mist wird 6 bis 12 Fuß hoch uͤber die ganze Flaͤche des Viereks aufgehaͤuft, von den Leuten, die ihn dahin bringen und ausbreiten, mit den Fuͤßen eingestampft, und mittelst der Pumpen reichlich bewaͤssert. Ich erziele auf diese Weise die gehoͤrige Aufhaͤufung und hinreichende Befeuchtung, welche beide Bedingungen ich fuͤr noͤthig erachte zur Bekaͤmpfung der dem Pferdemist eigenen heftigen Gaͤhrung, durch welche seine kraͤftigsten Theile verloren gehen, indem sie sich verfluͤchtigen. Dem gesaͤttigten Wasser seze ich aufgeloͤsten Eisenvitriol oder Gypspulver zu, welche ich auf den Mist ausbreite, um das sich entwikelnde Ammoniak, welches sich bei etwas hoͤherer Temperatur leicht verfluͤchtigt, in schwefelsaures Ammoniak umzuwandeln. Auf diese einfache und nicht kostspielige Weise erhalte ich in zwei bis drei Monaten einen vollkommen fertigen und eben so fetten und teigigen Duͤnger, wie der von Kuͤhen und Ochsen ist; dieser Duͤnger hat sich auch durch die merkwuͤrdige Production auf meinen Feldern und Wiesen seit einer Reihe von Jahren als sehr kraͤftig erwiesen. Der in Haufen gebrachte Pferdemist consumirt eine bedeutende Menge Wasser, was leicht zu erklaͤren ist durch die Waͤrme, welche er entwikelt, die eine bestaͤndige Verdampfung verursacht. Ich bin uͤberzeugt, daß man die Wichtigkeit dieser Verdampfung nicht genug beherzigt und daß der Pferdemist bei den meisten Landwirthen nur den geringsten Theil des erforderlichen Wassers erhaͤlt. Das Urinwasser, dessen Ammoniak gesaͤttigt und in schwefelsaures Salz umgewandelt wurde, bringt, auf Wiesen ausgebreitet, eine kraͤftige, von der daneben befindlichen sich wohl unterscheidende Vegetation hervor. Ein durch das Begießen einer Wiese geschriebener Name oder eine Figur sind an ihrem Wachsthum sehr leicht zu erkennen, so wie man bekanntlich (nach einem zuerst von Franklin angestellten Versuche) solche aus Gypspulver beim Kleebau gebildete Figuren erkennen kann. Ich glaube keineswegs hiemit eine Entdekung gemacht zu haben, denn das Verfahren, den Harn und die Mistgrubenjauche zu saͤttigen und diese Fluͤssigkeit bei feuchter Witterung im Fruͤhjahr sowohl als nach den auf einander folgenden Schnitten auf den Wiesen auszubreiten, ist in der Schweiz etwas Altes. Ich wollte mir nur die Wirkung des schwefelsauren Eisens aus den gefaulten Harn und in Folge hievon dessen kraͤftigen Einfluß auf das Wachsthum zu erklaͤren suchen, und fand die Ursache in der mehrerwaͤhnten chemischen Veraͤnderung. Schattemann. (Echo du monde savant 1842, No. 701.)