Titel: Ueber die Fortschritte der Seidenwürmerzucht in Frankreich, ein Bericht für das Jahr 1841; von Eugen Robert in Sainte-Tulle.
Fundstelle: Band 84, Jahrgang 1842, Nr. XXII., S. 133
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XXII. Ueber die Fortschritte der Seidenwuͤrmerzucht in Frankreich, ein Bericht fuͤr das Jahr 1841; von Eugen Robert in Sainte-Tulle. Aus dem Echo du monde savant. Jan. 1842, No. 698, 699 und 700. Robert, über die Fortschritte der Seidenwürmerzucht in Frankreich. Maulbeerbaum-Pflanzungen. — Ueber das Verfahren der Maulbeerbaum-Pflanzung ist man beinahe allgemein einverstanden. Dieser schäzbare Baum will im Süden Frankreichs etwas tiefer gesezt seyn als im Norden und verträgt jede Stellung mit Ausnahme jener gegen Osten, welche Hr. C. Beauvais für gefährlich zu erklären keinen Anstand nimmt, weil die hervorkommenden Knospen nach einem Reif eher Gefahr laufen, von den ersten Sonnenstrahlen verbrannt zu werden. Die hochstämmigen Pflanzungen sind im mittäglichen Frankreich die gebräuchlichsten; im mittlern und nördlichen Frankreich scheint man die mittlern und niedern Stämme vorzuziehen. Die Ursache hievon ist vielleicht in nichts anderm, als in der sehr zu rechtfertigenden Ungeduld der Eigenthümer in den leztern Theilen des Landes zu suchen, einen Genuß von ihren Pflanzungen zu haben und sich der Seidenwürmerzucht widmen zu können. Varietäten der Maulbeerbäume. — Mehrere Varietäten dieses Baumes wurden vergleichungsweise von Hrn. Camille Beauvais und Anderen aufgezogen. Deby unterscheidet deren eilf Hauptspecies; aber diese Species zerfallen durch die Saat, das Pfropfen, die Absenker und Stekreiser beinahe wieder ins Unendliche in Unter- und Spielarten. Bis aber vergleichende Versuche, deren Resultat vor einem Viertel-Jahrhundert kaum sich herausgestellt haben kann, die Species angeben, welche in den Pflanzungen den Vorzug verdient, bleibt der weiße Maulbeerbaum in denselben beinahe ohne Nebenbuhler vorherrschend. Hr. Niaudet lenkte vor Kurzem die Aufmerksamkeit auf den Broussonetier oder Papier-Maulbeerbaum (Broussonetia papyrifera), welchen man bisher zur Ernährung der Seidenwürmer für untauglich hielt. Nach Hrn. Dugied, ehemaligem Präfeeten des Depart. der Niederalpen, welcher die Bäume, deren Cultur unserm Departement frommen könnte, sorgfältig studirt hat, sind nicht nur allein die Blätter des Papier-Maulbeerbaums zur Ernährung der Seidenwürmer ausgezeichnet geeignet, sondern sie besizen auch noch die Eigenschaft, die Gesundheit der Erkrankten wieder herzustellen. Gleichwohl soll man dieses Blatt, da es viel härter ist als jenes des gewöhnlichen Maulbeerbaums, denselben erst dann geben, wenn sie stark genug sind um es fressen zu können. Die Vorzüge dieser Species sind, daß sie sehr rasch emporwächst, sogar im schlechtesten Erdreich und sich durch Samen, Schößlinge, Wurzeln, Absenker oder Stekreiser außerordentlich leicht reproducirt. Hr. Bonafous, dem die Seidenzucht so viel verdankt und der zahlreiche Versuche anstellte, um für den Fall der Frühlingsreife das Maulbeerblatt zu ersezen, beobachtete, daß die Blätter eines Baumes aus der Familie der Urticeen, unter dem Namen Maclura aurantiaca bekannt, zum Ernähren der Seidenwürmer gebraucht werden können. Hr. Farel zu Montpellier machte einen Versuch der Seidenwürmerzucht mit der Maclura und reussirte damit, mit dem einzigen Unterschiede, daß sie gegen jene mit dem gewöhnlichen Maulbeerblatt um 7 bis 8 Tage zurükblieb. Der Vortheil, welchen die Maclurablätter darbieten könnten, besteht darin, daß sie im Klima von Paris, von Straßburg und von Genf, wo Hr. Bonafous diesen Baum einführte, noch niemals erfroren, und daher als Surrogat der Maulbeerblätter dienen könnten, wenn diese erfrieren, folglich ein Mittel abgäben, frisch ausgekrochene Würmer zu erhalten, bis das zweite Blatt gestattet, die Zucht mit erneuerter Thätigkeit fortzusezen. Hr. Bonafous empfiehlt jedem Züchter in der 4ten Auflage seines: Traité de l'Education des vers à soie et de la Culture du mûrier, welche so eben erschien, einige Fuß Maclura anzupflanzen, um in den leider sehr oft vorkommenden Fällen dringender Noth ein Aushülfsmittel zu besizen. Beschneiden des Maulbeerbaums. — Die Meinungen über das Beschneiden im Winter oder im Sommer sind sehr verschieden; es gibt sogar sehr geschikte Pflanzer, welche das Beschneiden gar nicht, oder nur in außerordentlichen Fällen wollen und es durch jährliches Ausschneiden (élagages) im Monat März oder nach dem Abnehmen der Blätter ersezen. Die Anhänger dieser verschiedenen Systeme geben alle hinlänglich gute Gründe an, was uns zu der Meinung berechtigt, daß das anzunehmende Beschneidungsverfahren viel von der Beschaffenheit des Bodens und des Klima's abhänge, wo sich die betreffenden Pflanzungen befinden. Was uns betrifft, erklären wir uns zu einem Urtheil hierüber nicht competent; wir haben noch Versuche darüber anzustellen, und, wie Hr. Beauvais selbst sagt, genügt kaum ein Viertel-Jahrhundert, um sich hierüber aussprechen zu können. Wir haben wegen der Frühreife unserer Gebirge, welche unsern Maulbeerschößlingen nicht immer gehörig fortzuschlagen gestatten, für den größten Theil unserer Pflanzungen die Winterbeschneidung angenommen; doch versäumen wir den Beisaz nicht, daß wir über diese Sache noch nicht völlig im Reinen sind. Jedenfalls legen wir hier eine fünf Jahre lang wohl beobachtete Thatsache nieder, aus der man uns jedoch erlauben wird, noch keine Schlußfolgerung zu ziehen, daß nämlich die kraftvollen Pflanzungen, welche der Winterbeschneidung unterworfen werden, weit mehr als die andern der Flechten-Krankheit (feu volage) unterworfen sind, deren Ursache noch so im Dunkeln liegt, und daß wir das Uebel nur damit mildern, wenn auch nicht heilen konnten, daß wir bei den davon befallenen Individuen wieder zur Sommerbeschneidung zurükkehrten. Ventilation der Seidenwürmeranstalten. — Was den kleinen Seidenzüchter betrifft, so ist das Problem durch gehörig geleitetes Wirken der Thüre und des Fensters auf die Stubenbevölkerung gelöst; er kann noch einige in einen Keller oder sonst einen frischen Ort gehende Luftlöcher, oder einen Kamin, welcher zu gleicher Zeit die Dienste eines Heizapparats und eines Appelherdes verrichtet, damit vereinigen. Der sinnreiche Apparat des Hrn. DarcetPolytechn, Journal Bd. LVII. S. 492. löste das Problem für die großen Anstalten, wenigstens nach unserer Ueberzeugung, jedoch nur mit der Bedingung, daß ein zum Schöpfen frischer Luft geeigneter Ort zu Gebote stehe, ferner ein zum Einziehen derselben hinlänglich kräftiger Ventilator und ein fortgesezt wirkender Motor, welcher diesen Ventilator in Bewegung sezt. Nun vernichtet aber im Süden, wo wir in der lezten Zeit der Zucht diesen Ventilator so oft Tag und Nacht beinahe ohne Unterbrechung mehrere Wochen nacheinander gehen lassen müssen, der Mangel eines solchen um geringe Kosten fortgesezt wirkenden Motors einen Theil des vortrefflichen Erfolges des Ventilirapparats. Wir sagen es ohne Anstand, da wir die Erfahrung zur Seite haben, so lange uns kein wohlfeiler Motor zu Gebote steht, kann sich der Darcet'sche Ventilirapparat nicht allgemein verbreiten. Nur sehr wenige Züchter besizen eine Wasserkraft, und die Herstellung eines Pferdegöpels, so wie die nöthigen Kosten, um ihn Tag und Nacht in Gang zu erhalten, stehen nicht im Verhältniß zum Erträgniß einer gewöhnlichen Zuchtanstalt von 10 bis 12 Unzen Seidenwürmern. Fünf an der Anstalt zu Sainte-Julle gemachte Zuchten sezten uns in den Stand, uns hierüber eine Meinung zu bilden. Wir sind zu folgendem Resultate gekommen: an heißen Tagen war die Ventilation unserer Anstalt jederzeit hinreichend wenn der Ventilator in Bewegung war, hörte aber auch sogleich auf es zu seyn, wenn derselbe stehen blieb; man mußte dann zu Luftlöchern seine Zuflucht nehmen, wenn die ermüdeten Arbeiter, welche den Ventilator drehten, einige Augenblike ausruhten. Wir sind daher wegen der Entscheidung keinen Augenblik im Zweifel. Der Darcet'sche Apparat entspricht bei fortgesezter Bewegung allen Anforderungen der Ventilation. Die Frage ist somit jezt eine andere geworden; es ist nicht mehr die Wirksamkeit dieses Apparats, welche in Zweifel gezogen wird; auch sind es nicht die ersten Kosten seiner Errichtung, welche den Seidenzüchtern Bedenken erregen; sondern die Schwierigkeit ist es, die Bewegung des Ventilators beständig zu unterhalten, wenn der unveränderliche Stillstand einer hohen Temperatur es gebieterisch verlangt. Sobald wir einen wohlfeilen Motor haben werden, welcher z. B. nur die Kraft einer einzigen Person erfordert, um ihn von Zeit zu Zeit wieder in Gang zu sezen, dann ist das Problem zu Jedermanns Zufriedenheit gelöst. Das eben Gesagte gilt in noch höherm Grade von dem neuen Ventilirapparate der HHrn. SabloukoffPolytechn. Journal, Bd. LXXXI. S. 52. und Sochet. Man wird nun ohne Zweifel unsere Verwunderung begreifen und theilen, daß man bei den seit mehreren Jahren stattfindenden Discussionen über das in unsern Seidenzuchtanstalten eingeführte Ventilirverfahren mit dem Darcet'schen Apparat beinahe allgemein die Triebkraft für die Ventilation unberüksichtigt gelassen hat. Wenn man uns den verlangten wohlfeilen Motor gegeben haben wird, werden die Vortheile der aufsteigenden Ventilation, welche in den verschiedenen Abhandlungen des Hrn. Darcet so schön nachgewiesen sind, das neue, von den HHrn. Sautel und Chaubard-Gérard vorgeschlagene System der horizontalen Ventilation mittelst rechtwinklicher Oeffnungen von Norden nach Süden, welches, wie Hr. Robinet mit vieler Einsicht bemerkte, im ersten Augenblik die constante und gleichmäßige Temperatur der Anstalt vernichten würde und nur bei günstigem Winde möglich wäre, wenig aufkommen lassen. Jedenfalls werden wir mit vieler Aufmerksamkeit die interessanten Versuche verfolgen, welche der geschikte Director der Musteranstalt zu Poitiers hinsichtlich des Neigungswinkels anftellen wird, der den Seidenwürmerhürden gegeben werden soll, um auf ihrer Oberfläche einen mehr oder minder raschen Luftzug hervorzubringen, der die Luft in Bewegung sezt, welche in der Mitte derselben stagnirend wird, wenn sie sich auf einer ganz horizontalen Fläche befinden. Wir könnten uns hier auch über den künstlichen Baum des Hrn. Garulli verbreiten, mittelst dessen man die Seidenwürmer durch vier bis fünf bewegliche Gitter von Eisendraht oder von Rohr kriechen läßt, welche in dem Raum angebracht sind, der die beiden Hürden von einander trennt, indem man das gefräßige Insect durch mit Blättern besezte Zweige lokt; allein dieses Verfahren ist zu kleinlich und man kann sich, ohne die Maulbeerbäume zu verderben, die große Menge der hiezu nothwendigen Zweige nicht verschaffen. Hr. v. Gasparin theilt in einem der Société centrale d'agriculture erstatteten BerichtMan vergleiche die vorhergehende Abhandlung. Näheres über dieses originelle Verfahren mit. Zucht der Seidenwürmer. — Dandolo's und die neuern Methoden sind fortwährend in Gebrauch; den Schlendrian behalten freilich viele Züchter noch bei, obwohl es keiner einzugestehen wagt. Die Annäherung des alten und des neuen Verfahrens muß sogar nach und nach vermöge der allgemeinen Principien, auf welchen sie beruhen, stattfinden. So sehen wir die Neze behufs der Ausräumung des Mistes und der abgeworfenen Häute in allen gut geleiteten Anstalten eingeführt, so wie auch die Eintheilung der Würmer in Kategorien, welche wir immer als eine der ersten Bedingungen eines guten Erfolgs betrachteten. Hr. Amans Carrier hat kürzlich erst die Ausscheidung der im Auskriechen und bei der Häutung zurükbleibenden als eine absolut nothwendige Maßregel empfohlen, um aus der Zucht die schwachen und trägen Würmer zu entfernen, die den Keim der ihren frühzeitigen Tod herbeiführenden Krankheit in sich tragen. Es freut uns, einen so geschikten Praktiker, wie Hrn. Carrier, durch seine Versuche auf dieselben Vorschriften geleitet zu sehen, welche wir den Züchtern in unsern Conseils aux Magnaniers, p. 22 und folg. und im 3ten Theil der Annales de la Société séricicole, p. 150 und ff. schon empfohlen hatten. Bei so übereinstimmenden Prämissen erübrigt nichts mehr, als sich über die Dauer der Zuchten zu verständigen. Dandolo bestimmt dieselbe auf 31 bis 32 Tage und da die Praxis viele Züchter der neuen Schule dahin führte, ihr 28 bis 29 Tage einzuräumen, so ist nach Allem zu hoffen, daß man sich hierüber bald vereinigen werde. Man sucht beständig die Requisiten der Seidenzuchtanstalten zu vereinfachen und sie bequemer zu machen. Hr. v. Beauregard zu Hyères, dessen ungeheuer große Anstalt wir erst vor Kurzem besuchten, sezt mit gutem Erfolge seine Versuche mit den beweglichen Hürden fort, welche wir in der Revue séricicole März 1840 beschrieben haben. Wenn seine Versuche, welche er bisher nur im Kleinen anstellte, auch im Großen gelingen, so hat er damit die Gehülfen unserer Anstalten von der Gefahr der Leitern und der hängenden Wagen (chariots suspendus) befreit. Hr. Jules Bonnet in Marseille ersezte die Hürden aus Rohr durch solche aus Canevaß, welche nach der Zucht abgenommen und zusammengelegt werden, folglich zur übrigen Zeit des Jahres sehr wenig Plaz einnehmen, ein Vorzug, welcher in Landhäusern nie zu verschmähen ist. Die Papierneze der Anstalt zu Sainte-Tulle passen auf alle denkbaren Arten von Hürden, denn man kann sie, je nach Bedarf, der Länge oder der Breite nach stellen. Die davon seit zwei Monaten von den HHrn. Ancey und Dalmas in Marseille versandte Quantität ist sehr bedeutend. Die kleinen Züchter beginnen schon die Ersparung des Arbeitslohns bei der Ausräumung anzuerkennen; mit der Zeit wird dieß auch mit der durch die Anwendung der Papierneze auf die Gesundheit des Wurms und somit auch auf das Erträgniß der Ernte herbeigeführten Verbesserung der Fall seyn. Jeden Tag werden uns Verbesserungen mitgetheilt. Man schreibt uns von Lyon, daß ein bekannter Chemiker daselbst die Papierneze wasserdicht zu machen sucht; dieß ist zwar nicht schwer auszuführen; es frägt sich aber nur, ob sie dadurch nicht viel höher zu stehen kommen; denn dieß ist die große Frage bei jedem Verfahren, das populär werden soll. Wir haben uns früher schon über die ganze Wichtigkeit ausgesprochen, welche wir der Eigenschaft der Papierneze, die Feuchtigkeit des Mistes zu absorbiren, beilegen. Die Wasserdichtheit aber würde ihnen diese Eigenschaft benehmen. Man hat gegen die Papierneze eingewandt, daß sie an der Sonne getroknet, eine Art Steife annehmen, und daher nicht so bequem neuerdings angewandt werden können. Offenbar hat man diese Neze zu lange der Sonne ausgesezt gelassen, denn dieser Fehler zeigt sich nicht, wenn man sie nur bis zum gehörigen Grad austroknen läßt, und in dem Zimmer über einander zu einem Stoß aufschichtet, den man, ehe man sich ihrer bedient, mit einem Brett oder irgend einem Gewichte beschwert. Auch ist einigemal bemerkt worden, daß die Würmer nur mit dem halben Körper durch die Löcher des Nezes kriechen und in dieser Stellung das Blatt fressen, indem sie dabei schön weich auf dem Miste liegen bleiben; derselbe Uebelstand findet auch bei den Drahtnezen statt, aber nach der zweiten oder höchstens dritten Mahlzeit verschwindet er ganz. Hr. Amans Carrier suchte die Ränder der Papierneze fester zu machen, indem er ringsherum ziemlich feinen Bindfaden anleimte. Wie zu erwarten war, wurde dadurch der Widerstand aller Theile des Nezes ungleich, sie wurden gegen die Mitte zu geschwächt, da alle Kraft dem Rande gegeben war und das Nez riß häufig von einander. Wir unsern Theils lassen den Rand lieber frei und die Erfahrung lehrte uns, daß wir dadurch weit weniger Neze außer Dienst haben, als wenn wir die Ränder derselben zu verstärken suchten. Eine Hauptsache ist es, wir können es nicht oft genug wiederholen, die Papierneze nicht gar zu groß zu machen und sich dabei an unsere Vorschrift zu halten. Die Kosten derselben betreffend haben wir bis heute darüber folgende Erfahrungen gemacht. Wir wenden gegenwärtig zwei verschiedene Papiersorten dazu an. Die eine, bei unsern vorjährigen Nezen, wovon 25 Bogen 910 Gramme wiegen, berechnet sich wie folgt: 3 Kilogr. 640 Gramme die 100 Bogen zum Preis von 65 Cent. per Kilogramm 2 Fr. 36 Cent. Arbeitslohn um es zu durchloͤchern, ⅓ Taglohn à 1 Fr. 50 Cent. 50 ––––––––––––––––––––– Fuͤr 100 Neze 2 Fr. 86 Cent. Das neue, dieses Jahr von den HHrn. Ancey und Dalmas bereitete Papier, welches uns vor jenem bei weitem den Vorzug zu verdienen scheint, wiegt 1 Kilogr. 10 Gr. per 25 Bogen, also: 4 Kilogr. 40 Gr. die 100 Bogen zu 65 Cent. das Kilogr. 2 Fr. 86 Cent. Arbeitslohn fuͤr das Durchloͤchern 50 ––––––––––––––––––––– Fuͤr 100 Neze 3 Fr. 36 Cent. Die zum Dienste für eine Unze Seidenwürmer nöthigen Neze kosten also 3 Fr. 36 Cent., aber nur 2 Fr. 86 Cent., wenn man sie von seinen Dienstboten in freier Zeit durchlöchern läßt. Nimmt man nun an, daß man jährlich die Hälfte der angewandten Papierneze verliert, was aber die Wirklichkeit weit übersteigt, so hat man am Ende nur 1 Fr. 43 Cent. Unkosten auf die Unze Würmer. Sehr viele Versuche wurden voriges Jahr über das Kalken der Würmer, um sie vor der Muscardine zu schüzen, angestellt. Uns und mehreren Züchtern gelang dieses Verfahren sehr wohl. Hr. Morel, ehemaliger Maire von Pertuis (Vaucluse), großer Maulbeerbaumbesizer und Seidenwurmzüchter, schrieb uns hierüber Folgendes: „Vor drei Jahren wurden in einem meiner Pachthöfe, wo Seidenwümer gezogen werden, diese Insecten von der Muscardine befallen, welche immer zunahm. Wir wollten dieses Jahr einen neuen Versuch machen. Die Eier wurden gewechselt, das Auskriechen ließ man in einem neuen Local geschehen und nach der zweiten Häutung wurden die Würmer in ein Zimmer gebracht, wo niemals Seidenwürmer gepflegt worden waren und immer ein gewisser Grad von Kühle erhalten werden konnte. Alles ging trefflich bis nach der vierten Häutung. Da war es unerläßlich, daß wir einen Theil unserer Würmer in eines jener Zimmer trugen, wo im vorigen Jahre die Muscardine ausgebrochen war. Wir hatten die Vorsicht, eine allgemeine Waschung mit in einer gewissen Menge Wasser aufgelöstem blauem Vitriol vorausgehen zu lassen. Als ich zu jener Zeit bei Ihnen war, theilten Sie mir mit, daß das Kalken der Würmer ein wirksames Mittel sey, um den zu befürchtenden Ausbruch der Krankheit zu verhüten. Auf meinen Pachthof zurükgekommen, ließ ich das Mittel sogleich in Anwendung bringen, aber nur in dem die vorhergehenden Jahre davon inficirten Locale; die Operation wurde oft wiederholt. Man unterließ aber, es auch in andern, der Seidenwürmerzucht erst gewidmeten Räumen zu thun, für welche man nichts befürchtete, und wo Alles gut vor sich ging. Der Erfolg erschien nicht zweifelhaft, um so weniger, als man nur an den in den früher inficirten Räumen befindlichen Würmern einige Symptome der Muscardine bemerkt hatte. Was geschah nun? Gerade in diesen leztern gediehen die Cocons, ohne Zweifel in Folge der Anwendung des Kalks, herrlich, während sie in den andern Räumen in der Regel mißlangen.“ Dieser Bericht mag den Züchtern zur Richtschnur dienen. Sehr merkwürdige Versuche über die Kalkung der Würmer wurden in der Versuchsanstalt zu Lavaux angestellt, welche nach dem Berichte des Hrn. Voisins de Laverinère folgende Resultate gaben: 1) das Leben der gekalkten Würmer war geregelter und die Gesundheit derselben dauerhafter als die der andern; 2) die gekalkten Würmer wurden nicht nur vor der Muscardine, sondern auch vor der Gelbsucht bewahrt; 3) die Würmer, welche die Muscardine durch künstliche Impfung bekamen, wurden durch das Kalken nicht vor der Krankheit bewahrt, offenbar weil der Keim derselben in die Organe des Wurms zu tief eingeführt war. Unsere eigenen Versuche gaben ungefähr dieselben Resultate. Wir bildeten zwei Sectionen, jede von zwölf Würmern, die in gesundem Zustand vor dem Aufsteigen genommen wurden. In jeder Section brachten wir sechs Leichen von efflorescirenden muscardirten Würmern in Berührung mit den gesunden. Die erste Section wurde Morgens und Abends gekalkt, die zweite nicht. Die Würmer beider Sectionen machten ihre Cocons, aber beim Oeffnen dieser Cocons gab die gekalkte Section zwölf vollkommen gesunde Puppen, die nicht gekalkte aber nur eine einzige. In dieser leztern Section waren nur ein oder zwei Cocons vollendet, da der Tod die andern vor Beendigung ihrer Arbeit hinraffte. Ein solcher Versuch scheint doch entscheidend zu seyn. Jedoch hat das Kalken den Uebelstand, daß die Arbeiter, welche die Würmer bestreuen oder den Mist umwenden, davon sehr ermüdet werden und Husten bekommen. Andererseits äußert Hr. Darcet selbst, wo er von dem Kalken spricht, die Befürchtung, daß man die Race der gekalkten Würmer bald werde ausarten sehen. Ein geschikter Züchter von der Rhone-Mündung, Hr. Marquis v. Jessé, versicherte uns, daß er alle Wirkungen des Kalkens gegen die Muscardine durch Bestreuen der Würmer mit ausgetroknetem Mehl, wie es zum Verproviantiren der Schiffe dient, erreichte. Die Würmer speisten sehr begierig diese weiß bestreuten Blätter; sie waren von auffallender Gesundheit und ihre Cocons nicht unbedeutend schwerer. Dieses Verfahren, welches die Uebelstände des Kalkens nicht mit sich führt und auf Eines hinausläuft mit jenem der Chinesen, welche ihre Maulbeerblätter mit verschiedenen Mehlarten zu bestreuen Pflegen, scheint uns sehr wichtig zu seyn. Die Frage der Coconnières hat seit vorigem Jahre keinen Schritt vorwärts gemacht. Es werden noch immer Versuche damit angestellt und die HHrn. Pont-Saint-Martin und Davril verdienen hierin einer besondern Erwähnung. Hr. Emil Beauvais gab ein Verfahren an, mittelst dessen man die Eier der Seidenwürmer recht weit in die Saison hinein aufbewahren kann. Man braucht zu diesem Behufe die aufzubewahrenden Eier nur bei trokener und kalter Witterung auf den Boden einer Flasche oder in einen gut glasirten Krug zu legen. Man verschließt das Gefäß luftdicht mit einem Korkstöpsel, welcher mit einer fetten oder harzigen Substanz überzogen wird. Man läßt dann die Flasche auf den Grund eines Brunnens in das kalte Wasser hinab. Das einzige was man dabei zu beobachten hat, ist, daß die Menge der Luft sehr groß sey im Verhältniß der eingelegten Eier, damit im Gefäße immer genug Sauerstoff vorhanden ist, um die Existenz des Embryo's zu sichern. Ein Kubikliter Luft ist wenigstens nöthig, um eine Unze Eier zu erhalten. Dieses Verfahren ist, wie wir voriges Jahr schon sagten, einfach, wenig kostspielig und für Jedermann anwendbar. Wir selbst haben bisher die Seidenwurmeier sehr lange, z. B. bis zum 10. Junius, aufbewahrt, indem wir sie den Winter über unmittelbar unter das Hausdach, wo sie einer sehr kalten Temperatur, bis 8° C. unter 0 z. B., ausgesezt sind, und dann bei den ersten Sonnenbliken des März in den Keller bringen, unter dessen Gewölbe sie in einer Büchse von Weißblech bis zur Zeit der beginnenden Seidenwürmerzucht aufgehangen bleiben. Seidenwürmerracen. — Die chinesischen Würmer gaben in der Regel ein schlechtes Resultat. Vielleicht ist dieß einem Schaden zuzuschreiben, welchen die Eier bei der Ueberfahrt erleiden. Wir werden bald sehen, ob das Product derselben aus in Frankreich gelegten Eiern sich verbessert und ob Hoffnung vorhanden ist, sie einst zu benüzen. Die Treveltoni des Hrn. Bonafous waren bisher nicht viel glüklicher. Hr. Auduin hat dieses Jahr eine Bombyx-Species aus Neu-Orleans gezogen, deren Larve eine große Farben- und Stachelnpracht entwikelte. Derselbe schloß aus seinen Versuchen, daß diese neue Art von Würmern sich leicht ziehen und vermehren lasse, wenn sie anders Nuzen versprechen.