Titel: Beschreibung eines Dampfkessel-Speisungsapparates; von C. Walther.
Autor: C. Walther
Fundstelle: Band 84, Jahrgang 1842, Nr. LXXXI., S. 408
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LXXXI. Beschreibung eines Dampfkessel-Speisungsapparates; von C. Walther. Mit Abbildungen auf Tab. VIII. Walther's Dampfkessel-Speisungsapparat. Das Princip, wonach ich diesen Apparat construirte, ist folgendes: Die Speisungsröhre des Kessels steht nicht mit einer Drukpumpe in Verbindung, sondern mit einem aus starkem Eisenblech gefertigten Reservoir, welches zum Theil mit Wasser gefüllt und dampfdicht verschlossen ist. In dieses Reservoir mündet auch eine Röhre, welche von dem Dampfraume des Kessels aus sich bis über den Wasserspiegel im Reservoir erstrekt. Der Dampf wird auf diese Weise aus dem Kessel über das Wasser im Reservoir kommen, und da dadurch das Gleichgewicht der Spannung zwischen Kessel und Reservoir hergestellt ist, so wird das Wasser aus dem Reservoir in den Kessel übergehen (vorausgesezt, daß das Reservoir etwas höher als der Kessel liegt). Ist das Wasser nun aus dem Reservoir ausgelaufen, so wird plözlich die Verbindung mit dem Kessel in beiden Röhren unterbrochen, und dafür die Verbindung mit dem großen Bassin durch eine dritte Röhre hergestellt, so daß wieder neues Wasser in das Reservoir fließt. Ist dieses nun wieder gefüllt, so schließt sich die Speisungsröhre des Reservoirs, und es öffnet sich dafür die Speisungsröhre des Kessels und die Röhre, welche den Dampf einströmen läßt. Auf diese Weife würde sich der Kessel nun bald ganz füllen, wenn nicht eine Vorrichtung angebracht wäre, welche nur eben so viel Wasser in den Kessel gelangen läßt, als verdampft. — Die Zeichnung wird dieß näher erklären. Fig. 15 ist eine Vorderansicht des Apparates mit dem Durchschnitt eines Theiles des Dampfkessels, worin die Vorrichtung zu sehen ist, welche den Zufluß des Wassers regulirt. Fig. 16 zeigt den Apparat von der anderen Seite theils im Durchschnitt, theils im Aufriß. In allen Ansichten bezeichnen dieselben Buchstaben dieselben Theile. I. Vorrichtung, welche den Zufluß des Wassers regulirt. A ist ein Theil eines Dampfkessels, woran der Apparat angebracht ist. B ist ein hohler Schwimmer von Messingblech, welcher so construirt ist, daß er eine zweimal größere Wassermenge verdrängt, als er selbst schwer ist, so daß er mit gleicher Kraft aufwärts wie abwärts wirkt. Der untere Boden desselben ist schwerer als der obere, so daß der Schwerpunkt des Schwimmers immer unter den Unterstüzungs- oder Aufhängungspunkt zu liegen kommt, wenn gleich der obere Theil des Schwimmers, vom Unterstüzungspunkt an gerechnet, höher ist, als der untere. Er wird dadurch immer gleichmäßig seine horizontale Lage erhalten. C ist ein Hebel mit einer Achse a, welche sich in zwei kleinen Lagern b dreht. An dem anderen Ende ist der Hebel C gabelförmig gestaltet, so daß er den Schwimmer B zur Hälfte umfängt, ihm aber doch die Freiheit läßt, sich um seine Achse c zu drehen. An dem Hebel C ist ein Verbindungsstük D angebracht, welches beim Steigen oder Fallen des Schwimmers den Arm d eines Hahnes E dreht. Natürlicher Weise wird der Hahn dadurch mitbewegt, so daß er sich beim Sinken des Schwimmers öffnet, beim Steigen desselben aber schließt. Der Hahn E ist in der Speisungsröhre F des Kessels, angebracht. Diese kann nun dahin geleitet werden, wo man den Zufluß des Wassers am nöthigsten hält. Fig. 17 zeigt die Stellung des Hahns E, wenn das Wasser im Kessel bis zu seinem Maximum gestiegen ist. II. Beschreibung des eigentlichen Speisungsapparats. G ist ein aus starkem Eisenblech gefertigtes Reservoir, welches dampfdicht verschlossen ist. In diesem Reservoir befindet sich ein Schwimmer H, wie der oben beschriebene. Dieser dreht sich ebenfalls um seine Achse in einem gabelförmigen Hebel J. Das andere Ende des Hebels J ist auf einer Achse K aufgezogen, welche durch eine Stopfbüchse L. sezt, die an einer der Seitenwände des Reservoirs angebracht ist. Außerhalb des Reservoirs ist auf der Achse K ein Rad M befestigt, so daß es sich mit der Achse, also mit dem Steigen oder Fallen des Schwimmers drehen muß. Das Rad M greift in ein zweites N, auf dessen einen Arm ein Hebel O aufgeschraubt ist, an dessen Ende sich ein Gewicht P befindet. Das Rad N hat auf dem Arme, auf welchen der Hebel O aufgeschraubt ist, eine Erhöhung, jedoch auf der Seite, welche dem Reservoir zugewandt ist. Diese Erhöhung e greift auf die weiter unten zu beschreibende Art in eine Oeffnung, welche an dem Doppelarme Q gelassen ist. Der Doppelarm Q bewegt das Gestänge R, und dieses wieder die Hahnen F und T. S ist der Hahn, welcher das Wasser in den Kessel fließen läßt, und T ist der Speisungshahn des Reservoirs. U ist ein Gestänge, welches den Hahn V dreht. Der Hahn V läßt den Dampf in das Reservoir einströmen. W sind Träger, worauf der Hebel O auffällt. X ist die Röhre, welche den Dampf über das Wasser leitet. Y ist ein kleines Lager für die Achse K. In die Achse K ist eine Vertiefung eingedreht, und durch das Lager Y sezt ein Keil Z, welcher in die Vertiefung eingreift, so daß sich die Achse K ihrer Länge nach nicht verschieben kann. Der Gang des Apparates ist nun folgender: denken wir uns das Reservoir gefüllt, so wird der Schwimmer H die durch punktirte Linien angezeigte Stellung einnehmen. Die Hahnen S und V sind geöffnet; der Hahn T aber geschlossen. Der Dampf, welcher durch den Hahn V und die Röhre X in das Reservoir strömt, wird das Wasser allmählich in den Kessel drüken, der Schwimmer H wird sinken, und mit ihm wird sich das Rad M drehen, und dieses wird wieder das Rad N in Bewegung sezen, so daß der Hebel O mit dem Gewichte P steigt. Hat endlich der Schwimmer H seine niedrigste Stellung eingenommen, so wird sich der Hebel O um etwas mehr als 90° gedreht haben, so daß er etwas gegen die andere Seite hin geneigt ist. In dieser Stellung kommen aber auch die Zähne des Rades M außer Eingriff mit dem Rade N, so daß sich dieses frei, ohne das Rad M zu bewegen, drehen kann. Die Folge hievon wird seyn, daß das Gewicht P das Rad N dreht. Das Gewicht P dreht sich nun noch frei um einen Winkel von ungefähr 45°, damit es durch den Fall Kraft bekommt, dann wird die Erhöhung e an dem einen Arme des Rades N in Eingriff mit dem Doppelarme Q kommen, und diesen, und mit demselben die drei Hahnen S, V und T drehen. Damit jedoch die drei Hähne nicht zu gleicher Zeit geöffnet sind, ist der Speisungshahn T des Reservoirs versezt, d. h. er ist um die Breite seiner Oeffnung mehr verdreht. Das Gewicht P dreht also die drei Hahnen nicht bloß um die einfache Breite ihrer Oeffnung, sondern um die doppelte. Der Hahn T wird sich noch nicht geöffnet haben, wenn S und V schon geschlossen sind, und diese werden sich nun noch um die Breite der Oeffnung des Hahnen T in ihrer Hülse drehen. S und V werden also nun geschlossen seyn, und der Hahn T geöffnet. Das Wasser kann also ungehindert in das Reservoir einströmen. Steigt nun der Schwimmer H aufs neue, so werden die Zähne des Rades M wieder in Eingriff mit N kommen, und den Hebel O wieder rükwärts drehen. Dann wird aber der Hahn T vorher geschlossen seyn, ehe sich S und V öffnet. — Es ist klar, daß der Kesselfüllungsapparat nicht unmittelbar über den Kessel gesezt zu werden braucht, sondern daß er jede beliebige Stellung erhalten kann, wenn er nur höher als der Kessel steht. Ebenso kann auch die Dampfzuleitungsröhre oben durch den Dekel des Reservoirs sezen, anstatt durch das Wasser zu gehen.— Der jedesmalige luftverdünnte Raum, welcher in dem Reservoir entsteht, wird auch das Wasser noch in das Reservoir bringen, wenn auch das große Bassin mehrere Fuß tiefer liegen sollte, als das Reservoir.