Titel: Versuche über die Folgen eines Achsenbruchs an einer vierräderigen Maschine. Auszug aus einem Schreiben des Hrn. Prevost in Birmingham an Hrn. Delessert.
Fundstelle: Band 85, Jahrgang 1842, Nr. XXVIII., S. 111
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XXVIII. Versuche uͤber die Folgen eines Achsenbruchs an einer vierraͤderigen Maschine. Auszug aus einem Schreiben des Hrn. Prevost in Birmingham an Hrn. Delessert. Aus den Comptes rendus, Mai 1842, No. 22, S. 800. Prevost, uͤber die Folgen des Achsenbruchs einer vierraͤderigen Locomotive. Die Aufmerksamkeit des Publicums hat sich natürlich der Frage über die vierräderigen Locomotiven zugewendet und einer unserer vorzüglichsten Ingenieurs antwortete, hierüber befragt, daß die Maschinen mit äußern Rahmen (in England) allgemein verworfen werden und daß der Unglüksfall in Paris dem Umstand zugeschrieben werden könne, daß die vorausgestellte Maschine eine solche gewesen sey. Die Meinung dieses Experten geht dahin, daß die vierräderigen Locomotiven der London-Birmingham-Bahn so sicher seyen als jede andere der gebräuchlichen Constructionen, und daß der einzige Fall, wo eine vierräderige Maschine gefährlich werden kann, der ist, wenn sie an der Spize eines Zuges steht und eine sechsräderige hinter ihr. Ein Versuch, welcher vor drei Tagen auf der London-Birmingham-Bahn angestellt wurde, bestätigt vollkommen unsere günstige Meinung von den vierräderigen Maschinen mit innern Rahmen. Eine dieser Gesellschaft vor vier oder fünf Jahren gelieferte Maschine hatte, wie man fand, Achsen von schwächerem Durchmesser als die andern. Sie wurde bei Seite gethan, um andere Achsen anzubringen, ehe man sie zum Dienst verwendete. Hr. Bury, ihr Erbauer, kam auf den Gedanken, sich ihrer zu bedienen, um zu zeigen, daß eine Vorderachse (aber nicht Kurbelachse) brechen könne, ohne daß die Maschine falle. Er ließ daher diese Achse ziemlich in der Nähe eines Rades einschneiden, damit sie während des Laufs der Maschine gewiß breche. Wirklich brach die Achse bald nach der Abfahrt der Maschine, der einige Waggons angehangen waren, bei Wowerton, doch fuhr sie weiter bis Roade und wieder zurük bis Wowerton (im Ganzen 20 engl. Meilen), ohne daß sich etwas ereignete. Die Maschine ging sodann nach London ab (52 Meilen) mit einer Geschwindigkeit von mehr als 20 Meilen auf die Stunde und brachte ihren Zug wohlbehalten an Ort und Stelle. Doch war sie 5 oder 6 Meilen vor London aus den Schienen getreten und 200 Yards lang auf den hölzernen Grundschwellen (sleepers) gelaufen ohne zu fallen. Der Ingenieur befand sich auf der Maschine. Ich muß noch hinzusezen, daß Hr. Stephenson, der Erfinder der sechsräderigen Locomotiven und der äußern Rahmen, neuerlich eine verbesserte Maschine erfunden hat, bei welcher der Rahmen innerlich angebracht und das Gewicht so vertheilt ist, daß das dritte, beibehaltene Räderpaar weit weniger wesentlich ist als bei seinen andern Maschinen. Wir haben es gefährlicher gefunden, Maschinen allein fahren zu lassen, als deren zwei oder drei demselben Zug vorzuspannen (!). Man fährt von keiner Station früher als 15 Minuten nach dem vorausgehenden Zug ab und die Bahnwächter halten jene Züge auf, welche einem andern in weniger als 10 Minuten Zwischenzeit folgen. Endlich belegen wir die Maschinenführer, welche zu schnell fahren und zu früh ankommen, mit Geldstrafen. Die Abfahrten von den Stationen sind auf die Minute bestimmt und früher wird nicht abgefahren.