Titel: | David Stevenson's Strom-Geschwindigkeitsmesser. |
Fundstelle: | Band 85, Jahrgang 1842, Nr. LXXVIII., S. 324 |
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LXXVIII.
David Stevenson's
Strom-Geschwindigkeitsmesser.
Aus dem Mechanics' Magazine. April 1842, S.
305.
Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
Stevenson's Strom-Geschwindigkeitsmesser.
Das in Rede stehende Instrument ist eine Modification des Woltmann'schen Tachometers, welcher als Anemometer und Hydrometer in
Frankreich und Deutschland allgemein in Anwendung ist, indem er sich zu diesem Zweke
durch seine Empfindlichkeit besonders empfiehlt. Beifolgende in 1/3 der natürlichen
Größe dargestellte Abbildung Fig. 29, welche einem von
Hrn. Optikus Robinson in London verfertigten Strommesser
entnommen ist, wird wohl am besten geeignet seyn, die Construction und Wirkungsweise
dieses schönen Instrumentes zu veranschaulichen.
f, f sind die vom Strom in Umdrehung zu sezenden
Treibflügel in der Seitenansicht, g im Grundriß. Vermöge
ihrer schrägen Stellung werden sie durch den Strom ganz auf dieselbe Weise, wie die
Flügel einer Windmühle durch den Wind in Umdrehung gesezt. An der Achse dieser
Flügel sizt eine Schraube ohne Ende e, welche in die
Zähne des ersten registrirenden Rades greift. Die Zapfen, um die sich die
registrirenden Räder drehen, sind in der Messingschiene a,
b gelagert. Diese Schiene ist um ein Scharnier bei b beweglich. Bei a ist eine Schnur c befestigt, durch deren Anziehen die Schiene mit den
Rädern in die Höhe gehoben werden kann; läßt man die Schnur wieder los, so wird die
Schiene durch eine Feder d wieder in ihre vorherige Lage
zurükgedrükt. Beim Heben der Stange kommen die Zähne des Rades mit der endlosen
Schraube außer Eingriff und die Flügel können sich alsdann frei drehen, ohne daß die
Zahl ihrer Umdrehungen registrirt wird. Sobald man jedoch die Schnur wieder
nachläßt, kommt in Folge des Federdruks augenbliklich das registrirende Räderwerk
wieder in Eingriff, wie die Abbildung zeigt. h ist eine
9 Zoll lange, in der Figur abgebrochen dargestellte Fahne, welche dazu dient, die
Ebene, worin sich die Treibflügel drehen, rechtwinkelig zur Richtung des Stroms zu
stellen und k ist das Ende einer hölzernen Stange, an
welche der Tachometer beim Gebrauch befestigt wird. Die verschiedenen Theile des
Instrumentes selbst sind aus Messing.
Die bewegliche Stange in Verbindung mit den registrirenden Rädern und die Schnur mit
der Feder geben die Mittel an die Hand, auf folgende Weise mit großer Genauigkeit zu
beobachten. Nachdem das Instrument adjustirt worden ist, indem man die
registrirenden Räder auf
Null stellte, bringt man die lezteren durch Anziehen der Schnur außer Eingriff und
taucht sodann das Instrument ins Wasser, worauf alsbald die Flügel durch den Strom
in Umdrehung gesezt werben. Man läßt sie so lange frei sich drehen, bis sie die
größte Geschwindigkeit, die ihnen der Strom zu geben vermag, erreicht haben. Ist
dieß der Fall, so wird auf ein von der die Zeit beobachtenden Person gegebenes
Zeichen das Räderwerk durch Loslassen der Schnur in Eingriff gebracht. Am Ende einer
Minute wird auf ein anderes Zeichen die Schnur wieder angezogen, das Räderwerk
ausgerükt und nachdem man das Instrument aus dem Wasser gehoben, die Anzahl der
während der verflossenen Zeit erfolgten Umdrehungen abgelesen.
Ehe man von dem Tachometer Gebrauch macht, muß natürlich der Werth einer Umdrehung
der Windflügel bereits ermittelt seyn. Obgleich dieß von Seiten des Verfertigers
besorgt wird, so ist es doch rathsam, daß die Skale eines jeden Instrumentes von der
desselben sich bedienenden Person bestimmt und, wenn das Instrument einige Zeit lang
außer Gebrauch gewesen ist, geprüft wird, ehe man dasselbe wieder zu Beobachtungen
benüzt. Eine für die meisten hydrometrischen Zweke hinreichend genaue Scale kann man
sich verschaffen, wenn man das Instrument in irgend einem regelmäßigen Canale, etwa
einem hölzernen oder eisernen Mühlengerinne, wo die Geschwindigkeit beinahe durchaus
gleichförmig ist, dem fließenden Wasser aussezt und sich die Anzahl der Umdrehungen
merkt, welche das Rad macht, während ein Schwimmer eine gewisse am Rande des
Gerinnes in Fußen abgemessene Streke zurüklegt. Auf diesem Wege fand man mittelst
zweiundsechzig Beobachtungen, daß jede Umdrehung der Flügel des Instrumentes eine
vom Wasser zurükgelegte Wegstreke von 46 Zoll anzeigte. Die Anzahl der Umdrehungen
an verschiedenen Stellen der Strömung blieb sowohl am Anfang als auch am Ende der
Versuche in gleichen Zeiten gleich.