Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 85, Jahrgang 1842, Nr. CXII., S. 462 |
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CXII.
Miszellen.
Miszellen.
Neuer Vorschlag zur Befahrung von Berghöhen mittelst
Eisenbahnen.
Bei der hohen Bundesversammlung ist von dem k. k. oͤsterreichischen Physikus
Dr. Macher zu Hartberg
die Beschreibung und Zeichnung eines Apparates zur Befahrung jaͤhansteigender
Gebirgseisenbahnen mittelst Lokomotiven uͤberreicht worden. Der Erfinder
spricht sich daruͤber folgendermaßen aus. „Durch einen Apparat,
welcher es moͤglich macht Eisenbahnen uͤber Berghoͤhen mit
Locomotiven leicht, gefahrlos, verhaͤltnißmaͤßig schnell und ohne
Aufenthalt zu befahren, werden alle kostspieligen hohen Daͤmmungen,
Bergdurchschnitte, Durchschlaͤge (Tunnels) und dergleichen fuͤr
Eisenbahnen gaͤnzlich uͤberfluͤssig und Millionen an Kosten
erspart. Es wurden hieruͤber zahlreiche Versuche und Vorschlaͤge
gemacht, aber keiner hielt die Probe; die meisten wurden schon im voraus als
unzulaͤssig erkannt; alle fanden gegruͤndeten Widerspruch. Ich
erdachte folgenden einfachen Kammapparat, welcher an jeder Locomotive, an jeder
Eisenbahn leicht und mit nicht sehr großen Kosten anzubringen ist und alle
nothwendigen Bedingungen erfuͤllt. Die Eisenbahnschienen, auf welchen
sich die Last der Locomotive und Wagen bewegt, bleiben wie sonst, platt und
unveraͤndert; die Locomotiven bleiben ebenfalls unveraͤndert bis
auf den an der einen innern Seite der Locomotivraͤder zur
Verhuͤtung des Abgleitens derselben von den Schienen neben diesen frei
vorstehenden Rand (Falz). Dieser Rand wird ausgezaͤhnt und nach Bedarf
etwas diker gemacht. In der Bahn, einwaͤrts neben jeder Schiene, wird ein
gerade und parallel mit dieser fortlaufender, etwa auf kyanisirtem Holze
befestigter und mit der Unterlage verbundener hinlaͤnglich starker
eiserner Kamm so angebracht, daß die Zaͤhne der umlaufenden
Locomotivenraͤder genau in denselben eingreifen und auf diese Art die Last, ohne von ihr einen senkrechten Druk zu
erleiden, aufwaͤrts bewegen, so wie auch beim Abwaͤrtssteigen die
zu große Geschwindigkeit derselben aufhalten. Diesen einfachen Apparat
auszufuͤhren, die Verhaͤltnisse desselben in allen
Hauptbeziehungen zu berechnen und die noͤthigen Vorrichtungen zur
Verhuͤtung des Ruͤkgehens beim Ansteigen, zur Hemmung der
Raͤder beim Abwaͤrtsfahren und zur Reinhaltung der Zahne und
dergl. mehr anzubringen, duͤrfte fuͤr Techniker eine nicht
schwierig zu loͤsende Aufgabe und die Ausfuͤhrbarkeit selbst Laien
einleuchtend seyn. Die besondern Vortheile, welche dieser Apparat gewahrt, sind
folgende: 1) die moͤglichste Bequemlichkeit und Schnelligkeit beim
Uebersezen bergiger Streken. Die Locomotiven mit gezaͤhnten
Raͤdern sind auch in der Ebene zu gebrauchen, da die Zaͤhne der
Raͤderkanten ganz frei sind und kaum den Sand etwas beruͤhren, bis
sie bei ansteigenden Streken in die dort beginnenden Kaͤmme der Bahn
eingreifen; daher kann dieselbe Locomotive ohne die geringste
Veraͤnderung und ohne Aufenthalt sowohl uͤber Ebenen, als
uͤber jede Hoͤhe fahren; nur die Schnelligkeit ist von der Groͤße der
Ansteigung und der Schwere der Last bedingt. 2) Die Gefahrlosigkeit. Die
Hauptlast der Locomotive und aller Wagen ruht, wie sonst, auf den platten
Schienen; die Zaͤhne der Raͤder und der liegenden Kaͤmme
haben daher gar keinen Druk nach Abwarts zu erleiden, sondern nur die im
Verhaͤltniß der Ansteigung uͤberwiegend
zuruͤkdraͤngende Last zu halten und zu uͤberwinden; es ist
also nicht leicht ein Ausbrechen oder Zerdruͤken der Zaͤhne zu
besorgen. Selbst wenn dieß bei zu schwachem Bau, schlechtem Material,
unvorsichtig zu weit getriebener Schnelligkeit oder einer ungeheuern Last
theilweise der Fall seyn sollte, so wuͤrde es nie eine Gefahr
herbeifuͤhren, weil die Last – auf allen sechs Raͤdern der
Locomotive gleich vertheilt – durch die Hemmvorrichtungen doch immer
schnell aufgehalten und zum Stehen gebracht werden koͤnnte. 3) Die
geringen Kosten der Anlage sowohl als des Betriebs. Die Kosten der Auszahnung
der Radfelgen, selbst wenn solche sehr dik seyn muͤssen, sind ganz ohne
Belang und die der eisernen Kaͤmme an der Bahn duͤrften auch sehr
schwer und breit gearbeitet, kaum die eines zweiten Geleises weit
uͤbersteigen. Die Abnuzung der Zaͤhne an diesen Kaͤmmen,
zumal wenn sie hinlaͤnglich breit gemacht werden, duͤrfte bei dem
Umstande, daß kein Druk abwaͤrts auf sie wirkt – was eine
Hauptsache und das eigentlich Neue meines Apparates ist – ebenfalls nicht
von besonderer Bedeutung seyn, nur waͤre es moͤglich, daß die
Zaͤhne an den gekaͤmmten Radfalzen, wenn diese nicht dik genug
gemacht wuͤrden, oͤfters erneuert werden muͤßten. Aber alle
diese Kosten verschwinden gaͤnzlich gegen die ungeheuern Vortheile und
die unberechenbaren Ersparnisse.“ Wir sind weit entfernt an der
Angabe Dr. Macher's zu
zweifeln, koͤnnen aber nicht bergen, daß die von demselben an die Techniker
zur Loͤsung uͤberwiesenen Aufgaben nicht so bald eine entsprechende
Erledigung erwarten lassen. Wir behalten uns vor, die Gutachten einiger der
bekanntesten und tuͤchtigsten Techniker daruͤber einzuholen und seiner
Zeit bekannt zu machen, so wie gewiß auch mehrere andere Maͤnner von Fach dem
Vorschlag ihre Aufmerksamkeit widmen und ihre Ansichten daruͤber
veroͤffentlichen werden. Unbemerkt duͤrfen wir uͤbrigens nicht
lassen, daß die Idee des Hrn. Dr. Macher nicht neu, sondern von einem englischen Ingenieur Blenkinsops schon im Jahre 1811 ausgefuͤhrt worden
ist. Derselbe nahm spaͤter ein Patent auf Locomotiven mit verzahnten
Raͤdern und Schienen, ließ mehrere Locomotiven anfertigen, welche seit dieser
Zeit in bestaͤndigem Gebrauche sind und Kohlenwaͤgen zwischen
Middleton, Lottiery und Leeds fortschaffen. In dem sehr interessanten englischen
Werke: History and progress of the Steam Engine, by Elizah
Galloway, London 1829, S. 322 ist eine solche Maschine mit verzahnten
Raͤdern und Schienen abgebildet und in ihren Details und Leistungen
erlaͤutert. Beil. (Augsburger Allgem.
Zeitung.)
Brustharnisch von gefilzten Flachsfasern.
Hr. Seguier erstattete am 18. Jul. d. J. der franz.
Akademie Bericht uͤber die von Hrn. Papadopulo
Vreto angestellten Untersuchungen der Vertheidigungswaffen der Alten. Das
Resultat, welches lezterer aus einer großen Menge daruͤber nachgeschlagener
Autoren schoͤpft, ist, daß in jenen Zeiten mit Salz und Essig
impraͤgnirte, faserige Pflanzensubstanzen mit Erfolg zur Verfertigung von
Brustharnischen dienten, welche die Menschen vor Verlezung durch stechende oder
schneidende Waffen schuͤzten. Er dachte, daß dieses Verfahren unter geringen
Modificationen auch zu unsern Zeiten noch Dienste thun koͤnne, um unsere
Soldaten gegen den so heftigen Stoß der aus dem Kleingewehr durch Pulver getriebenen
Geschoße zu schuͤzen. Er ließ zu diesem Behufe aus fein zertheiltem Flachs
eine Art Filz bereiten, welchem er den Namen Pilima (πίλημα, Filz)
beilegte, aus welchem er den zur Bewaffnung der Truppen vorgeschlagenen Harnisch
fertigte. Die Commission stellte mit demselben Versuche an, obgleich keineswegs noch
vom militaͤrischen Gesichtspunkt ausgehend. – Hr. Papadopulo beabsichtigt also, aus Flachs, der in einer
Salzloͤsung mit Essig macerirt, zertheilt und mit dem Fachbogen des
Hutmachers gefilzt wird, eine Art vegetabilische Matraze zu verfertigen, welche
selbst von der Kugel der daran anstehend abgeschossenen Munitions-Pistole
nicht durchdrungen wird. Der zur Probe genommene Harnisch war 29 Millimeter (1'' 1''' franz.) dik; die mit
gefirnißtem Leder uͤberzogene Filzmasse wog sammt den Schnallenriemen 4 1/2 Kilogr. Durch
vorausgehende Versuche schon etwas strapazirt, hatte das Gewebe an manchen Theilen
bereits etwas gelitten; nichtsdestoweniger hielt es, ohne durchschossen zu werden,
den Stoß von fuͤnf Kugeln, die aus einer mit 25 1/2 Grammen
gewoͤhnlichem Schießpulver geladenen ordonnanzmaͤßigen Pistole von
drei Schritten Entfernung geschossen wurden, aus. Im Durchschnitt drang in dieser
Entfernung die Kugel 7 Millimeter (3'''), bei acht
Schritten Entfernung nur 5 Millimeter (2 1/5''') tief
ein. Die in ihrer Gestalt nur wenig veraͤnderte Kugel ließ noch etwas ein
wenig aus seinem Zusammenhang gerissenen Filz von 10 bis 15 Millimeter Dike hinter
sich. Der Harnisch war beim Versuch an einer Kiste von weichem Holz angebracht; die
halb faulen Bretter derselben erlitten eine starke Erschuͤtterung. Es kann
auch wirklich zur Zeit noch nichts uͤber die Schuzkraft solcher Harnische
fuͤr den menschlichen Koͤrper gegen das Kleingewehrfeuer gesagt
werden, und es muͤßten wenigstens an lebenden Thieren Versuche angestellt
werden, um zu erfahren, in wie weit der Filz den wiederholten
Erschuͤtterungen durch die in ihm steken bleibende Kugel widersteht. Es
genuͤge hier die Bemerkung, daß die Kugel, in allen Entfernungen
abgeschossen, sich wie oben angefuͤhrt verhielt, nicht ein einzigesmal aber
durch den Filz drang. (Comptes rendus Jul. 1842, No. 3.)
Das Natron (Soda) aus den ägyptischen Thälern.
Das Natronthal hat ein niedereres Niveau als das Nilthal. Man findet hier das Natron
in der Ebene und in zwei bis drei Seen des Thals. Von diesen Seen enthalten einige
nur Kochsalz; die meisten haben das ganze Jahr Wasser; einige aber werden
waͤhrend des Sommers ganz troken. In denjenigen Seen, welche zu gleicher Zeit
sowohl gemeines Salz als Natron enthalten, findet man das erstere abgesondert
krystallisirt und eine obere Schicht von ungefaͤhr 16 Fuß Dike bildend;
darunter befindet sich das Natron in Lagern von etwa 27 Fuß Dike. Alle Seen
enthalten Kochsalz, obwohl nur wenige Natron liefern. Wann das Wasser der
Salz- und Natronseen verdunstet, bildet sich eine Kruste und man sammelt das
Sottanée genannte Natron. Man unterscheidet
zwei Arten Natron, das weiße und das Sottanée; lezteres kommt aus den Seen,
das erstere aus dem sie umgebenden Boden, welcher sich mit efflorescirendem Natron
bedekt; das leztere ist besser. (Echo du monde savant,
4. Aug. 1842.)
Ueber die Bereitung des holzsauren Eisens.
Diese vielfaͤltig angewendete Eisenbeize wird gewoͤhnlich dadurch
dargestellt, daß man einmal fuͤr sich destillirten Holzessig auf altes Eisen
gießt und beide so lange mit einander in Beruͤhrung laͤßt, bis die
Saͤure moͤglichst viel Eisen aufgeloͤst hat. Da dieß nur durch
Vermittelung des Sauerstoffs der Luft moͤglich ist, so gehoͤrt dazu
eine sehr lange Zeit, und es ist wuͤnschenswerth, eine bessere
Darstellungsweise zu kennen.
Runge empfiehlt im II. Band seiner
„Farbenchemie“ folgende, welche sich auf eine bekannte
Methode Bleizuker zu bereiten, gruͤndet: Acht flache hoͤlzerne
Gefaͤße werden mit altem Eisen gefuͤllt und treppenartig uͤber
einander gestellt, so daß die Fluͤssigkeiten aus dem einen in das andere
gezapft werden koͤnnen. Das oberste Gefaͤß wird nun mit
Holzsaͤure gefuͤllt und diese nach 1/2 Stunde in das
zunaͤchststehende abgelassen. Wiederum nach 1/2 Stunde kommt die
Saͤure ins dritte Gefaͤß, endlich ins vierte und so fort bis zum
achten. Hiemit ist nun die Vorbereitung zur Fabrication
des holzsauren Eisens geschehen. Das mit Holzsaͤure befeuchtete Eisen hat
waͤhrend der Zeit, daß die Gefaͤße leer waren, so viel Sauerstoff
aufgenommen, daß sich, wenn man nun die Saͤure aus dem untersten
Gefaͤß zum zweitenmal ins erste bringt, auf der Stelle eine
Eisenaufloͤsung bildet, die wiederum alle Gefaͤße passirend, so stark
wird, als man sie auf keinem andern Wege erhalten kann. – Der Hauptvortheil
dieser Verfahrungsart besteht erstens im Zeitgewinn, da ein mit Saͤure
befeuchtetes Eisen sehr schnell Sauerstoff aufnimmt oder rostet, und dann, daß man
so arbeiten kann, daß die Saͤure, welche in das oberste Gefaͤß
gegossen wird und nach und nach alle anderen Gefaͤße passirt, von dem lezten
als moͤglichst gesaͤttigte Eisenaufloͤsung abgezapft wird, so
daß man nicht noͤthig hat, diese noch einmal denselben Kreislauf machen zu
lassen.
Fettfleken aus Seidenzeugen vollständig zu entfernen.
Die gewoͤhnliche Methode Fettfleke aus Seidenzeugen zu entfernen, besteht
darin, daß man das Fett oder Oehl durch Abreiben mittelst mit Terpenthinoͤhl
getraͤnktem Fließpapier entfernt, oder den Flek mit einem Brei aus
Pfeifenerde und Wasser bedekt, die trokene Masse alsdann einige Zeit mit einem
heißen Buͤgeleisen beschwert, wieder abreibt und dieses wiederholt, bis der
Flek verschwunden ist. Ersteres hat die Unannehmlichkeit, daß das
Terpenthinoͤhl, abgesehen von dem vielen Personen sehr unangenehmen Geruch,
wenn es nicht voͤllig rein, d.h. nicht durch wiederholte Destillation mit
Wasser von jeder Spur des durch Oxydation an der Luft entstehenden Harzes befreit
ist, nach dem Verfluͤchtigen selbst einen oft sehr bemerkbaren Harzflek
zuruͤklaͤßt und daher nochmaliges Nachwaschen mit starkem Weingeist
noͤthig macht und außerdem difficile Farben leicht veraͤndert;
lezteres gibt nur bei oͤfterem Wiederholen ein guͤnstiges Resultat und
ist daher langweilig. – Als sehr einfach und keineswegs kostspielig
laͤßt sich dagegen folgendes Verfahren empfehlen.
Man umgibt den Flek mittelst eines feinen Haarpinsels mit einem nicht zu schmalen
Rande von einer verduͤnnten Aufloͤsung von arabischem Gummi in Wasser
(1 Theil Gummi auf 16 Th. Wasser), laͤßt denselben austroknen und
waͤscht hierauf das Fett oder Oehl mit reinem Schwefelaͤther aus, was
am besten ohne einen zu großen Verlust von Aether gelingt, wenn man sich dazu eines
kleinen feinen Schwaͤmmchens bedient. Der Aether verfluͤchtigt sich
fast augenbliklich wieder, und findet man, daß noch Spuren von Fettsubstanz
zuruͤkgeblieben sind, so ist hoͤchstens ein nochmaliges Auswaschen mit
Aether erforderlich, um die lezten Antheile desselben zu entfernen. Die um den
Fleken gezogene Gummilage, welche, da Gummi im Aether voͤllig
unloͤslich ist, die Verbreitung des fett- oder oͤhlhaltigen
Aethers vollstaͤndig verhindert, wird alsdann mit lauem Wasser sehr leicht
wieder weggenommen. Die einzige Vorsicht, welche dieses Verfahren erheischt, ist,
daß man die Verbreitung der Aetherloͤsung uͤber den Gummirand
vorsichtig vermeidet und keinen saͤurehaltigen Aether anwendet, da dieser
sehr leicht zerstoͤrend auf die Farben, namentlich gruͤne
Kupferfarben, einwirkt und die Entstehung eines Fleks zur Folge hat. (Monatsblatt
des hess. Gewerbv.)
Benuzung der nicht abdestillirten Weintrestern zum
Pferdefutter und der abdestillirten als Futter für Rindvieh und Schafe.
Die zur Destillation geeigneten Weintrestern sind es auch zum Pferdefutter. Sobald
sie aus der Kelter kommen, bringt man sie in ein Kaͤmmerchen, wo sie bleiben;
man bedekt sie mit einer Lage Thon, in welchen man, um taͤglich davon
herauszunehmen, ein Loch macht, das man mit Strohmatten bedekt, um den andauernden
Zutritt der Luft zu verhindern, welcher Gaͤhrung bewirken wuͤrde. Hr.
Scilivaux de Graische bediente sich dieser Trester
jeden Morgen waͤhrend der Monate Oktober, November und December; jedes Pferd
erhielt davon 4 bis 5 Liter auf die erste Mahlzeit, was 2 1/2 Liter Hafer und 1
Kilogr. Heu ersezte. Diese Lebensweise schlaͤgt sehr gut an; die Pferde sind
munter, ruͤstig und ihr Haar ist glatter und glaͤnzender als sonst.
Sie sollen sich sehr leicht an dieses Futter gewoͤhnen, sind sehr begierig
und wiehern danach; man erspart sehr viel dabei, indem das Hektoliter, dem Gewicht
nach etwa 50 Kilogr., hoͤchstens 2 1/2 Fr. kosten und Hafer und Heu, welches
sie in gleichem Gewichte ersezen (zur Zeit), mehr als noch einmal so viel kosten.
Hr. Scilivaux raͤth, nicht mehr als
ungefaͤhr 5 Liter fuͤr eine Mahlzeit zu geben, weil mehr vielleicht
Trunkenheit hervorbrachte. Er glaubt, daß die abdestillirten Weintreber durchaus
nicht diesen Zwek erfuͤllen koͤnnten und alle tonische Kraft verloren
haben, welche die Verdauung bei den Pferden befoͤrdert und eine leichte und
wohlthuende Aufregung bewirkt. Hr. Henry, Landwirth und
Thierarzt in Dombasle, empfiehlt die Anwendung der abdestillirten Trester als wohlfeiles
Futter fuͤr Rindvieh und Schafe. Seit mehreren Jahren wendet er sie mit gutem
Erfolge zur Mast der Ochsen an; doch raͤth er, die Kaͤmme auszulesen,
welche beim Wiederkauen durch Stekenbleiben im Schlunde der Verdauung hinderlich
seyn koͤnnen, indem sie aufstoßen und bisweilen Verstopfungen bewirken. Hr.
Henry nimmt nur die in der Destillirblase oben
liegenden Trestern beim Ausleeren derselben; sie enthalten noch etwas geistige
Bestandtheile, was der Ernaͤhrung und Transspiration der Thiere
zutraͤglich zu seyn scheint und sie fett macht.
Taͤgliche Nation fuͤr einen Ochsen:
Weintrester
12 Kilogr.
Gekochte Kartoffeln
5 –
Treber (aus der Braͤuerei), klein
zerstoßeneGerste oder Roggen, oder Preßkuchen
5 –
Kleines Stroh oder besser Heublumen
4 –
Heu oder Grummet
4 –
––––––––
Zusammen
30 Kilogr.
Hr. Henry erhielt mittelst dieses
Futters Ochsen von 375 bis 400 Kilogr., welche 45 bis 50 Kilogr. Unschlitt gaben und
zwar in etwa 4 bis 4 1/2 Monaten vom November angefangen. Die Kuͤhe gaben
mehr und bessere Milch. (Echo du monde savant. 11. Aug.
1842.)
Künstliche Wiesen, nach Mathieu v. Dombasle.
Hr. Mathieu v. Dombasle bemerkt Folgendes uͤber den
Anbau des Klees, der Luzerne und der Wike. Man schneide
diese Gewaͤchse zur Zeit, wo der groͤßte Theil ihrer Bluͤthen
aufgegangen ist. Fruͤher wuͤrde man weniger erhalten und es
waͤre das Troknen schwieriger; spaͤter wuͤrden die Stengel hart
werden und das Futter an Guͤte verlieren. – Sind die Wiken zum Futter
fuͤr Pferde bestimmt, so kann man warten, bis die Schoten sich gebildet
haben, wenn die Pflanze nicht umliegt, weil sie sonst von Unten der Faͤulniß
ausgesezt ist. – Bei der Luzerne kann nach einer Trokne, sobald man die
untern Blaͤtter des Stengels abfallen sieht, das Schneiden nicht umgangen
werden, wenn sie auch erst zu bluͤhen anfangen sollte. Wuͤrde man
zuwarten, so wuͤrde die Pflanze wieder am Fuße treiben, statt in die
Hoͤhe zu wachsen, und man bekaͤme ein aus harten Stengeln und zarten
Trieben gemengtes Futter. – Das Blatt ist der kraͤftigste Theil dieser
verschiedenen Pflanzen; um es einzuthun, muß man das gemaͤhte Futter ein oder
zwei Tage lang schwadenweise liegen lassen. Man bringt es dann einen oder zwei, bei
schoͤnem Wetter wohl auch drei Tage in kleine Haufen. Wuͤrden die
Haufen durch einen starken Regen platt geschlagen, so wendet man sie unter
moͤglichster Auflokerung, damit die Luft sie durchdringen kann, um. Sobald
diese Haufen troken sind, bringt man deren mehrere, sie einzeln zwischen den Armen
tragend, zusammen, um sorgfaͤltig 6 Fuß hohe Kegel davon zu bilden, die man
nicht preßt und sehr spizig haͤlt. Wenn diese Kegel fertig sind, kann der
staͤrkste Plazregen sie nicht beschaͤdigen und das Futter troknet
gleichfoͤrmig aus, ohne bis zum Aufladen mehr umgewendet werden zu brauchen.
Durch dieses Verfahren, welches wenig Taglohn kostet, verliert man nur sehr wenig
Blaͤtter und erhaͤlt ein herrliches Futter.
Bei dem in Deutschland uͤblichen Klapmayer'schen
Verfahren reichen drei Tage zum Maͤhen, Troknen und Einthun des Klees hin.
Man bringt das Kraut am Morgen nach dem Maͤhen in große, 9 Fuß breite,
moͤglichst hohe Haufen, die stark und gleichfoͤrmig eingetreten
werden. In ein paar Stunden schon beginnt die Gaͤhrung, deren schnelles
Fortschreiten beobachtet wird. Wenn man vor Hize die Hand nicht mehr im Futter
halten kann, oder aus einem absichtlich hineingestoßenen Loch Dampf entweichen
sieht, so ist die Zeit da, den Haufen auseinander zu nehmen und das Heu
auszubreiten, welches dann, wenn gutes Wetter ist, in ein paar Stunden
voͤllig austroknet und sogleich eingefuͤhrt werden kann. –
Dieses Verfahren, welches kostspieliger ist als das franzoͤsische, gibt dem
Heu einen zukerigen Geschmak und einen dem Vieh angenehmen Honiggeruch. (Echo du monde savant, 28. Jul. 1842.)
Ueber die Tiefe, in welcher gesäet werden soll, um eine gute
Ernte zu erreichen.
Man pflegt die Saat des Getreides, selbst die der Futterkraͤuter, mittelst
Akergeraͤthschaften in einer Hoͤhe von wenigstens 4 Zoll im Mittel
wieder zudeken zu lassen. Dieses Verfahren aber ist fehlerhaft. Leider stehen die
Landleute fest bei dieser Meinung, und glauben, daß das Getreide sich in der Erde
wohl befinde, daß es hier vor Frost und Trokne gesichert liege, daß die
Voͤgel und Insecten es nicht so leicht herausgraben koͤnnen.
Wiederholte Versuche haben aber das Gegentheil dargethan. Es wurden vergleichende
Versuche mit einer oder zwei Furchen, die auf jedem Felde hiezu stehen gelassen
wurden, angestellt, wo die Saat mit der bloßen Egge mit eisernen Zaͤhnen
zugedekt wurde, und die, ohne daß Kaͤlte oder Trokne einen Schaden
anrichteten, sehr wohl gelangen. Und welcher Vortheil laͤge, wenn dieses
Verfahren auch nicht an und fuͤr sich offenbar besser waͤre, nicht
schon darin, wenn man zur Zeit der Saat, wo die Tage schon viel kuͤrzer sind
und die Zeit um so kostbarer ist, als die schoͤnen Tage seltener werden,
diese Arbeit schnell vollbringen koͤnnte, indem man die Eingrabung der Saat
umginge? Welcher Menge Zugvieh bedarf man bei großem Feldbau, um die Arbeit zu
beschleunigen, welche außerdem noch vom schlechten Wetter oft verlaͤngert
wird!
Die Versuche, welche deßhalb im Norden und Suͤden Frankreichs angestellt
wurden, unterstuͤzen und bestaͤtigen sich wechselseitig, indem das von
Hrn. Barreau bei Paris gesaͤete und beinahe gar
nicht zugedekte Getreide der Kaͤlte dieses Klima's vollkommen widerstand, so
wie jenes des Hrn. Lardier der Trokne der Gegend von Aix
in der Provence trozte. Folgendes sind die theoretischen Gruͤnde des
gelehrten Urhebers dieses Verfahrens. 1) Daß die Lappen oder Cotyledonen, welche dem
Embryo oder Keime als Huͤlle dienen und bis zu ihrem Abfall einen
integrirenden Theil desselben ausmachen, geschaffen sind, um an der freien Luft zu
leben, die auch das Element fuͤr das Knoͤspchen (Federchen) ist,
welches von jenen Lappen Nahrung und seine erste Entwikelung erhalten soll. 2) Daß,
wenn der Same kaum mit Erde bedekt ist, die Lappen desselben sich leicht entwikeln
und die ihnen von der Natur bestimmten Functionen verrichten koͤnnen. 3) Daß
sie dieß aber nicht koͤnnen, wenn der Same zu tief unter der Erde stekt,
indem dann die auf ihnen lastende Erdschicht sie verhindern wuͤrde, sich zu
oͤffnen und dadurch die Erzeugung und das Auskriechen der Pflanze hinderte.
4) Daß dieses Gesez allen Arten Samen gemein sey, sogar auch den bloß einlappigen.
5) Daß daher, wenn die Samen zu tief eingegraben sind, das Wuͤrzelchen und
der Hals zu Grunde gehen und faulen, wenn sie sich auch anfangs bilden konnten. 6)
Daß dann die in ihrem natuͤrlichen Streben gehinderte Pflanze entweder
voͤllig unterliegt, oder erst spaͤter koͤmmt, nachdem ihr die
Natur andere Wurzeln verschaffte. 7) Daß daraus nothwendig Schwaͤche und
Krankheiten entstehen, welche faͤlschlich andern Ursachen zugeschrieben
werden u.s.w.
Hr. Lardier saͤete oft in dazu bestimmte Reihen in
verschiedene Tiefen, von einer Linie bis zu mehreren
Zollen alle Arten Getreide und verschiedene Huͤlsenfruchtsamen, und das
constante Resultat war, daß die tiefer als 3 Zoll liegenden Samenkoͤrner
beinahe alle faulten, die andern aber desto weniger gut ausgingen, je mehr sie mit
Erde belastet waren, und daß die kaum davon bedekten stets die kraͤftigsten
und fruchtbringendsten Pflanzen gaben. – Hrn. Lardier's Ansichten stimmen hierin ganz mit jenen der HHrn. Basc, Molt und Mathieu v. Dombasle uͤberein.
Alle Landwirthe wissen, daß die thonreichsten, durch die Froͤste aufgelokerten
Erden eine Oberflaͤche haben, so zart wie Asche. Die beim Umgraben im Herbst
auf der Oberflaͤche zuruͤkgebliebenen Schollen zerfallen bei der
geringsten Beruͤhrung zu Staub. Akert man die Erde in diesem Zustande mit dem
Pfluge um, so verliert man fuͤr die Saat den ganzen Nuzen dieser Auflokerung;
man schließt diese lokere Schicht, welche dem Keimen der Saat so foͤrderlich
gewesen waͤre, unter dem Furchenrain ein und bringt auf die
Oberflaͤche wieder neue Schollen, welche man mit vieler Arbeit durch
wiederholtes Eggen zwar wieder brechen und zertheilen, nimmermehr aber in jenen
pulverigen Zustand bringen kann, welcher fuͤr die Keimung der
vortheilhafteste ist.
Auch Hrn. Barreau's Versuche zeigten, daß die 12 bis 6 1/2
Zoll unter der Erde
liegenden Samen nicht aufgingen und die andern um so viel besser, je naͤher
sie der Oberflaͤche waren.
Es ist merkwuͤrdig, welche Menge Samen jaͤhrlich durch die Saat
verloren geht. Das Quaterly journal of agriculture nimmt
an, daß in der Regel nur ein Drittheil Kornsaat gedeihe; die andern 2/3 aber aus
verschiedenen Ursachen zu Grunde gehen. Betrachtet man nun noch den Verlust an
Koͤrnern durch Insecten, so soll man sich um so mehr aufgefordert finden,
einem Verfahren Folge zu leisten, welches schlechte Ernten moͤglichst
verhindert. Auch fehlen viele Landleute, indem sie glauben, um so mehr Getreide zu
erhalten, je mehr sie Samen ausstreuen, und nicht bedenken, daß durch zu viele
Koͤrner der Raum zur Entwikelung beengt wird. Mombrion, Mitglied der franzoͤsischen Akademie. (Echo du monde savant. 11. August 1842.)
Ueber verschiedene Baumwollpflanzen und die Baumwollcultur in
Indien.
In der Versammlung der Naturforscher in Manchester theilte Hr. Royle Nachstehendes uͤber Baumwollcultur mit. – Die die
wahre Baumwolle gebenden Pflanzen sind im alten und neuen Continent heimisch. In
Indien wachsen zwei dort heimische Species: Gossypium
arboreum mit rothen Bluͤthen, wenig angebaut, obgleich eine sehr
seidenartige Baumwolle liefernd, und Gossypium herbaceum
krautartige oder gemeine indische Baumwollpflanze, von welcher es wieder mehrere
Abarten gibt, worunter die Dacca-Baumwolle, die von Indien in das
mittaͤgliche Europa gebracht wurde. Auch in Amerika werden zwei Species
unterschieden: Gossypium peruvianum oder acuminatum, von welchem die Baumwolle von Brasilien, von
Fernambuk, von Bahia etc., und Gossypium barbadense,
welches seinen Namen von dem Orte hat, wo es fruͤher cultivivirt wurde; es
ist dasselbe wie das von der Insel Sea. Es wurde vor langer Zeit auf den Inseln
Mauritius und Bourbon eingefuͤhrt, und scheint den Mustern und Abbildungen
nach identisch mit der Baumwolle von Georgien und Neu-Orleans zu seyn, die
aus mexikanischen Koͤrnern erhalten worden seyn soll; in Mexico scheint diese
Species zu Hause zu seyn. Es kann in Afrika und China noch weitere Gossypium-Arten geben, woruͤber aber
nichts bekannt ist. Die angegebenen Species scheinen alle Baumwolle des Handels zu
liefern. Die indischen Baumwollen sind gewoͤhnlich in niederem Preise, weil
sie von geringerem Faden und nicht so weiß sind; doch besizen sie einige
Vorzuͤge, daß sie naͤmlich die Farben gerne annehmen und beim Bleichen
anschwellen. Die Cultur der Baumwolle in Amerika und in Indien ist sehr verschieden.
In Amerika wird jede Pflanze besonders cultivirt, sie wird zweimal umgearbeitet,
gejaͤtet, mit Erdschollen bedekt, manchmal zugeschnitten, die Samen sehr
sorgfaͤltig gesammelt und die Baumwolle getroknet, davon getrennt und
gereinigt. In Indien findet das Gegentheil statt, doch ist schon viel zur
Verbesserung der Cultur daselbst geschehen. Die Dirextoren der ostindischen
Compagnie haben die Aufmerksamkeit ihrer Beamten daselbst darauf hingelenkt. Im
Jahre 1788 schikten sie Samen, Anleitungen, und sogar einen Amerikaner, Hrn. Metcalf, dahin, um sich derselben zu bedienen; in den
Jahren 1811, 1818 und 1829 wurden eigene Hoͤfe zur Befoͤrderung der
Baumwollcultur angelegt. Das Geruͤcht, als haͤtten sie fallirt, wird
als falsch erklaͤrt; ihr Product war gut und die Cultur wurde als
gewinnbringend betrachtet; es beduͤrfte nur Pflanzer, welche sich auf eigene
Rechnung damit abgeben. Man sagt auch, daß die amerikanische Baumwollstande in
Indien ausarte, was nicht richtig ist; es sind im Gegentheil Beispiele vorhanden,
daß von Amerika dahin verpflanzte Baumwolle mehrere Jahre nacheinander ein Product
gab, welches besser bezahlt wurde, als alle indischen Sorten. In kurzer Zeit wird
die indische Baumwolle mit der amerikanischen concurriren koͤnnen. (Echo du monde savant, 28. Jul. 1842.)