Titel: | Ueber den Zukerstoff in der Runkelrübe und im Mais (türkischen Korn); von Hrn. Pelouze. |
Fundstelle: | Band 86, Jahrgang 1842, Nr. XLIV., S. 215 |
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XLIV.
Ueber den Zukerstoff in der Runkelruͤbe
und im Mais (tuͤrkischen Korn); von Hrn. Pelouze.
Aus den Comptes rendus, September 1842, Nr.
12.
Pelouze, über den Zukerstoff in der Runkelrübe und im
Mais.
In einer Abhandlung, welche vor zwölf Jahren erschienPolyt. Journal Bd. XLIII. S. 53., bemerkte ich im Gegensaz mit der damals herrschenden Ansicht, daß die
Runkelrübe keinen anderen Zukerstoff, als krystallisirbaren Zuker enthält, welcher
mit dem Rohrzuker identisch ist. Dieses Resultat wurde in der neuesten Zeit von Hrn.
Péligot bestätigt und von ihm auf das
Zukerrohr selbst ausgedehntPolyt. Journal Bd. LXXV. S. 227., daher es mir unzweifelhaft schien, bis unlängst Hr. Biot die von ihm mit Hrn. Soubeiran
angestellten Versuche über die Zukerstoffe des Mais mittheilte.
Nach denselben enthält der Mais zwei verschiedene Zukerarten, und der Analogie nach
war es wahrscheinlich, daß die Runkelrübe und das Zukerrohr ebenfalls eine geringe
Menge eines von dem Rohrzuker verschiedenen Zukerstoffs enthalten. Ich mußte also
meine früheren Resultate durch neue Versuche controliren.
Hr. Trommer hat in der lezten Zeit ein Verfahren zur
Unterscheidung der Zukerarten angegeben, welches sich darauf gründet, daß alle
Zukerstoff-Arten, mit Ausnahme des Rohrzukers, das schwefelsaure Kupferoxyd
bei Gegenwart von Aezkali leicht reduciren.Versezt man eine Auflösung von Traubenzuker zuerst
mit Aezkali und dann so lange mit einer Auflösung von Kupfervitriol, als das
ausgeschiedene Kupferoxydhydrat sich noch wieder auflöst, so findet bei der
gewöhnlichen Temperatur nach sehr kurzer Zeit ein Ausscheiden von
Kupferoxydul statt und beim Erwärmen scheidet sich sogleich Kupferoxydul
aus; eine Flüssigkeit, welche 1/100000 Traubenzuker enthält, gibt nach Trommer beim Kochen noch einen sichtbaren
Niederschlag. Eine Auflösung von Rohrzuker
hingegen, welche zuerst mit Kali und dann mit schwefelsaurem Kupferoxyd
versezt wird, färbt sich intensiv blau und kann bei überschüssigem Kali
aufgekocht werden, ohne daß sich Kupferoxydul abscheidet.Man vergleiche auch Ure's Bemerkungen über diese
Probirmethode im polytechnischen Journal Bd. LXXXV. S. 332.A. d. R.
Vorerst mußte ich mich von der Empfindlichkeit dieses Verfahrens überzeugen: sie ist
so groß, daß ich dadurch Traubenzuker im Wasser entdeken konnte, welches nur 4 bis 5
Milligramme davon im Liter enthielt, und selbst wenn in diesem Wasser Rohrzuker in
sehr verschiedenen Verhältnissen aufgelöst war.
Ich habe mich ferner überzeugt, daß der Runkelrübensaft lediglich krystallisirbaren
Zuker enthält, wenn man ihn sogleich nach dem Auspressen untersucht. Trommer's Reagens verursacht darin keine Trübung, selbst
bei der Siedhize.
Versezt man hingegen einen Liter Runkelrübensaft nur mit einigen Tropfen Traubensaft,
so kann man durch dieses Reagens sogleich die Gegenwart des Zukers von der zweiten
Art erkennen.
Runkelrübensaft, welcher sich selbst überlassen ist, verändert sich rasch und schon
nach einigen Stunden läßt sich darin eine sehr merkliche Menge Zuker der zweiten Art
entdeken.
Der aus den Maisstengeln durch Zerreiben oder Auspressen derselben gewonnene Saft
zeigt mit alkalischer Kupfervitriollösung die Gegenwart eines von dem Rohrzuker
verschiedenen Zukerstoffs an und dieser Versuch bestätigt also das Resultat der
HHrn. Biot und Soubeiran.