Titel: | Ueber das Verfahren des Hrn. Perraud zum Formen der Zukern, um den Lumpen- und Farinzuker der feinen Raffinade ähnlich zu machen; ein der Société d'Encouragement von Hrn. Payen erstatteter Bericht. |
Fundstelle: | Band 86, Jahrgang 1842, Nr. LXIV., S. 314 |
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LXIV.
Ueber das Verfahren des Hrn. Perraud zum Formen der
Zukern, um den Lumpen- und Farinzuker der feinen Raffinade aͤhnlich zu
machen; ein der Société d'Encouragement von Hrn.
Payen erstatteter
Bericht.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Okt. 1842, S. 412.
Perraud, Verfahren zum Formen der Zukern.
Die lezten Verbesserungen in der Fabrication und im Raffiniren des Zukers ließen noch
eine große Schwierigkeit zu lösen übrig. Bekanntlich geben nämlich die Syrupe nach
der ersten Kristallisation keinen Zuker mehr, dessen Korn so groß und nett ist, daß
er durch Deken vollkommen gebleicht werden könnte, es sey denn, daß man sehr große
Formen anwendet. In lezterem Falle erhält man aber so schwammige Brode, daß sie
schon deßhalb nicht als weißer Zuker verkäuflich sind; da sie überdieß gegen die
Spize zu nur unvollkommen gebleicht sind, so würde man sie durch Beseitigung der
noch gefärbten Theile unregelmäßig machen. Diese Producte konnten daher nur als
Zuker geringerer Sorte unter der Benennung Lumpen oder
Bastern verkauft werden, aber keinen Ausfuhrartikel
bilden. Es handelte sich also darum, ein im Großen anwendbares Verfahren zu
entdeken, wodurch der pulverförmige oder körnige Zuker zu einem Ganzen vereinigt
werden kann, aber so, daß man ein schöneres Product erhält, als es der Stampfzuker
(sucre tapé, in Formen gestampfte und
getroknete Kassonaden, oder zerriebene Bastern, fest in Formen gestampft) ist: die
Brode des lezteren sind nämlich mehr oder weniger trüb (matt) und von ungleicher
Festigkeit, so daß sie leicht in mehrere Schichten zerspringen; die Schwierigkeit
sie zu spalten und ohne zu großen Abfall in rechtekige Stüke zu zertheilen, macht
sie schwer verkäuflich.
Hr. Perraud hat ein Verfahren entdekt, welches diesen
Uebelständen begegnet. Er kam auf den Gedanken, daß der Zuker nur dadurch gut
geformt werden kann, daß man ihn auf Einmal zusammendrängt und dann eine Art
Krystallisation in den Zwischenräumen des Brods begünstigt, worauf man ihn gehörig
troknet. Er verfährt auf folgende Weise:
Nachdem das Deken und Abtropfen in den großen Formen beendigt ist, löscht man die
Brode und sondert dann die unvollkommen gebleichten Enden davon ab. Der Körper des
Brods wird in vier Stüke gespalten, welche man nacheinander durch die
Runkelrüben-Reibmaschine zertheilt: ein Mann und ein Kind reichen zu dieser
Arbeit hin.
Man bringt nun das gekörnte und hinreichend feuchte Product an einen Werktisch, wo
ein Mann und zwei Kinder eine starke kupferne, innen polirte Form ganz damit
anfüllen. Der über die Ränder hinaufreichende Zukerhaufe wird mittelst eines Stükes
Zeug zurükgehalten, worauf man dieses angefüllte schwere Gefäß dreimal nacheinander
1 Fuß hoch hebt und jedesmal mit seinem ganzen Gewicht auf einen starken Holzkloz
zurükfallen läßt. In Folge des Stoßes drängt sich die Masse des so geformten Brodes
zusammen und bildet ein Ganzes. Mittelst einer diken Holzscheibe, auf welche man
zwei Schläge gibt, wird der Boden des Hutes geebnet; man löscht dann sogleich auf
hölzerne Gestelle; zwölf Stunden später kehrt man die Brode in einer Hülle von
Papier auf die Spize um; am nächsten Tage läßt man die Brode zwölf Stunden lang auf
ihrem Boden stehen und am darauffolgenden Tage bringt man sie in die Troknenstube.
Wenn man zu dieser Zeit ein Wassertröpfchen auf die Spize des Brodes bringt, so
entsteht ein dünner Eindruk, welcher ein ganz ähnliches Loch hinterläßt, wie es bei
den gewöhnlichen Zukerbroden durch das Abtropfen entsteht. Nach beendigtem Troknen
ist das Aussehen und die Festigkeit gerade so, wie bei raffinirten Zukern von erster
Qualität; nur der Glanz der Oberfläche ist regelmäßiger. Diese Brode können sehr
leicht gespalten und zerstükelt werden.
Meine Collegen, welche Zeugen der beschriebenen Operationen waren, sind alle der
Ansicht, daß dieses neue Verfahren seinen Zwek erreicht. Durch dasselbe wird ein
wichtiger Theil der Raffinir-Operationen vereinfacht, auch der wirkliche und
Handelswerth der Nebenproducte erhöht; mittelst einer Auslage von beiläufig 1 Proc.
erzielt man nämlich eine Erhöhung des Werthes um 5 Proc., abgesehen von dem
leichtern Absaz des Products.