Titel: Ueber das Verkohlen mit Anwendung von Gebläseluft, von C. v. Mayrhoffer.
Fundstelle: Band 87, Jahrgang 1843, Nr. XVIII., S. 71
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XVIII. Ueber das Verkohlen mit Anwendung von Geblaͤseluft, von C. v. Mayrhoffer. Aus dem inneroͤsterreichischen Industrie- und Gewerbeblatt, 1842, Nr. 56. Mayrhoffer, uͤber das Verkohlen mit Anwendung von Geblaͤseluft. Bei der Meilerverkohlung theilt sich der Proceß wesentlich in zwei Theile, nämlich in das Abdampfen und in das Treiben des Meilers. In Steyermark ist das Verkohlen in liegenden langen Meilern üblich, und man erhält aus gesundem Fichtenholz bei der besten Verkohlung aus der massiven Kubikklafter Holz, das sind 216 massive Kubikfuß, 180 nicht massive Kubikfuß Kohlen.180 nicht massive Kubikfuß ziemlich grobe Kohlen geben nahe 120 masive Kubikfuß, und diese entsprechen 55 Proc. Ausbringung dem Volumen nach. Werden statt 180 nur 150 Kubikfuß Kohlen oder darunter erhalten, so ist entweder ein schlechtes Holz oder ein schlechter Köhler die Ursache der geringen Aufbringung. Auch ist bei einer geringen Aufbringung die Kohle viel schwammiger und glanzloser, welches eine schlechte Eigenschaft anzeigt. Wird die Verkohlung in langen oder in runden Meilern vollzogen, so entstehen auch bei der besten Manipulation mitunter etwas schlechtere Kohlen, und man ist bisher noch nicht dahin gekommen, die Entmischungsverhältnisse, wie sie successive entstehen, nach ihrer chemischen Zusammensezung genau kennen zu lernen; ja man weiß noch nicht einmal mit Gewißheit, ob etwas zuströmende Luft förderlich ist oder nicht; doch ist es sehr wahrscheinlich, daß durch Hinzutreten von etwas atmosphärischer Luft beim Abdampfen der Sauerstoff Verbindungen eingeht, die sonst durch Kohlenstoffverbindungen ersezt werden müssen, weil die Erfahrung zeigt, daß von einer möglichst schnellen Abdampfung und Erhizung des Meilers die größere Kohlenausbringung sehr abhängig ist, welches besonders bei runden, sogenannten stehenden Meilern sehr in die Augen fällt. Ist der Meiler einmal in Brand gebracht, so beginnt die zweite Operation, das Treiben, und dieses muß dann sehr langsam geschehen, und es ist sehr wahrscheinlich, daß beim Treiben jedes Hinzutreten von Sauerstoff nachtheilig einwirkt, obwohl ein gänzliches Abstellen bei der Meilerverkohlung, wegen der zu unterhaltenden Feuer und der losen Verdekung unmöglich ist. Diese Beobachtungen gaben Veranlassung zu folgenden Versuchen: in einer großen Frischfeueresse wurde der Boden einfach mit liegenden Ziegeln belegt und ein Canal ausgespart. Dieses Ziegelpflaster wurde mit Kohlenlösche bestreut und mit 30 massiven Kubikfuß Fichtenholz derartig belegt, auf beiden Seiten und oben wurde mit feuchter Lösche gut versezt, an einem Ende mit etwas glühenden Kohlen angezündet und das Gebläse schwach wirken gelassen, wodurch dieser Versuchsmeiler in vier Stunden abgedampft und vollkommen in Brand gesezt war. Wie sich der blaue Rauch zeigte, wurde das Gebläse nach und nach eingestellt und das Treiben war in sechs Stunden beendigt. Als das Kohl gestört und ausgezogen war, zeigte sich am Anfange eine größere und an einer Längenseite eine kleinere Veräscherung, welche bei gehöriger Uebung hätte verhütet werden können, auch waren auf der anderen Längenseite einige Bränder. Nachdem die Bränder ausgehalten waren, maß das ausgebrachte Kohl, welches in Gegenwart vieler Anwesenden gemessen worden ist, 3 1/4 Faß = 25 nicht massiven Kubikfuß. Dieses Ausbringen ist gleich den oben angezeigten von 180 aus 216; denn es ist 216 × 30 = 180 × 25. Dieses ist offenbar ein sehr günstiges Ausbringen, welches um so mehr hervortritt, wenn man bedenkt, daß beim Holzmessen mit der Zange aus mehrfachen Gründen der Kubikinhalt sich kleiner herausstellt, als er wirklich ist, daher zu den oben angegebenen, sehr günstig ausgebrachten 180 Kubikfuß Kohlen mehr als 216 Kubikfuß Holz verwendet worden sind, und bei gegenwärtiger Probe möglichst genau verfahren worden ist. Mit Ausschluß der eingeäscherten Stellen waren die Kohlen größtentheils in Form des eingelegten Holzes fest, klingend und schwarz, etwas ins Blaue schillernd. Die kleinen Schatten wie die größeren Stüke waren gleich gut gekohlt. Da das Kohl an der Spize am meisten veräschert war, so wurde sogleich ein zweiter Versuch vorgenommen, wobei die Windführung von der Mitte ausgeführt und das Anzünden von zwei Punkten aus bewerkstelligt worden ist. Auf die vorgerichtete Kohle wurden 60 massive Kubikfuß Holz gelegt. Nach 4 1/2 Stunden war der Meiler abgedampft und in Brand gestekt, und das Treiben dauerte 11 1/2 Stunden, wobei das Loch in der Mitte gut verstopft worden ist, damit von dorther kein Luftzug stattfinden konnte. Alle an der Sohle liegenden Kohlen waren ziemlich gleichmäßig etwas veräschert, das ganze Ausbringen von der besten Qualität, ohne Bränder, und gab 7 1/4 Faß = 56 nicht massive Kubikfuß Kohlen, d.h. wenigstens 7 Proc. mehr als bei der besten sonstigen Meilerverkohlung ohne Gebläse. Später machte der Verf. an einem anderen Ort einen Versuch mit 2 massiven Kubikklaftern Holz, und der Erfolg war, gute Kohlen und bei 6 Proc. Mehrausbringung. Um einigermaßen zur Ueberzeugung zu kommen, daß die atmosphärische Luft im Anfange der Verkohlung wirklich günstig wirke, machte der Verf. noch folgende Versuche: ein Stük Fichtenholz von 1 Zoll Dike, 2 Zoll Breite und 4 Zoll Länge wurde in zwei Stüke von 1/2 Zoll Dike gespaltet, und ein Stük davon in zwei Theile geschnitten, beide Stüke mit 1 bezeichnet und dann das schwerere dem geringeren im Gewichte nach genau gleich gemacht. Ebenso wurde mit dem zweiten Stük verfahren, nur daß es mit 2 bezeichnet worden ist. Hierauf wurden die zwei mit 1 bezeichneten Stüke auf ein Sandbad gelegt und so lange successive erwärmt, bis sie eine dunkelbraune Farbe erhalten hatten, was mehrere Tage brauchte, weil der Verf. nicht immer dabei seyn konnte; dann wurden sie in einer Retorte ohne Luftzutritt gekohlt. Die mit 2 bezeichneten Stüke wurden im lufttrokenen Zustande in die Retorte eingelegt, und ebenfalls ohne Luftzutritt gekohlt. Da bei diesem Doppelversuch sich die zwei 1r beinahe gleich und von den 2ern das bloß lufttroken gekohlte Stük bedeutend geringer war, konnte, abgesehen von anderen Nachtheilen, kein ganz richtiger Schluß gemacht werden, obschon die Wahrscheinlichkeit, daß die Einwirkung der atmosphärischen Luft der Verkohlung anfänglich zuträglich ist, dadurch gewonnen hat. Bewährt sich's, daß die Gebläseluft zur Verkohlung Anwendung findet, so dürfte die Anwendung der heißen Luft von größerer Wirkung seyn, weil, wie bereits erwiesen, die Reaction des Sauerstoffs durch die Erwärmung sehr erhöht wird. Von besonderem Nuzen dürfte dann diese Methode für die wenig bakenden Steinkohlen seyn weil bekanntermaßen eine rasche Hizentwikelung die bakende Eigenschaft weit weniger zerstört, als eine langsame Erwärmung. Für die Köhlereien mit achtfüßigen Dreilingen werden der Länge nach zwei Luftcanäle nothwendig. Die Menge Luft, welche hiebei in Verwendung kommt, ist so wie manches Andere noch unbekannt, jedoch keinesfalls groß, und wird durch einen Ventilator leicht herbeigeschafft werben können, wobei örtliche Verhältnisse Vieles bestimmen werden.