Titel: | Verbesserungen in der Construction der Räder und Bremsvorrichtungen an Eisenbahnwagen, worauf sich Henry Smith, Ingenieur in Liverpool, am 10. März 1842 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 87, Jahrgang 1843, Nr. XLV., S. 166 |
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XLV.
Verbesserungen in der Construction der
Raͤder und Bremsvorrichtungen an Eisenbahnwagen, worauf sich Henry Smith, Ingenieur in
Liverpool, am 10. Maͤrz 1842 ein Patent
ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Nov. 1842,
S. 273.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Smith's Verbesserungen in der Construction der Raͤder und
Bremsvorrichtungen an Eisenbahnwagen.
Der erste Theil meiner Erfindung betrifft eine neue Constructionsmethode der
Eisenbahnräder, indem ich den gußeisernen Mitteltheil, die hölzerne Felge und den
schmiedeisernen Radkranz dergestalt mit einander verbinde, daß die Holztheile,
woraus der Felgenkranz besteht, sich mit Hülfe von Keilen auseinander treiben
lassen, um den hölzernen Ring, woraus die Radfelge besteht, zu erweitern.
Fig. 39
stellt die Seitenansicht eines diesem Theile meiner Erfindung gemäß construirten
Rades theilweise im Durchschnitte dar.
Fig. 40 ist
ein Querschnitt des Rades.
Die Figuren 41
und 42
liefern eine andere Seitenansicht des Rades theilweise im Durchschnitt, so wie auch
einen Querschnitt, welcher das von den Figuren 39 und 40 etwas
verschiedene Verfahren zeigt, die Theile des hölzernen Felgenkranzes von einander zu
trennen.
Die Figuren 43
und 44
stellen eine theilweise im Durchschnitt genommene Seitenansicht und einen
Querschnitt einer anderen Radconstruction dar, welche sich von der obigen nur
hinsichtlich der Mittel, die Theile der hölzernen Felge auseinander zu treiben,
unterscheidet.
In den Figuren
45 und 46 ist wieder die Seitenansicht und der Durchschnitt einer anderen
Anordnung gegeben, um die Theile des hölzernen Felgenkranzes auseinander zu treiben.
Sämmtliche Figuren lassen sich auf ein und dasselbe Princip zurükführen, d.h. der
mittlere Theil des Rade a, a ist aus Gußeisen und
besteht aus einem Stük; der hölzerne Felgenkranz besteht aus mehreren Theilen b, b, b und der Radkranz ist von Stahl oder Schmiedeisen. c, c, c sind Schraubenbolzen, welche durch den Radkranz,
die hölzernen Felgen und den äußeren Ring des gußeisernen Mitteltheils gehen. Der
Unterschied der verschiedenen, in den erwähnten Figuren dargestellten Räder besteht
lediglich in den Mitteln, die Theile des hölzernen Felgenkranzes auseinander zu
treiben, um den Durchmesser zu vergrößern und den Radkranz auf eine sichere Weise zu
befestigen. In allen Fällen aber wird dieser Zwek dadurch erreicht, daß man jedesmal
zwischen zwei Felgenstüke b ein ekiges Ausfüllstük d eintreibt. In den Figuren 39 und 40 werden die
Stüke d mit Hülfe der Schrauben e und der Keile f vom Mittelpunkte des Rades
auswärts getrieben. In den Figuren 41 und 42 bestehen
die Stüke d aus zwei Theilen und ein zwischen dieselben
geschobener Keil g treibt sie und mit ihnen die
Felgenstüke auseinander. In den Figuren 43 und 44 werden die
ekigen Stüke vermittelst Schrauben und Schraubenmuttern h,
i nach Außen getrieben. Die Schrauben gehen nämlich durch hohle Speichen
und die vierekigen Schraubenköpfe treten in vierekige, in den ekigen Stüken
befindliche Löcher, die Muttern aber spielen in Oeffnungen, welche in dem
gußeisernen Mitteltheile des Rades angebracht sind. In den Figuren 45 und 46 werden die
Theile d durch Keile auswärts getrieben, leztere aber
erhalten ihre Bewegung von Schraubenmuttern, deren zugehörige Schrauben an den Enden
der Keile j angebracht sind.
Ich gehe nun zur Beschreibung eines anderen Theiles meiner Erfindung über, welcher
sich auf ein eigenthümliches VerfahrenVerfahreu bezieht, die rollende Fläche der Eisenbahnräder mit Stahl zu belegen. Ich
gebe nämlich der zum Radkranze bestimmten Eisenstange durch Auswalzen die in Fig. 47
dargestellte Form mit einer Rinne z; ehe ich nun der
glühenden Stange durch weiteres Auswalzen die Form Fig. 48 gebe, lege ich
eine zu beiden Seiten abgeschrägte Stahlschiene y in
kaltem Zustande in die Rinne z. Nun lasse ich die
Eisenstange mit der Stahlschiene durch das Walzwerk gehen, wodurch die Ränder der
Rinne z über die schrägen Seiten der Stahlschiene sich
legen und auf diese Weise, durch die Zusammenziehung in Folge des Erkaltens
unterstüzt, den Stahl fest mit dem Eisen verbinden. Auf die Anwendung des Stahls zu
dem bezeichneten Zwek im Allgemeinen mache ich übrigens keinen Anspruch, da sie
nicht neu ist, wohl aber auf die Art und Weise, wie ich jenen Zwek erreiche.
Was nun denjenigen Theil meiner Erfindung betrifft, welcher sich auf die Anbringung
von Hemmvorrichtungen an den Rädern der Eisenbahnwagen bezieht, so bestehen die
Verbesserungen darin, daß ich den Lokomotivführer in den Stand seze, die
Bremsapparate auf die
Räder einwirken zu lassen, indem ich sie durch einen geeigneten Mechanismus mit
einer der Locomotiv- oder Tenderachsen in Verbindung seze.
Fig. 49
liefert eine Seitenansicht und Fig. 50 einen Grundriß
der einen Methode, welche ich zur Erreichung des eben bezeichneten Zwekes befolge.
a stellt die Achse, b, b
zwei Räder einer Locomotive oder eines Tenders vor. c, c
sind Bremsklöze gewöhnlicher Construction. Diese Bremsklöze sind an der Stange d, welche an den Achsenbüchsen befestigt ist,
verschiebbar und bewegen sich mit denselben auf und nieder. Sie werden durch einen
um die Achse g beweglichen Hebel f, mit dem sie durch die Zwischenstangen e in
Verbindung stehen, an die Peripherien der Räder angedrükt. h ist eine Stange, mit deren Hülfe der Bremsapparat auch von dem
Conducteur eines einzelnen Wagens in Thätigkeit gesezt werden kann. An der Achse g ist ein Arm i befestigt,
mit welchem die Stange j durch einen Bolzen beweglich
verbunden ist; das andere Ende der Stange j ist an den
Quadranten k befestigt. In die Zähne des Quadranten
greift eine endlose Schraube m, deren Achse l durch eine der Locomotiv- oder Tenderachsen in
Umdrehung gesezt wird. Aus der erwähnten Hebelverbindung wird man leicht erkennen,
wie in Folge des Eingriffes der Schraube m in den
gezahnten Quadranten die Bremsbaken in Thätigkeit kommen. An jedem Wagen ist eine
ähnliche Achse l, ein Quadrant und eine
Verbindungsstange j angebracht. Die Achsen l sind durch Universalgelenke n mit einander verbunden und lassen sich in Rüksicht auf die
veränderlichen Abstände der Wagen theilweise in einander schieben, ohne daß jedoch
dadurch ihrer Umdrehung ein Hinderniß in den Weg gelegt wäre. Ein am Ende der Stange
j befindlicher Schliz gestattet, die
Bremsvorrichtung auf die gewöhnliche Weise auch vom Wagen aus, unabhängig von dem
oben erwähnten, mit der Locomotive oder dem Tender in Verbindung stehenden Apparate,
in Thätigkeit zu sezen. Die Achsen l erhalten die
nöthige rotirende Bewegung von den Reibungsflächen p, q,
von denen die eine an der Achse der Locomotive oder des Tenders, die andere an der
Achse l selbst angebracht ist. Mit Hülfe eines Hebels
kann die Fläche q in oder außer Berührung mit der Fläche
p gebracht werden, und die Reibung dieser Flächen
ist es, welche den Achsen l des Wagenzuges ihre Rotation
ertheilt. Um den Bremsapparat außer Thätigkeit zu sezen, bringt man die andere
Reibungsfläche r mit p in
Contact, wodurch die Rotation der Achsen l umgekehrt
wird; hierauf stellt man q und r so, daß sie p gar nicht berühren.
Ich will nun noch eine andere zu demselben Zwek dienliche mechanische Anordnung
beschreiben. Fig.
51 stellt diesen Apparat in der Seitenansicht dar. j ist eine mit dem Arme i beweglich verbundene
Stange, in welcher sich ein Schliz befindet, um die Bremsvorrichtung auch auf die
gewöhnliche Weise von jedem einzelnen Wagen aus in Wirksamkeit sezen zu können. Die
Stangen j der auf einander folgenden Wagen sind auf
folgende Weise mit einander verbunden. 1, 1 sind zwei Glieder, welche an ihrem einen
Ende mit dem Wagenende, an ihrem anderen Ende mit den Stangen 2, 2 beweglich
verbunden sind. Die Stangen j, j zweier Wagen stehen
durch die Glieder 3, 3 mit einander in Verbindung. Leztere artikuliren mit den auf
den Stangen 2, 2 verschiebbaren Hülsen 4, 4. Aus dieser Anordnung geht hervor, daß,
wenn auch der Abstand zwischen zwei Wagen veränderlich ist, doch jede der ersten
Stange j mitgetheilte Bewegung sich auf sämmtliche
Stangen j fortpflanzen muß. Die erste Stange j seze ich vorzugsweise folgendermaßen in Bewegung. An
der Achse a der Locomotive oder des Tenders ist eine
Trommel s befestigt. Diese Trommel wird zum Theil von
einer Kette t umschlungen, die mit ihrem einen Ende an
den Hebel v, mit ihrem anderen Ende an eine kurze Stange
j befestigt ist, welche den oben beschriebenen
Apparat mit der Stange j des ersten Wagens verbindet.
Wenn der Hebel v sich in der in Fig. 51 dargestellten
Lage befindet, so sind die Bremsvorrichtungen außer Thätigkeit, sobald aber die
Kette mit Hülfe des Hebels v um die Trommel s gebogen wird, kommen die Stangen j durch die Reibung der Kette an der Trommel in Bewegung
und die Bremsbaken treten in Wirksamkeit.