Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 87, Jahrgang 1843, Nr. LXXXV., S. 314 |
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LXXXV.
Miszellen.
Miszellen.
Eine Eisenbahn ganz von Eisen.
In Folge der beabsichtigten Verbindung der Liverpool-Manchester- mit
der Leeds-Manchester-Eisenbahn bei Hunt's-bank muß eine 200 bis
250 Yards lange Streke von der Bolton-Eisenbahn-Gesellschaft
ausgefuͤhrt werden. Sie wird ganz von Gußeisen hergestellt und zwar wird die
Bahn 18 Fuß hoch uͤber dem Pflaster gelegt: hiezu sind 51 gußeiserne Balken,
jeder von 7 Tonnen, und eben so viele Saͤulen, jede von 5 Tonnen Gewicht
erforderlich. Außerdem erhaͤlt die Straße in ihrer ganzen Laͤnge und
Breite einen Boden von Gußeisen. Das Ganze wird auf ein Gewicht von 1030 Tonnen
angeschlagen, wobei das Stabeisen und die Schienen noch nicht mitgerechnet sind. Die
Eisenbahn wird in der Mitte der Straße gelegt und laͤßt auf jeder Seite eine
Fahrstraße frei. Der Plan ist schoͤn und die Ausfuͤhrung scheint auf
das Solideste zu geschehen. (Mechanics' Magazine, 1842,
No. 1009, S. 544.)
Faber's Sprechmaschine.
Die Sprechmaschine, welche ein Kuͤnstler aus Wien, Faber mit Namen, kuͤrzlich in Berlin sehen oder vielmehr
hoͤren ließ, scheint uns in ihrer Art ein so gelungenes physikalisches
Kunstwerk zu seyn, daß wir nicht umhin koͤnnen, einige Worte daruͤber
zu sagen, wiewohl dieselben leider nicht das Wesentliche ihrer Einrichtung
beruͤhren koͤnnen. Die Maschine ist unstreitig ein Bedeutendes
vollkommener als die fruͤhere von v. Kempelen,
welche wir im Kings College zu London durch Hrn. Wheatstone's Guͤte kennen lernten. Waͤhrend diese sich nur
durch einen Trichter von Kautschuk vernehmen laͤßt, den man mit der Hand
verschiedenartig schließen und oͤffnen muß, besizt die Faber'sche Maschine einen dem menschlichen nachgebildeten Mund mit Lippen
und Zunge, aus demselben Material verfertigt, welcher bloß mit Huͤlfe eines
Blasebalgs und einer Claviatur alle Buchstaben und Worte, folglich auch beliebige
Saͤze, in mehr als einer Sprache zwar nicht eben schoͤn, aber sehr
verstaͤndlich hervorbringt. Ihre Stimme laͤßt sich verstaͤrken
und schwaͤchen bis zum vollen Leisesprechen, auch vertiefen und
erhoͤhen, daher denn auch ein Singen moͤglich ist. Die Claviatur,
welche 16 Tasten enthaͤlt, gibt die Vocale a, e, i, o,
u, die Halbvocale r, l, w und die Consonanten
f, s, s' (unser tsch)
b, d, g. Die uͤbrigen Consonanten werden aus
diesen und mittelst zweier Huͤlfstasten hervorgebracht, von denen die eine
die Stimmrize und die andere die Nase schließt oder oͤffnet. Die erste
Huͤlfstaste gibt die Aspiration unseres h, und
verwandelt gleich hinter g angegeben, dieses in k; die leztere, unmittelbar hinter b und d
niedergedruͤkt, macht diese zu m und n. Immer muß den Consonanten ein Vocal angehaͤngt
oder vorgesezt werden, wenn sie so zum Vorschein kommen sollen, wie wir sie
gewoͤhnlich aussprechen. Man begreift aus diesen unvollkommenen Andeutungen,
daß das Spielen der Maschine eine große Uebung verlangt. Die Maschine ist nur roh
ausgefuͤhrt, und offenbar fallen mehrere Maͤngel derselben nur dieser
Ausfuͤhrung, nicht dem Princip zur Last. Im Interesse der Wissenschaft
koͤnnen wir daher nur wuͤnschen, daß der eben so bescheidene als
verstandige Kuͤnstler von Seiten seiner auf geklaͤrten Regierung in
den Stand gesezt werden moͤge, das Geheimniß der Construction seiner Maschine
zu veroͤffentlichen. Ein kleiner Theil der Summe, die auf anderem Gebiete
einer Bestrebung von mehr als zweifelhaftem Erfolge zugesichert worden ist,
wuͤrde dazu ausreichen, und wuͤrde gerade hier am rechten Orte seyn,
da der Kuͤnstler niemals vom großen Publicum eine volle Entschaͤdigung
seiner Muͤhe zu erwarten hat. Poggendorff in
seinen Annalen der Physik und Chemie, 1843, Nr. 1.
Beard's Verfahren Daguerre'sche Lichtbilder buntfarbig zu bemalen.
Richard Beard ließ sich am 10. Maͤrz 1842 in
England folgende Methode patentiren, die Daguerre'schen Bilder mit bunten Farben zu
versehen. Das Lichtbild kommt in einen rechtwinklichen Rahmen, dessen Rand 1/20 Zoll
hoch uͤber das Bild vorsteht. Ueber diesen Rahmen legt man ein Stuͤk
Glas oder Glimmer und zeichnet darauf mit Farbe die Conturen derjenigen Theile des
Bildes, welche gefaͤrbt werden sollen. Mittelst dieser Zeichnung bereitet man
sich nun eine Anzahl Patronen, eine fuͤr jede Farbe. Jede Patrone besteht aus
einem leichten rechtwinklichen Rahmen, der mit Zeichnenpapier belegt ist, auf
welches die Conturen aller derjenigen Theile gezeichnet sind, welche gleiche Farbe
erhalten muͤssen und der innerhalb der Conturen befindliche Raum ist
ausgeschnitten; wenn man den Rahmen oder die Patrone auf das Bild legt, wird das
Zeichnenpapier folglich alle Theile desselben bedeken, mit Ausnahme derjenigen,
welche eine gleiche Farbe erhalten sollen.
Die anzuwendenden Farben werden mit einer schwachen Aufloͤsung von arabischem
Gummi, Hausenblase etc. zu einem unfuͤhlbaren Pulver zerrieben, in einem Ofen
(bei der Siedhize des Wassers) ausgetroknet und dann durch ein feines Sieb
geschlagen, wo sie dann angewandt werden koͤnnen.
Man verschafft sich nun eine Anzahl Buͤchsen oder Kaͤstchen (so viele
als man Farben anwendet) von hinreichender Groͤße, um das Bild hineinbringen
zu koͤnnen. In jede Buͤchse gibt man etwa 50 Gran Farbe und
schlaͤgt leztere mit einer großen weichen Buͤrste so lange, bis ein
Staub in der Buͤchse hervorgebracht ist, worauf man das Bild, mit einer
Patrone bedekt, hineinbringt; der Staub sezt sich dann auf der Patrone und auf den
von ihr nicht bedekten Theilen des Bildes ab. Hierauf wird das Bild herausgezogen,
die Patrone davon abgehoben und die uͤberfluͤssige Farbe mittelst
eines kleinen Blasebalgs von dem Bild beseitigt, worauf man die
ruͤkstaͤndige Farbe durch Anhauchen desselben darauf befestigt. Durch
das Anhauchen loͤst sich naͤmlich der Gummi zum Theil auf und die
Procedur ist nun beendigt.
Der Patenttraͤger gibt noch zwei andere Methoden an, um farbige Lichtbilder
darzustellen. Eine besteht darin, mit Gummiwasser angeruͤhrte Farben mittelst
eines Haarpinsels auf die untere Seite des Glases aufzutragen, welches uͤber
das Lichtbild gelegt wird, so daß man lezteres farbig hindurchsieht. Die zweite
Methode besteht darin, die Farben als trokenes Pulver mittelst kleiner Buͤrsten auf das
Lichtbild zu tupfen oder zu punktiren und dann durch Anhauchen desselben zu fixiren.
(London Journal of arts, Dec. 1842, S. 358.)
Knorr's Wärmebilder.
Dr. Knorr, Professor der
Physik bei der Universitaͤt zu Kasan, hat vor einigen Monaten eine Entdekung
gemacht, die nicht allein in wissenschaftlicher Beziehung sehr interessant ist,
sondern auch vielleicht fuͤr die Technik wichtig werden kann. Derselbe hat
naͤmlich verschiedene Verfahren entdekt, lediglich mit Huͤlfe der
Waͤrme Koͤrper auf polirten Silber-, Kupfer-,
Messing- und Stahlplatten abzubilden, ohne daß dazu wie bei den Daguerre'schen und Moser'schen
Lichtbildern eine Condensirung von Daͤmpfen noͤthig waͤre. In
der Sizung der gelehrten Gesellschaft zu Kasan, am 7. November, hat Professor Knorr einen ausfuͤhrlichen Vortrag uͤber
seine Entdekung gehalten und zugleich mehrere solche Waͤrmebilder, so wie
auch einige Lichtbilder nach Moser's Verfahren
vorgezeigt. Wie man hoͤrt, soll Professor Knorr
eine Beschreibung seines Verfahrens nebst mehreren Proben an die Akademie der
Wissenschaften zu St. Petersburg geschikt haben, von welcher dieselbe hoffentlich
veroͤffentlicht werden wird. In dem physikalischen Cabinet der
Universitaͤt war eine ziemliche Anzahl solcher Thermographien zu sehen,
Abbildungen gravirter Metallplatten, Muͤnzen, geschnittener Steine,
geschnittenen Glases, von Schrift mit Tusche auf Glimmer geschrieben, Kupferstichen,
Holzschnitten u. dgl. m. Manche dieser Bilder waren wirklich recht schoͤn und
die meisten sehr scharf. Besonders interessant ist auch das verschiedene
Farbenspiel, welches manche Abbildungen auf Kupferplatten zeigen. Mehrere dieser
Thermographien waren in 8 bis 15 Secunden verfertigt, andere in 5 bis 10 Minuten
nach einer andern Weise; das leztere Verfahren soll das sicherste seyn. Wie Prof.
Knorr selbst sagte, sollen sich hiebei noch manche
raͤthselhafte Erscheinungen zeigen und das Ganze ein reiches Feld neuer
wissenschaftlichen Forschungen uͤber die Waͤrme und vielleicht auch
uͤber die Thermo-Elektricitaͤt eroͤffnen. (Allgem.
Zeitung.)
Sweetapple's Verbesserung an der Papiermaschine.
Thomas Sweetapple ließ sich im Jun. 1839 in England eine
Verbesserung an der Fourdrinier'schen Papiermaschine
patentiren, welche jedoch bei allen Maschinen anwendbar ist, wo das Papier auf einem
endlosen Drahtgewebe erzeugt wird, welches sich in einer beinahe horizontalen Ebene
bewegt.
Sie besteht darin, daß man unter der horizontalen Flaͤche des endlosen
Drahtsiebes, welches den fluͤssigen Ganzzeug aufnimmt, einen oder mehrere
rechtwinkliche Troͤge aufstellt; diese Troge sind breiter als das Drahtsieb
und enthalten eine Anzahl Walzen, aͤhnlich denen in Fourdrinier's Maschine, um das endlose Metallgewebe zu stuͤzen. Das
Wasser, welches durch das Drahtgewebe aus dem Zeug abfließt, erhaͤlt die
Troͤge immer gefuͤllt und das endlose Gewebe streicht also bei seiner
Vorwaͤrtsbewegung uͤber die Oberflaͤche des Wassers hin.
Dadurch werden die Fasern des Zeugs zum Theil in Wasser suspendirt erhalten, fallen
daher nur allmaͤhlich nieder und sezen sich in der Laͤngenrichtung des
Papiers ab. Nach der Behauptung des Patenttraͤgers verschlingen oder
verfilzen sich die Fasern auf diese Weise viel vollkommener mit einander, als bei
der gewoͤhnlichen Verfahrungsweise. (London Journal of
arts, Nov. 1842, S. 268.)
Ueber Fabrication der metallenen Schreibfedern.
Die Fabrication der metallenen Schreibfedern ist eine Industrie, welche seit mehreren
Jahren bekanntlich einen ungemeinen Aufschwung erhielt. Es wurden sehr viele
Versuche angestellt, um einen Stahl zu erzielen, welcher die erforderlichen
Eigenschaften besizt, um den Spalt in die Federn zu machen; der Spalt muß
naͤmlich erstens sehr fein und zart seyn und darf die beiden Theile des
Schnabels nur so wenig als moͤglich trennen; zweitens darf sich das zu seiner
Verfertigung dienende Instrument nicht zu schnell abstumpfen. Nachdem man alle
Sorten Stahl, auch den Cementstahl dazu versucht hatte, der eine jedoch zu grob, der andere zu weich
befunden wurde, die meisten aber in Folge des Haͤrtens der feinen Schneide
aussprangen (schartig wurden), ließ ein Werkmeister (durch das Dengeln der Sensen
darauf geleitet) ein Stuͤk Stahl mehrere Stunden nacheinander nicht stark,
aber ganz gleichmaͤßig fort haͤmmern. Das Instrument diente sodann zum
Spalten einer großen Anzahl Federn, ohne auszuspringen oder stumpf zu werden.
Dasselbe Verfahren gelang bei jedesmaliger Wiederholung. Ein so durch
Haͤmmern praͤparirter Stahl spaltet die Metallfedern aller Art; die
Schneide eines derartigen Instruments ist bekanntlich duͤnner als die eines
Rasirmessers, und es muß 8 bis 12 Stunden fortwaͤhrend zum Spalten der Federn
gebraucht werden koͤnnen, ohne daß die Schneide dazwischen wieder hergestellt
zu werden braucht. (Moniteur industriel. 12. Jan.
1843.)
Ueber Steinbrechen.
Wenn es sich darum handelt, große Steinbloͤke von der sie umgebenden Masse zu
trennen, wendet man in Nordamerika folgendes Verfahren an. Man macht mit dem Meißel
ein mehrere Zoll tiefes Loch in der erforderlichen Richtung und fuͤllt es
dann mit Brennmaterial, welches man so lange brennend erhaͤlt, bis sich das
Gestein stark erhizt hat. Das Gestein dehnt sich durch die Hize aus; man beseitigt
nun das Brennmaterial und gießt sogleich kaltes Wasser in das Loch; die
ploͤzliche Zusammenziehung des Gesteins verursacht dann, daß es sich
augenbliklich zerspaltet. Auf diese Weise lassen sich 80 Fuß lange und 6 Fuß dike
Bloͤke leicht ausbrechen. – Auf eine analoge Weise umgeht man in
Frankreich die Anwendung mechanischer Kraft beim Abspalten der Muͤhlsteine.
Dieselben sind bekanntlich Cylinder von sehr kleiner Hoͤhe im Vergleich mit
ihrem Durchmesser, und das Gestein, woraus sie verfertigt werden, ist ungemein hart.
Man verschafft sich dazu eine sehr hohe runde Steinsaͤule von dem
erforderlichen Durchmesser. Es waͤre eine ungeheure Arbeit, einzelne
Abschnitte derselben mittelst der gewoͤhnlichen Steinsaͤge
loszutrennen. Man meißelt daher in regelmaͤßig aufeinanderfolgenden
Entfernungen rings um die Saͤule herum Loͤcher aus, in welche man des
Abends trokene Holzkeile eintreibt. Der waͤhrend der Nacht fallende Thau wird
vom Holz absorbirt und dehnt es mit einer so unwiderstehlichen Kraft aus, daß man am
Morgen alle Steine gehoͤrig abgespalten findet. Dr. Lardner: Lectures in the United States.
Steinernes Butterfaß.
Das in Fig. 51
auf Taf. VI abgebildete steinerne Butterfaß unterscheidet sich wenig von den
gewoͤhnlichen hoͤlzernen; es ist aber bequemer und reinlicher als
leztere. Man macht es so klein als moͤglich, so daß nur ein halbes Pfund
Butter auf einmal erzeugt werden kann. Da es natuͤrlich zu schwer ist, um
nach Belieben aufgehoben und hin und her geruͤkt werden zu koͤnnen, so
ist am Boden ein Loch zum Ablassen der Buttermilch angebracht. Dieses Loch kann mit
einem gewoͤhnlichen Korkstoͤpsel leicht verstopft werden. Der Dekel
hat rings herum einen Falz, wie bei a zu sehen, damit
die Butter waͤhrend der Operation nicht heraussprizen kann. Mit diesem
Apparat geht das Buttern viel rascher und er wird von den Personen, welche sich
seiner bedienten, sehr gelobt. (Recueil de la
Société polytechnique. Aug. 1842, S. 138.)
Amerikanisches Filztuch.
In Nordamerika fabricirt man schon seit geraumer Zeit das Filztuch durch ein sehr
einfaches Maschinensystem und erzeugt mittelst dieser Vorrichtung eine so
ausgezeichnete Qualitaͤt, daß dieselbe allen deßhalb zu machenden
Anforderungen entsprechen kann. Durch diese Art der Fabrication ist der bei anderen
und namentlich den in England, Belgien und Deutschland angewandten Maschinensystemen
noch sehr fuͤhlbare Uebelstand beseitigt, daß nur feine Wolle verarbeitet werden kann; jede Qualitaͤt und selbst die
aus alten Tuchstuͤken wieder gewonnene Wolle wird nach amerikanischer Weise
mit gleichem Vortheil zu dieser Fabrication verwendet und ein Tuch hervorgebracht,
welches nicht allein keine Bruͤche bekommt und daher auch zu
Beinkleidern angewandt werden kann, sondern auch in der groͤßten Feinheit
hergestellt zu werden vermag. Ein einfaches System dieser Maschinen, zu dessen
Betrieb nur 4 bis 5 Pferdekraͤfte erfordert werden, kannin einem
gewoͤhnlichen Arbeitstage 150 Yards 30 Zoll breite Waare liefern, und ist
dieses Tuch, da zur noͤthigen Versorgung der Maschinen nur wenig Leute
gebraucht werden, zu einem außerordentlich billigen Preise herzustellen.
Der Erfinder dieser neuen Filztuchfabrication, welcher auch noch eine Maschinerie zum
Ausbreiten des Tuchs, nachdem es die Walke verlassen, zu welcher Operation bis jezt
gewoͤhnlich Menschenhaͤnde benuzt wurden, erfunden hat, haͤlt
sich jezt in England auf, um dort ein Etablissement nach seiner Art zu
gruͤnden, und beabsichtigt auch, auf dem Continent seiner Erfindung Eingang
zu verschaffen; Patente wurden zu diesem Behufe bereits in verschiedenen
Laͤndern gesichert. Im Interesse dieser neuen Erfindung zur
Einfuͤhrung in Sachsen ist Hr. J. M. Huͤbner in Leipzig beauftragt und erwartet derselbe binnen Kurzem
verschiedene Proben dieses Filztuches aus Amerika.
Ueber die Erfindung selbst spricht sich ein englisches Journal, wie folgt aus:
„viele unserer Leser werden vernommen haben, daß oͤffentliche
Blaͤtter juͤngst die Thatsache erwaͤhnt, daß der Fußboden
der St. Georgskapelle im koͤnigl. Schloß zu Windsor bei der Taufe des
Kronprinzen mit amerikanischem Filztuch ausgelegt
worden ist. Aber die meisten werden nicht wissen, daß mit Huͤlfe
verbesserter Maschinen in der Fabrication, dieser Artikel auch fuͤr
persoͤnlichen Gebrauch zu Kleidern, Noͤken und Beinkleidern
dergestalt zwekdienlich hergestellt werden kann, daß ein Tuchmacher in
New-York im Jahre 1841 zu diesem Zwek allein 60,000 Yards verkauft hat,
und der Begehr danach ist im vergangenen Jahre dergestalt gewachsen, daß er
seine Maschinen vermehrt hat, um jaͤhrlich 200,000 Yards dieser Waaren
von noch besserer Qualitaͤt liefern zu koͤnnen. Die wesentliche
Verbesserung in dieser Fabrication besteht darin, daß sie ein Erzeugniß liefert,
das an allen Stellen durchaus gleich stark ist, eine Eigenschaft, deren Mangel
an dem bisherigen Filztuch seiner weiteren Anwendung Graͤnzen gesezt
hat.“
M. (Gewerbeblatt fuͤr Sachsen, 1843, Nr. 8, S.
47.)
Verhütung der Selbstentzündung der Wolle auf Schiffen.
Die Selbstentzuͤndung der Wolle auf Schiffen laͤßt sich nach Dr. William Brand mittelst
kohlensauren Gases, welches sich vermoͤge seiner specifischen Schwere in die
Wolle hineinsezt und die atmosphaͤrische Luft daraus verdraͤngt,
leicht verhuͤten. 400 Pfd. kohlensaurer Kalk (Kreide) geben 180 Pfd. Gas,
welche einen Raum von 20000 Kubikfuß ausfuͤllen. Auf folgende Weise
verfaͤhrt er dabei: er stellt in jeden Kielraum ein Faß, welches in 2/3
seiner Hoͤhe mit einem Loch von 1 Zoll Durchmesser versehen und bis zu dieser
Hoͤhe mit Blei gefuͤttert ist. Oben wird in jedes Faß eine
Metallroͤhre gestekt, welche vom Verdek hinunter geleitet wird und mit einer
hoͤlzernen Huͤlle umgeben ist; jedes Faß wird mit der erforderlichen
Menge kohlensauren Kalks beschikt und beim Gebrauch die noͤthige Menge, mit
ihrem 4- bis 5fachen Gewichte Wasser verduͤnnter Schwefelsaͤure
in dasselbe hinuntergegossen, wo sich dann die Kohlensaͤure in allen Theilen
des Kielraums verbreitet. (Mechanics' Magazine 1842, No. 1009.)
Verfahren den Indig zu sublimiren.
In der Chemical Gazette, 1843, No. 5 empfiehlt Thomas Taylor dazu folgendes
Verfahren: man vermengt gepulverten Indig mir seinem halben Gewichte Gyps; dem
Ganzen wird dann so viel Wasser zugesezt, daß ein duͤnner Teig entsteht.
Dieser wird 1/8 Zoll hoch eben uͤber eine Eisenplatte ausgebreitet und der
Luft oder maͤßiger Warme ausgesezt, bis er ziemlich ausgetroknet ist. Wird
nun die Platte unten mittelst einer großen Weingeistlampe erwaͤrmt, so
beginnt der Indig zu rauchen, einen unangenehmen Geruch zu entwikeln und bedekt sich
in ein paar Minuten mit einem dichten purpurrothen Dampf, welcher sich zu
glaͤnzenden Prismen von intensiver Kupferfarbe verdichtet und einen diken
sammetartigen Ueberzug auf der der Hize unmittelbar ausgesezten Flaͤche
bildet. Hoͤrt dieser auf sich zu bilden, so wird auch mit dem Erhizen nicht
mehr fort gefahren und
es koͤnnen die sublimirten Krystalle sogleich hinweggenommen werden, ohne die
darunterliegende Masse im geringsten aus ihrer Lage zu bringen. Hr. Taylor erhielt auf diese Weise ohne besondere Sorgfalt 15
bis 17 Proc. sublimirten Indig. Der Proceß gewaͤhrt einen uͤberaus
schoͤnen Anblik, geht in ein paar Minuten vor sich und kann mit jeder
beliebigen Quantitaͤt vorgenommen werden. Zur vollstaͤndigen Reinigung
muß der sublimirte Indig noch mit Alkohol oder Aether gewaschen werden. – Der
Gyps wird dem Indig zugesezt, damit die Paste beim Troknen keine Spruͤnge
bekommt. Am besten ist es, die Masse zu einem 2 Zoll breiten Streifen zu bilden, die
Lampe an einem Ende unterzusezen und allmaͤhlich mit der Erzeugung des
Sublimats vorzuschreiten. Die Hize einer Argand'schen
Lampe ist zur Bildung großer Krystalle kaum hinreichend. Sollte der Indig Feuer
fangen, so laͤßt man, um ihn zu loͤschen, sogleich einen Tropfen
Wasser darauf fallen. Walter Crum's Verfahren gab
ungefaͤhr eben so viele Procente Sublimat; es ist aber zu
umstaͤndlich.
Ueber die Gewinnung des Kautschuks.
Eine Abhandlung des Hrn. Solly enthaͤlt einen
Vorschlag hinsichtlich der Zubereitung des Kautschuks fuͤr den Handel. Der
Saft wird gewoͤhnlich in successiven Lagen, die allemal getroknet werden, auf
irgend eine Substanz aufgetragen. Davon kann man sich beim Anschneiden einer
Kautschukflasche uͤberzeugen, wo die Schichten deutlich sichtbar sind; sie
koͤnnen durch Einweichen in siedendes Wasser sogar von einander getrennt
werden. Offenbar legt sich aber auf die Oberflaͤche der Schichten sehr viel
Unreinigkeit an und vermindert dadurch die Kraft, mit welcher dieselben einander
adhaͤriren; der Kautschuk verliert dadurch sehr an Werth. In großen Massen
frischen Kautschuks kann man eine große Anzahl Hoͤhlungen entdeken, die mit
einer braunen Fluͤssigkeit angefuͤllt sind, wodurch er
natuͤrlich an Staͤrke verliert. Hr. Solly
empfiehlt in Folge seiner Versuche den Saft, so wie er erhalten wird, mit Wasser
auszuwaschen; der sich vom Wasser absondernde Kautschuk kann dann ausgepreßt werden
und wird bei weitem staͤrker befunden werden, als der nicht ausgewaschene.
(Chemical gazette, Dec. 1842, Nr. 3.)
Frankreichs Production inländischen Zukers.
Nach verschiedenen officiellen Documenten war die Anzahl der in Betrieb befindlichen
Ruͤbenzuker-Fabriken, welche sich im Jahre 1841 auf 386 belief, im J.
1842 nur mehr 373. Es befanden sich in den Fabriken vor dem Anfange der Campagne
1842–43 4,338,664 Kilogr. Zuker, was eine Abnahme von 248,632 Kilogr. gegen
das vorhergehende Jahr ausmacht. In den ersten Monaten der Campagne bis zum December
wurden 16,960,348 Kilogr., oder um 3,059,041 Kilogr. mehr fabricirt als das Jahr
vorher. Zur Consumtion wurden geliefert 12,181,057 Kilogr., also 2,604,995 Kilogr.
mehr als im J. 1841. – An Abgaben wurden im J. 1842 dafuͤr 8,975,725
Fr. oder 2,185,355 Fr. mehr als im Jahre vorher gezahlt. (Moniteur industriel. 29. Jan. 1843.)
Furnival's Verfahren Häute und Felle zu enthaaren, zu
beizen und zu gerben.
James Furnival zu Warrington (Grafschaft Lancaster) ließ
sich auf folgendes Verfahren am 29. Maͤrz 1841 in England ein Patent
ertheilen: 1) bringt er die Haͤute in ein offenes cylindrisches Gestell, an
dessen Innenseite vier oder mehr Balken senkrecht in gleichen Abstaͤnden
befestigt sind, um den zum Enthaaren und Beizen dienenden Fluͤssigkeiten eine
ungleiche Bewegung zu ertheilen. Die Haͤute werden durch eine an der Seite
desselben befindliche, mit einem Gitter bedekte Oeffnung in den Cylinder gebracht.
Der Behaͤlter wird dann in eine Buͤtte gesenkt, welche so viel
Fluͤssigkeit enthaͤlt, daß zwei Drittheile desselben bestaͤndig
in sie tauchen; er wird waͤhrend des Enthaarungsprocesses in der Minute
10mal, waͤhrend des Beizens aber 2–3mal umgedreht. 2) Das Gerben der
Haͤute geschieht durch Behandlung derselben in dem erwaͤhnten
Drehcylinder mit der gehoͤrigen Quantitaͤt gerbender
Fluͤssigkeit. Man kann eine Reihe von 5 bis 6 Cylindern anwenden, welche in
Fluͤssigkeiten von verschiedener Staͤrke umlaufen; in diesem Fall
werden die Haͤute von einem in den anderen gebracht, je nachdem der
Gerbeproceß fortschreitet. (London Journal of arts.
Januar 1843, S. 448.)
Verbesserte künstliche Dünger.
Auf folgende Arten, den kuͤnstlichen Duͤnger gewissen Umstaͤnden
angemessen zu verbessern, ließ sich John Benner Lawes am
23. Mai 1842 in England ein Patent ertheilen: 1) zersezt derselbe Knochenmehl vor
seinem Gebrauch als Duͤnger mit Schwefelsaͤure in der Art, daß so viel
Phosphorsaͤure frei wird, als den unzersezten phosphorrsauren Kalk in
Aufloͤsung erhalten kann. Die freie Phosphorsaͤure kann sich dann mit
den im Boden enthaltenen alkalischen Erden sogleich verbinden; zugleich aber wird
hiedurch der unzersezte phosphorsaure Kalk in einen Zustand feinerer Zertheilung
versezt, als durch mechanische Mittel bewirkt werden koͤnnte. 2) Vermischt
derselbe, wenn einem Boden ein gewisses Alkali abgeht, dieses Alkali mit
Phosphorsaͤure und bereitet so den fuͤr diesen Boden erforderlichen
Duͤnger. 3) Verbessert er den Boden, auf welchem Weizen oder eine andere
kieselerdehaltige Frucht angebaut werden soll, durch einen Kieselerdeduͤnger,
welcher aus einem Gemenge von Kieselerde (gemahlenem Sand) mit Potasche oder Soda
besteht. (London Journal of arts. Januar 1843, S.
428.)
Indische Hausenblase.
Die Hausenblase wird bekanntlich aus der Schwimmblase gewisser Fische bereitet. Von
diesen liefert der in mehreren Fluͤssen Rußlands einheimische große
Stoͤr die beste; sie wird im Großen zu 10 bis 12 Schill. per Pfund verkauft, waͤhrend die brasilische oder
nordamerikanische nur 2 Schill. 6 Pence bis 3 Schill. 6 Pence gilt und es noch
geringere Qualitaͤten gibt, die nur zu 9 Pence bezahlt werden. Der Werth
dieses fuͤr Rußland scheinbar so unbedeutenden Artikels kann aus der
jaͤhrlichen Einfuhr nach England ermessen werden, welche 1800 bis 2000
Centner betraͤgt.
Nach einer mehr als hundertjaͤhrigen Occupation von Calcutta und
80jaͤhrigem Territorial-Besiz von Bengalen, erfaͤhrt man nun
erst in Indien, nicht nur daß die indischen Waͤsser reichlich Fische
enthalten, die Hausenblase liefern, sondern daß schon seit undenklicher Zeit mit
dieser Waare Handel getrieben wird zwischen indischen Fischern und den Chinesen,
welche, mit den Producten des Ganges noch nicht zufrieden, den ganzen Archipel, zum
Theil wegen Hausenblase (oder eine derselben sehr aͤhnliche
Gallert-Substanz) liefernder Fische durchwuͤhlten. Dieselben
erstrekten ihre Nachsuchungen bis Bombay, von wo im J. 1837–38 wehr als 5000
Cntr. Hayflossen und Fischmaͤgen nach China ausgefuͤhrt wurden. Die
Fischmaͤgen, wenn gleich dem Namen nach
bekannt, waren, ihre Natur betreffend, noch ganz unbekannt, bis Dr. Royle mit großen
Schwierigkeiten Muster von denselben erhielt. Sie bestehen nach ihm aus einer
sakfoͤrmigen Membran, welche aufgeschnitten wurde, von heller Farbe, halb
durchsichtig und in ihrem Aussehen ordinaͤrer Hausenblase aͤhnlich
ist. Auch sollen die Chinesen die ausgefuͤhrte roh zubereitete
Ganges-Hausenblase zum Theil raffinirt mit großem Gewinn wieder
einfuͤhren. – Im Preise steht die indische Hausenblase zur Zeit noch
viel niedriger als die russische; dieß hat zum Theil darin seinen Grund, daß sie neu
und die Nachlieferung von Vorraͤthen unsicher ist, zum Theil aber in der
Form, in welcher sie nach England gebracht wurde, welche Verfaͤlschung
zulaͤßt; hauptsaͤchlich aber in der nachlaͤssigen Zubereitung
derselben, da ihr ein unangenehmer Fischgeruch noch anhaͤngt, was ihre
Anwendung in der Kuͤche verhindert. Doch wurde sie schon einigemal
eingefuͤhrt und ist den Londoner Waarenmaͤklern bekannt, so daß mit
der Zeit, wenn sie sorgfaͤltiger zubereitet wird, ein bedeutender
Handelsartikel daraus werden kann. (Edinb. New Philosoph.
Journal. Jan. 1843, S. 189.)