Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 87, Jahrgang 1843, Nr. CVI., S. 392 |
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CVI.
Miszellen.
Miszellen.
York's hohle Achsen für Eisenbahnwagen.
Auf der Station Camden-Town der London-Birmingham-Eisenbahn
wurden vor Kurzem hoͤchst interessante Versuche angestellt. Es handelte sich
naͤmlich um eine vergleichende Pruͤfung der in diesem Bande (2tes
Februarheft) S. 241 beschriebenen, fuͤr Oliver York patentirten hohlen Achsen und der besten, dauerhaftesten, vollen
Achsen, die jezt zu haben sind. Mehr als dreißig Ingenieurs und andere
Sachverstaͤndige waren zugegen und das Resultat war, daß die hohlen Achsen
bei weitem mehr aushalten als die vollen. – Die Achsen wurden einer Torsion
von 20 Tonnen (20000 Kilogr.) unterworfen; auch ein großes Gewicht ließ man auf sie
herabfallen. Die Biegung der hohlen war immer geringer, obgleich sie
beilaͤufig um 20 Proc. leichter waren als die vollen. Vorzuͤglich
wichtig ist die Verbesserung an den Achsenenden (ihren in den Lagern laufenden
Spindeln oder Zapfen), welche ebenfalls hohl und von gewoͤhnlichem
Durchmesser sind. Zwei oder drei Schlage mit einem großen Hammer reichten hin, um
die Zapfen der vollen Achsen zu brechen, waͤhrend die Zapfen der hohlen
Achsen hiezu 40 bis 50 Schlaͤge bedurften. Bedenkt man, daß unter vielen
andern der schrekliche Ungluͤksfall auf der Versailler Eisenbahn durch das
Brechen einer vollen Achse an ihrem Zapfen herbeigefuͤhrt wurde, so kann dem
hier Berichteten gar nicht genug Wichtigkeit beigelegt werden. Mehrere Zuschauer,
welche mit einem Vorurtheile zu Gunsten der vollen Achsen gekommen waren, schlossen
sich zulezt dem einstimmigen Urtheil fuͤr die hohlen Achsen an. Die hohlen
Achsen sollen auch nicht theurer zu stehen kommen als die vollen. (Moniteur industriel, vom 12. Febr. 1843.)
Ertrag der englischen Eisenbahnen.
Von den 40 auf der Londoner Boͤrse eingetragenen Eisenbahnen sind 7 noch
unvollendet; von 12 stehen die Actien al pari oder doch
beinahe so; von 6 sind sie mit Gewinn, von 15 mit Verlust notirt. – Die
Verlustnotirungen sind im Ganzen nicht so bedeutend als die Gewinnnotirungen.
Die 10 vollendeten Haupt-Eisenbahnen, naͤmlich: Grand-Junction,
Great-Western, London-Birmingham, London-Brighton,
London-Southwestern, Manchester-Leeds, North-Midland,
Birmingham Gloucester, Midland-Grafschaften, Liverpool-Manchester
liefern folgende Resultate:
Gesammtlaͤnge
1,073 Kilom.
Gegenwaͤrtige Kosten
671,365,175 Fr.
also der Kilometer
625,652 –
oder die Meile von 4 Kilometern
2,500,000
–
Ungeachtet dieser ungeheuren Kosten, welche wenigstens noch einmal so hoch als bei
den franzoͤsischen Bahnen sind, koͤnnte ein Capitalist, welcher sich
bei jeder dieser 10 Bahnen mit einer Actie betheiligt haben wuͤrde, also
20,595 Fr. ausgegeben haͤtte, gegenwaͤrtig dafuͤr 25,912 Fr.
erloͤsen.
Die zwei bedeutendsten Unternehmungen sind
die London-Birmingham-Bahn
143,120,175 Fr
und die Great Western
132,201,110 –
Sie werfen beide großen Gewinn ab; die Actien der ersten naͤmlich zu 100 Pfd.
gelten 210 1/2 Pfd.; die Actien der Great-Western-Bahn zu 65 Pfd.
stehen 95 Pfd.
Die Grand-Junction-Bahn warf dem der Semestralversammlung vor Kurzem
vorgetragenen Bericht zufolge einen Nettogewinn von 2,986,752 Fr. fuͤr das
lezte Halbjahr ab; rechnet man demselben den Ueberschuß des lezten Semesters von
140,300 Fr. hinzu, so betraͤgt der Nuzen mehr als 11 Proc. vom ausgelegten
Capital von 74,801,125. Die Actien von 100 Pfd. sind zu 195 Pfd. notirt. (Moniteur industriel. 9. Febr. 1843.)
Ryder's Schmiedmaschine.
Nach englischen Blaͤttern soll dieselbe bei der British
Society ungemeines Aufsehen erregt haben. Sie nimmt einen Raum von nur 3
Fuß in der Breite und 3 Fuß 8 Zoll in der Laͤnge ein, ist voͤllig
tragbar und beruht auf einem ganz neuen Princip. Sie kann durch Dampf sowohl als
Wasser in Bewegung gesezt werden. Da sie nicht durch den Schlag eines Hammers,
sondern durch den Druk, welcher mittelst eines Excentricums uͤbertragen wird,
wirkt, so bringt sie nicht das geringste Geraͤusch hervor, obschon in der
Minute 650 Druke stattfinden. Die Maschine enthaͤlt mehrere Sortimente einer
Art Amboße. Auf die Schnelligkeit und Regelmaͤßigkeit, womit sie arbeitet,
kann aus einer einzigen Thatsache geschlossen werden. Man schmiedete naͤmlich
damit einen Cylinder mit einem vierekigen Ansazstuͤk, welcher nachher gedreht
und cannelirt werden sollte. In 50 Secunden, also in einem einzigen Feuer, war dieß
geschehen und das Product unuͤbertrefflich. Eine andere Probe bestand darin,
daß man ein Stuͤk rundes Eisen von 1 1/2 Zoll Durchmesser mittelst einmaligen
Erhizens zu einer 4 Linien breiten und 2 Fuß 3 Zoll langen vierekigen Stange
umarbeitete. Diese Maschine soll die Arbeit dreier Schmiede aufs Beste verrichten.
(Echo du monde savant 1843, No. 8 nach dem Leeds Mercury.)
Ueber die Anwendung des Walzenkeils beim Holzhaken.
Zum Spalten der geradelaufenden Fasern des Holzes bedient man sich bekanntlich eines
an einem hoͤlzernen Stiele befindlichen eisernen scharfen Keiles, Holzart
genannt, aber zum Spalten der fester verbundenen und oͤfters gewunden oder
etwas schraubenfoͤrmig neben- und ineinander laufenden Holzfasern der
Stoͤke und dikern Wurzeln wendet man scharfe eiserne, auch hoͤlzerne
Keile an, welche mit schweren Keilhaͤmmern eingetrieben und wodurch diese
Fasern getheilt und der Laͤnge nach auseinander gespalten werden.
Allein, wenn diese Fasern stark gewunden sind, so kann die Schaͤrfe des Keils
beim Eindringen nicht in einer Lage der Fasern bleiben
und diese auseinander theilen, sondern sie muß viele
einzelne Lagen der Fasern durchschneiden, um von einer
Lage derselben in die andere zu dringen. Dieses Durchschneiden der Holzfasern
erfordert vielen Kraft- und Zeitaufwand und hebt die vorzuͤglichste
Wirkung des eindringenden Keils auf. Dieser Nachtheil und der Widerstand der
Adhaͤsionskraft der Holzfasern wird um so staͤrker, je tiefer der Keil
in die Reihen der Holzfasern eindringt, weil die eindringende Flaͤche des
Keils und also auch die Reibung desselben immer groͤßer wird. Er wird immer
staͤrker, je mehr der durch das Eindringen des Keils verursachte Spalt dem
eigentlichen Herzen oder Kern des Stoks sich naͤhert.
Hier kann nun der Walzenkeil mit großer Zeit- und
Kraftersparung angewendet werden. Es besteht derselbe aus einem runden Stuͤke
des haͤrtesten Holzes (Buche oder Steineiche) und hat ungefaͤhr einen
Fuß Laͤnge und eine Dike von 2 bis zu 8 Zoll (man bedarf naͤmlich
deren mehrere von fortschreitender Dike). Er wird aus dem Stamme oder einem Aste
jenes Holzes von gleicher Dike geschnitten, behaͤlt seine Rinde und kann,
damit er nicht splittere, an beiden Enden mit duͤnnen eisernen
Baͤndern belegt werden. Wenn nun der zu spaltende Stok mittelst der
Eisenkeile am oberen Ende eine ungefaͤhr 2 Zoll breite Spalte erhalten hat,
so wird er aufrecht gestellt und hierauf der in diese Spalte passende Walzenkeil
quer auf oder in dieselbe gelegt und mit dem Keilhammer tiefer hinabgetrieben. So
dringt er, wie eine Walze, aber ohne sich zu drehen, immer tiefer hinab und treibt
dadurch den Spalt immer weiter auseinander. Nach und nach wird oben ein immer
dikerer Walzenkeil eingelegt und hinabgetrieben und dagegen der duͤnnere,
zuerst hinabgetriebene herausgenommen, bis der Stok auseinanderfaͤllt, wobei
manchmal noch mit der Holzart auf der entgegengesezten Seite etwas nachgeholfen
werden muß. Die Wirkung dieser Walzenkeile ist auffallend stark, aber leicht zu
begreifen, wenn man erwaͤgt, daß a) sie nicht
noͤthig haben, die Fasern zu zerschneiden, sondern
daß sie dieselben immer bloß spalten, so sehr jene auch
gewunden seyn moͤgen; b) sodann bieten sie dem
Widerstande des Querverbandes der Holzfasern und der Reibung, wegen ihrer runden
Form, nur zwei schmale Streifen dar, mit denen sie weit leichter hinabgleiten, als
jeder geradlinige Keil, der bei einer gleichen Dike eine wohl hundertmal groͤßere Flaͤche
der Reibung preisgeben muß, und der also wohl hundertmal muͤhsamer eindringt;
c) ein dritter Vortheil ist, daß der Walzenkeil die
bereits getheilten Laͤngenfasern in der ganzen Breite des Stoks stets in
gleicher Richtung und Ausdehnung auseinanderhaͤlt und dadurch die
Widerstandskraft derselben sehr schwaͤcht, waͤhrend der scharfe Keil
sie nur ungleich auseinander treibt; d) der Walzenkeil
kann endlich bis zu einer Dike von 8 Zoll (bei groͤßeren Stoͤken)
angewendet werden und wirkt nach Verhaͤltniß dieses großen Durchmessers, ohne
bedeutende Kraftanstrengung zu erfordern. Dagegen wuͤrde ein
gewoͤhnlicher Keil von 8 Zoll Durchmesser, wegen seiner nothwendig großen
Laͤnge, kaum irgendwo anwendbar seyn und eine uͤbermenschliche Kraft
in Anspruch nehmen, um bis zum obern Ende in einen Stok eingetrieben zu werden und
ihn also so weit auseinander zu spalten, als der Walzenkeil mit leichter
Muͤhe bewirkt. (Allgemeiner Anzeiger der Deutschen.)
Aezgrund für Kupferstecher.
Zur Bereitung desselben gibt Lawrence, ein englischer, in
Paris wohnender Kuͤnstler, folgende Vorschrift:
Man nimmt Jungfernwachs und Asphalt, von jedem 4 Loth; schwarzes Pech und
burgundisches Pech, von jedem 1 Loth. Das Wachs und das Pech werden in einem neuen
glasirten irdenen Topfe geschmolzen, und dann sezt man den fein gepulverten Asphalt
allmaͤhlich zu. Man laͤßt das Ganze so lange auf dem Feuer in gelindem
Aufkochen, bis eine davon genommene Probe nach dem Erkalten bricht, wenn man sie
zwei- oder dreimal zwischen den Fingern doppelt zusammen biegt; gießt es dann
in warmes Wasser und knetet es darin zu Kugeln, die man zum Gebrauch aufbewahrt.
Beim Zusammenschmelzen muß bestaͤndig umgeruͤhrt und eine zu starke,
die Harze verkohlende Hize vermieden werden. Es ist zwekmaͤßig, den Aezgrund
im Sommer etwas haͤrter zu bereiten, als im Winter, und zu diesem Ende
entweder ihn laͤnger kochen zu lassen, oder etwas mehr Asphalt zuzusezen. Um
mit diesem Aezgrund eine Kupferplatte zu uͤberziehen, spannt man die leztere
an einer ihrer Eken in einen Feilkloben fest ein, um sie bequem halten zu
koͤnnen, erwaͤrmt sie uͤber einem maͤßigen Kohlenfeuer;
uͤberstreicht sie in geraden Zuͤgen mit einer in Taffet
eingeschlagenen Kugel von Aezgrund (der dabei durch die Poren des Zeuges schwizt und
sich an das Kupfer haͤngt), und bewirkt dann die gleichmaͤßige
Vertheilung des Ueberzugs durch Betupfen mit einem Baͤuschchen Baumwolle,
welches ebenfalls in Taffet eingeschlagen ist. Zulezt beraͤuchert man die
Platte, um den Aezgrund undurchsichtig zu machen, und den beim Arbeiten
stoͤrenden Glanz des durchschimmernden Kupfers zu verbergen, uͤber der
Flamme eines Wachsstoks oder eines Stuͤkes Kienholz.
Der sogenannte florentinische Aezgrund, welchen Callot
gebrauchte, wird aus klarem Leinoͤhlfirnisse (Malerfirniß) bereitet, dem man,
nachdem er in einem glasirten irdenen Topf erhizt ist, ein gleiches Gewicht Mastix
unter Umruͤhren zusezt. Die gehoͤlig zusammengeschmolzene Mischung
wird durch feine Leinwand in eine Flasche filtrirt, worin man sie aufbewahrt. Um
diesen Aezgrund zu gebrauchen, wird er mit dem Pinsel auf die erwaͤrmte
Kupferplatte aufgetragen, mit dem baumwollenen Tupfer recht gleichmaͤßig
vertheilt und dann getroknet, indem man die Platte so lange uͤber dem Feuer
laͤßt, bis der Firniß zu rauchen aufhoͤrt. (Aus Karmarsch's u. Heeren's techn.
Woͤrterbuch von Ure, Bd. I. S. 77.)
Verbesserung an Oefen zum Schweißen des Eisens.
Bekanntlich werden die Flammoͤfen, worin man das Frischen des Eisens durch
wiederholte Schweißhizen vollendet, in der Regel von der direct unter dem Rost
einstroͤmenden aͤußeren Luft gespeist. Ohne sonst etwas an der
Construction dieser Oefen zu aͤndern, versah sie Hr. Pauwells nur noch mit einer Roͤhre, welche Luft aus dem Ventilator
herzufuͤhrt, die dann aus einer breiten und schmalen Oeffnung am Ende der
Roͤhre unter dem Rost einzieht und sich mit der von Außen kommenden vermengt,
wodurch das Feuer viel lebhafter wird. Die Luft kommt aus dem Ventilator mit sehr
schwachem Druk. – Abgesehen davon, daß man nun in jeder Stunde wenigstens
eine Operation mehr vornehmen kann, laͤßt sich in diesem Ofen auch
Kohlenklein brennen. (Bulletin de la Société
d'Encouragement. Dec. 1842, S. 509.)
Zubereitung des Perkalins u.a. Zeuge zum Gebrauch für
Buchbinder.
Der auf dieses Verfahren patentirte Hr. Berthe bereitet
zuerst einen Leim aus Hammelsfuͤßen, welche er 8 Stunden lang in Flußwasser
kochen laͤßt (1 Pfd. Fuͤße in 8 Pfd. Wasser unter allmaͤhlichem
Zusaz von 6 Loth gepulverten Alauns und bei fleißigem Umruͤhren). Bei zarten
Farben wird statt der Hammelsfuͤße Lederleim und arabisches Gummi genommen.
Man treibt diese Mischung durch ein feines Sieb und erhaͤlt sie
bestaͤndig gehoͤrig warm; sie wird auf die Zeuge mittelst eines
Schwammes, einer Buͤrste oder eines Pinsels aufgetragen. Wenn der Appret
getroknet ist, wird er aus dieselbe Weise wie das Papier geglaͤttet, wodurch
der Glanz erst recht hervortritt. In dem Augenblik, wo man den appretirten Zeug
granirt oder gaufrirt, befeuchtet man ihn mit einer Gummiloͤsung. Lezteres
(das Gaufriren) geschieht entweder mittelst einer grenirten oder gravirten
Kupferplatte, welche auf den Zeug gelegt und stark darauf gepreßt wird, oder
mittelst einer ciselirten, guillochirten oder gravirten Walze, je nach dem
beabsichtigten Dessin. – Die so praͤparirten Zeuge werden mit
flandrischem Leim, Gummi oder Staͤrkekleister statt des Papiers oder Leders
auf Pappe, Holz etc. gezogen. (Bulletin de la
Société d'Encouragement. Dec. 1842, S. 509.)
Finot's schärfende Pappendekel für Rasirmesser.
Die schaͤrfenden Substanzen werden gutem weißem Papierteig, wie er in den
Papiermuͤhlen bereitet wird und welcher frei ist von allen harten
Koͤrpern, einverleibt, was auf folgende Weise geschieht. Man nimmt 18 Theile
solchen trokenen Teigs, 3 Theile feingepulverten Schmirgel und 2 Theile
Staͤrkmehl. Statt des Schmirgels kann auch ein Gemenge aus gleichen Theilen
Eisenoxydul, schwarzem Eisenoxyd und rothem Eisenoxyd, Zinnoxyd und
kuͤnstlichem Eisenglanz genommen werden, von welchem Gemenge man nur 2 Theile
zusezt. Wenn alles was fuͤr die eine oder andere Vorschrift noͤthig
ist, im Verhaͤltniß zur Groͤße der Pappbogen, die man erhalten will,
abgewogen ist, bringt man es in ein Gefaͤß mit der gehoͤrigen Menge
Wasser, um einen Teig von der Consistenz eines nicht sehr diken Breies zu bilden,
der durch Umruͤhren so gleichfoͤrmig als moͤglich gemacht wird
und bringt diesen in eine Form wie man sie in den Papiermuͤhlen zur Fertigung
der Pappendekel hat; dieselbe muß die Dimensionen der Platte haben, welche man
erhalten will, und ihr Rahmen hoch genug seyn, damit alle Fluͤssigkeit
hineingeht; man befoͤrdert nun das Abfließen des Wassers durch leichtes
horizontales Schuͤtteln und bringt dann die ruͤkstaͤndige Masse
unter die Presse, um das uͤbrige Wasser noch abzutrennen und die
beabsichtigte Dike des Pappendekels zu erhalten. Hierauf sezt man die Boͤgen
zwei Stunden lang dem Dampfe kochenden Wassers aus und bringt sie in die
Trokenkammer. – Wenn man die eine oder die andere Masse bereitet hat, braucht
man sie nur auf ein Holz zu leimen und troknen zu lassen, sie mittelst
Erwaͤrmen mit Talg zu traͤnken und die Oberflaͤche mit
Bimsstein zu poliren. – Die Seite, auf welcher der Schmirgel die wirksame
Substanz ist, dient, um die Schneide des Rasirmessers, wenn sie abgestumpft ist,
wieder herzustellen, jene mit den Oxyden zum Poliren desselben. (Bulletin de la Société d'Encouragement.
Dec. 1842, S. 568.)
Gebrauchte Stahlfedern wieder gut zu machen.
Es wird gewiß Vielen hoͤchst willkommen seyn, ein zwar schon in mehreren
Bureaux angewendetes, aber wegen unrichtiger Ausfuͤhrung meist wieder
verworfenes, und im Ganzen noch sehr wenig bekanntes Verfahren, Stahlfedern zu corrigiren, kennen zu lernen, wenn damit
zugleich eine Anweisung verbunden ist, die ohne Muͤhe zu einem
erwuͤnschten Erfolg fuͤhrt.
Stahlfedern nuzen sich ganz auf dieselbe Weise ab wie Gaͤnsefedern, und um so
schneller, je rauher das Papier und je weicher der Stahl ist. Der auf dem Papier
fortgleitende Theil der Spize flacht sich ab und es entsteht dadurch eine neue im
Ruͤken der Feder liegende Spize, die bei Gaͤnsefedern wegen Weichheit
des Materials sich umlegt und daher stumpf erscheint, bei Stahlfedern aber so scharf
wird, daß sie in das Papier einschneidet und die Feder dann zum Schreiben untauglich
macht. Wenn man eine Gaͤnsefeder corrigirt, so wird sie nach dem Spizen durch einen
schraͤgen Schnitt von Oben geschaͤrft. Wollte man bei einer Stahlfeder
dasselbe thun (wenn es mit dem Messer moͤglich waͤre), so
wuͤrde sie abermals, aber in der concaven Flaͤche, eine so scharfe
Spize bekommen, daß sie wiederum in das Papier einschnitte, waͤhrend bei
Gaͤnsefedern dieser schneidende Theil sich gleich beim ersten Gebrauch
abschleift. Es wird daher darauf ankommen, diesen sogenannten Grat, nachdem man von
den Seiten und von Oben etwas weggenommen hat, zu entfernen. Hiezu dient eine kleine
englische Schlichtfeile, die in jeder Eisenhandlung fuͤr ein paar Groschen zu
haben ist. Bei Stahlfedern bester Sorte darf zwar eine Feile nicht angreifen, allein
bei diesen ist auch die Abnuzung weit geringer, und das Corrigiren eigentlich nur
bei den schlechtern Sorten von Werth.
Man legt die Spize der Feder mit der hohlen Seite auf den Zeigefinger, sorgt
dafuͤr, daß der Spalt gehoͤrig schließt (dieß ist sehr wesentlich) und
streicht nur einigemale (ja nicht zu oft) mit der Feile von Oben nach Unten an den
Seiten und vorn herunter. Streicht man jezt mit der Feder uͤber den Nagel
eines Fingers, so wird man finden, daß sie zwei scharfe Einschnitte macht, was von
dem vorhin erwaͤhnten Grat herruͤhrt. Dieser wird aber fortgeschafft,
indem man die Feder umdreht, und bei geschlossenem Spalt wieder ein paar sanfte
Feilstriche gegen die Spize gibt. Findet man hienach bei der Probe auf dem Nagel,
daß die Feder nicht mehr einschneidet (krazt), so ist sie gut und wird oft besser
schreiben, als dieß selbst bei neuen Federn geringer Sorte der Fall zu seyn pflegt.
Feilt man zu lange, oder haͤlt man den Spalt nicht recht zusammen, so wird
die Feder gewoͤhnlich verdorben, da besonders im leztern Falle dann die
beiden Spizen nicht mehr aneinander schließen.
Federn, welche die Feile nicht annehmen (die vorzuͤglichsten Sorten),
muͤssen diesem Verfahren analog auf dem Schleifstein bearbeitet werden, was
aber eine groͤßere Sorgfalt erfordert. Sollte sich außerdem der Spalt nach
ruͤkwaͤrts aufgebogen haben, so kann man (bei weichem Stahl) die Spize
nach der entgegengesezten Seite etwas umbiegen. (Leuchs'
polytechn. Zeitung.)
Auf Tapetenpapier farbig gedrukte Abbildungen von Apparaten,
Maschinen etc. zum Vorzeigen bei Vorlesungen.
Bekanntlich werden bei den meisten Vorlesungen uͤber Mechanik, Physik,
theoretische und angewandte Chemie haͤufig Apparate, Maschinen u. dergl. auf
Tafeln gezeichnet. Diese Zeichnungen fallen oft unrichtig aus, oder sind zu klein,
rauben aber jedenfalls zu viel Zeit. Der Civilingenieur Knab drukte, um diesem Uebelstande abzuhelfen, die Abbildungen der
betreffenden Gegenstaͤnde farbig auf Papiertapeten, so daß die Construction
des Ganzen sowohl als der einzelnen Theile daraus ganz deutlich zu ersehen ist. Ein
besonderer Vorzug dieser Zeichnungen ist, daß jeder Theil die ihm von Natur eigene
Farbe hat. In einem Saale des Instituts zu Paris waren solche Zeichnungen von einer
Dampfmaschine und einer Wasserhebmaschine, jede von 5 Fuß 2 Zoll Laͤnge und 4
Fuß 5 Zoll Hoͤhe ausgestellt. Bisher wurden von jedem Bilde nur 200 Exemplare
abgedrukt; man koͤnnte aber deren 2000 abdruken, wodurch der jezt schon
maͤßige Preis von 16 bis 18 Fr. eines auf Leinwand gezogenen und mit Rollstab
versehenen Exemplars noch sehr vermindert wuͤrde. Es haͤngt dieß davon
ab, ob die Idee Eingang findet. (Echo du monde savant
1843, No. 10.)
Andrew's Verfahren das Kartoffelmehl zum Schlichten des
Weberzettels anzuwenden.
James Andrew ließ sich am 15. Febr. 1842 eine besondere
Methode patentiren, um das Kartoffelmehl zum Schlichten des Garns statt des jezt
meistens gebraͤuchlichen Weizenmehls anzuwenden. Man versuchte schon
laͤngst das Kartoffelmehl zu diesem Zwek zu benuzen, aber stets ohne
Vortheil, weil bei dem eingeschlagenen Verfahren das Mehl seine verdikende oder
steifende Eigenschaft schon gaͤnzlich verlor, ehe es angewandt wurde. Anstatt
das Mehl in großer Menge mit heißem Wasser zu vermischen und es so lange stehen zu
lassen, bis es sein Verdikungsvermoͤgen ganz verloren hat, soll es nach dem
Patenttraͤger nur in kleinen Troͤgen, indem jeder Schlichter seinen eigenen Bedarf zurichtet,
gemischt und sogleich, waͤhrend es noch heiß ist, in der Schlichtmaschine
verwendet werden. Das Gefaͤß oder der Trog, worin das Mehl in der
Schlichtmaschine angewandt wird, muß mit Messing gefuttert seyn. Das Kartoffelmehl
braucht bloß in kleinen Quantitaͤten mit heißem Wasser vermischt und
augenbliklich angewandt zu werden, um seine steifende Eigenschaft gaͤnzlich
beizubehalten. So geschlichtetes Garn soll dem mit Weizenmehl geschlichteten bei
weitem vorzuziehen seyn. (London Journal of arts, Dec.
1842, S. 360.)
Ueber Boucherie's Imprägnirung der
Baumstämme mit Flüssigkeiten.
Dr. Boucherie, auf dessen
Versuche Baumstaͤmme mit Fluͤssigkeiten durchdringen zu lassenPolytechnisches Journal Bd. LXXVII. S.
144, Bd. LXXVIII. S. 259
und Bd. LXXX. S. 192., um dem Holz ein schoͤneres Ansehen und groͤßere Brauchbarkeit
zu gewissen Zweken zu geben, wir schon oͤfters zuruͤkkamen, erhielt
vom Generalintendanten der Civilliste die Erlaubniß, im Walde zu Compiègne
einige Versuche anzustellen. – Das Holz kann bekanntlich nach Boucherie auf zweierlei Weise durchdrungen werden. Wenn
die Baͤume im Laube stehen, ist die natuͤrliche Aufsaugung
hinreichend, um eine fremdartige Fluͤssigkeit vom Fuße des Stammes aus, wo
sie mit dem Zellgewebe in Beruͤhrung gesezt wird, bis an die Spize der
Blaͤtter steigen zu machen. Wenn die Baͤume hingegen des Laubes
beraubt sind, werden sie im gefaͤllten Zustande angewandt, um mittelst
Drukkraft die Fluͤssigkeiten in die Holzfasern einzutreiben, welche dann den
Saft, der nur geringen Widerstand leistet, vor sich her hinaustreiben. Die
Schnelligkeit, womit dieser Proceß vor sich geht und die Menge des Safts, welchen
man in Zubern auffaͤngt, uͤbersteigen alle Erwartung. Ein 16 Meter (49
Fuß 3 Zoll franz. Maaß) hoher Buchenstamm von 86 Centimetern (2 Fuß 7 Zoll 8 Linien)
mittlerem Durchmesser z.B. ließ im verflossenen December in 25 Stunden 3060 Liter
Saft ausfließen, an dessen Stelle 3210 Liter Holzsaͤure traten. Daraus geht
hervor:
1) Daß das Buchenholz ungefaͤhr 2/3 feste Bestandtheile und 1/3 leeren Raum
enthaͤlt, in welchem der Saft circulirt;
2) daß ein Baum von vorgeruͤktem Alter im natuͤrlichen Zustande leere
Theile enthaͤlt, in welche der Saft nicht mehr dringt, indem 3210 Liter in
dem Stamme Plaz fanden, aus welchem nur 3060 Liter getreten waren; es kann hieran
ein krankhafter Zustand gewisser Theile des Gewebes Schuld seyn, in welche der Saft
durch den natuͤrlichen Impuls nicht mehr eingefuͤhrt wird, die aber
von der mit gewisser Kraft hineingetriebenen Saͤure durchdrungen werden. Poirson, Forstinspector. (Echo du
monde savant 1843, No. 6)
Ueber tragbares Leuchtgas.
Unter dem Titel: „Account of the machinery and
apparatus for compressing and using Gas for artificial illumination, at the
Portable Gasworks of London, Edinburgh, Manchester and
Paris“ hat Charles Denroche am 26.
April v. J. der Institution of Civil Engineers in London
eine Abhandlung uͤbergeben, worin er ausfuͤhrlich die Verbesserungen
beschreibt, welche David Gordon an den
Verdichtungspumpen, dem Verdichtungsgefaͤß etc. einfuͤhrte, um das Gas
auf den erforderlichen Grad comprimiren zu koͤnnen; er beschreibt darin
ferner die Apparate der Fabriken, welche in Edinburgh, Manchester, London und Paris
zur Fabrication tragbaren Gases errichtet wurden; deßgleichen die verschiedenartigen
Apparate, welche man versuchte, ehe man einen Druk von 30 Atmosphaͤren oder
450 Pfd. per Quadratzoll erreichen konnte. Wie alle
Apparate, sind auch die tragbaren Lampen mit ihren sinnreich construirten graduirten
Haͤhnen in allen Details abgebildet und beschrieben. Die Speculation der
genannten Fabriken war in mercantilscher Hinsicht eine ungluͤkliche, indem
das Comprimiren des Gases auf 3 Shillings 6 Pence per
1000 Kubikfuß zu stehen kam, die Kosten fuͤr seine Benuzung aber vollends auf
10 Shillings per
1000 Kubikfuß stiegen;
die mechanischen Schwierigkeiten wurden groͤßtentheils besiegt. (London Journal of arts, Jan. 1843.) Diese Abhandlung
wird ohne Zweifel in den Transactions des Instituts der
Civil-Ingenieurs veroͤffentlicht werden.
Feuersbrünste, welche durch Meteorsteine (Aërolithe)
entstanden zu seyn scheinen.
Seit mehreren Monaten richteten haͤufige Feuersbruͤnste in Montierender
(Frankreich) und seinen naͤchsten Umgebungen große Verheerungen an. Alle
Nachforschungen uͤber ihr Entstehen waren vergebens, alle Vorsicht der
Einwohner und Aufmerksamkeit der Behoͤrden vermochte sie nicht zu
verhuͤten und der anfaͤngliche Verdacht von Brandlegung hat sich noch
bei keiner Untersuchung gerechtfertigt. Oft brachen zwei Feuersbruͤnste
beinahe zu gleicher Zeit, d.h. in ein paar Stunden aufeinander, und, wenn nicht in
einem Orte, in einer Entfernung von hoͤchstens 5 bis 10 Kilometer aus; auch
entstand keine einzige in einer Wohnung, wo viel mit Feuer und Licht umgegangen
wird, sondern alle in Scheunen, Staͤllen und andern getrennten und oft
entfernten Gebaͤuden. Der Friedensrichter genannten Orts, welcher diese
Umstaͤnde an Hrn. Arago berichtete, fragt, ob sie
nicht mit folgenden Erscheinungen in Zusammenhang zu bringen sind.
1) Am 18. Novbr. 1812, 11 Uhr Nachts sah ein junges Maͤdchen zu Montierender,
als es auf sein Zimmer kam, dessen Fenster in einen geschlossenen Garten gehen,
einen starken Schein voruͤberziehen und an die Scheiben stoßen; sie sah
hierauf nichts mehr und hoͤrte niemand. Am andern Tag, um 2 Uhr Nachmittags
waren der Speicher uͤber diesem Zimmer und vier der angraͤnzenden
Haͤuser in Flammen, ehe Huͤlfe geleistet werden konnte.
2) Zu Boulancourt, 1 Myriameter von Montierender entfernt, wurde man am 10. Novbr. um
9 Uhr Abends eine große Flamme gewahr, welche vom Dache einer vom Pachthof ganz
getrennten Scheune ausging; man war anfangs in Furcht, hielt aber nachher die Flamme
fuͤr eine Sternschnuppe; am 12ten aber, zwischen 11 und 12 Uhr Nachts, war
die Scheune in Flammen.
3) Zu Montierender sah man die ersten Tage des Decembers zwischen 5 und 6 Uhr Morgens
eine von Westen nach Osten ziehende feurige Kugel, welche ein solches Licht
verbreitete, daß mehrere Personen aus ihren Haͤusern traten, in der Meinung,
daß dieselben in Flammen stuͤnden. Die Erscheinung war von einem ziemlich
starken Geknister begleitet. Die Leute glaubten, diese Kugel, welche nicht hoch
uͤber den Haͤusern zu schweben schien, auf eine ziemlich nahe Wiese
zwischen dem Ort und dem Wald niederfahren zu sehen; Leute auf der Straße und dem
Felde sahen die Kugel uͤber Montierender und auf den Wald niederfahren.
4) Am 8. Januar d. J. endlich, zwischen 8 und 9 Uhr Abends, sah man zu Montierender
eine aͤhnliche Kugel, welche man aus einem Kamin im Westen des Orts nach
Osten fahren zu sehen glaubte. Ueber dem Kirchhof zertheilte sich die dießmal nicht
knisternde Kugel in drei Theile, wovon einer auf den Kirchhof herabfiel und die zwei
andern sich hinter den Haͤusern verloren. Bei der Nachsuchung auf dem
Kirchhof wurde aber durchaus nichts gefunden. Am andern Tag, um 8 Uhr Abends, brach
5 Kilometer westlich von Montierender Feuer in einer Scheune aus und legte sie und
die anstoßenden Haͤuser in Asche. Die Paͤchter wurden es erst gewahr,
als die Scheune schon ganz in Flammen stand und der Dachgiebel des
Paͤchterhauses schon davon ergriffen war. (Echo du
monde savant, 1843, No. 10.)
Dextrinsyrup zum Einbalsamiren, zu anatomischen Präparaten und
zum Conserviren des Fleisches benuzt.
In einer Abhandlung, welche Hr. Cornay der franz. Akademie
uͤberreichte, erklaͤrt derselbe, daß der Dextrinsyrup sich zum
Einbalsamiren sehr gut eignet und durch seine Anwendung die Uebelstaͤnde der
uͤbrigen Einbalsamirungsmittel ganz umgangen werden; derselbe koͤnne
ferner in der Anatomie sehr gute Dienste leisten. Eine einfache Injektion von
Dextrinsyrup in die Arterien verhuͤtet das Faulen eines Cadavers
waͤhrend seiner Oeffnung, und wenn derselbe weiter praͤparirt werden
soll, so koͤnnen auch Injektionen unter der Haut gemacht werden. Hr. Cornay uͤberzeugte sich durch mehrere Versuche, daß das Fleisch
mittelst Dextrinsyrups conservirt werden kann; sobald es denselben eingesogen hat
(in 2–3 Tagen), kann man es austroknen lassen und es haͤlt sich dann
vollkommen. Er glaubt, daß die Wirkung des Dextrinsyrups auf das Fleisch anfangs
darin besteht, daß er dessen Feuchtigkeit absorbirt, es durchdringt und sich mit dem
Wasser des Fleisches verduͤnnt. Laͤßt man sie dann in
Beruͤhrung, ohne sie auszutroknen, so wird
geistige Gaͤhrung eintreten und der Alkohol kann dann allerdings
secundaͤr auf das Fleisch wirken. – Bei seinem wohlfeilen Preis
koͤnnte dieser Syrup daher in anatomischen Theatern gute Dienste leisten,
indem er die organischen Koͤrper nicht veraͤndert, außer etwa daß nach
langer Maceration die Haut sehr weiß und die Muskeln etwas minder roth werden. (Echo du monde savant 1843, No. 11.)
Ueber verschiedene Waaren-Verfälschungen in
Frankreich.
Hr. Magonty, Apotheker und Professor der Chemie zu
Bordeaux, theilt folgende Beispiele der in Frankreich außerordentlich um sich
greifenden groben Waarenverfaͤlschung mit:
Indig.
Diesen fand er auf dreierlei Weise verfaͤlscht: 1) mit Bleipulver; 2) mit
einem Thonerde-Lak; 3) mit Jodstaͤrkmehl.
Bleipulver. Die Reibung, welcher die Indigbrode auf
ihrem Transport aus Indien nach Europa ausgesezt sind, macht von ihrer
Oberflaͤche einen Staub los, den man spaͤter auf dem Boden der
Kiste findet. Wenn man einem Indig von guter Qualitaͤt Staub von
ordinaͤrem Indig beimengt, ist der Kaͤufer schon betrogen; damit
begnuͤgen sich aber die Verfaͤlscher nicht, sie sezen noch
Bleipulver hinzu. Hr. M. sah eine Fabrik, welche sich ausschließlich mit dessen
Verfertigung abgibt. Man laͤßt daselbst das Blei schmelzen und erhizt es
staͤrker, als zur Schmelzung noͤthig ist, schuͤttet es in
eine vorher erwaͤrmte Steinzeug-Schuͤssel und
schlaͤgt es mit einem Besen stark bis es erstarrt. Das gesiebte Pulver
ist zart, matt und von graulicher Farbe. Durch Anreiben des damit
verfaͤlschten Indigs mit Wasser, Schlaͤmmen und Decantiren, ist
diese Verfaͤlschung leicht zu entdeken, indem man einen schweren
Ruͤkstand erhaͤlt, welcher aus Blei besteht.
Thonerde-Lak. Dem Verf. wurden Indigbrode von
gewoͤhnlicher Form zugestellt, welche violett von Farbe waren, matt
aussahen, ohne kupferartigen Reflex, sehr zerreiblich, von koͤrnigerdigem
Bruch waren, mit Schwefelsaͤure aufbrausten und damit eine weinrothe
Fluͤssigkeit gaben. In einem Platinschaͤlchen
eingeaͤschert, hinterließ solcher Indig einen Ruͤkstand, welcher
4/5 seines Gewichts betrug; derselbe bestand aus Thonerde, Kalk und Kieselerde.
– Ein Thonerde-Lak von Campecheholz, welchen der Verf. noch mit
thonkalkhaltigem mengte, gab nach dem Troknen eine Substanz, welche sich eben so
verhielt.
Jodstaͤrkmehl. Mit Jod geblaͤutes
Staͤrkmehl wird bisweilen mit Indigpulver gemengt. Der Verf.
uͤberzeugte sich davon bei Gelegenheit eines Processes in Bordeaux. Man
braucht solchen Indig nur mit Kalilauge zu behandeln, zu filtriren etc., um die
Verfaͤlschung leicht zu entdeken.
Cochenille.
Beinahe allgemein wird die Cochenille im Handel jezt, wie man zu sagen pflegt,
schwer gemacht (chargé). Man bedient sich
dazu des Bleipulvers oder des gepulverten Bleiloths. Die Insecten werden zuerst
dem Dampfe kochenden Wassers ausgesezt, um die sie umhuͤllende schleimige
Substanz zu erweichen und dann mit dem sehr zarten Metallpulver in einem
leinenen Sak stark geschuͤttelt. Dieses haͤngt sich ihnen an,
welches Anhaͤngen aber manchmal durch eine sehr dike Gummiloͤsung,
womit man die Insecten vorher besprengt, befoͤrdert wird. –
Oefters schon hatte der Verf. Gelegenheit, auf diese Verfaͤlschung zu
kommen, und fand darin bis 30 Proc. Metall. Das schnellste und leichteste
Mittel, diese Verfaͤlschung zu entdeken, ist die Ermittlung des spec.
Gewichts. Der Verf. empfiehlt, gute Cochenille in einem kleinen
Pappschaͤchtelchen abzuwiegen und in demselben, eben so
angefuͤllten Schaͤchtelchen, auch die verdaͤchtige zu
wiegen. Nach Abzug des Gewichtes der Schachtel laͤßt sich der Zusaz nach
Procenten berechnen.
Salpetersaures Natron und Kali (Kali- und
Natronsalpeter).
Der vor einigen Jahren aufgekommene Handel mit Natronsalpeter ist schon sehr
bedeutend geworden; allein in demselben Maaße nehmen auch seine
Verfaͤlschungen zu und man findet nicht selten in den Saͤken viele
Thonkugeln, welche kuͤnstlich mit Natronsalpeter uͤberstreut sind.
Sie haben die Groͤße einer Hasel- bis zu einer waͤlschen
Nuß. Durch Zerbrechen derselben koͤmmt man leicht auf den Betrug. Durch
Aufloͤsen einer abgewogenen Menge dieses Salzes in Wasser und Filtriren
laͤßt sich das Gewicht der erdigen Substanz bestimmen.
Der Natron-, wie auch der Kali-Salpeter wird oft mit Seesalz
verfaͤlscht. Der Verf. sah Salpeter, welcher vom persischen Meerbusen
herkam, und 20 Proc. Kochsalz enthielt. Salpetersaures Silber in die filtrirte
Aufloͤsung einer abgewogenen Menge salpetersauren Natrons oder Kali's
gegossen, faͤllt Chlorsilber, woraus sich der Gehalt an Kochsalz
berechnen laͤßt; er betraͤgt gewoͤhnlich 1 1/2 bis 2 1/2
Proc.
Colzaöhl (Rübsamenöhl)
Das Colzaoͤhl wird oft mit Wallfischthran vermengt. Wenn der
Verfaͤlscher hiebei seine Rechnung finden soll, muß dieser Zusaz eine
gewisse Graͤnze uͤberschreiten, unter welcher ein zu unbedeutender
Nuzen dabei waͤre. 1/100 concentrirter Schwefelsaͤure
faͤrbt den Wallfischthran augenbliklich dunkelrothbraun, hat hingegen auf
vollkommen reines Colzaoͤhl beinahe gar keine Einwirkung. Der Verf.
machte verschiedene Gemenge mit 50, 30, 20, 10 und 5 Proc. Thran, auf welche die
Schwefelsaͤure immer schwaͤcher, aber doch noch immer sichtbar
reagirte. Diese Versuche muͤssen in an einem Ende geschlossenen
Glasroͤhren von ungefaͤhr 8 Millimetern (3 1/2 Linien) innerm
Durchmesser angestellt werden. Man zaͤhlt 100 Tropfen des zu
untersuchenden Oehls ab, sezt einen Tropfen Schwefelsaͤure zu und
ruͤhrt sogleich um, um ein inniges Gemisch zu erhalten. Je mehr Thran
darin enthalten ist, desto dunkler roth wird es werden. Durch Gegenproben kann
man den Procentgehalt ermitteln.
Seife.
Es wurden dem Verf. Seifenstuͤke zugestellt, welche anders aussahen, als
die gewoͤhnliche Seife. Sie waren trokener, compacter, schwerer als die
Seife aus dem suͤdlichen Frankreich, blaͤsser marmorirt; in Wasser
wenig aufloͤslich. Im Platintiegel eingeaͤschert, hinterließen sie
einen reichlichen Ruͤkstand, der ungefaͤhr 2/3 der Seife
betraͤgt. Dieser loͤste sich in destillirtem Wasser nur sehr wenig
auf; die Loͤsung war alkalisch, der nicht aufloͤsliche Theil besaß
alle Eigenschaften des Thons.
Grünspan.
Abgesehen von etwas Sand, metallischem Kupfer, organischen Resten,
enthaͤlt der Gruͤnspan manchmal auch Gyps, Thon oder Kreide. Der
Verf. untersuchte Muster, welche bis 3 Proc. fremdartiger Stoffe enthielten.
Durch Behandlung dieses Gruͤnspans mit einer schwachen Saͤure,
Filtriren und Auswaschen des Ruͤkstands, kann der Gehalt an Gyps und Thon
quantitativ bestimmt werden. In der filtrirten Fluͤssigkeit kann das
Kupfer vom Kalk auf gewoͤhnliche Weise getrennt werden.
Dem Verf. kam auch ein Gruͤnspan vor, welcher wahrscheinlich aus Messing-Blechen bereitet war, denn er enthielt
viel Zinkoxyd und war viel blaͤsser als guter Gruͤnspan. (Journal de Chimie médicale. Febr. 1843, S.
103.)