Titel: | Ueber die Zusammensezung der aus den Frischherden sich entwikelnden Gase. – Untersuchungen über die Verkohlung des Holzes; ferner über die Erzeugung und Anwendung der brennbaren Gase zu metallurgischen Zweken; von Ebelmen. |
Fundstelle: | Band 88, Jahrgang 1843, Nr. LXXII., S. 281 |
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LXXII.
Ueber die Zusammensezung der aus den Frischherden
sich entwikelnden Gase. – Untersuchungen uͤber die Verkohlung des Holzes;
ferner uͤber die Erzeugung und Anwendung der brennbaren Gase zu metallurgischen
Zweken; von Ebelmen.
Aus den Comptes rendus, April 1843, Nr.
15.
Ebelmen, über die Zusammensezung der Frischfeuergase und die
Verkohlung des Holzes etc.
In der Abhandlung, welche ich hiemit der (franz.) Akademie vorlege, suchte ich die
Theorie einiger wichtigen metallurgischen Processe dadurch aufzuhellen, daß ich die
Zusammensezung der gasförmigen Producte in den verschiedenen Epochen der Arbeit und
in den verschiedenen Theilen des Apparats untersuchte. Da die atmosphärische Luft
bei allen diesen Processen ein unentbehrliches Agens ist, so lernen wir durch die
Untersuchung der Gase die Reihe der Umwandlungen kennen, welche mit ihr vorgehen und
mit der Wärmeerzeugung und den chemischen Reactionen, die im Feuer stattfinden, in
innigster Verbindung stehen. So entwikelt der Sauerstoff der Luft, indem er sich in
Kohlensäure umwandelt, eine sehr hohe Temperatur, welche durch den Uebergang der
Kohlensäure in Kohlenoxyd sich plözlich wieder erniedrigt. Vor dieser leztern
Veränderung ist der Gasstrom oxydirend; nach derselben besizt er in hohem Grade reducirende
Eigenschaften.
Meine ersten Untersuchungen in dieser Beziehung betrafen die Hohofengase (polytechn.
Journal Bd. LXXXV S. 33). Die großen
Dimensionen dieser metallurgischen Apparate gestatteten eine genaue Bestimmung der
Veränderungen, welche die den Hohofen durchziehende Luftsäule erfährt, woraus die
entsprechenden chemischen Reactionen abgeleitet werden konnten. Ein anderes in
Frankreich im Großen ausgeführtes Verfahren, die Verwandlung des Roheisens in
Stabeisen im mit Holzkohle beschikten Frischfeuer, untersuchte ich von demselben
Gesichtspunkte aus.
Bei diesen Feuern wird die Luft durch eine oder zwei Formen in einen mit Kohle
angefüllten Herd geblasen, worin man das zu frischende Roheisen und das zu
schmiedende Eisen von einer vorausgehenden Operation in constante respective Lage
bringt. Der Sauerstoff der einströmenden Luft verwandelt sich auf dem Wege von der
Form zum Windstein zuerst in Kohlensäure, dann in Kohlenoxyd. Die Analyse der aus
dem Trichter des Feuerraums gezogenen Gase zeigt, daß die Verwandlung des
Sauerstoffs in Kohlensäure der constanten Lage entspricht, in welche der Arbeiter
das zu schmiedende Eisen bringt, an welcher Stelle die Temperatur am höchsten
ist.
Die das Roheisen während seiner Schmelzung umgebende Atmosphäre enthält beinahe keine
Kohlensäure mehr und ihre entkohlende Wirkung kann beinahe nur Null seyn, im
Widerspruche mit der gewöhnlichen, im Sinne des Hrn. Karsten verbreiteten Ansicht, welche der Wirkung der Luft die während der
Schmelzung des Roheisens stattfindende Entkohlung zuschreibt. Dem Eisenoxydul der
Schlaken vielmehr ist diese Einwirkung ausschließlich zuzuschreiben. Dulong's Versuche beweisen, daß diese Entkohlung eine
bedeutende Absorption latenter Wärme zur Folge haben muß.
In der zweiten Periode der Frischung, der eigentlichen Arbeit, wird, wie die Analyse
der Gase zeigt, ein bedeutender Antheil Eisen durch den Sauerstoff der
hineinziehenden Luft oxydirt.
Da die fühlbare Wärme und die Wärme von der Verbrennung der Frischfeuer-Gase
zu sehr vielen Zweken benuzt werden, so bestimmte ich die mittlere Zusammensezung
dieser Gase in den verschiedenen Epochen der Arbeit, woraus sich ergibt, daß diese
Wärme zu Operationen, welche eine hohe und anhaltende Temperatur erfordern,
wahrscheinlich nicht verwendet werden kann.
In einer zweiten Abhandlung, welche ich hiemit der Akademie überreiche, untersuchte
ich den Hergang bei der Verkohlung des Holzes. Alle
Methoden, nach welchen diese geschieht, zerfallen in zwei Classen. In der einen
bewirkt man die Destillation in verschlossenen Gefäßen und die Resultate gleichen in
allen Stüken jenen, welche wir im Kleinen bei den Versuchen in den Laboratorien
erhalten. In die zweite Classe gehören alle Verkohlungsarten durch unvollkommene
Verbrennung, wobei ein Theil des Brennstoffs aufgeopfert wird, um den andern zu
destilliren. Beinahe alle Holzkohle wird in Frankreich durch ein dieser Classe
angehörendes Verfahren bereitet, welches unter dem Namen der Verkohlung in Meilern bekannt ist. Das Holz wird in kegelförmige Haufen
von verschiedener Größe geschichtet, welche mit einer diken Schicht Erde und Lösche
bedekt werden; man zündet den Meiler an, indem man in seiner Mitte einen bis auf den
Boden hinuntergehenden Kamin (Canal) frei läßt, in welchen man glühende Kohle und
kleines Holzwerk bringt und läßt dann durch die unten im ganzen Umkreis des Meilers
angebrachten Zuglöcher Luft hineinziehen. Nach ein paar Stunden, während welcher man
den Kamin offen läßt, damit die Verbrennung lebhaft angefacht werde, wird die obere
Mündung verschlossen und die Verkohlung von Oben nach Unten gerichtet, indem man in
die Deke Löcher macht, mit welchen man in dem Maaße als der Proceß vorschreitet,
immer näher gegen den Fuß des Meilers rükt.
Die Theorie dieses Processes betreffend, war man in vielen Punkten noch nicht im
Klaren. Man wußte nicht, ob der Sauerstoff der durch die Zuglöcher eintretenden Luft
als Kohlensäure oder als Kohlenoxyd davon geht und ob die Verbrennung mit schon
gebildeter Kohle oder mit den Producten der Destillation des Holzes stattfindet.
Diese Fragen sind es, welche ich vorzüglich zu lösen suchte. Durch die Analyse der
gasförmigen Producte, welche aus den Abzugslöchern entweichen und Vergleichung ihrer
Zusammensezung mit jener der Gase, welche man bei der Verkohlung in geschlossenen
Gefäßen erhält, kam ich zu folgenden zwei Schlüssen:
1) Der Sauerstoff der durch die Zuglöcher eingeführten Luft wird vollkommen in
Kohlensäure verwandelt, welcher gar kein Kohlenoxyd beigemischt ist;
2) dieser Sauerstoff wirft sich gänzlich auf die schon gebildete Kohle und wirkt
durchaus nicht auf die Destillationsproducte.
Die Vergleichung der Resultate der Verkohlung in Meilern mit jenen die man erhält,
wenn man kalte Luft in einen mit Holz (im Naturzustande) beschikten Schachtofen
streichen läßt, führte mich zur directen Bestätigung des aus Dulong's Versuchen abgeleiteten Schlusses, daß nämlich durch die
Verwandlung der Kohlensäure in Kohlenoxyd latente Wärme absorbirt wird. Das Holz
verkohlt sich in einer gewissen Zone des Schachtofens und ich überzeugte mich, daß
der Sauerstoff der
Luft sich vollkommen in Kohlenoxyd verwandelt, ehe er noch in der Region ankömmt, wo
die Destillation stattfindet. Die Temperatur der aus dem Ofen austretenden Gase und
Destillationsproducte beträgt nicht viel über 100° C., woraus sich folgern
läßt, daß die Destillation des Holzes eine Quantität latenter Wärme absorbirt,
welche der durch die Verwandlung des zurükbleibenden Kohlenstoffs in Kohlenoxyd
entwikelten Wärme ziemlich gleich ist.
Im Schachtofen werden, um 1 Theil flüchtiger Substanzen zu destilliren, 0,212
Kohlenstoff in Kohlenoxyd verwandelt. In den Kohlenmeilern destillirt man 1 Theil
flüchtiger Substanzen unter Consumtion von 0,535 Kohlenstoff, welcher sich in
Kohlensäure verwandelt. Es geht daraus klar hervor, daß bei der Verwandlung der
Kohlensäure in Kohlenoxyd, Wärme gebunden und die Temperatur erniedrigt wird.
Die Resultate, welche man beim Brennen des (natürlichen) Holzes im Schachtofen
erhält, geben eine sehr befriedigende Erklärung der Vorgänge in den Hohöfen, welche
mit diesem Brennmaterial (im rohen Zustande) betrieben werden.
Die dritte Abhandlung: „Untersuchungen über die
Erzeugung und Anwendung der brennbaren Gase zu metallurgischen
Zweken“ enthält die Resultate einer Reihe in den Hütten zu
Audincourt (Doubs) in Auftrag und auf Kosten des Staates angestellten Versuche. Ich
suchte zu ermitteln, ob es nicht in vielen Fällen vortheilhaft wäre, das feste
Brennmaterial in Gas zu verwandeln, um dann lezteres auf ähnliche Weise wie die Gase
der Hohöfen zu verbrennen.
Die schon angestellten Versuche beziehen sich vorzüglich auf Brennstoffe
vegetabilischen Ursprungs, die Holzkohle, das Holz und den Torf. Ich beschränke mich
hier darauf, die Hauptresultate, welche aus ihnen zu ziehen sind,
zusammenzufassen:
1) Kohlenklein und Löschkohlen können zur Erzeugung der hauptsächlich aus einem
Gemisch von Kohlenoxyd und Stikstoff bestehenden Gase verwendet werden, welche in
einem Flammofen die größte zur Eisenbereitung erforderliche Hize zu erzeugen im
Stande sind.
Dieß ergibt sich nicht nur aus der Analyse der Gase, sondern auch aus den von mir mit
einem Eisenschweißofen im Großen angestellten Versuchen, während deren ganzer Dauer
er mit der größten Regelmäßigkeit im Gang blieb. Ein Gaserzeugungs-Apparat,
wie ich ihn zu diesen Versuchen construiren ließ, wird gegenwärtig zu Audincourt
beständig zum Heizen eines Blechglühofens benuzt.
2) Benuzt man zur Unterhaltung der Verbrennung im Gaserzeuger ein Gemisch von Luft
und Wasserdampf, so erhält man mit jenen des Hrn. Dulong
ganz übereinstimmende Resultate, welche darthun, daß die Zersezung des Wasserdampfs in Berührung
mit glühenden Kohlen, unter großer Absorption latenter Wärme erfolgt. Die Quantität
des Wasserdampfs, welche mit der Luft in den Gaserzeuger eingeführt werden kann, ist
hiedurch nothwendig begränzt; sie hängt von der Temperatur der Luft und des Dampfs
ab. Nimmt man von lezterm einen kleinen Ueberschuß, so findet man, daß ein Theil
desselben unzersezt durch die Kohlen streicht, während der andere constant ein
Gemisch von Wasserstoff und Kohlensäure gibt.
3) Die Zusammensezung der Gase, welche mit Luft und Holz erzeugt wurden, scheint den
Vorzug des Verbrennens der Holzgase, nach der Verdichtung der flüssigen
Destillationsproducte, vor der directen Verbrennung des Holzes außer allen Zweifel
zu sezen. Die flüssigen Producte erniedrigen die Temperatur der Verbrennung
bedeutend und veranlassen hiedurch eine viel größere Consumtion von Brennmaterial;
außerdem würden noch die Nebenproducte, wie der Theer und die Essigsäure gewonnen,
was auch in Betracht gezogen zu werden verdient.
Verbrennt man das Holz in einem besondern Ofen, welchen ich Gaserzeuger mit verkehrter Verbrennung (générateur à combustion renversée) nenne, so
verwandelt man es leicht in ein Gas, welches ungefähr 37 Proc. Wasserstoff und
Kohlenoxyd enthält, und aus welchem die den Rauch ausmachenden Producte völlig
verschwunden sind. Dieser Apparat ist so construirt, daß die Destillationsproducte
unter dem Winde der Form abziehen und durch eine ziemlich lange Säule von glühender
Kohle streichen müssen; er wird, wie ich hoffe, zu manchen technischen Zweken benüzt
werden können.
4) Die Zusammensezung der aus Torf in einem Gaserzeuger mit directer Verbrennung
erzeugten Gase unterscheidet sich von den Gasen des Holzes dadurch, daß die
Torfkohle den Sauerstoff der Luft nicht so schnell wie die Holzkohle in Kohlenoxyd
verwandelt; es besteht in dieser Hinsicht ein großer Unterschied zwischen den
verschiedenen Kohlenarten. Meine Abhandlung führt näher aus, woher die beobachteten
Verschiedenheiten in der wärmeerzeugenden Kraft der verschiedenen Brennstoffe rührt,
namentlich der Kohks und der Holzkohle, wenn man sich ihrer auf großen Herden zu
metallurgischen Zweken, oder in den Oefen der Laboratorien bedient. Die Erklärung,
auf welche ich geführt wurde, weicht von der bisherigen gänzlich ab; sie beruht auf
der Thatsache, daß nicht alle Brennstoffe gleich schnell die Kohlensäure in
Kohlenoxyd verwandeln; je höher die Zone, wo diese Verwandlung vor sich geht, ist,
desto ausgedehnter ist der Raum, wo das Maximum der Temperatur stattfindet.
Im Kurzen scheinen mir die Hauptvortheile der Verwandlung der Brennstoffe in Gas
folgende zu seyn:
1) Man kann in den von mir beschriebenen Apparaten Brennstoffe benuzen, welche sehr
viele erdige Stoffe mit sich führen, und daraus Gase erhalten, deren Zusammensezung
und wärmeerzeugende Kraft von der Menge der Asche beinahe unabhängig sind.
2) Die Brennstoffe mit langer Flamme, wie Holz und Torf, können in Gase umgewandelt
werden, deren Verbrennung, nach der Verdichtung der flüssigen Destillationsproducte,
eine viel höhere Temperatur entwikelt als die directe Verbrennung.
3) Endlich gestattet die Anwendung der Gase, den Brennstoff und die ihn verbrennende
Luft mit der in den Oefen verloren gehenden Wärme zu erhizen, folglich viel höhere
Temperaturen als mit Brennstoff und Luft in kaltem Zustande zu erhalten und somit
bei den metallurgischen Operationen eine viel größere Quantität der erzeugten Wärme
zu benuzen.
Ich werde meine Versuche auch auf die verschiedenen mineralischen Brennstoffe,
vorzüglich diejenigen, welche viele erdige Bestandtheile enthalten und die
Anthracite ausdehnen.