Titel: Ueber Beleuchtung, insbesondere der Leuchtthürme. Auszug aus einem von Dr. Faraday in der Royal Institution gehaltenen Vortrag.
Fundstelle: Band 88, Jahrgang 1843, Nr. LXXVI., S. 311
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LXXVI. Ueber Beleuchtung, insbesondere der Leuchtthuͤrme. Auszug aus einem von Dr. Faraday in der Royal Institution gehaltenen Vortrag. Aus der Literary Gazette, 1843, No. 1370. Faraday, über Beleuchtung, insbesondere der Leuchtthürme. Oehl und Gas sind die zwei Substanzen, welche man gewöhnlich zur Erzeugung künstlichen Lichts, zur Beleuchtung nämlich unserer Wohnungen und der Leuchtthürme benuzt. Beide, Oehl und Gas, enthalten Kohlenstoff und Wasserstoff, und durch die Verbindung dieser Elemente mit dem Sauerstoff der Luft wird das Licht entwikelt. Der Kohlenstoff erzeugt Kohlensäure, welche in geschlossenen Räumen tödtlich wirkt. Der Wasserstoff erzeugt Wasser, welches in Leuchtthürmen unter häufig eintretenden Umständen sich an den kalten Glasfenstern zu verdichten strebt und sogar gefriert, hiedurch ein feststehendes Licht verfinstert und bei einem sich drehenden die Extreme von Hell und Dunkel mehr oder weniger vermischt. 1 Pfd. Oehl enthält 0,12 Pfd. Wasserstoff, 0,78 Kohlenstoff und 0,1 Sauerstoff; beim Verbrennen erzeugt es 1,06 Wasser und 2,86 Kohlensäure, und der Sauerstoff, welchen es dabei der Luft entzieht, entspricht dem in 13,27 Kubikfuß Luft enthaltenen. 1 Pfd. Londoner Steinkohlengas enthält im Mittel 0,3 Wasserstoff und 0,7 Kohlenstoff, erzeugt beim Verbrennen 2,7 Wasser und 2,56 Kohlensäuregas und verzehrt 4,26 Kubikfuß Sauerstoff, welche der in 19,3 Kubikfuß Luft enthaltenen Menge desselben entsprechen. Demnach erzeugt 1 Pfd. Oehl beim Verbrennen ungefähr 1 Pfd. Wasser und einige Leuchtthürme verbrennen 14,16 und mehr Pinten Oehl in einer Winternacht. Eine Londoner Argand'sche Gaslampe an einem geschlossenen Ladenfenster erzeugt in vier Stunden 2 1/2 Pinten Wasser, welches sich nach Umständen auf dem Glase oder auf den Waaren verdichtet. Die Ventilation der Leuchtthürme bezwekt vorzüglich die Entfernung des erzeugten Wassers; doch, indem dieß geschieht, wird auch die Kohlensäure vollkommen fortgeschafft und die Luft in der Feuerbake (Laterne) bleibt so rein wie die äußere Luft. Das Licht in einem Leuchtthurm ist entweder eine große Centrallampe, welche von einem lichtbrechenden und reflectirenden Apparat umgeben ist, oder er besteht aus vielen Argand'schen Lampen, deren jede in dem Focus ihres besonderen Reflectors angebracht ist. Zur Ventilation der großen Centrallampe ist ein metallenes Zugrohr (Kamin) von 4 Zoll im Durchmesser (dem Durchmesser des Lampenzugrohrs) darüber angebracht, welches in den oberen Theil der Laterne hinaufreicht und die verbrannte Luft, den Wasserdampf etc. bis an den Ausgang führt, so daß dieß Alles auf einmal in die Atmosphäre tritt und kein Theil davon in der Luftmasse der Laterne zurükbleibt. Damit aber dieser Kamin sicher alle verbrannte Luft etc. aufwärts führt, mußte nothwendig dafür gesorgt werden, daß kein durch zufällige Umstände herbeigeführter Luftzug oder- Stoß abwärts das Licht treffen kann. Dieser Zwek wurde dadurch erreicht, daß das Zugrohr in drei bis vier Längenstüke getheilt und das untere Ende jedes Stüks kegelförmig um 1 1/2 Zoll erweitert wurde, so daß es am untersten Rand 5 1/2 Zoll im Durchmesser hat; das obere Ende jedes Stüks wird ungefähr 1/2 Zoll in den Kegel des zunächst über ihm befindlichen Stüks hineingestekt und damit durch Bänder verbunden. Der oberste Theil des Lampenzugrohrs wurde auf dieselbe Weise mit dem untersten kegelförmigen Theile der Rauchröhre verbunden. Auf diese Weise erhält das ganze Zugrohr oder der Kamin in seiner Längenrichtung drei Oeffnungen; diese Vorrichtung ist von so guter Wirkung, daß alle Luft und aller Rauch der Lampe die Spize des Kamins erreichen und in die Luft hinausgeführt werden, während hingegen jede Verstopfung des Kamins von Oben oder jeder Luftzug nach Unten auf das Brennen der Lampe von gar keinem Einfluß ist. Die Beleuchtung der Leuchtthürme mit vielen (oft 30) einzelnen Argand'schen Lampen betreffend, darf hier die Ventilation nicht störend auf das Brennen der Lampen einwirken oder der reflectirenden Wirkung der parabolischen Schirme hinderlich seyn. Eine große Gloke oder Kammer, um den Rauch oder die verbrannte Luft einer Lampe zu sammeln, ist nicht nöthig; eine solche Vorrichtung würde eher dazu beitragen, daß der Rauch mit der Luft in der Gloke sich mischt, und, indem die Verunreinigung einem großen Luftvolumen mitgetheilt würde, diese Rauchröhre unzureichend machen zum Abführen aller so verdorbenen Luft, während dieselbe ihren Dienst sehr gut verrichten kann, wenn sie nur die verbrannte Luft etc. von der Lampe abzuführen hat. Dieser Ansicht entsprechend wurde gefunden, daß ein Stük einer Metallröhre von 3/4 Zoll Durchmesser und 2, 3 bis 4 Fuß Länge, welches ungefähr 1/2 Zoll tief. in die gläserne Zugröhre einer Argand'schen Oehllampe gestekt wird, nicht bloß im Stande ist alles von der Lampe Aufsteigende abzuführen, sondern noch mehr zu leisten, denn es entstand ein Luftstrom über dem oberen Rand des Glaszugrohrs und in dasselbe hinunter, so daß nicht nur kein Rauch auskommen konnte, sondern vielmehr Luft aus dem Zimmer eintrat und mit dem Rauch etc. die Metallröhre hinaufstieg. Dieß wirkte zwar anfangs störend auf das Brennen der Lampe (indem sich dadurch der Docht schneller verkohlte); durch Adjustiren des Durchmessers der Röhre und gehöriges Einsteken derselben in das Lampenglas ließen sich aber die Umstände so ausgleichen, daß die Verbrennung in der Lampe keine Störung mehr erlitt und doch aller Rauch abgeführt wurde. Nach diesem Princip kann eine sich verzweigende Reihe von Röhren für jede beliebige Anzahl feststehender oder sich drehender Lampen in einem Leuchtthurme leicht angebracht werden. –––––––––– Dem Athenaeum 1843, No. 808 entnehmen wir eine Mittheilung Faraday's in derselben Vorlesung über eine neue Lampen-Vorrichtung, für welche sein Bruder ein Patent löste. Das gewöhnliche Glas-Zugrohr wird zuerst auf die Lampe gestekt, welche ihre Luft wie gewöhnlich von Außen her empfängt; ein zweites etwas weiteres und höheres Zugrohr wird dann darüber gestekt und mit einem dünnen Glimmerblatt bedekt. Der Raum zwischen den beiden Gläsern communicirt mit der äußern Luft bloß durch den von Hrn. Faraday sogenannten Luftabzugscanal (aërial-sewer), welcher die erhizte und zersezte Luft fortzuschaffen hat und so lange fortgeführt ist, bis er die Luft außerhalb des Hauses oder in einen Rauchfang austreten läßt. Kurz die Erfindung besteht in der Anwendung des Princips des abwärtsziehenden Ofens auf einen Lampenbrenner.