Titel: Ueber die Zusammensezung des zu Montfaucon fabricirten Staubmists (Poudrette); von Hrn. Jacquemart.
Fundstelle: Band 88, Jahrgang 1843, Nr. XCVI., S. 378
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XCVI. Ueber die Zusammensezung des zu Montfaucon fabricirten Staubmists (Poudrette); von Hrn. Jacquemart. Aus den Annales de Chimie et de Physique. März 1843, S. 378. Jacquemart, über die Zusammensezung der Poudrette von Montfaucon. Die Probe wurde aus der Mitte eines zum Verkauf hergerichteten Haufens genommen. 1) Die Poudrette (Kothpulver) ist eine Substanz von brauner Farbe, auf welcher weiße Punkte zu bemerken sind, welche salzige Efflorescenzen zu seyn scheinen. Sie hat einen, obgleich nicht starken, empyreumatischen Geruch; ist feucht und fettig anzufühlen; bildet auch kleine Klümpchen von der Größe einer Haselnuß und kann durch Zusammendrüken compact werden wie eine Thonmasse. 2) Ein Liter Poudrette wiegt 650 bis 670 Gramme. Bestimmung der festen und flüchtigen Bestandtheile. 3) 335 Gramme oder 1/2 Liter Poudrette wurden in eine Glasretorte gebracht, die mit einem in kaltem Wasser liegenden Ballon in Verbindung gesezt war; dem Ballon war eine Röhre angepaßt, welche in Wasser tauchte; die Retorte wurde ins Sandbad gesezt und dessen Temperatur 15 Stunden lang auf 250 bis 230° C. erhalten; bei der Destillation entwikelte sich keine Gasblase, woraus hervorgeht, daß keine Zersezung stattfand. Einige Tropfen eines empyreumatischen Oehls, welches roch wie die Poudrette, destillirten über. A. Die uͤberdestillirte Fluͤssigkeit wog 176 Gramme, oder 52,5 Proc. Die trokene Substanz 157     – 47,2   – –––––––––––––––––––––––– 335 Gramme 99,7 Proc. Ueber den Alkaligehalt der überdestillirten Flüssigkeit. 4) Die Flüssigkeit A hat einen sehr starken ammoniakalischen Geruch; mit sehr schwacher Schwefelsäure von bekanntem Gehalt gesättigt, brauste sie gleich vom Anfange an sehr stark auf, wonach sie wahrscheinlich nur kohlensaures, aber kein freies Alkali enthält; diese Flüssigkeit enthält das Aequivalent von 10,7 Grammen krystallisirten schwefelsauren Ammoniaks, was 3 1/2 Proc. vom Gewicht der Poudrette, oder 6 Proc. ungefähr vom Gewicht der überdestillirten Flüssigkeit ausmacht. In der Poudrette ursprünglich vorhandene Ammoniaksalze. 5) Um die Menge Ammoniak zu bestimmen, welche das in der Poudrette vorkommende schwefelsaure, phosphorsaure, salzsaure etc. Ammoniaksalz enthält, wurden 40 Gram. getrokneter Poudrette mit 20 Gram. kohlensaurem Natron und einer gewissen Menge Wasser in eine Glasretorte gebracht, von welcher sie nur einen geringen Theil des Raumes einnahmen; es wurde langsam destillirt; die übergegangene Flüssigkeit, mit Schwefelsäure von bekanntem Gehalt gesättigt, enthielt an Ammoniak das Aequivalent von 0,42 Gram. krystallisirten schwefelsauren Ammoniaks, was 0,49 Gram. in 100 Gram. frischer Poudrette gleichkommt. Im Ganzen betragen demnach die in der Poudrette enthaltenen Ammoniaksalze, wovon 7/8 kohlensaure sind, 3,9 Proc. vom Gewicht der Poudrette, wenn man sich alle diese Salze in krystallisirtes schwefelsaures Salz umgewandelt denkt. Dieser Versuch wurde durch directe Behandlung von 200 Gram. Poudrette mit einer Lösung von kohlensaurem Natron, Destilliren und Abdampfen bis zur Trokne wiederholt. Die destillirte Flüssigkeit mit Schwefelsäure von bekanntem Gehalte gesättigt, gab 6,7 Gramme krystallisirtes schwefelsaures Ammoniak, was gleich ist 3,4 Gewichtsprocenten der Poudrette, im Mittel 3,6 Proc. Einäscherung der Poudrette. 6) Um das Ammoniak (oder den Stikstoff) zu bestimmen, welches die animalischen Bestandtheile der Poudrette bei ihrer Zersezung liefern, wurde eine Quantität Poudrette bis zum Rothglühen erhizt und damit so lange fortgefahren, bis sich auch bei noch höherer Temperatur kein Ammoniak mehr entwikelte. Man überzeugte sich bei jedem Versuche, ob die Retorte (von Steingut) nicht gesprungen sey. Dieselbe war vermittelst eines Vorstoßes mit einem in Wasser stehenden Ballon in Verbindung gesezt; ein am Ballon angebrachtes Sicherheitsrohr endigte in ein Glas, welches eine 3,4 Gram. krystallisirten schwefelsauren Ammoniaks entsprechende saure Lösung enthielt. Nach jeder Opperation wurde der Apparat erst nach seiner völligen Abkühlung auseinander genommen, damit die Kohle keine Veränderung erleide. 100 Gram. Poudrette wurden zu jedem Versuche genommen. Die Destillationsproducte waren: 1) ein kohliger Rükstand; 2) eine alkalische Flüssigkeit, auf welcher eine kleine Quantität eines braunen Oehls schwamm, das den Geruch der Poudrette hatte; 3) Gas. Der kohlige Rükstand wurde gewogen, dann eingeäschert und wieder gewogen. Die alkalische Flüssigkeit wurde mit Schwefelsäure von bekanntem Gehalte gesättigt und dann, um den Ammoniakgehalt besser zu ermitteln, in Alaun umgewandelt; denn es hätten sich während der Destillation auch andere Salze als kohlensaures Ammoniak bilden können. Kohliger Ruͤkstand   29,5 oder   29,5 Alkalische Fluͤssigkeit   58,0   59,8 Fluͤchtiger Antheil   12,5   10,7 –––––––––––––––– 100,0 100,0. Oder: Kohle     4,0     4,0 Asche   25,5   25,5 Alkalische Fluͤssigkeit   58,0   59,8 Fluͤchtiger Antheil   12,5   12,5 –––––––––––– 100,0 100,0. Da die Poudrette 52,5 alkalisches Wasser enthält, so folgt, daß ihre animalischen Bestandtheile nur 5,5 und 7,3 Gram. Flüssigkeit erzeugten, daher das Gewicht der animalischen Bestandtheile ohne die Asche sich auf 22 Proc. berechnet. Ammoniakgehalt der Poudrette. 7) Die 58 Gramme alkalischer Flüssigkeit wurden von einer Quantität Säure gesättigt, welche 6,4 Gram. krystallisirten schwefelsauren Ammoniaks entspricht und 48 Gramme Alaun gab. (Die verbrauchte Säure entspricht nur 43,6 Gram. Alaun.) Die 59,8 Gramme alkalischer Flüssigkeit wurden von einer Quantität Säure gesättigt, welche 5,75 Gramme krystallisirten schwefelsauren Ammoniaks repräsentirt und 44 Gram. Alaun erzeugte. (Die verbrauchte Säure entspricht nur 39 Gram. Alaun.) Es folgt daraus, daß 11/12 oder 10/11 des erhaltenen Ammoniaks als kohlensaures Salz darin enthalten sind. Man sieht also, daß die Poudrette bei ihrer Zersezung in der Rothglühhize so viel Ammoniak liefert, als 46 Gram. Alaun entspricht, was gleich ist 6,86 Gram. krystallisirten schwefelsauren Ammoniaks, d.h. 6,86 Proc. vom Gewicht der frischen Poudrette. Wir sahen oben, daß die Poudrette als völlig gebildete Salze, und namentlich als kohlensaures Salz, ein Aequivalent von 3,6 Proc. schwefelsauren Ammoniaks enthält, woraus zu schließen wäre, daß die animalischen Bestandtheile nur 3,26 Gewichtsprocente der Poudrette an krystallisirtem schwefelsaurem Ammoniak erzeugen; d.h. daß von sämmtlichen ammoniakalischen Produkten, die aus der Poudrette erhalten werden können, 53 Proc. als kohlensaures Salz völlig gebildet schon darin vorhanden sind. 8) Der kohlige Rükstand besteht aus 13,5 Grammen Kohle und 86,5 Gram. Asche. 9) Die näheren Bestandtheile der Poudrette liefern so viel Ammoniak, als 3,26 Gram. krystallisirten schwefelsauren Ammoniaks auf 22 Gramme dieser Bestandtheile entspricht, d.h. 15 Proc. ihres Gewichts krystallisirtes schwefelsaures Ammoniak. Anwendung der Poudrette. 10) Man streut auf eine Hektare Landes 18 bis 25 gehäufte Hektoliter, deren eines ungefähr 78 Kilogr. wiegt. Es macht dieß im Ganzen 1400 bis 2000 Kilogr. per Hektare, welche enthalten 1)2) schon gebildetes kohlens. Ammoniak, das Aequiv. vonorganische Materie, das Aequivalent vonPer Hektare im Ganzen das Aequivalent von 50,4 bis45,6––––––96,0 bis 72 Kil.65 –––––––137 Kil. krystallisirtenschwefelsaurenAmmoniaks. 1 Hektoliter (67 Kilogr.) Poudrette enthält das Aequivalent von 4,59 Kilogr. krystallisirten schwefelsauren Ammoniaks, wovon 2,43 als kohlensaures Salz darin vorhanden sind. Das gehäufte Hektoliter enthält 1/6 mehr.