Titel: | Die verbesserte Kies-Siebmaschine; von Dr. F. H. Germar. |
Autor: | F. H. Germar |
Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. XLVI., S. 176 |
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XLVI.
Die verbesserte Kies-Siebmaschine; von Dr.
F. H.
Germar.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Germar's Kies-Siebmaschine.
Es ist leicht einzusehen, daß für die Steinbedekung der Straßen nichts nachtheiliger
seyn könne, als die ungleiche Größe des Materials. Schon
bei der gepflasterten Straße leistet der kleinere Stein
geringeren Widerstand als der größere; er wird daher von den belasteten Rädern
tiefer niedergedrükt als sein größerer Nachbar, und verursacht dadurch bei jedem
folgenden Wagen einen Stoß, der um so mächtiger wird, je mehr die Senkung sich
vertieft. Ueberdieß treibt auch der Frost die größeren Steine höher hervor als die
kleineren. Bei den Chausseen aber ist der Nachtheil noch
weit größer. Während das gröbere Material sich erhält, wird das kleinere zermalmt und in einen Staub
verwandelt, den Wind und Regen der Straße ganz entführen, woraus in kurzer Zeit
Vertiefungen entstehen, die bei versäumter Refection bald die ganze Steindeke
durchschneiden. Dieß ist sicher eine Hauptursache des schnellen Verfalls der Straßen
und der Sisyphusarbeit bei ihrer unaufhörlichen Reparatur. Braucht man dagegen ein
gleichförmiges Material, das im Verhältniß zu seiner Härte groß genug ist, um von
den auf der Straße zulässigen Lasten nicht zermalmt zu werden, wie es z. B. von
zweizölligen Granit- und Gneiskieseln zu erwarten ist, wenn auf einer gut
geebneten Straße nicht über 80 bis 100 Cntr. für breite Felgen vierräderiger Wagen
erlaubt sind, so dauert es in seinem Zustande fast unveränderlich fort. Ist dann der
Unterboden gehörig befestigt und vor dem Eindringen der Nässe geschüzt, so fällt
jede Ursache des Verderbens weg, und es werden, selbst bei starker Frequenz, viele
Jahre vergehen, bis eine Abnuzung der Straße merklich wird. Denn von dem Abreiben
durch die Räder ist wenig zu besorgen, weil bei gezogenen
Rädern die eigentliche Friction fast = 0 ist, und die Vertiefung der Gleise nur
durch das Aufwirbeln des Staubes oder Schlammes nach der Zermalmung hervorgebracht
wird.
Daher ist denn auch beim Chausseebau, wenigstens in Frankreich, sowohl das Maximum
auch das Minimum des Steinschlags festgestellt, bei dem
sich das Sortiren durch die Hand der Arbeiter leicht ausführen läßt, ohne daß ihr
Geschäft dadurch sonderlich erschwert würde. Große Schwierigkeiten hat dagegen das
Sortiren des Kieses, der, wenn er nicht zu sehr
abgerundet ist, wenigstens für andere Straßen ein sehr brauchbares und meistens weit
wohlfeileres Material bildet, überdieß auch, obgleich er sich schwerer consolidirt,
doch den wichtigen Vortheil hat, daß er weniger dem Zermalmen ausgesezt ist. Aber
gewöhnlich ist er sowohl in Kiesgruben, als am Strande mit großen Steinen, Sand und
Erde in sehr verschiedenen Verhältnissen gemischt, und daher in seinem natürlichen
Zustande mehr oder weniger zu einem rationellen Wegebau unbrauchbar. Zwar ist nun
schon längst überall, wo man mit einiger Sorgfalt arbeitet, das Wurfgitter eingeführt, um diesem Uebelstande abzuhelfen;
aber dieses ist ein sehr unvollkommenes Werkzeug. Es sondert nämlich bloß Sand und
Erde von dem übrigen Material, daher aus diesem die allzugroßen Steine erst wieder
mit der Hand ausgelesen werden müssen, das übrige aber, wie verschieden es auch an
Größe seyn mag, gemischt bleibt. Ueberdieß geht die Arbeit langsam und wird eben
dadurch kostbar.
Ein nicht geringes Verdienst erwarben sich daher vor ungefähr einem Decennium die
HHrn. Augustin und Baumann im
Elsaß, indem jeder von
ihnen eine verschiedene Maschine zum Sortiren des Kieses für
den Straßenbau erfand, deren Untersuchung von der société industrielle de Mulhausen an das Comité der mechanischen Künste
verwiesen ward, um von lezterem vergleichsweise Versuche mit demselben und dem
gewöhnlichen Verfahren anstellen zu lassen. Der Bericht ward darauf 1835 von Hrn.
Alb. Schlumberger vorgelegt, und das Wesentliche aus
demselben findet sich nebst der Abbildung und Beschreibung beider Maschinen im
polytechnischen Journal Bd. LV, Heft 2, S. 85
ff. Daraus erhellet Folgendes:
Beide Maschinen enthalten zwei Siebe, über welche die Kiesel bei Hrn. Augustin durch Heben und Fallen, bei Hrn. Baumann dagegen durch einen Stoß beim Hin- und
Herschieben bewegt werden. Während 10 Arbeitsstunden waren in der nämlichen
Kiesgrube bei der Maschine des erstern 6, bei der leztern 7, beim gewöhnlichen
Wurfgitter 4 Arbeiter angestellt. Die ersteren Verarbeiteten in jener Zeit 50, die
zweiten 61, die dritten 15 Kubikmeter zu drei verschiedenen Sorten, so daß, wenn man
die Resultate durch die Zahl der Arbeiter theilt und die Arbeit mit dem Wurfgitter
zu 1,00 annimmt, die Arbeit der Maschine des Hrn. A. durch 2,22, des Hrn. B. durch
2,32 bezeichnet wird. Die Maschinen wirkten also resp.
circa 2¼ und 2⅓ mal so viel als das Wurfgitter und das
Untersuchungscomité zweifelte nicht daran, daß eingeübte Arbeiter in leicht
ausbeutbaren Gruben, wenn sie im Geding arbeiteten, der Quantität nach beinahe das
Dreifache erzielen könnten, während man der Qualität nach einen weit besseren und gleichförmigeren
Kies erhält, als mit dem Wurfgitter. Ueberdieß gaben die beiden Maschinen aus der
nämlichen Masse die doppelte Menge von Kieseln der gehörigen
Größe.
Auch von dem französischen Straßen- und Brükenbau-Ingenieur Hrn. Bazaine werden jene Maschinen in seiner
„Geschichte des Straßenbaues in Frankreich“ sehr dringend
empfohlen, indem er sagt: „Einer der Hauptgrundsäze in Bezug auf die
Unterhaltung guter Straßen ist: nur gute gereinigte und
gleich große Materialien anzuwenden. Und gerade in dieser Hinsicht
scheinen mir die Maschinen der HHrn. Augustin und Baumann mehr zu leisten, als alle übrigen früher
angewendeten Apparate und Methoden.“ Er schlägt zugleich die
Ersparung an Arbeitslohn gegen die gewöhnliche Methode des Wurfgitters für 1000
Kubikmeter (circa 43½ Faden à 288 Hamb. Kubikfuß)
zu 450 Fr. (300 Mark Hamb. Cour. = 120 Rthlr. Preuß. Cour.) an.
Obgleich jedoch die Maschine des Hrn. B. nach dem Urtheile der Commission eine günstigere
Bewegung hatte und etwas mehr Arbeit gab, so zweifelte sie doch keinen Augenblik,
daß die Maschine des Hrn. A. von größerem Nuzen seyn dürfte, weil sie leichter,
weniger complicirt, besser zu transportiren und leichter waagerecht zu stellen ist,
weil die Siebe die Materialien besser zur Fortschassung sondern, und weil sie nur
halb so viel kostet.
Nun weiß ich zwar nicht, wie viel jene Empfehlungen gewirkt haben mögen, um den oft
erwähnten Maschinen im übrigen Deutschland Eingang zu verschaffen; aber in meinem
Vaterlande, Schleswig-Holstein, habe ich kaum von der Kunde derselben,
geschweige denn von ihrer Anwendung irgend etwas erfahren, ungeachtet schwerlich
irgend ein anderes Land derselben in höherem Grade bedürftig ist. Denn seitdem nach
langer, fast beispielloser Vernachlässigung des Straßenbaues endlich der Sinn für
die Nothwendigkeit desselben erwacht ist, erfordern die Ansprüche, welche freilich
mit vollem Rechte an Chausseen, Neben-Landstraßen und Communicationswege
gemacht werden, einen so ungeheuren Aufwand, daß die Kräfte des Landes schwerlich
hinreichen werden, wenn nach der gewöhnlichen Methode etwas einigermaßen
Befriedigendes gemacht und unterhalten werden soll. Zwekmäßige Ersparungen sind
daher von höchster Wichtigkeit Dieses bewog mich, im Jahre 1838 Vorschläge zu
doppelten und einfachen Spurbahnstraßen herauszugeben und den Wunsch hinzuzufügen,
daß auf einer kleinen Streke (etwa von 1/12 Meile) ein Versuch mit verschiedenen
Mitteln angestellt werden möchte, um noch vor dem Beginnen der damals schon
vorauszusehenden großen Arbeiten aus der Erfahrung kennen zu lernen, ob die
Hauptidee den vermutheten Vortheilen entspräche, und welche der vorgeschlagenen oder
sonst passend scheinenden Mittel zur Ausführung derselben die empfehlenswerthesten
nach den verschiedenen Localitäten seyn möchten. Ungeachtet jedoch die Sache Beifall
zu finden schien und in mehreren Zeitschriften empfohlen ward, auch der damalige
Director des hiesigen Wegebaues eine Probe versprach, so ist dennoch bisher nichts
geschehen und die unwiederbringliche Zeit von fast 5 Jahren versäumt. Eben so ist
auch ein späterer Vorschlag zu einer einfacheren Construction für
Communications- und Feldwege unbeachtet geblieben, bis Se. hochfürstl.
Durchlaucht der Herzog zu Schleswig-Holstein den Befehl zur Ausführung einer
Probe nach meiner Anleitung ertheilte. Diese konnte aber erst im Spätherbst des
vorigen Jahres geschehen, weil es an einer Kiessiebmaschine fehlte, ohne welche die
Dauerhaftigkeit der Spurlinien nicht leicht zu erreichen war. Da nun überdieß die
Einführung einer solchen Maschine in mein Vaterland mir eine Sache von nicht zu
berechnender Wichtigkeit schien, so erbot ich mich, dieselbe auf meine Kosten bauen zu
lassen, wenn Se. Durchlaucht ⅔ derselben zu übernehmen geruhten, und da
dieser Vorschlag genehmigt ward, so unternahm ich es, sie durch hiesige Arbeiter
nach meinen Zeichnungen und Modellen anfertigen zu lassen.
Für diese waren nämlich die erwähnten Zeichnungen des polytechnischen Journals oder
eine unmittelbare Copie derselben schon deßwegen nicht brauchbar, weil der Maaßstab
fehlte. Außerdem aber glaubte ich auch an beiden Maschinen Mängel zu bemerken, deren
Abhülfe mir in hohem Grade wünschenswerth schien. Zuerst wollte es mir nicht
gefallen, daß sie nach Absonderung der größern Steine nur den Normal-Kies
rein lieferten, den kleinern aber, der noch zu vielfachem Gebrauche sehr nüzlich
ist, mit Sand oder Erde vermischt ließen. Daher wünschte ich ein drittes Sieb, um
auch diese Bestandtheile zu sondern. Ferner schien es mir von großer Wichtigkeit,
ganz oder größtentheils diejenigen Arbeiten zu ersparen, welche das vielfältige,
beschwerliche und kostbare Schaufeln 1) auf den Trichter, 2) ins Maaß und aufs Lager
und 3) auf den Wagen erfordert. Durch Rollkästen glaubte ich diesen dreifachen Act
auf einen einzigen reduciren zu können.
Von den beiden Maschinen selbst zog ich nun zwar aus den von der Commission
angegebenen Gründen die des Hrn. Augustin vor, aber ich
wünschte derselben theils durch ein zweizahniges Stoßrad einen stärkeren Fall zu
geben, als ein sechszahniges gewähren kann, welches bei raschem Umdrehen weder Zeit
noch Raum zum Fallen läßt, während überdieß in der Nähe des Scharniers die Bewegung
ganz auf O reducirt wird, theils die schiebende Bewegung
der Baumann'schen Maschine damit zu verbinden, welche ich
durch ein Doppel-Scharnier statt des einfachen und durch einige damit
verbundene Einrichtungen zu bewirken hoffte.
Ein drittes Sieb anzubringen, dieß konnte nun zwar an sich keine erhebliche
Schwierigkeit verursachen, aber diese zeigte sich doch bald in dem Umstände, daß es
nicht rathsam seyn konnte, den Stand des Trichters mehr als 5½ Fuß über die
Sohle des Arbeiters zu erheben; daß ferner die Neigung der Laufrinnen nicht unter
20° von der Horizontale abweichen darf, wenn das Herabgleiten des Kieses
nicht in ein Umherhüpfen verwandelt werden soll; daß jedes Sieb von der
perpendiculären Stellung unter dem oberen hinreichend abweichen muß, um keinen Theil
des durchgefallenen Materials weniger als die Hälfte des untern Siebes Passiren zu
lassen; daß endlich unter und hinter den Laufrinnen hinreichende Höhe für die
Rollkästen bleiben muß, damit diese eine ungefähr gleiche Quantität der ihnen
zugetheilten Sorte des Materials fassen können. Alle diese Forderungen lassen sich nur bei der
sorgfältigsten Benuzung des Raumes erfüllen, und wenn man nur irgendwo um einen Zoll
von der Construction der Zeichnung abweicht, so wird bald eine Verlegenheit merklich
werden. Daher durfte die Zeichnung nicht kleiner seyn, als daß eine solche Größe
noch meßbar bliebe.
Alle diese Rüksichten machten bedeutende Veränderungen in der Construction der
Maschine des Hrn. Augustin nöthig, welche bei einer
Vergleichung ihrer Darstellung im 55sten Bande des polytechn. Journals mit der hier
hinzugefügten, sogleich in die Augen fallen wird. Von der leztern bemerke ich nur
noch vor ihrer Beschreibung, daß sie mit der wirklich ausgeführten Maschine fast
genau übereinstimmt, nämlich mit Ausnahme einiger kleinen Verbesserungen, welche
sich bei den Proben derselben als rathsam bewiesen. Diese bestehen hauptsächlich in
einer einfacheren und minder kostbaren Aufhängung des Laufrinnen-Systems,
wodurch es zugleich möglich wird, dasselbe beim Transport von Hinten herauszunehmen,
und in einer Verlängerung des Doppel-Scharniers von 4 auf 8 Zoll, um die
Schubbewegung bei geringerer Hebung des Bogens leichter und kräftiger zu machen.
Beschreibung der Maschine.
I. Das Gerüst oder die
Bleichwand, welches die ganze Maschine trägt, besteht aus vier Ständern oder Säulen (Nr. 1) aus föhrnen dreizölligen Bohlen, 4 Zoll
breit. Diese sind auf den beiden Langseiten durch fünf
Riegelbänder (Nr. 2) verbunden. Das sechste untere muß nämlich an der linken Seite wegbleiben, um dem
Rollkasten freien Durchgang zu lassen, während das fünfte an der rechten Seite jenen
zur Stüze dient. Die vier Strebebänder (Nr. 3) sichern
die Verbindung des Gerüsts bei den Stoßbewegungen der Maschine. Die beiden kurzen Seiten
Fig. 2 und
3 sind
gleichfalls durch vier Riegelbänder (Nr. 4) verbunden, von denen aber das obere
hintere oben auf die Seitenriegel (Nr. 2) gelegt ist, um das
Laufrinnen-System darin aufzuhängen und demselben freien Durchgang zu
gestatten. — Die Strebebänder, welche hier nicht anwendbar sind, werden an
der vordern Seite durch das Brett (Nr. 6) ersezt, welches
mit den Seiten durch einen Schwalbenschwanz und im untern Riegel durch einen Falz
verbunden ist. An der hintern Seite
Fig. 3 dienen
statt derselben zwei Klöze aus Buchenholz (Nr. 7), welche
durch einen Schwalbenschwanz in die Säulen und durch einen Zapfen in das obere
Riegelband eingelassen sind, wodurch sie dieses auf den Säulen befestigen, während
sie selbst den sie durchbohrenden Bolzen (Nr. 11) zur Stüze gereichen und die
Doppel—Scharniere (Nr. 10) in ihrer Lage erhalten. — Unter dem Gerüst
liegen zwei lose Schwellen (Nr. 8) aus dreizölligen
Bohlen, in deren obere Vertiefungen die Ständer gesezt werden. Sie sind nothwendig,
um dem Gerüst bei der starken Erschütterung auch auf losem und unebenem Boden einen
geraden und sicheren Stand zu geben, der nun durch untergestopften Sand oder Steine
leicht erreicht wird. Auf dem Gerüst ruht dann noch der Trichter (Nr. 9), dessen Langseiten mit der vollen Breite des Gerüsts
übereinstimmen, und nur unten für die oberen Riegelbänder ausgeschnitten sind. In
diesen Langseiten sind die beiden kurzen nach Unten verjüngten Seiten des Trichters
dergestalt durch Verzinkung eingelassen, daß der zugespizte Boden zwischen die
Wangen der Laufrinnen fällt und deren Erhebung bei ihrer Bewegung nicht hindert. Bei
dieser Construction bedarf er keiner weitern Befestigung und kann um so leichter ab
und aufgesezt werden. Die Fütterung mit Blech verstärkt denselben und befördert das
rasche Durchgleiten, kann aber auch allenfalls erspart oder auf die zumeist
angegriffenen Kanten beschränkt werden.
II. Das System der Laufrinnen nebst
den Siebgittern ist hinten an dem Gerüst unter dem obern Riegelband
vermittelst der beiden Doppel-Scharniere (Nr. 10) aufgehängt, welche sich um
die Bolzen (Nr. 11) drehen und theils in den Mutterschrauben des obern Riegelholzes
hängen, theils durch die Klöze (Nr. 7) nebst den Ständern gestüzt werden. Nach
Ausziehung der Bolzen und Ablösung der übrigen Befestigungen kann das ganze
Laufrinnen-System hinten herausgenommen werden. Vorn hängt nämlich dieses System in zwei starken 2 Zoll breiten
geschnallten Riemen (Nr. 12), deren jeder unten durch einen mit Leder überzogenen
Krempen (Nr. 13) gezogen ist, dessen Lappen unter dem
Boden der obern Laufrinne angeschroben wird. Oben schlägt er sich über eine starke
Feder von Eschenholz (Nr. 14), welche, wenn sie 2
Zoll breit und am dünnen Ende 1 Zoll dik ist, eine passende Elasticität besizt.
Diese ist bei Nr. 15 durch Schwalbenschwanz und Bolzen mit dem obern Riegelholze
fest Verbunden und wird durch die Strebebänder (Nr. 3) unterstüzt.
III. Das System der Laufrinnen
selbst enthält fünf Paar Wangen aus Brettern von 1 bis
1¼ Zoll Dike und von sehr verschiedener Länge (Nr. 16), welche, wo sie sich
kreuzen, durch halbe Dike so mit einander verbunden sind, daß sie nach außen und
innen ebene Flächen bilden. Das erste und lezte Paar macht bei * einen Winkel von
42°, wodurch jeder gegen die Horizontale einen Winkel von 21° gibt,
der bei dem zweiten Paar noch ein wenig größer ist, weil dieses nach Unten noch
etwas vom ersten divergirt. Zwischen diesen Wangen und mit denselben fest verbunden befinden
sich vier größtentheils prismatische Querklöze (Nr. 17)
zur Stüze der Siebrahmen; doch dient der oberste derselben zugleich zu größerer
Befestigung der Doppel-Scharniere vermittelst einer Mutterschraube und
mehrerer kleinerer Holzschrauben. Von den Böden der
Laufrinnen sind die kürzeren (Nr. 18) durch Querbretter gebildet, welche von Unten
durch Holzpflöke und Holzschrauben in den Wangen befestigt sind. Bedenklich schien
dieses jedoch bei dem langen Boden (Nr. 19), wo die vielen Querfugen ein Hinderniß
für das Herabgleiten der größeren Steine besorgen ließen. Hier liegen daher die in
einander gepflügten drei Bretter theils auf dem von Unten an den Wangen befestigten
Querbrett (Nr. 20), theils auf dem Stoßbalken (Nr. 21), wobei jedoch die beiden
Seitenbretter gleichfalls von Unten an den Wangen befestigt sind.
IV. Zu dem Bewegungssystem
gehört zuerst der eben erwähnte Stoßbalken (Nr. 21),
welcher (Fig.
1) von der Seite und (Fig. 2) von Vorn
abgebildet ist. Seine untere Fläche geht parallel mit der obern Laufrinne, um vom
Stoßrade (Nr. 32) nicht bloß gehoben, sondern
zugleich vorwärts gerissen zu werden. An der Berührungsstelle ist in dem Stoßbalken
ein 4 Zoll breites Stük
Pokholz (Nr. 22) vermittelst eines Schwalbenschwanzes
dergestalt von Hinten eingetrieben, daß es reichlich ½ Zoll. unter dem
Stoßbalken hervorragt und vorn mit demselben in gleicher Fläche liegt. Da nun die
Ketten (Nr. 23), welche durch die Klammerlappen (Nr.
24) an den Vordersäulen, und vermittelst eines spiralförmigen Hakens mit breiten
Lappen an den Wangen und dem Boden der obern Laufrinne so befestigt sind, das
Vor- und Zurükschlagen nur bis zu einem gewissen beliebigen Punkte
verstatten, so entstehen, außer dem Heben und Fallen, durch die gehemmte Bewegung
jener Art auch noch diejenigen Stöße, durch welche die Baumann'sche Maschine wirkt. Zugleich verhindern diese Ketten, daß die
Laufrinne auch bei einigem seitlichen Schwanken das Gerüst nie berühren kann, und
erlauben, wenn sie vom Haken genommen werden, das Aushängen des ganzen
Laufrinnen-Systems beim Transport.
V. Dann kommen hier vorzüglich die
beiden Lager der Stoßwelle in Betracht, welche an den Vordersäulen
angebracht, in Fig.
1 von der Seite, in Fig. 2 von Vorn, und Fig. 8 beide
besonders im vierten Theil der wirklichen Größe abgebildet sind. Sie bedürfen
nämlich einer besonders sorgfältigen Construction, theils zur Festigkeit, theils zur
leichten Bewegung, theils zur Dauerhaftigkeit, theils endlich zur Möglichkeit, den
ganzen Stoßapparat für den Transport auszuheben. Jedes derselben besteht aus zwei
Stüken Buchenholz von 2
Zoll Dike, zwischen welchen das Metalllager festgeschroben ist, aber beide weichen
in der übrigen Construction bedeutend von einander ab.
Da nämlich in dem linken Lager (Nr. 25) der Zapfen der
Stoßwelle bloß eingestekt zu werden braucht, so ist das Metalllager aus einem Stüke,
und würde ins Holzlager bloß von der innern Seite eingelassen werden dürfen (denn
die äußere ist geschlossen, um Sand und Staub abzuhalten), wenn es nicht mit zwei
Holzschrauben befestigt werden müßte. Um aber dieses möglich zu machen, mußte es aus
zwei Stüken bestehen, welche, nachdem das in dem untern eingelassene Metalllager (Nr. 26) an demselben festgeschroben war,
beide zusammen in eine 1 Zoll tiefe Versenkung der Vordersäule eingetrieben und an
derselben durch lange Holzschrauben befestigt, dann aber auch vorn durch das
aufgeschrobene Blech (Nr. 27) eng verbunden wurden.
Damit aber das Lager rechts (Nr. 28) geöffnet werden
könne, mußte das Metalllager hier in zwei abgesonderten Stüken gegossen werden, von
denen das untere durch eine kleine Schraube an dem untern Theil des Holzlagers,
durch die andere größere aber (Nr. 29) vermittelst des senkrechten Lappens des
untern Metalllagers sowohl an dem eingesenkten Stük des untern Holzlagers, als an
der Vordersäule selbst befestigt ward, während die Hauptverbindung mit dieser durch
die große Mutterschraube (Nr. 30) geschah. Das obere Stük des Metalllagers ist auch
hier, wie an der linken Seite, an seinem höchsten Theile durchbohrt, damit
vermittelst der kleinen konischen Röhren (Nr. 3l) beide Lager geöhlt werden können,
ohne die Stoßwelle herauszunehmen, während das Abfließen des Oehls theils durch die
zakige Form des Theilungsschnitts, theils durch die zu beiden Seiten des
Metalllagers hervorragenden Erhöhungen der Stoßwelle verhindert wird, welche
zugleich das Seitwärtsweichen der Stoßwelle verhüten. Zwei kleine Holzschrauben
halten diesen Theil des Metalls an der obern Hälfte des Holzlagers, welche oben
durch einen Riegel und vorn durch eine in der Mitte mit einem Scharnier versehene
Blechplatte festgehalten wird.
VI. Die Stoßwelle selbst, von
rautenförmiger Durchschnittsfläche, hat in der Mitte eine solche Dike, daß die
Oeffnung des von der linken Seite aufgeschobenen Stoßrades (Nr. 32) darauf festgetrieben werden kann. Dieses Stoßrad hat
einen Radius von 5 Zoll, 2 Zoll Breite und ½ Zoll Dike; auch ist es so
gebogen, daß das Heben und Fortstoßen möglichst erleichtert werde. Um das Pokholz (Nr. 22) zu schonen, müssen die Berührungsflächen
polirt und die Kanten abgerundet seyn. Daß auch die Stoßwelle in den Lagerstellen
genau abgedreht und
polirt seyn müsse, versteht sich. — Auf die Stoßwelle wird dann noch das Schwungrad (Nr. 33) von 4′ 4″ Durchmesser
aufgesezt, dessen buchene Mittelscheibe (Nr. 34, a) durch den Keil (Nr. 34,
b) gegen die eiserne Scheibe der Stoßwelle gepreßt
wird. In der Mittelscheibe sind vier Speichen befestigt,
welche an ihren Enden vier Klöze (Nr. 36) tragen, auf
welchen ein Reif von Eschenholz (Nr. 37) 2 Zoll breit und
⅜ Zoll dik befestigt ist. An diesem sind, gerade einander gegenüber, zwei bleierne Blöke (Nr. 38), jeder von circa 12 Pfd. Gewicht, angenietet, auch ist an einer der Speichen eine
kurze Kurbelstange (Nr. 39) befestigt, welche vermittelst
der Stange (Nr. 40) umgedreht wird.
VII. Bei den drei Siebgittern
(Nr. 41, 42, 43) sind die Rahmen von Buchenholz und von
völlig gleicher Größe, damit man sie für andere Zweke versezen und mit andern
vertauschen kann. Jedes hat im Lichten eine Oeffnung von 2 Fuß im Quadrat, und die
Rahmenleisten eine Breite von 2 Zoll bei einer Dike von 1 Zoll. Doch sind sie an den
Wangenseiten durch eine später aufgesezte, von Unten angeschrobene, abgeschrägte Leiste von 1 bis 1½ Zoll Höhe (Nr. 44, Fig. 4 und 2) verstärkt,
welche zugleich dazu dient, die sämmtliche aufgeworfene Masse vom Rahmen ab auf die
Sieblöcher zu leiten. Das Gitter selbst ist bei der
ausgeführten Maschine zur Ersparung des Arbeitslohns aus Rundeisen und grobem
Eisendraht gefertigt, deren Dike resp. ⅜, ¼ und ⅛ Zoll beträgt.
Doch hat die runde Form Nachtheile für das Klarhalten der Siebe, weil Steine von
unregelmäßiger Form sich in die keilförmigen Löcher leicht einklemmen. Daher möchte
ich rathen, die obern Langstäbe (Nr. 45) vierekig, mit
etwas nach Unten abgeschrägten Seitenflächen, die Querstäbe (Nr. 46) aber aus dreiekigen Prismen machen zu lassen. Jene
sind, wie aus Fig.
4 zu sehen, von Oben in den Rahmen eingelassen und angeschroben, diese
hingegen, in einem besondern dünnen eisernen Rahmen genietet, von Unten in den
Rahmen geschoben und an demselben mit Holzschrauben befestigt. Dennoch wird bei der
oft wunderlichen Form der Kiesel nicht alles Einklemmen zu vermeiden seyn. Daher
habe ich es nöthig gefunden, den dirigirenden Arbeiter mit der Klarhaltung der
Siebe, der Beaufsichtigung der Rollkästen, dem Commando zu ihrer Abführung, und mit
der Aufzeichnung des Maaßes zu beauftragen. Das erste ist bisher durch einen bloßen
Stab geschehen, doch wird es bequemer und wirksamer durch den Fig. 6 abgebildeten
Siebkamm geschehen können, und es wundert mich, bei den Maschinen der HHrn. Augustin und Baumann dafür
keinen Arbeiter angestellt zu finden, da bei der geringeren Bewegung derselben das
Bedürfniß noch dringender scheint. Das unterste Sieb, dessen Langstäbe kaum ½
Zoll Oeffnung lassen, ist ohne Querstäbe geblieben, weil es sich auch ohne diese
leicht verstopft; bei den obern Gittern können leztere jedoch nicht gut entbehrt
werden, weil sich sonst platte Steine von bedeutender Größe hindurcharbeiten können.
— Alle Siebe werden von Oben eingelegt und bedürfen, wenn sie gut passen,
keiner weitern Befestigung.
VIII. Bei der Construction der vier Rollkästen (Nr. 47) zog ich den Rädern die Walzen vor, theils weil jene kostbarer geworden wären, theils weil das,
was bei denselben an der Höhe der Kästen gewonnen werden kann, an der Breite
derselben wieder eingebüßt wird; auch zeigt der Erfolg, daß sie, gut gemacht, auf
Holzunterlage eine sehr leichte Bewegung geben. Die Walzen aus Buchenholz können bei
den beiden höheren Kästen einen Durchmesser von 4, bei den niedrigeren jedoch nur
von 3 Zoll erhalten, wenn jeder ungefähr 5 Kubikfuß fassen soll. Bei dem niedrigsten
wird jedoch bei solcher Dike die Länge zu groß, daher ich demselben zwei Paar
gegeben habe. Bei dieser geringen Dike war es aber um so nöthiger, den Zapfen und
Lagern große Sorgfalt zu widmen, und für eine ebene Unterlage zu sorgen. Leztere
erfordert bei den beiden schmaleren nur ein einfaches Brett, bei dem dritten ein
doppeltes, bei dem breitesten ein dreifach verbundenes. Der Querschnitt ist in Fig. 1, die
Seitenansicht in Fig. 5 dargestellt. Leztere zeigt zugleich einen der vorn angebrachten
Haken, durch welchen der bis zum Kiesmaaß gerollte Kasten auf den Rand desselben
gehängt und dann in dasselbe übergestürzt wird. Auch sieht man in der nämlichen Fig. 5 zwischen
den Walzenlagern das Querbrett (Nr. 49) zur Unterstüzung des Kastenbodens und bei
Nr. 50 die beiden Walzenlager der einen Seite mit dem sichtbaren kleinen Theile der
Walze. Das Nämliche zeigt Fig. 7, A im vierten Theil der wirklichen Größe und daselbst Nr.
51 die Seite des Metalllagers mit seiner Befestigung, Nr. 52 den Zapfen, Nr. 53 das
Brettchen, welches an der einen Seite durch ein angenageltes Leder und an der andern
durch eine Haspe gehalten wird, um die Verunreinigung des Lagers und beim Aufheben
das Ausfallen der Walze zu verhüten. Fig. 7, B stellt dieses nämliche Lager von Unten nach
weggenommenen Brettchen dar, wobei die Befestigung des Zapfens an der Walze, nämlich
durch eine an dessen ringförmige Erhöhung (Nr. 56) angeschweißte Blechscheibe (Nr.
54), durch punktirte Linien angedeutet ist. Endlich ist Fig. 7, C auch jene ins Hirnholz der Walze eingelassene
Blechscheibe mit ihren vier Schrauben, nebst dem Durchschnitt der ringförmigen
Erhöhung und des Zapfens sichtbar. Daß, nachdem die beiden Zapfen mit der Walze
verbunden sind, alle drei Theile mit einander sorgfältig abgedreht werden müssen,
um eine ebene
Bewegung zu sichern, bedarf kaum einer Erwähnung. Als Zapfenschmiere ist Oehl hier
natürlich nicht anwendbar, daher eine Composition aus Talg, Schmalz und
feingeriebenem geschlämmtem Graphit zu empfehlen.
Zusaz. Wird die eben beschriebene Maschine in Kiesgruben gebraucht (welche man hier bisher nicht
angewendet hat, weil der 15 Meilen lange Strand der Insel hinreichenden Meerkies
darbot), und werden jene für große Quantitäten ausgebeutet: so würde es unstreitig
sehr vortheilhaft seyn, am Rande derselben die Lagerstätten des Kieses in solcher
Höhe anzulegen, daß die Transportwagen unter denselben halten und der Kies bloß in
dieselben herabgeschoben werben könnte. Denn die Rollkästen können mittelst
transportabler Holzbahnen sehr leicht und ohne erheblichen Zeitverlust unmittelbar
auf dieselben gebracht werden, so daß es bloß des einmaligen Aufschaufelns auf den
Trichter bedürfte, um das Material bis an seinen Bestimmungsort an der Straße zu
bringen. Die Kosten der ersten Einrichtung würden durch große Ersparungen an
Arbeitslohn sehr schnell vergütet werden.
Augustenburg, im Junius 1843.