Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. LX., S. 235 |
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LX.
Miszellen.
Miszellen.
Verbesserte Transportirung schwer beladener Wagen auf
Eisenbahnen.
Am 10. Junius d. I. wurde auf der Eisenbahn von Paris nach Orleans zum erstenmal ein
sinnreicher Apparat des Hrn. Arnoux, Verwalters der
Messagerien Laffitte und Caillard, in Anwendung gebracht, mittelst dessen Lastwagen sehr schnell
auf die zum Weitertransport bestimmten Convois gebracht und ohne Zeitverlust
abgeladen werden koͤnnen, indem man den Wagenkasten von dem Untergestelle
abhebt. Auf diese Weise kann ein schwer mit Gepaͤk und Reisenden beladener
Wagen, der eben auf einer Eisenbahn transportirt wurde, die Reise auf der Landstraße
sogleich fortsezen, ohne mehr Aufenthalt als bei gewoͤhnlichem Umspannen zu
erleiden.
Die Diligencen, welche von entfernten Orten in Orleans
anlangten, um auf der Eisenbahn nach Paris
befoͤrdert zu werden, oder solche, die von Paris
nach Orleans und von da nach entfernten Bestimmungsorten
gehen, mußten nothwendigerweise entweder ihre Passagiere sammt Ladung abgeben, oder,
gleich den gewoͤhnlichen Equipagen und Reisewagen, auf Plattformen (Trucks)
gesezt werden. Dieser Einrichtung stand aber ein unuͤbersteigliches Hinderniß
entgegen, indem die außerordentliche Hoͤhe der Diligencen die Passage durch
Gewölbe und Durchfahrten, wenn auch nicht unmoͤglich, doch immer
hoͤchst gefaͤhrlich machte; dabei erregte die zu große
Erhoͤhung des Schwerpunktes jederzeit Besorgnisse und der Widerstand der Luft
belaͤstigte die Maschinen ungemein.
Um allen diesen Unannehmlichkeiten abzuhelfen, faßte man den Gedanken, das Fuhrwerk
auseinander zu nehmen, den Kasten der Diligence von dem Untergestell zu trennen und
jenen mit voller Ladung auf einem zu diesem Zwek eigens construirten Truck zu
placiren.
Dergestalt werden also jezt alle von den Messagerien ausgehenden Wagen, wie dieß bis
heute der Fall war, nach dem Bahnhof von Orleans
gebracht; daselbst hebt man mit einem passend angebrachten Wellbaum die Kasten sammt
Federn ab und sezt sie auf die Trucks, von denen sie gerade so gut getragen werden
als von dem Untergestelle, wofuͤr sie urspruͤnglich construirt
sind.
Bei der Ankunft in Orleans werden nach derselben Methode die Diligencen wieder auf
ihre ganz in Bereitschaft stehenden Untergestelle gebracht und die Reisenden sezen
ohne Aufenthalt, ohne die geringste Unordnung, ihre Reise fort. Diese Operation
dauert nur wenige Minuten und erfordert nicht so viel Zeit als man noͤthig
haͤtte, sie mit einigen Details zu beschreiben.
Bei Ruͤkkunft kehren die Wagen mit der naͤmlichen Einrichtung in den
Mittelpunkt von Paris zurük, und die Reisenden gelangen, frei von Bemuͤhungen
und Derangement, an den Ort ihrer Bestimmung, indem sie ihre Plaͤze, ihre
Gesellschaft und denselben Conducteur behalten, und von der Schnelligkeit der
Eisenbahnbefoͤrderung profitirt haben.
Wir behalten uns vor, demnaͤchst die genaueren Details uͤber diese
verbesserte Transportirung schwer beladener Wagen mitzutheilen. (Archiv für
Eisenbahnen, 1843, Nr. 8.)
Elektrischer Telegraph auf der Eisenbahn von Aachen zur
belgischen Gränze.
Auf der Eisenbahn von Aachen zur belgischen Graͤnze, deren Vollendung man
binnen sechs Wochen entgegensieht, befindet sich auch, zum erstenmal in Deutschland
angewendet, ein elektrischer Telegrah, der zum
Signalisiren zwischen dem Aachener Stationsplaz und dem Maschinenhause am Tunnel im
Aachener Busch dienen
soll. So weit der Apparat bis jezt aufgestellt ist, besteht er in vier
Leitungsdraͤhten von starkem Eisendrahte, welche von der Station aus nach dem
Maschinenhause geleitet sind, und wovon je zwei eine Kette bilden, in welcher ein
elektrischer Strom wirkt. Der Apparat ist so eingerichtet, daß man mittelst des
elektrischen Stromes oder durch Unterbrechung desselben sehr verschiedene Zeichen
geben kann, durch deren Combination sich eine ganze Reihe von Fragen und Antworten
zusammensezen laͤßt. Bevor ein elektrisches Signal gegeben wird, laͤßt
man durch den elektrischen Strom eine Art Wekeruhr spielen, welche an beiden
Endpunkten der Leitung zugleich in Thaͤtigkeit kommt. Dieses wird wieder auf
eine ganz einfache Weise dadurch bewirkt, daß man durch den elektrischen Strom ein
Eisen, welches sehr oft mit einem duͤnnen Leitungsdrahte umwunden ist,
magnetisch macht, so daß es einen Klinkhaken anzieht, welcher durch seine Bewegung
am Uhrwerke den Mechanismus der Uhr in Bewegung sezt. Nachdem dieser Weker den
Signalwaͤchter aufmerksam gemacht hat, erfolgt erst das eigentliche Signal,
welches durch die Motion eines Zeigers auf einem mit sechs Buchstaben versehenen
Zifferblatte gegeben wird. Die Mittheilung geschieht mit außerordentlicher
Schnelligkeit. (Archiv für Eisenbahnen, 1843, Nr. 8.)
Ayer's Methode Glas, Steingut,
Porzellan und Metalle zu färben.
Charles Rob. Ayers ließ sich am 23 Jul. 1842 hiezu folgende Verfahrungsarten
patentiren. Das Glas, Porzellan etc. wird mit Lavendeloͤhl mittelst eines
feinen Pinsels uͤberzogen, ein Metallblech worin die Zeichnung ausgeschnitten
ist, daruͤber gelegt, der gepulverte Farbstoff auf lezteres gebracht, und
dieses dann mit der uͤberfluͤssigen Farbe sorgfaͤltig
abgehoben; es bleibt hierbei bloß die Farbe zuruͤk, welche durch die
Loͤcher gedrungen ist und dem Glase anhaͤngt, und dann wie
gewoͤhnlich eingebrannt wird. — Bedient man sich hoͤlzerner
oder anderer Drukformen, so wird das Muster mittelst Lavendeloͤhl aufgetragen
und die Farbe darauf gestaͤubt; die außerhalb der Zeichnung befindlichen
Farbtheilchen werden dann hinweggeblasen und hierauf die Farbe eingebrannt. —
Bei gekruͤmmten Flaͤchen bedient man sich durchloͤcherter
Metallfolien, des Tuͤlls oder der Papierpatronen. Leztere beide laͤßt
man an dem Gegenstand kleben, wo sie dann beim Einbrennen der Farbe verbrennen. (London Journal of arts. Jun. 1843. S. 380.)
Tuck's Verfahren Argentan und
Kupfer auf galvanischem Wege zu versilbern.
Edmund Tuck ließ sich am 4. Jun. 1842 folgende Methoden
patentiren, um Argentan und Kupfer zu versilbern. Seine Fluͤssigkeit besteht
aus anderthalbfach- oder doppeltkohlensaurem
Ammoniak und einem Silbersalz; fuͤr Argentan
benuzt er schwefelsaures Silber, fuͤr Kupfer aber Cyansilber. Man
loͤst 1 Aequivalent (70 Gewichtstheile) doppeltkohlensaures Ammoniak in
destillirtem Wasser auf, sezt dann 1 Aequivalent (156 Gewichtstheile) schwefelsaures
Silber oder 1 Aequivalent (134 Gewichtstheile) Cyansilber zu und kocht die
Fluͤssigkeit, bis sich das Silbersalz gaͤnzlich aufgeloͤst hat.
Die Staͤrke der Aufloͤsung oder die Menge des anzuwendenden Wassers
richtet sich nach der Wirksamkeit der galvanischen Batterie.
Der zu versilbernde Gegenstand muß zuerst gereinigt werden, indem man ihn zwei bis
drei Stunden lang in eine kalte Aufloͤsung von kohlensaurem Kali in Wasser
taucht und hierauf in ein Gemisch von Salpetersaͤure und Wasser. Er wird
sodann gewaschen und getroknet und gut mit einem Stuͤk Leder abgerieben.
Unmittelbar bevor man ihn in die Versilberungsfluͤssigkeit bringt, muß man
ihn in eine Loͤsung von Kochsalz tauchen, worin man ein wenig Gummi
aufgeloͤst hat. (London Journal of arts. Jul.
1843. S. 458.)
Talbot, über Vergoldung und
Versilberung der Metalle.
Henry Fox Talbot, dessen Verbesserungen im Versilbern und
Vergolden der Metalle, patentirt am 9 December 1841, im polytechnischen Journal Bd. LXXXVII. S.
208 mitgetheilt wurden, ließ sich folgende Verfahrungsarten am 25 November 1842 in England
patentiren: 1) gibt er den zu vergoldenden Metallgegenstaͤnden einen sehr
duͤnnen Silberuͤberzug durch Eintauchen in eine Loͤsung von
Chlorsilber in unterschwefligsaurem Natron, oder auch auf andere Weise; 2) bringt er
den blank gereinigten Gegenstand an den einen Pol der galvanischen Batterie und dann
beide Pole in ein Gefaͤß, welches eine Aufloͤsung einer geeigneten
Saͤure oder Salzes in Wasser enthaͤlt. Die Batterie muß so beschaffen
seyn, daß das Wasser zersezt wird und auf dem Gegenstand eine Zeit lang sich
Wasserstoff entwikelt; er wird dann von der Batterie schnell abgeloͤst und in
ein Gefaͤß getaucht, welches eine geeignete Gold- oder
Silberloͤsung enthaͤlt, wo er sich mit dem respectiven Metall
uͤberzieht, dann in reinem Wasser gewaschen und dieses Verfahren so oft
wiederholt, bis der Ueberzug die gewuͤnschte Dike hat; 3) taucht er den zu
vergoldenden Gegenstand in eine Loͤsung von Gold und einem der unedlen
Metalle, ausgenommene jene, welche wie z. B. Queksilber das Gold faͤllen; 4)
bedient er sich einer Chlorgoldloͤsung in Verbindung mit einer
Boraxsaͤureloͤsung zum Vergolden des Messings oder anderer Metalle;
die Vergoldung erhaͤlt so eine schoͤnere Farbe als durch bloßes
Chlorgold. Man kann auch Boraxsaͤure mit andern Goldloͤsungen
anwenden; 5) die dunkle Farbe, welche die Vergoldung erhaͤlt durch Eintauchen
in eine zum Vergolden nicht ganz geeignete Goldloͤsung, entfernt er durch
Eintauchen der Gegenstaͤnde in eine sehr schwache Lösung von salpetersaurem
Queksilber in Wasser, wodurch ihre Oberflaͤche sogleich Glanz erhaͤlt.
Man kann hierauf das Vergolden und Eintauchen in Queksilberloͤsung
abwechselnd so oft wiederholen, bis der Ueberzug die gewuͤnschte Dike hat.
Jeder Queksilberuͤberschuß kann nachher durch eine Saͤure und
Mitwirkung galvanischer Kraft entfernt werden. Der 6te Theil der Verbesserungen im
Ueberziehen der Metalle endlich bezieht sich auf den Umstand, daß, wenn man
Metallgegenstaͤnde in eine Silberloͤsung taucht, der Ueberzug nur eine
gewisse Dike erhaͤlt; die Einwirkung hoͤrt nach einiger Zeit auf und
es sezt sich kein Silber mehr ab, indem das auf der Oberflaͤche abgesezte
Metall gleich (is become similar) geworden ist (?) mit
dem der Loͤsung; wird es aber wieder ungleich gemacht, so wird die Wirkung
gewissermaßen erneuert. Der Patenttraͤger ruft nun diese Ungleichheit hervor
durch Eintauchen des Gegenstandes in eine andere Silberloͤsung oder in die
Loͤsung eines andern Metalls und dann wieder in die erste Loͤsung.
Dieses abwechselnde Eintauchen kann auch auf Goldloͤsungen angewandt
werden.
Obige Verfahrungsweisen sind vorzuͤglich anwendbar zum Ueberziehen des
Messings Kupfers, Silbers, Argentans, Eisens und Stahls. (London Journal of arts. Jun. 1843. S. 378.)
Einfache Darstellung von Unterschwefligsaurem Natron.
Eine bei dem Goldarbeiter Balbach eingegangene Bestellung
von vielen Pfunden obigen Salzes, welches in der neuesten Zeit sowohl zur
Darstellung, als Vergoldung der Daguerre'schen Bilder angewendet wird, bestimmten
mich und Hrn. Balbach, eine moͤglichst einfache
Methode der Darstellung aufzusuchen.
Dabei ergab es sich, daß man dieses Salz in sehr kurzer Zeit in großer Menge auf
nachstehende einfache Weise darstellen kann. Man troknet reines krystallisirtes
kohlensaures Natron moͤglichst vollstaͤndig, zerreibt es zu einem
Pulver, mengt 1 Pfd. desselben mit 10 Loth Schwefelblumen und erhizt das Gemenge in
einer Glas- oder Porzellanschale allmaͤhlich bis zum Schmelzen des
Schwefels. Die dabei zusammenbakende Masse wird nun mit Erhaltung der gleichen Hize
zertheilt, umgeruͤhrt und gewendet und dadurch mit der Luft in allseitige
Beruͤhrung gebracht. Das gebildete Schwefelnatrium geht bei diesen
Verhaͤltnissen, unter Aufnahme von Sauerstoff aus der Luft und unter
schwachem Ergluͤhen in schwefligsaures Natrum uͤber. Man loͤst
dieses in Wasser auf, scheidet das abgetrennte Eisen durch Filtration, kocht die
Fluͤssigkeit sofort mit Schwefelblumen und erhaͤlt aus der
abfiltrirten, beinahe farblosen, stark concentrirten Fluͤssigkeit das
unterschwefligsaure Natron in sehr reinen und schoͤnen Krystallen in
reichlicher Menge.
Bei zu schneller Erhizung des Gemenges brennt leicht etwas Schwefel ab, es bleibt
sodann ein Antheil kohlensaures Natron unzersezt, das bei der ersten Krystallisation
das unterschwefligsaure Salz verunreinigt, davon aber sehr leicht getrennt werden kann. F. A. Walchner. (Liebig's Annalen
der Chemie und Pharmacie. Mai 1843, S. 235.)
Metalllegirung, welche sich auf Stahl und Eisen aufgießen
läßt.
Es gewaͤer Praxis haͤufig einen großen Vortheil, Stahl oder Eisen mit
Messing durch den Guß unmittelbar zu verbinden, weil man dann die muͤhsamere
Vereinigung durch Schrauben, Bolzen oder Stifte erspart. In den meisten
Faͤllen sezt sich aber die ungleiche Ausdehnung der beiden zu vereinigenden
Metalle der dauerhaften Vereinigung entgegen, und uͤberdieß ist auch
haͤufig die oberflaͤchliche Verbindung nicht innig genug, um haltbar
zu seyn. — Folgende Legirung aber schließt sich an Eisen oder Stahl sehr gut
an, ohne daß je ein Lokerwerden oder Losgehen zu befuͤrchten ist.
Sie besteht aus:
3
Pfd.
Zinn,
39½
—
Kupfer und
7½
—
Zink.
Da das leztere Metall bei hoͤherer Temperatur sich zum Theil
verfluͤchtiget, so kann man allenfalls davon noch etwas zusezen. Dr. B. (Allgem. Wiener polyt. Journal.)
Zusammenschweißen des Gußstahls mit Eisen.
Hr. Mariotte benuzt hiezu fein gepulvertes gemeines
Steingut (Steinzeug), womit er die Schweißstelle an ihrem ganzen Umfang
uͤberzieht, nachdem die beiden uͤber einander gelegten Metalle bis zum
Rothgluͤhen erhizt worden sind. Das Pulver schmilzt und bildet eine Art Teig.
Man schmiedet dann die beiden zusammenhaͤngenden Metallstuͤke, wie
wenn man ein einziges Stuͤk Gußstahl zu schmieden haͤtte.
Hr. Mariotte hat dieses Verfahren zur Verfertigung sehr
großer Schraubenbohrer angewendet, welche nicht ganz aus Gußstahl hergestellt werden
durften, weil sie sonst beim Haͤrten und beim Gebrauch zu sehr dem Abspringen
ausgesezt gewesen waͤren. Er machte naͤmlich den Koͤrper der
Bohrer aus Schmiedeisen, umhuͤllte sie mit mehreren der Laͤnge nach
herumgelegten und angepaßten Lamellen aus Gußstahl, brachte die Eisenkoͤrper
dann allein ins Feuer, erhizte sie durch und durch, umgab sie hierauf mit den
Stahllamellen, uͤberstreute das ganze Stuͤk mit feinem Steingutpulver
und gab langsam Hize. (Bulletin de la Société
d'Encouragement. Maͤrz 1843, S. 94.)
Aechte Stempelfarben für die chemische Bleiche etc.
Die Zusammensezung dieser Farbe, welche gegen verduͤnnte
Schwefelsaͤure, Chlorkalk, verduͤnnte Salzsaͤure, Kali und
schwache Salpetersaͤure als aͤcht sich bewaͤhrt, ist
folgende:
Man mischt1 Theil feinen Zinnober, am besten auf nassem Wege bereiteten, mit ⅛
Theil gemeinen Eisenvitriol und reibt beide Substanzen mit Leinoͤhlfirniß
zusammen, so daß sie eine dike Farbe bilden, welche nun auf bekannte Weise durch
Stempelballen und in Holz oder Metall geschnittene Stempel auf die Waare aufgedrukt
wird. Vermittelst dieser Farbe lassen sich die Stoffe, welche die sogenannte
Fix- oder chemische Bleiche aushalten sollen, zeichnen, ohne daß die Farbe
durch die Bleichoperationen ausgeht; eben so kann dieselbe Mischung in Anwendung
gebracht werden, um das Leinenzeug in oͤffentlichen Anstalten auf eine
dauerhafte und nicht kostspielige Weise zu zeichnen, wie etwa mit der sogenannten
chemischen Tinte, welche bekanntlich aus salpetersaurer Silberoxydloͤsung und
kohlensaurem Natron besteht. — Es versteht sich wohl von selbst, daß man erst
die rothe Leinoͤhl-Eisen-Zinnoberfarbe voͤllig auf den
Zeugen troken werden lassen muß, ehe die Zeuge den Bleich- oder
Waschoperationen unterworfen werden — um einen guͤnstigen Erfolg
erwarten zu koͤnnen. Dr. Elsner. (Berliner Gewerbe-, Industrie- und Handelsbl. 1843,
8ter Bd. Nr. 3.)
Ueber das Wichsen von Fußböden.
Ueber diesen Gegenstand theilte Hr. Hoftapezier Gg. Nilius
dem hessischen Gewerbverein Folgendes mit:
Dasjenige Bohnwachs, welches das billigste, auf alle Holzarten anzuwenden, am
leichtesten aufzutragen und ohne alle Muͤhe wieder abzuwaschen ist, besteht
in Nachfolgendem:
Zu 4 Pfd. guter Seifensiederlauge werden
1 Pfd. gelbes Wachs,
¼ — Leim,
6 Loth kohlensaures Kali (gereinigte Potasche),
4 — Federweiß,
¼ Pfd. gelber Oker,
1 Schoppen Spiritus und
2 Loth Gummi genommen. Der Leim wird in der Lauge aufgeloͤst, dann 6 Loth
kohlensaures Kali, 4 Loth Federweiß, 2 Loth Gummi und 5/4 des gelben Okers zugesezt,
das Ganze eine Viertelstunde lang gekocht und das Wachs in kleinen Stuͤken
zugefuͤgt. Ist das Wachs zergangen, und erscheint die Masse noch nicht gelb
genug, so gibt man von dem zuruͤkgehaltenen Oker noch das Noͤthige zu,
bis sie eine schoͤne gelbe Farbe erhalten hat, laͤßt das Ganze noch
¼ Stunde lang kochen, hebt es vom Feuer und gießt, wenn es bis zur
Lauwaͤrme abgekuͤhlt ist, den Spiritus hinzu. Bei dem ganzen
Verfahren, vom Zusaz des Leimes an bis zur Erkaltung der Wichse muß
bestaͤndig mit einem Spatel geruͤhrt werden; es ist dieß nicht genug
anzuempfehlen, indem sonst das ganze Wachs sehr leicht braun und ganz unbrauchbar
wird. Vor dem Auftragen dieser Wichse muͤssen alle Holzarten vorher mit
Leimwasser getraͤnkt werden. Ist der Leimanstrich kalt, so wird vermittelst
eines Pinsels die Masse gleichmaͤßig auf getragen und ist dieser Anstrich
erkaltet und hart geworden, so wird der Glanz, vermittelst Buͤrsten auf die
gewoͤhnliche Weise hervorgebracht. Mittelst leichtem Frottiren mit wollenen
Lappen wird dieser Glanz in gewoͤhnlichem, taͤglichem Gebrauch
erhalten, und es ist kaum noͤthig, monatlich bei starkem Gebrauche das Zimmer
neu aufzutragen; Zimmer, die stark gebraucht werden, muͤssen zweimal im Jahre
mit warmer Lauge aufgewaschen und auf gewoͤhnliche Weise gepuzt werden.
Selbst auf gewoͤhnlichen tannenen Boͤden bleibt keine Spur des Wachses
zuruͤk, jedoch darf man bei neuem Auftragen niemals einen ersten Ueberzug von
Leimwasser vergessen. (Monatsblatt des Gewerbvereins fuͤr das Großherzogthum
Hessen.)
Neue Methode anatomische Präparate zu conserviren.
Das von G. Segato erfundene Mittel, animalischen
Substanzen die Festigkeit des Steins zu ertheilen, ging mit ihm als Geheimniß in das
Grab. Der seitdem als faͤulnißwidriges Mittel empfohlene Queksilbersublimat
verbindet mit dieser Eigenschaft nicht die des Versteinerns. Abbé Baldacconi versuchte zu diesem Zwek die Verbindung des
Salmiaks mit demselben Queksilbersalz, oder das sogenannte Alembrothsalz. Die in die
Loͤsung dieses Doppelsalzes gebrachten Koͤrper schwammen zuerst auf
der Oberflaͤche desselben, sanken aber immer tiefer, bis sie nach einigen
Tagen ganz auf den Boden kamen. In diesem gesaͤttigten Zustande
herausgenommen, zeigten sie sich steinhart, so daß man sie schleifen konnte, daß sie
dem Hammer widerstunden und ein 5–6mal groͤßeres specifisches Gewicht
hatten als das Wasser, auch beim Anstoßen einen metallenen Klang gaben.
Merkwuͤrdig ist, daß die so behandelten Koͤrper ihre
natuͤrliche Farbe beibehielten und sich seit sechs Jahren ohne besondere
Sorgfalt bei ihrer Aufbewahrung so erhielten. Das Museum zu Paris besizt viele
solche Praͤparate, unter welchen sich Thiere mit weichen, gallertartigen
Koͤrpern befinden, welche auf andere Weise sehr schwer zu praͤpariren
sind. (Echo du monde savant 1843, No. 36.)
Bekämpfung der Muscardine (Seidenwürmerkrankheit).
Es gab eine Zeit, wo diese Krankheit eine wahre Geißel der
Seidenwuͤrmeranstalten war und jaͤhrlich wenigstens ⅓ der
Seidenernte vernichtete. Ungebildete Zuͤchter sind auch heute noch in dem
Wahn, daß dieser Krankheit nicht begegnet werden koͤnne. Viele Mittel, welche
Hr. Benjamin Cauvy deßhalb versuchte, versagten; einige
toͤdteten sogar die Wuͤrmer, ohne die Entwiklung der Botritis nach
ihrem Tode zu verhindern. Man mag nun ein Mittel gegen diese Krankheit auffinden
oder nicht, so ist es jedenfalls von sehr hoher Wichtigkeit, ihrem Ausbruch
moͤglichst zuvorzukommen. Ohne die wahre Natur des Keims der Muscardine zu
kennen, hatte Hr. Cauvy im Jahr 1834 schon im Chlor das
Mittel gefunden, ihn zu zerstoͤren, und zwar durch starke
Raͤucherungen damit waͤhrend der Zucht der Wuͤrmer, und auch
vor ihrem Auskriechen. Seitdem nun aber Hr. Bassi die
Natur dieser Keime und die Veraͤnderung kennen lehrte, welche sie beinahe
durch alle fluͤssigen oder gasfoͤrmigen Saͤuren erfahren,
wandte Hr. Cauvy statt des den Landbewohnern nicht
hinlaͤnglich bekannten Chlors, die Daͤmpfe des brennenden Schwefels
an. Er stellte damit vielerlei Versuche an und ließ solche von dem um die
Seidenzucht sehr verdienten Hrn. Charles Huc im Großen
wiederholen. Dieser hatte im Jahr 1836 durch die Muscardine seine ganze
Bevoͤlkerung verloren, ließ aber im Jahr 1838 der Zucht starke
Raͤucherungen mit schwefliger Saͤure vorausgehen und verlor keine
einzige Raupe durch diese Krankheit mehr.
Man verfaͤhrt hiebei folgendermaßen: man fuͤhrt in allen
Seidenzuchtzimmern, ohne Ausnahme, eine Art Beken von mittelst Moͤrtels wohl
verbundenen Ziegelsteinen auf. Anzahl und Groͤße bestimmen sich nach dem
Hohlraume des Zimmers; ein Beken von 50–60 Centimetern Seitenwaͤnden
reicht hin, um darin 10–12 Kilogr. gestoßenen Schwefel zu verbrennen, welcher
auf eine duͤnne Lage auf dem Boden des Bekens ausgestreuten Strohs
ausgebreitet wird. Wenn dieß geschehen, muͤssen alle Oeffnungen des Zimmers
gut verstopft werden (wenn keine bessern Mittel zu Gebote stehen, mittelst mit Stroh
angefuͤllter Saͤke). Hat die Bedachung Zwischenraͤume, so legt
man uͤber die Ziegel nasse Leinwand, um die Communication mit der
aͤußern Luft moͤglichst zu verhuͤten. Ist nun alles bestens
vermacht, und sind alle Huͤrden u. a. Geraͤthschaften an ihrer Stelle,
so streut man in jedes Beken etwas Kohlengluth, indem man wenn mehrere da sind, mit
dem von der Thuͤre entferntesten anfaͤngt und mit dem derselben
naͤchsten aufhoͤrt, sich dann zuruͤkzieht und die Thuͤre
verschließt. Nach 24 Stunden oͤffnet man Thuͤren und Fenster auf
mehrere Tage und kann hierauf die Zucht beginnen. — Man muß sehr darauf
sehen, daß aller Schwefel zugleich verbrenne; um so noͤthiger ist dieß, je
schlechter die Zimmer schließen.
Doch genuͤgt diese Desinfection nicht allein, sondern die Eier aus welchen die
Insecten kriechen, muͤssen ganz gesund und frei seyn von dem Keime der
Krankheit. Zur bessern Sicherheit waͤscht man daher die Eier in sehr
schwachem Branntwein aus, welcher etwas Kupfervitriol enthaͤlt, der die
Eigenschaft besizt, jeden Keim derselben zu zerstoͤren. Ganz sicher darf man
sich jedoch troz aller dieser Maaßregeln vor der Muscardine, wie Hr. Cauvy glaubt, nicht halten. Wenn man naͤmlich bei
der Zucht nachlaͤssig ist, wenn man den Mist sich zu sehr anhaͤufen
laͤßt, so daß die Wuͤrmer in feuchter, warmer Luft leben, bleiben die
Symptome der Krankheit nicht aus, es ist daher, obwohl die Krankheit nicht so um
sich greift wie sonst, doch die groͤßte Vorsicht anzuwenden. (Im Auszug aus
dem Echo du monde savant 1843, No. 36.)