Titel: | Verbesserungen in der Schwefelsäure-Fabrication, worauf sich Charles Elizee Sautter in Austin Friars, City von London, am 15. Decbr. 1842 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 89, Jahrgang 1843, Nr. CXV., S. 441 |
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CXV.
Verbesserungen in der
Schwefelsaͤure-Fabrication, worauf sich Charles Elizee Sautter in Austin Friars, City
von London, am 15. Decbr. 1842 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. August
1843, S. 92.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Sautter's Verbesserungen in der
Schwefelsäurefabrication.
Diese Erfindung besteht in einem Apparate, mittelst dessen die aus den Bleikammern
gewöhnlich in die Luft entweichenden salpetrigen Dämpfe gesammelt und bei der
Schwefelsäure-Fabrication immer wieder benuzt werden können, so daß man
verhältnißmäßig viel weniger Salpeter als bisher aufzuwenden braucht.
Fig. 48 ist
der Aufriß eines Theils einer Schwefelsäure-Kammer, woran der Apparat zur
Wiederbenuzung des sonst in die Luft entweichenden salpetrigsauren Gases angebracht
ist.
Fig. 49 ist
die hintere Ansicht einer Schwefelsäure-Kammer mit dem daran angebrachten
Apparat.
Fig. 50 der
Grundriß derselben.
Gleiche Buchstaben bezeichnen in allen Figuren dieselben Theile. Da die aus den
Bleikammern entweichende Luft eine Quantität Feuchtigkeit enthält, so muß man
vorerst diese größtentheils wegschaffen, was dadurch geschieht, daß man sie mit
Schwefelsäure von beiläufig 55° Baumé in Berührung bringt. Nach dieser
Operation wird sie mit ganz concentrirter Schwefelsäure in Berührung gebracht, wie
unten näher angegeben ist.
Schwefelsäure von 66° Baumé absorbirt allerdings das salpetrigsaure Gas am
stärksten; solche von 62° B. ist jedoch zu unserem Zweke ausreichend. Durch
die Berührung mit der concentrirten Schwefelsäure werden der Luft die
salpetrigsauren Dämpfe entzogen und man läßt sie hierauf in die Atmosphäre
entweichen. Um aus der concentrirten Schwefelsäure, welche sich mit der salpetrigen
Säure verbunden hat, leztere wiederzugewinnen, bringt man diese Schwefelsäure in das
Rohr oder den Cylinder, in welchen die Producte von der Verbrennung des Schwefels
zuerst gelangen; durch dieselben verliert die Säure schon einen großen Antheil ihres
salpetrigsauren Gases,
um es aber ganz fortzuschaffen, leitet man zugleich einen Strom Wasserdampf in das
Rohr.
Nachdem ich nun im Allgemeinen angegeben habe, worin mein Verfahren besteht, gehe ich
auf die Details des Apparats über. A ist der Ofen, worin
der Schwefel verbrannt wird; B, C, D ist das Rohr, in
welches die Produte seiner Verbrennung gehen; C, D ist
der senkrechte Theil des Rohrs, in welchem vier bleierne Querwände d, d, d, d angebracht sind, um die mit salpetriger Säure
verbundene Schwefelsäure, welche in das Rohr hineinfällt, in feine Ströme zu
zertheilen, E ist die Röhre, durch welche der
Wasserdampf in das Rohr B, C, D geleitet wird. F ist die Röhre, welche die Schwefelsäure in den
Behälter G leitet, nachdem ihr das salpetrigsaure Gas
entzogen worden ist. G ist der bleierne Behälter, aus
welchem die Säure in die Bleikammer geschafft wird; dieß geschieht jedoch nur dann,
wenn sie nicht alles salpetrigsaure Gas verloren hat. H
ist die bleierne Schwefelsäure-Kammer. I das
Rohr, durch welches die Luft aus der Kammer H entweicht.
J ist ein mit Kieselstüken oder anderem Material
gefüllter Cylinder, in welchen beständig Schwefelsäure von beiläufig 56°
Baumé fließt, um die Luft zu troknen, wie sie aus der Schwefelsäure-Kammer
kommt. K ist die Röhre, durch welche die Luft aus dem
Cylinder J in den Absorptionsapparat M, N streicht. L ist das
Rohr, durch welches die zum Troknen der Luft benuzte Säure in die Theile B, C des Rohrs B, C, D
ausläuft. Diese Säure hat, indem sie die Feuchtigkeit aus der Luft anzog, auch eine
gewisse Menge salpetrigsauren Dampf mitgerissen, welchen sie in Berührung mit dem
schwefligsauren Gas in dem Rohr B wieder abgibt. M ist die Spize oder der obere Theil des
Absorptions-Apparats. N ist der
Absorptions-Apparat, bestehend aus einem seichten bedekten bleiernen Trog,
durch welchen die Luft aus dem Cylinder J streicht,
indem sie auf ihrem Wege mit einem Strom Schwefelsäure von 62° B.
zusammentrifft, welche das salpetrigsaure Gas aus der Luft absorbirt, ehe sie in die
Atmosphäre entweicht. O, P, Q zeigt die Vorrichtung, um
den Absorptions-Apparat mit concentrirter Schwefelsäure von beiläufig
62° B. zu speisen. Q ist ein Behälter, aus
welchem beständig Säure in den Apparat N ausläuft. O ist ein großer Behälter mit Schwefelsäure, welcher den
Behälter Q speist. P ist ein
anderer Behälter, um den Behälter Q zu speisen, wenn der
Behälter O wieder nachgefüllt werden muß. R ist ein Rohr, durch welches die Luft aus dem
Absorptions-Apparat in einen unterirdischen Canal oder Fuchs streicht,
welcher mit einem Schacht oder Schornstein in Verbindung ist. S ist der unterirdische Fuchs. T ist eine Röhre, welche die mit
dem salpetrigsauren Gas verbundene Säure aus dem Absorptions-Apparat N in das Rohr B, C, D
führt.
Anstatt den beschriebenen flachen Absorptions-Apparat N anzuwenden, kann man die Dämpfe auch durch einen Cylinder oder anderen
Behälter hinaufstreichen lassen, welcher mit gut gebrannten Kohks, Stein-
oder Glasstüken gefüllt ist, um die Schwefelsäure in kleinen Strömen mit den
salpetrigsauren Dämpfen zusammenzubringen.
Bei der Schwefelsäure-Fabrication mit Beihülfe meines Apparats muß man anfangs
eben so viel Kali- oder Natronsalpeter anwenden, wie bisher; sobald aber die
Operation in vollem Gang ist, vermindert man die Menge des Salpeters allmählich, bis
er gerade noch hinreicht, die günstigste Production zu unterhalten.
Am vortheilhaftesten ist es immer, das salpetrigsaure Gas mittelst stark
concentrirter Schwefelsäure zu absorbiren, weil diese es auch am leichtesten wieder
abgibt; sonst könnte man auch alkalische Auflösungen anwenden.
Will man die salpetrige Säure durch eine alkalische Flüssigkeit, z. B. äzende
Natronlauge absorbiren, so bringt man sie statt Schwefelsäure in einen
Absorptions-Apparat; als solchen benuzt man aber in diesem Falle einen
kleinen Cylinder Fig. 51, durch welchen eine Achse geht, die mit Schaufeln in
schraubenförmiger Richtung versehen ist, welche in die Natronlösung tauchen und so
beim Umdrehen der Achse bewirken, daß der im Cylinder enthaltenen Luft schnell das
salpetrigsaure Gas entzogen wird. a ist die Röhre,
welche die Luft in den Cylinder führt; b die Röhre,
durch welche man die alkalische Lösung hineinläßt; c die
Röhre, durch welche die Luft abzieht, nachdem das salpetrigsaure Gas absorbirt ist;
d die Röhre, durch welche die mit salpetrigsaurem
Gas gesättigte Flüssigkeit abgelassen wird.
Anstatt dieses Apparats könnte man aber auch den oben beschriebenen Cylinder J anwenden, dessen Kohks- oder Steinstüke mit
äzender Natronlauge befeuchtet werden müßten.
Das erhaltene salpetrigsaure Natron wird abgedampft und dann mit Schwefelsäure
zersezt, um salpetriges Gas für die Bleikammern zn gewinnen.