Titel: Beschreibung eines Instrumentes zum Drehen von Kugeln für Ventile etc.; von Fr. Marquardt.
Fundstelle: Band 90, Jahrgang 1843, Nr. XX., S. 87
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XX. Beschreibung eines Instrumentes zum Drehen von Kugeln fuͤr Ventile etc.; von Fr. Marquardt. Marquardt's Instrument zum Drehen von Kugeln für Ventile etc. Seitdem Melling in Liverpool zum Gebrauche für die Locomotivspeisepumpen Kugelventile erfunden, ist die Anwendung derselben, wegen der Sicherheit ihres Spieles, sehr verbreitet worden. Ich habe deßhalb für meinen Gebrauch ein kleines Instrument construirt, mit dessen Hülfe auch ein sehr mittelmäßiger Dreher im Stande ist, Kugeln von sehr genauen Verhältnissen zu verfertigen. Die Construction dieses Instrumentes beruht auf der mathematischen Wahrheit, daß durch drei im Raume, und nicht in derselben Ebene liegende Punkte sich nur eine Kugeloberfläche legen lasse, und daß umgekehrt also jeder Körper, von dessen Oberfläche in jeder Lage dieselben drei Punkte im Raume durchsezt werden, eine Kugel von genau bestimmter Größe seyn müsse. Dem oben angedeuteten Zwek gemäß ist das Instrument zunächst zur Verfertigung solcher Kugeln bestimmt, welche einen Durchmesser von 3 Zoll nicht überschreiten, und deren Substanz Stükmetall ist, obschon der Natur des Instrumentes nach, und wenn dasselbe entsprechend stark gebaut wird, der Verwendung desselben selbst für Kugeln von sehr großem Durchmesser kein Hinderniß entgegen tritt. Seiner äußeren Form nach hat das Instrument Aehnlichkeit mit einer Schneidkluppe, nur daß die mittlere Durchbrechung kreisförmig ist, und in dieser der ebenfalls kreisförmige Schneidstahl wohl eingepaßt und befestigt wird. Aus dem Querdurchschnitt dieses Schneidringes und den in die innere Fläche eingeschnittenen Riefen läßt sich die Wirkungsart desselben leicht und deutlich erkennen. Quer über den Schneidring ist auf den schneidkluppenartigen Theil des Instrumentes der Bügel b geschraubt, wie die Abbildung Fig. 33 zeigt, welcher in seiner Mitte eine Mutter für die Stellschraube d hat, deren kugelförmig abgerundete Spize vermittelst Drehung dem Schneidringe näher oder entfernter gebracht werden kann. Man erkennt daß, wenn die Spize dieser genannten Stellschraube d so weit niedergeschraubt ist, daß dieselbe in die Ebene des Schneidringes a kommt, der leztere gar nicht mehr zum Schnitt kommen kann, und daß diese Stellung einer Kugelform von unendlich großem Durchmesser, oder einer Ebene entspricht. Wäre hingegen die Stellschraube d so weit aus der Ebene des Schneidringes zurükgeführt, daß die Spize derselben sich um die Größe des Halbmessers der Schneidringsöffnung von der Ebene derselben entfernt hätte, so entspräche diese Stellung einer Kugel, deren Durchmesser gleich dem des Schneidringes wäre, oder der kleinsten Kugel, welche mit diesem Instrumente noch verfertigt werden könnte. Hieraus folgt also, daß durch die Verstellung der Preßschraube d dem Principe nach Kugeloberflächen dargestellt werden können, deren Durchmesser innerhalb den Gränzen der Größe des Schneidringes und der Unendlichkeit liegen. Beim Gebrauche hält man die Schneide gegen das an einem kegelförmigen Dorne mit Zinn angelöthete und an der Drehbankspindel befestigte Arbeitsstük und preßt das Instrument allmählich, so weit man kann, und wenigstens um die vordere, dem Arbeiter zugekehrte Hälfte rund herum so lange, bis die Spize der Preßschraube allenthalben das Metall berührt und den weiteren Schnitt des Schneidringes hemmt. Die so vollendete Hälfte wird dann an dem Metalldorne angezinnt, die unausgearbeitete Seite in gleichem Maaße, wie eben beschrieben, ausgefertigt, und die Kugel vollendet. Die ganze Operation ist äußerst sicher, und geht sehr schnell von Statten. (Gewerbeblatt für das Königreich Hannover 6tes Heft 1843. S. 130.)