Titel: | Ueber das Leimen der Maschinenpapiere. |
Fundstelle: | Band 90, Jahrgang 1843, Nr. XXXIV., S. 147 |
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XXXIV.
Ueber das Leimen der
Maschinenpapiere.
Aus dem Berliner Gewerbe-, Industrie- und
Handelsblatt, Bd. VIII S. 292.
Ueber das Leimen der Maschinenpapiere.
Wenn überhaupt das Leimen des Papiers eine besondere Aufmerksamkeit erfordert, so ist
bei der Maschinenpapier-Fabrication ein vollendetes Verfahren längere Zeit
eine Aufgabe gewesen, deren Lösung man keineswegs überall gewonnen, wovon man sich
überzeugt, wenn man die im Handel vorkommenden Producte unter einander vergleicht
und sie einer etwas strengen Kritik unterwirft. Unsere Berliner
Papier-Fabrik, die gegenwärtig so ausgezeichnete Waare liefert, hatte
ebenfalls mit der Vervollkommnung des Leimens anfangs viel zu kämpfen, ihrem
tüchtigen technischen Dirigenten ist es aber gelungen, bei weitem die größten
Schwierigkeiten in dieser Beziehung zu beseitigen.
Das Maschinenpapier, welches größtenteils geleimt in den Handel kommt, empfängt als Ganzzeug vor dessen Verarbeitung im Holländer den Leim.
Der Leim, welcher hauptsächlich dazu verwendet wird, ist Harzleim, Wachsleim oder
Seifenleim. Der Harzleim ist diejenige Gattung, welche am gewöhnlichsten hiezu
genommen wird. Man hat in den verschiedenen Papierfabriken, wo man sich die
Verbesserung des Fabricats recht am Herzen liegen ließ, die mannichfaltigsten
Versuche gemacht, um die entsprechendsten Species für seinen Zwek herauszufinden.
Hauptsächlich sind es zwei Harzgattungen, aus denen man den Papierleim bereitet, und
die gegenwärtig unter dem Namen amerikanisch Harz und
hell raffinirt Harz im Handel vorkommen. Das erstere, ein etwas dunkles sogenanntes
Kolophonium, kostet in reiner Güte etwa 3 Thlr. der Centner. Die andere Gattung wird
je nach ihrer Farblosigkeit und Reinheit mit 4½ bis 6 Thlr. und auch wohl
noch etwas theurer bezahlt. Man bediente sich anfangs der kohlensauren Alkalien,
also der Potasche oder Soda, um die Harze aufzulösen; später fand man jedoch, daß
die äzenden Kalien bessere Dienste leisten.
Eine englische Vorschrift hiezu ist folgende:
Man nehme 20 Theile Potasche oder Sodaasche (leztere etwa von der Sättigungsfähigkeit
der Potasche), löse sie in Wasser und mache mittelst frischgebranntem Kalk eine
Aezlauge, die 11–12° nach Baumé hält. Die Lauge wird in einem
geeigneten eisernen oder auch kupfernen Kessel bis zum Sieden erhizt und 60 Theile
Harz nach und nach eingetragen, welche sich sehr schnell mit der Aezlauge verbinden
und nach dem Erkalten von der überschüssigen Lauge entfernen lassen. Die Harzseife
hat Aehnlichkeit mit der sogenannten schwarzen oder grünen Seise dem Ansehen nach,
doch ist sie zäher und klebriger, schäumt mit Wasser ziemlich stark, hinterläßt aber
auf der Haut, selbst bei starkem Abwaschen mit Wasser, etwas Klebriges und
Harzartiges, wie wenn man mit Kolophoniumpulver umgegangen wäre.
Da das gewöhnliche Harz dem Papiere einige Färbung mittheilt, so wählt man für die
feineren Papiersorten die hellsten und klarsten Harze, die denn, wie vorher
angeführt, verhältnißmäßig theurer sind. Hiebei kann ich nicht unterlassen die
Bemerkung zu machen, daß zuweilen unter dem Namen „raffinirtes
Harz“ ein ziemlich helles, undurchsichtiges Product vorkommt. Der
Unerfahrne kann hier aber leicht in den Fall kommen getäuscht zu werden, wenn er
nicht vorher auf eine nähere Prüfung eingeht. Unter Raffiniren verstehen nämlich
einige Speculanten nichts weiter als ein gelindes Schmelzen des Kolophoniums, das
von seinen Unreinigkeiten nur durch Abgießen vom Bodensaz und Durchgießen durch ein
Metallsieb befreit
wurde. Das Kolophonium wird dann wieder aufs Neue geschmolzen und demselben nach und
nach unter beständigem Umrühren Wasser zugesezt, wovon es eine ziemliche Menge
aufnimmt und nun eine undurchsichtige gelblich-weiße Färbung und ein wenig
poröse Beschaffenheit erhält.
Daß hiedurch für die bessere Qualität des Products wenig gewonnen ist, wird man
leicht einsehen. Das Schmelzen und Durchgießen durch ein feines Sieb ist aber den
Consumenten jedenfalls zu empfehlen, da das Harz immer Sand, Späne, Fasern und
dergleichen bei sich führt.
Man rechnet, daß 4 Pfd. Harzleim aus 3 Theilen Harz und 1 Theil Potasche oder Soda
bestehen.
Die Anwendung des Harzleimes ist in einer Mittheilung einer englischen Fabrik
folgendermaßen vorgeschrieben:
3 Pfd. Harzleim werden in
200 Pfd. Wasser gelost und durch ein nicht zu enges leinenes Tuch oder ein Sieb
gegossen. Diese Mischung reicht für 100 Pfd. troken berechneten Ganzzeug aus und
wird demselben im Holländer hinzugethan, wenn derselbe etwa noch eine Viertelstunde
Arbeit hat. Nach 5 Minuten fügt man eine Auflösung von
3 Pfd. Alaun in 30–40 Pfd. Wasser hinzu.
Die hiedurch entstehende Verbindung von Thonerde und Harz theilt sich in
allgemeinster Vertheilung den Papierfasern mit und bildet eine in Wasser unlösliche
Leimung oder Appretur.
Die Anwendung des Wachses zu gleichem Zwek dürfte nur in wenigen Fällen stattfinden.
Um aus dem weißen Wachs einen Leim zu bereiten, bedarf man ⅓ mehr als Harz.
Die Behandlung und Anwendung ist sonst dieselbe.
Einige Fabrikanten wollen die Bemerkung gemacht haben, daß die mit Wachsleim
bereiteten Papiere auf dem Lager leichter gelb werden als die, welche mit einem
möglichst hellen Harz bearbeitet wurden. Zu Drukpapieren bedient man sich auch des
Seifenleimes, der eine gewöhnliche weiße Seife in Wasser gelöst ist, von der man
troken berechnet 3 Proc. dem Zeug zusezt und alsdann ein gleiches Quantum Alaun in
Wasser hinzufügt. Auch ein Gemisch von den verschiedenen Gattungen Leim wird
angewendet.
Das Sattiniren geschieht jezt gewöhnlich mittelst des
Walzwerkes, sonst auch mit der Presse. Das Walzwerk hat entweder volle, eiserne
Walzen, oder, wie es jezt am häufigsten der Fall ist, wie bei einem Kalander, hohle,
gußeiserne, heizbare Cylinder, deßgleichen einen aus Papiermasse, durch welche jeder
Bogen ohne Preßspäne
hindurchgeführt wird. Die Anwendung einer erhöhten Temperatur gibt den Papieren auch
um so größere Glätte.
Die englischen Papiere sind gewöhnlich sehr glatt gepreßt. Auf der gewöhnlichen
Presse werden die Papiere zwischen Preßspänen liegend und oben und unten mit
erwärmten eisernen Platten belegt, einen Tag lang scharf zusammengedrükt; durch die
gewöhnliche Walzenpresse läßt man sie zwischen Preßspänen durchgehen. C.