Titel: Amerikanische Reflectorlaterne und Heliotrop.
Fundstelle: Band 90, Jahrgang 1843, Nr. XLIII., S. 170
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XLIII. Amerikanische Reflectorlaterne und Heliotrop. Aus dem Mechanics' Magazine. Jul. 1843, S. 102. Amerikanische Reflectorlaterne und Heliotrop. Die Laterne wurde durch die Hrn. Horper und Comp. zu Boston unter Major Grahams Leitung construirt. Sie hatte ihrer Gestalt nach Aehnlichkeit mit den in Leuchthürmen hie und da gebräuchlichen parabolischen Reflectorlaternen, nur war sie viel kleiner und eben dadurch tragbar. Der Brenner war ein Argand'scher, mit einem cylindrischen, einen halben Zoll im Durchmesser haltenden Dochte, der auf die gewöhnliche Weise mit Oehl versehen wurde. Dieser Docht kam in den Brennpunkt eines parabolischen Reflectors oder eines Paraboloids aus Kupferblech zu liegen, dessen innere Silberbekleidung ungefähr 1/20 Zoll dik und sehr glatt und glänzend polirt war. Die Dimensionen waren folgende: Durchmesser der Basis des Reflectors 16 Zoll Abstand des Scheitels von der Basis 3,75 Abstand des Brennpunktes vom Scheitel 2,25 Durchmesser des cylindrischen Brenners 0,5 Durchmesser eines groͤßeren Brenners, welcher dem kleineren leicht substituirt werden konnte 1,25 Das Instrument entsprach dem Zwek, wozu es bestimmt war, ausnehmend gut, und war bei der Bestimmung der wahren Nordlinie von großem Ruzen. Ende Septembers und Anfang Octobers 1841, wo es zu Park's Hill 15 Fuß über dem Boden oder 828 Fuß über dem Meer aufgestellt war, wurde sein Licht Nachts bei heiterem Wetter ganz deutlich mit bloßem Auge von Blue Hill aus gesehen — eine Entfernung von 36 Meilen. In dieser Entfernung erschien das Licht dem unbewaffneten Auge eben so glänzend und ungefähr in derselben Größe, wie der Planet Venus. Durch ein Teleskop von 43 Zoll Focallänge betrachtet, erschien dasselbe als eine leuchtende Scheibe von ungefähr 30 Bogensecunden Durchmesser. Major Graham schließt aus der Helligkeit des Lichtes in dieser Entfernung, daß dasselbe mit bloßem Auge ohne Zweifel 50 und durch das Teleskop 100 engl. Meilen weit sichtbar seyn würde, wenn die Stationen ohne zwischenliegende Objecte so weit von einander entfernt wären. Der von Hrn. Graham angewendete Docht war ungewöhnlich klein, selbst kleiner als der Docht einer gewöhnlichen Zimmerlampe; und diesem Umstände schreibt er hauptsächlich die große Vollkommenheit zu, womit die parallelen Strahlen von der reflectirenden parabolischen Fläche transmittirt wurden, so daß sie auf eine so große Entfernung sichtbar waren. Wenn auch durch einen größeren Docht eine größere Quantität Licht entwikelt wird, so ist doch der in einer zur Achse parallelen Richtung reflectirende Theil der Strahlen, der allein ins Auge gelangen kann, der kleinere, da die Flamme die Gränzen des Brennpunktes überschreitet. Die vortheilhafteste Dochtweite läßt sich leicht durch Versuche bestimmen. Je kleiner der Durchmesser des Dochtes, wenn der leztere nur weit genug ist, um von den verkohlten Partikeln nicht verstopft zu werden, auf desto größere Entfernung wird nach Grahams Ansicht das Licht sichtbar seyn, selbst wenn der Docht nur ⅓ oder vielleicht gar nur ¼ Zoll Durchmesser haben sollte. Graham ist auf den Gedanken gekommen, daß sich Laternen dieser Art mit großem Vortheil als Stationssignale bei ausgedehnten trigonometrischen Messungen, welche primäre Dreieke von großer Seitenlänge erfordern, verwenden lassen. Man kann denselben eine rotirende Bewegung ertheilen, so daß sie das Licht in kurzen Zeitintervallen sichtbar machen. Ihre Einfachheit und leichte Behandlung dürfte ihnen für derartige Zweke einen großen Vortheil dem Drummond'schen Licht oder dem Budelicht gegenüber geben, wenn ihr Licht auch nicht so brillant wie die ebengenannten ist. Der Heliotrop, welchen Graham bei Tag anwendete, war ein Rechtek von gutem deutschem Tafelglas, 1 4/5 Zoll lang und 1 1/5 Zoll breit, also von 2 16/100 Quadratzoll reflectirender Oberfläche. Auch er war auf 36 Meilen Entfernung sichtbar.