Titel: Clark's pyro-hydro-pneumatischer Destillirapparat, besonders um das Seewasser trinkbar zu machen.
Fundstelle: Band 90, Jahrgang 1843, Nr. LIX., S. 248
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LIX. Clark's pyro-hydro-pneumatischer Destillirapparat, besonders um das Seewasser trinkbar zu machen. Aus dem Mechanic's Magazine Aug. l843. S. 146. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Clark's pyro-hydro-pneumatischer Destillirapparat. Fig. 35 stellt den Apparat in der einfachen Gestalt dar, in welcher er sich zur Destillation des Seewassers, um dasselbe trinkbar zu machen, eignet. Er schließt in sich 1) eine Cisterne zur Aufnahme des zu behandelnden Wassers; 2) einen Kessel zur Dampferzeugung; 3) Rectificatoren zur Reinigung des Dampfs; 4) einen (pneumatischen) Condensator, um den Dampf in Flüssigkeitsform herzustellen und die Flüssigkeit mit Luft zu schwängern; 5) einen (pneumatischen) Refrigerator zur Abkühlung und fortgesezten Luftimprägnation der Flüssigkeit. A. ist die Speisungscisterne; a eine Röhre, welche durch den selbstregulirenden Inductionsapparat B nach dem Kessel führt. C ist ein starker schmiedeiserner cylindrischer Kessel, welcher in die ringförmige mit einer Flantsche versehene Platte c paßt und zu ⅔ mit Wasser gefüllt ist; D ein cylindrischer Ofen mit dem Roste d, dem Aschenfall e und einer aufwärts führenden Röhre f, durch welche das Brennmaterial aufgegeben wird, und der Rauch entweicht; g eine Fallthür; h das Zugrohr mit einem Dämpfer i zur Regulirung des Feuers; L ein offenes Luftrohr zur Verstärkung des Zuges. g′, g′ sind Probehähne; l ein Hahn zum Abziehen des Schlammes oder Rükstandes; E eine in den Destillirkolben F führende Dampfröhre; G eine auf der Röhre E ruhende Scheibe, welche mittelst Drähten das Gewicht K trägt, und dadurch das Heraussprizen der Flüssigkeit verhütet, wenn der Dampf die Scheibe hebt und entweicht; h′ ein Hahn zum Ablassen des etwa rings um die Röhre E condensirten Wassers; H die von dem Destillirkolben F nach dem Rectificator R1 führende Dampfröhre; n ein an dem Boden des Rectificators angebrachter Hahn; N eine zweite nach dem kleineren Rectificator R2 führende Röhre. Der Rectificator R2 steht mit dem Condensator T in Verbindung, dessen oberen Theil die Speisungscisterne A bildet. Die obere von den drei Dampfkammern t1, t2, t3, ist von dem Wasser in der Cisterne umgeben, dem sie einen gewissen Grad von Wärme mittheilt. Die unterste Kammer t3 endigt sich am Boden in eine Röhre u, in der durchlöcherte Zinkscheiben angebracht sind, durch welche die äußere Luft Zutritt hat. Von der Mitte der Kammer t3 erstrekt sich bis zum obern Theil der Kammer t1 ein senkrechtes Rohr v1 mit zwei Seitenröhren v2 und v3, welches einen constanten, Wärme absorbirenden Luftzug veranlaßt. W, W sind äußere oben weite aber unten sehr enge Röhren, die den Dampf von der Kammer t2 empfangen und das daraus condensirte Wasser in die Kammer t5 träufeln. Diese Röhren befördern die Condensation sehr, es ist daher zwekmäßig möglichst viele solcher Röhren anzubringen. Von dem zweiten Rectificator R2 gelangt der Dampf in die Kammer t2 vermittelst der Röhre w, welche inwendig bis zur Kammer t3 hinaufreicht, und ihre Wärme nach oben sendet, während sie das condensirte Wasser nach unten abträufeln läßt. Von demselben Rectificator geht noch eine andere Röhre z, z in die Höhe, die sich außen um die Cisterne A herumwindet, und sich in den kleinen Cylinder z2 endigt, der seinen Inhalt, namentlich condensirtes Wasser, durch die Röhren z3 und z4 in die Kammern t2 und t3 ergießt. X ist ein hölzerner oder metallener Mantel mit Luftlöchern x, x; Y ist ein Refrigerator, aus drei Abtheilungen y1, y2, y3 bestehend, in deren oberste die Röhre u ihre Flüssigkeit ergießt; diese fließt durch die Röhren b1, b2, in die zweite Abtheilung y2, um sich durch eine Schichte kleiner Kieselsteine nach einer Filtrirbüchse c2 durchzuseihen. Von dieser aus gelangt die Flüssigkeit in die untere Abtheilung y3, wo sie sich als kaltes Wasser ansammelt, um durch den Hahn d2 für den Gebrauch abgelassen zu werden. Ein kleiner Apparat dieser Construction dürfte insbesondere zur Destillation des Meerwassers auf Schiffen von Nuzen seyn. Der Erfinder bemerkt, daß die Brennmaterialconsumtion eines Apparates, welcher im Stande ist 2 bis 3 Gallons frisches und reines Wasser per Stunde zu liefern, nicht mehr als 4 bis 5 Pfd. Kohlen per Stunde beträgt. Dazu kommt noch der Vortheil, daß der obere Theil des Kessels c, wie Fig. 36 zeigt, mit einem Kochapparat versehen werden kann, so daß die Wärme auf doppelte Weise nuzbar verwendet erscheint. Mit diesem Apparate wurden mehrere erfolgreiche praktische Versuche an Bord einiger Kauffahrer angestellt. Soll der Apparat zu Lande zur Rectification spirituöser Flüssigkeiten angewendet werden, so wird er auf die Fig. 38 dargestellte Weise modificirt. Die oberen Dampfkammern und die Cisterne sind nach oben bedeutend erweitert und verlängert und der Rectificator R2 ist weggelassen. Der Rectificator R1 hält zurük und condensirt die Niederschläge, welche durch den Hahn n abgelassen werden können, während der mit einem Hahn versehene Trichter F2 dazu dient, was einer weiteren Rectification bedarf, zurükzugießen. Die in und von diesem Rectificator führenden Röhren sind zur Regulirung des Processes gleichfalls mit Hähnen versehen. Der Refrigerator besizt im vorliegenden Falle, wie Fig. 40 zeigt, nur zwei Abtheilungen; die Kiesellage und das Filtrum sind unnöthig und wenige Luftlöcher hinreichend. Um aus vegetabilischen Substanzen die lösbaren Theile zu extrahiren, wie dieses bei der Bereitung wohlriechender Wasser, parfümirter Oehle u. s. w. vorkommt, kann man sich der Fig. 39 dargestellten Modification des Apparates bedienen. Hier ist der Rectificator R1 nicht nur mit den Hähnen g2 und k2 und dem Trichter h2, sondern auch mit einer verschließbaren Oeffnung versehen, durch welche die vegetabilischen Substanzen eingefüllt werden. Bei jeder frischen Füllung wird der Dampf durch den Hahn g2 auf einige Zeit abgesperrt, so daß er durch das an dem Destillirkolben des Kessels befestigte Sicherheitsventil i2 entweichen kann. Die Cisterne wird mit gewöhnlichem Wasser gefüllt. Der Condensator ist in der Mitte bei G2 angekittet, so daß er sich zum Behuf der Reinigung der inneren Theile nach jedesmaligem Betrieb abnehmen läßt — ein Vortheil, den das Schlangenrohr nicht gewährt. Da die in dem Rectificator R1 befindlichen Vegetabilischen Substanzen nur der Wirkung des Dampfes und einer am Siedepunkt condensirten Wasserschichte ausgesezt werden, so ist das Brenzeln gänzlich beseitigt und die Production wird dadurch bedeutend erhöht. Der Dampf nimmt die flüchtigen Oehle und wohlriechenden Stoffe der Vegetabilien mit sich, während die schweren Theile sich mit dem Condensationswasser verbinden und als Decocte durch den Hahn n abgelassen werden können. Der in Rede stehende Apparat läßt sich auch anwenden, um irgend eine Flüssigkeit mit wohlriechenden Stoffen zu durchdringen. Das Kühlwasser, womit die Cisterne über dem Condensator zur Speisung des Kessels gefüllt wird, dient nur hülfsweise bei dem Condensationsproceß, indem es durch die Dampfkammern bald bis zu einem gewissen Grade erwärmt wird. Man kann es ganz weglassen, wodurch die Wirksamkeit des Condensators etwas reducirt wird, indem er nun eine adäquate Verminderung des über denselben hinwegstreichenden Dampfquantums erfordert. Eine solche Regulirung läßt sich leicht mit Hülfe des in dem Rauchfange angebrachten Dämpfers i oder durch Reduction des aufgegebenen Brennmaterials erzielen. Die Wirksamkeit des Condensators läßt sich indessen durch Vergrößerung der Cisterne und der Dampfkammern t2 und t, insbesondere der leztern bedeutend erhöhen; in diesem Fall wird auch der Rauminhalt des Kessels verhältnißmäßig vergrößert. Soll ein sehr großer Kessel in Anwendung kommen, so können mehrere geräumige Condensatoren mit demselben in Verbindung gebracht werden, wodurch die Wirksamkeit des Apparates, insbesondere bei der Destillation spirituöser Flüssigkeiten, sehr gesteigert werden kann. Die Betriebskosten beschränken sich auf das Brennmaterial und den Arbeitslohn für das Füllen der Cisterne und die Besorgung des Feuers.

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