Titel: | Beschreibung des Lactoskops, eines Instruments zum Messen des Sahne- (Rahm-) Gehalts der Milch; praktisches Verfahren die Verdünnung der Milch mit Wasser zu entdeken; Versuche über den Einfluß des Eises oder der Abkühlung überhaupt auf die Milch; Apparat zur Aufbewahrung der Milch in durch Eis erniedrigter Temperatur, sowohl behufs ihrer Conservation, als um sie auf Reisen mitnehmen zu können. Ein von Hrn. Seguier über eine Abhandlung des Hrn. Donné der französischen Akademie erstatteter Bericht. |
Fundstelle: | Band 90, Jahrgang 1843, Nr. LXVII., S. 303 |
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LXVII.
Beschreibung des Lactoskops, eines Instruments
zum Messen des Sahne- (Rahm-) Gehalts der Milch; praktisches Verfahren die
Verduͤnnung der Milch mit Wasser zu entdeken; Versuche uͤber den Einfluß
des Eises oder der Abkuͤhlung uͤberhaupt auf die Milch; Apparat zur
Aufbewahrung der Milch in durch Eis erniedrigter Temperatur, sowohl behufs ihrer
Conservation, als um sie auf Reisen mitnehmen zu koͤnnen. Ein von Hrn. Seguier uͤber eine
Abhandlung des Hrn. Donné
der franzoͤsischen Akademie erstatteter Bericht.
Aus den Comptes rendus, 1843, 2tes Semester, Nr.
13.
Donné's Beschreibung des Lactoskops.
Um unserm Berichte einige Ordnung zu geben, glauben wir, und zwar in aller Kürze, die
Beschreibung der von Hrn. Donné vorgelegten Apparate
vorausschiken und dann die von der CommissionDieselbe bestand außer dem Berichterstatter aus den HHrn. Thenard, Chevreul, Boussingault und
Regnault. behufs ihrer Prüfung angestellten Versuche
folgen lassen zu müssen.
Der erste dieser Apparate ist das Lactoskop (besser wäre
Galactoskop), mit welchem Instrument durch das bloße
Messen der Undurchsichtigkeit einer Milchschicht der
größere oder kleinere Rahmgehalt dieser Milch erkannt werden kann. Die Basis dieses
Verfahrens ist die Vergleichung der zu prüfenden Milch mit einer Normalmilch, deren
durch die Analyse ermittelte Bestandtheile als Anhaltspunkt bei den Versuchen mit
dem Instrumente dienten.
Das Lactoskop besteht in einem Sehrohr, welches aus zwei über einander zu
schraubenden, concentrischen Röhren zusammengesezt ist. Jede solche Röhre trägt ein
Planglas und die beiden Plangläser können durch das Gewinde zur vollkommenen
Berührung gebracht werden.
Diese Berührung der Gläser wird, sobald sie eintritt, durch das Zusammentreffen einer
auf der einen Röhre befindlichen Null mit einem auf der andern gegenüber
eingravirten Pfeil angezeigt. Den durch das Auseinanderschrauben der Röhren zwischen
den Gläsern entstehenden Raum zeigt eine auf dem Umfang der innern Röhre
verzeichnete Eintheilung an.
Da die Neigung des Schraubengangs sehr gering ist, so gestattet die auf dem Umkreis
eingravirte Eintheilung natürlich auch sehr kleine Quantitäten zu messen, weil
dieser Umkreis, wenn er z. B. in 50 Theile abgetheilt ist, aus dem bei jeder Drehung
um einen Schraubengang (von ½ Millimeter Entfernung) erzeugten Raum 50
Bruchtheile zu machen gestattet.
In den Raum zwischen den beiden Gläsern, welcher nach Belieben veränderlich ist, wird
die zu vergleichende Milch geschüttet. Man nimmt davon so viel, daß eine in kleiner
Distanz, von etwa 1 Meter, angebrachte Wachskerzenflamme nicht mehr hindurch gesehen
werden kann. Das so gefüllte Instrument kömmt zwischen das Auge des Beobachters und
das Licht; indem man dann allmählich die Milchschicht verkleinert, durch langsames
Einschrauben einer Röhre in die andere und Annähern der Gläser, kömmt man bei einer
Dike der Schicht an, durch welche das Bild der Flamme hindurchzubrechen beginnt;
hier hält man inne. Das Ablesen des Verhältnisses zwischen diesem Punkte der
Eintheilung und dem Zeichen des Pfeils gibt die Dike der Schicht in diesem
Augenblike an; schraubt man die Röhren mehreremal aus einander, um der Milchschicht
ihre Undurchsichtigkeit wieder zu geben und führt sie dann wieder auf den Punkt
zurük, bei welchem das Bild wieder zu erscheinen anfängt, und findet man jedesmal
wieder dasselbe Verhältniß zwischen der Abtheilung und dem Pfeil, so kann man sich
von der Richtigkeit der Beobachtung überzeugt halten.
Auf diese Weise verfahrend machte die Commission folgende Erfahrungen:
Beim Einbringen einer kleinen Quantität einer und derselben reinen Milch in mehrere
Lactoskope fanden die Commissäre übereinstimmend, daß zum Unsichtbarmachen des
Bildes der Lichtflamme eine der Ziffer 30 der Eintheilung des Instruments, oder
50/100 Millimeter entsprechende Dike der Milchschicht erforderlich war.
Um sofort zu erfahren, von welchem Einfluß eine Veränderung in der Intensität des
Lichtfocus wäre, begab sich die Commission in ein Zimmer mit geschwärzten Wänden,
welches durch die einzige, zur Beobachtung dienende Kerze beleuchtet war; unter
diesen neuen Umständen mußte die mit der Ziffer 30 bezeichnete Schicht um eine drei
Abtheilungen entsprechende Dike vergrößert werden, um dieselbe Verdunkelung wie im
ersten Fall hervorzubringen; als der Versuch, wie das erstemal, wieder beim
Tageslicht angestellt wurde, mußte die Dike der Schicht auf die Ziffer 30
zurükgebracht werden, um dieselbe Erscheinung zu geben.
Dieses innerhalb Gränzen, welche beim gewöhnlichen Gebrauch eines solchen Instruments
gar nie vorkommen, angestellte Experiment zeigte, daß die Milchschicht, um das Bild der Lichtflamme
in einem finsteren Zimmer eben so zu sehen, wie in einem das Tageslicht von zwei
entgegengesezten Fenstern empfangenden Zimmer, nur um 3/100 Millimeter diker seyn
muß. Dieser, sogar im extremen Fall höchst kleine Unterschied beweist, welche
Sicherheit die erhaltenen Resultate gewähren.
Es wurden hierauf mehrere Milchmuster untersucht, von deren Reinheit man überzeugt
war und dabei gefunden, daß das Instrument, je nach der Beschaffenheit der Milch, um
bis zur Verfinsterung des Flammenbildes zu gelangen, Diken von 114/100, 116/100 bis
7/100 Millimeter angeben kann.
Dieser Versuch bestätigte die Ueberzeugung Ihrer Commissäre von der Möglichkeit einer
außerordentlichen Durchsichtigkeit der Milch, d. h. einer großen Armuth an Rahm,
welche Folge ihrer Beschaffenheit ist, ohne daß ihr betrügerischer Weise, um ihr
Volum zu vergrößern, eine fremdartige Flüssigkeit zugesezt wurde, woraus hervorgeht,
daß das Lactoskop für sich allein diese Art der Verfälschung nicht anzugeben vermag.
Es wurde hierauf zu ermitteln gesucht, welche Veränderungen das allmähliche Zusezen
einer gewissen Quantität Wassers bei einer Milch hervorbringt, deren
Undurchsichtigkeit in reinem Zustande, in dem Augenblike, wo das Flammenbild
sichtbar zu seyn aufhörte, durch die Abtheilung 31 bezeichnet war. Folgende
Resultate wurden dabei erhalten:
Wenn die Dike der Schicht einer gegebenen reinen Milch beim Eintritt der
Undurchsichtigkeit 31/100 Millimeter war, so stieg die Dike dieser Schicht:
auf 32/100, wenn diese Milch mit 1/15 Wasser verduͤnnt
wurde;
von 32/100 auf 33/100 durch Zusaz von 1/10 Wasser;
von 33/100 auf 38/100 durch Vermischung mit 1/7 Wasser.
Ein Schluß-Experiment mit derselben reinen Milch gab genau die erste Ziffer
31/100 wieder.
Bei einem zweiten Versuch gab eine reine Milch, von welcher eine 30/100 Millimeter
entsprechende Schicht zur Verfinsterung des Flammenbildes erforderlich war, nach
Maßgabe ihrer Verdünnung mit Wasser dieselben Erscheinungen nur in folgender
Progression:
20 Gramme Milch von 30 Graden, mit 5 Gram. destillirten Wassers
verduͤnnt, zeigten20 Gramme Milch mit 10 Gram. Wasser
verduͤnnt20 Gramme Milch mit 15 Gram. Wasser
verduͤnnt20 Gramme Milch mit 20 Gram. Wasser
verduͤnnt
35/10046/10054/10061/100
Millimeter.
Ob eine Proportionalität zwischen der vom Lactoskop angezeigten Undurchsichtigkeit
und dem Gehalt der Milch an Butterstoff stattfinde, wurde vom Verfasser nicht
angegeben.
Die Kenntniß dieses Verhältnisses würde einen weitern Nuzen dieses Instrumentes
gewähren, zu welchem man durch eine vergleichungsweise auch mit dem Lactoskop
angestellte Untersuchung einer Reihe Milchsorten von der verschiedensten
Beschaffenheit, deren Zusammensezung vorher durch die chemische Analyse ermittelt
worden wäre, gelangen würde.
Ihre Commissäre konnten sich den lange dauernden Versuchen, welche diese Untersuchung
erheischt hätte, nicht unterziehen, analysirten jedoch drei Sorten Milch von sehr
verschiedenem Rahmgehalt und fanden folgende Verhältnisse:
Die 1ste Milch, welche am Lactoskop 114/100 bis 116/100 zeigte, gab
Butterruͤkstand
0,360
Die 2te Milch, welche am Lactoskop 7/100 zeigte, gab
Butterruͤkstand
5,05
Die 3te Milch, welche am Lactoskop 43/100 zeigte, gab
Butterruͤkstand
1,29.
Diese Verhältnisse, welche sich von der Proportionalität nicht sehr entfernen, lassen
wünschen, daß Versuche in dieser Hinsicht angestellt werden möchten.
In der zweiten Abtheilung seiner Abhandlung lenkt Hr. Dr.
Donné die Aufmerksamkeit der Akademie auf eine
Thatsache, welche er zur Erkennung der Verfälschung der Milch mit Wasser zu benuzen
gedenkt.
Das Serum (die Molke) mehr oder weniger butterreicher Milch hat nach ihm, nach
sorgfältigem Filtriren immer gleiche Dichtigkeit. Wenn dem also ist und das Serum
ein von jenem des Wassers abweichendes normales und unwandelbares specifisches
Gewicht hat, so könnte man wirklich durch bloßes Messen der Dichtigkeit erfahren, ob
das Serum mit einer, in der Dichtigkeit verschiedenen, der Milch fremden Flüssigkeit
verdünnt worden ist.
Um diese Eigenschaft des Serums darzuthun, wiederholte der Verfasser die angegebenen
Versuche vor der Commission. Fünf Milchsorten von sehr verschiedener Constitution
wurden nach einander, vor und nach dem öfters wiederholten Filtriren, am Aräometer
gewogen.
Die Milch
Nr. 1,
welche
vor dem
Filtriren
3 4/5
Gr.
zeigte,
gab
nachher
3;
—
Nr. 2
—
—
—
2 3/5
—
—
—
3;
—
Nr. 3
—
—
—
4
—
—
—
3 1/5;
—
Nr. 4
—
—
—
3 4/5
—
—
—
3 2/5 schwach;
—
Nr. 5
—
—
—
3 3/5
—
—
—
3 1/5.
Es zeigten also Milchsorten mit Buttergehalt in den verschiedensten Verhältnissen,
wie 5,05 Grammen und 0,360 Grammen, welche am Lactoskop von 4/100 bis 14/100
Millimeter entfernte Grade angaben, am Aräometer doch nur mit 3 4/5 Grad und 2 3/5
Grad ausgedrükte Dichtigkeits-Verschiedenheiten. Daraus geht aber nur hervor,
daß das Aräometer kein hinlänglich empfindliches Instrument ist, um so höchst
unbedeutende Dichtigkeits-Verschiedenheiten zu messen und auf
unwidersprechliche Weise eine solche Eigenschaft des Serums zu beweisen.
Im dritten Theil seiner Abhandlung beschreibt Hr. Donné
seine mechanischen Vorkehrungen zur Herstellung eines Recipienten (Gefäßes), um
Milch mit Beibehaltung aller ihrer Eigenschaften lange Zeit hindurch aufbewahren zu
können. Die Grundideen, welche ihn dabei leiteten, waren 1) die Milch auf niederer
Temperatur zu erhalten, 2) Verhinderung der Abscheidung ihrer Bestandtheile in Folge
der Verschiedenheit ihres specifischen Gewichts, indem er der Masse der
aufzubewahrenden Milch eine Bewegung mittheilt, durch welche die obern Schichten,
ohne geschüttelt oder rasch umgerührt zu werden, den Raum der untern einnehmen.
Dieses Milchreservoir besteht aus einem Metallcylinder, welcher äußerlich mit Holz
oder einer andern, die Wärme schlecht leitenden Substanz umgeben ist; in der Mitte
seiner Höhe sind zwei Zapfen angebracht und durch ihn geht concentrisch eine
metallene Röhre.
Befindet sich nun die Milch in diesem Apparat, so bringt man eine gewisse Quantität
Eis in die Mittelröhre; durch eine umstürzende Bewegung des Gefäßes auf seinen von
einem Gestell getragenen Zapfen werden alle Theile der Milch wohl durcheinander
gemischt; die Erniedrigung der Temperatur wird durch rechtzeitige Erneuerung des
Eises erhalten; so wie die Neigung der Bestandtheile der Milch sich vermöge ihrer
verschiedenen specifischen Schwere abzuscheiden, durch das Umstürzen des Apparats zu
bestimmten Zeiten bekämpft wird.
Im lezten Theil seiner Abhandlung beschreibt Hr. Dr. Donné seinen Apparat zur Conservation der Milch auf dem
Transport, wenn es sich darum handelt, sie weit von dem Orte ihrer Production zu
verführen. Das Transportgefäß ist ein metallener Cylinder von etwa 50 Liter
Rauminhalt; derselbe ist in einem gewissen Abstand von einer hölzernen Hülle
(Mantel) umgeben; in der Mitte geht eine Röhre durch die ganze Höhe des Gefäßes;
zwei große Mündungen gestatten auf leichte Weise die innerliche Reinigung. Diese
Mündungen sowohl, als die der Mittelröhre, in welche das Eis kömmt, werden mit
Schraubenstöpseln verstopft. Der mit Boden und Dekel versehene hölzerne Mantel des
Behälters gewährt hinlänglichen Raum, damit man um das Gefäß herum und über dasselbe eine
gewisse Menge zerstoßenen Eises einschieben kann.
Unter diesen Umständen wurden auf einem nicht hängenden Karren 50 Liter Milch
transportirt und zur Vergleichung ein gewöhnliches Gefäß von etwa 15 Liter
Rauminhalt voll Milch mitgegeben, bei welchem keine anderen Vorsichtsmaßregeln als
die gewöhnlichen der Milchhändler getroffen worden waren.
Folgendes haben wir über die Dauer und das Resultat des Versuchs zu berichten:
Am 21. August um 10 Uhr Morgens wurden 50 Liter in Gegenwart eines der Commissäre
gemolkener Milch in den Apparat gebracht; die ursprüngliche Temperatur derselben von
38° C. wurde vorläufig durch Eintauchen des Gefäßes, in welchem die Milch
aufgefangen worden war, in Brunnenwasser auf 25° C. erniedrigt.
15 Kilogramme Eis, welche in die Mittelröhre und oben auf das Transportgefäß gebracht
wurden, waren zur weitern Erniedrigung der Temperatur der Milch bestimmt; im
Augenblik, wo der Apparat verschlossen und versiegelt wurde, zeigte die Milch noch
16° C.
Dieser Apparat und das Controlgefäß, nämlich ein metallener Milchtopf, wie sich deren
die Milchhändler gewöhnlich bedienen, wurden 5 Stunden nacheinander in einem nicht
hängenden Karren gezogen. Sodann wurde die Milch beider Gefäße untersucht und in
gutem Zustand befunden; nur ließ diejenige im gewöhnlichen Gefäß auf ihrer
Oberfläche schon eine dünne Schicht Butter wahrnehmen. Es wurden frische 10 Kilogr.
Eis in die Mittelröhre gebracht; das vorher hineingebrachte war völlig
zergangen.
Beide Gefäße ließ man die ganze Nacht hindurch in einem Keller und ihr Inhalt, am
andern Morgen wieder untersucht, wurde in gutem Zustand befunden. Die Temperatur der
im Apparat enthaltenen Milch war über Nacht um 3° gesunken. 10 Kilogr. Eis
wurden dem gestrigen zugesezt, welches noch nicht ganz geschmolzen war und die
beiden Gefäße neuerdings 8 aufeinanderfolgende Stunden der Circulation auf einem
nicht hängenden Fuhrwerk ausgesezt. Nach dieser zweiten Probe wurden beide Gefäße
Abends 10 Uhr geöffnet; das des Dr. Donné enthielt eine Milch im besten Zustand, der
gewöhnliche Milchtopf aber eine saure, umgeschlagene Milch. Die Milch des Apparats
wurde den folgenden Tag über im Keller aufbewahrt mit einer kleinen Quantität Eis,
dessen Schmelzen der Milch allmählich zu gerinnen gestattete.
Um
10
Uhr hatte sie eine Temperatur von
10°,
die Temp. der Umgebung war
21°;
—
3
—
—
—
—
6°
—
—
—
—
21°;
—
7½
—
—
—
—
8°
—
—
—
—
20°.
Am andern Morgen um 8 Uhr war die Temperatur der Milch bis auf 13° C.
gestiegen, die umgebende Luft hatte 19,5° C. Sie hatte sich noch im
befriedigendsten Zustand erhalten. Eine Quantität dieser Milch, welche Hr. Dr. Donné unter Zusaz einer
kleinen Menge Eises in sein Drehgefäß gebracht hatte, war am 25sten noch sehr gut.
Der Versuch hatte am 21. August um 10 Uhr Morgens begonnen.
Im Wesentlichen geht also aus unsern Untersuchungen folgendes hervor: Hr. Dr. Donné construirte ein
Instrument, womit die mehr oder weniger große Menge Rahms in der Milch schnell und
leicht bemessen werden kann; diese Art, den Werth der Milch ausschließlich durch
ihren Rahmgehalt zu beurtheilen, ist zwar schon längst bekannt; vor der Anwendung
des Lactoskops aber konnte derselbe, außer durch chemische Analysen, die zu
langwierig und zu schwierig sind, um den Anforderungen des Handels in jedem
Augenblik zu entsprechen, nicht anders ermittelt werden, als durch das Messen der
Dichtigkeit der Milch mittelst des Aräometers, oder mittelst Bestimmung des Volums
des Rahms durch die langsame Abscheidung desselben in einer graduirten Röhre. Beide
Verfahren aber haben große Fehler; das erstere, mit dem Aräometer nämlich, gibt nur
die Resultante aller Bestandtheile der Milch; man brauchte daher nur einem
derselben, z. B. dem Rahm, eine kleinere Quantität einer specifisch schwereren
Substanz, etwa Wasser, wenn auch reines, zu substituiren, um sie bei gleicher
Dichtigkeit zu erhalten und den Mangel der entzogenen Substanz nicht entdekt zu
sehen.
Das andere Verfahren war eben so trügerisch; es bestand darin, daß man Milch in ein
cylindrisches Probirgläschen goß und die Dike der in die Höhe gestiegenen
Rahmschicht maß; aber auch hier braucht nur eine gewisse Menge reines Wasser,
vorzüglich Kleienwasser, zugesezt zu werden, um eine schnellere Abscheidung der
Kügelchen von dem flüssigen Theil zu veranlassen. Bei Prüfung einer mit Wasser
verdünnten Milch würde man daher, wenn sie nach Verlauf einer zu kurzen Zeit
angestellt würde, als daß der Rahm einer reinen Milch schon gestiegen wäre, wegen
der oben erwähnten, die Abscheidung befördernden Einwirkung des Wassers auf die
Milch, der verdünnten Milch den Vorzug geben, wenn man dieses Abmessen der Dike der
Rahmschicht allein als Prüfungsmittel anwenden würde.
Das neue Instrument des Hrn. Donné beruht auf dem
mikroskopischen Studium der Milch, welches ergibt, daß dieses organische Product
hauptsächlich aus einer durchsichtigen Flüssigkeit und aus Kügelchen einer fetten
Substanz von runder Gestalt und verschiedenen Durchmessern besteht.
Da nun die Milch ihre Undurchsichtigkeit den darin enthaltenen Fettkügelchen
verdankt, so konnte die Messung dieser Undurchsichtigkeit zur Erkennung des mehr
oder weniger großen Gehalts irgend einer Milch an dieser Fettsubstanz mit Vortheil
benuzt werden.
Aus dem Allem geht hervor:
1) daß das Instrument des Hrn. Donné schneller und
annähernder als die andern bisher hiezu benuzten Instrumente anzugeben vermag,
welche von zwei unverfälschten oder mit Wasser verdünnten Milchsorten mehr Rahm
enthält;
2) daß dieses Instrument den Oekonomen sehr nüzlich werben kann, weil es sie in den
Stand sezt, den Einfluß der Nahrung auf die Erzeugung des Rahms bei den Milchkühen
bis zu einem gewissen Punkte kennen zu lernen;
3) daß, wenn man die Grade bestimmt, welche eine gute Milch am Instrumente anzeigt,
es immer leicht zu erkennen seyn wird, ob eine andere Milchsorte diesem Zustande
entspricht und folglich ob die zu prüfende Milch ziemlich gleichviel Rahm enthält
wie die Normalmilch; der Commission ist kein Mittel bekannt, der Milch
Undurchsichtigkeit zu geben, ohne daß der Zusaz der dazu dienenden Substanzen bald
an den Tag käme, entweder durch ihre Abscheidung oder durch ihren Geruch oder
Geschmak; wenn ein solches Mittel existirte oder gefunden würde, so könnte das
Lactoskop allein zur Entdekung einer Verfälschung nicht mehr ausreichen;
4) daß der Apparat, in welchem Hr. Donné die Milch durch
Abkühlen conservirt, wie voraus zu sehen war, die versprochenen Resultate liefert,
daß aber die Commission nicht gemeint ist, den Kostenpunkt davon zu beurtheilen;
5) daß die vom Verfasser über die Dichtigkeit des Serums angestellten Versuche nicht
den exforderlichen Grad von Genauigkeit haben, um zu beweisen, daß diese Dichtigkeit
sich immer gleich bleibt, von welcher Milch das Serum auch kommen mag.
In Anbetracht, daß die Abhandlung des Hrn. Donné mehrere
sehr interessante Bemerkungen darbietet, beantragt die Commission, daß die Akademie
dem Verfasser für die Mittheilung seiner Arbeit ihren Dank aussprechen soll.Das Instrument Donné's, um die Milch vermittelst
ihrer Durchsichtigkeit auf ihre Reinheit zu pruͤfen, indem man
bestimmt, bei welcher Dike diese Fluͤssigkeit das Licht einer Kerze
erloͤscht oder nicht mehr
hindurchlaͤßt, veranlaßte eine lange Discussion in der Pariser
Akademie der Wissenschaften. Das Resultat derselben war, daß die
Bestimmungen mittelst dieses Instruments keineswegs auf absolute
Schaͤrfe Anspruch machen koͤnnen, daß es aber allen
Araͤometern, Galactometern etc., welche bisher zur Pruͤfung
der Milch benuzt wurden, bei weitem vorzuziehen und durch dasselbe Jedermann
in Stand gesezt sey, auf eine leichte und schnelle Weise den Gehalt einer Milch an fetten
Bestandtheilen zu bestimmen.A. d. R.