Titel: | Technisch-chemische Notizen; von Dr. Elsner. |
Fundstelle: | Band 90, Jahrgang 1843, Nr. LXVIII., S. 311 |
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LXVIII.
Technisch-chemische Notizen; von Dr.
Elsner.
Elsner's technisch-chemische Notizen.
1) Karmoisinrothe Lakfarbe.
Es wurde mir vor einiger Zeit eine schöne karmoisinrothe
Lakfarbe mit dem Ersuchen übergeben, dieselbe chemisch zu untersuchen. Bei dieser
Analyse ergab sich, daß dieselbe aus einer chemischen Verbindung von Zinnoxyd mit einem rothen
Farbstoff bestand, welcher seinen Reactionen nach zu schließen dem
Farbestoff des Rothholzes angehören mußte; auch ist bekannt, daß die Auflösung des
Zinnsalzes mit Rothholzabkochungen schöne rothe Niederschläge gibt, wie ja auch
schon die rothe Dinte ein Beweis dafür ist, zu welcher nach einigen Vorschriften
ebenfalls Zinnsalzlösung hinzugesezt wird, wobei aber der entstehende rothe
Niederschlag, aus Zinnoxydfarbstoff bestehend, durch den Zusaz von
Gummiarabicum-Lösung in der Flüssigkeit schwebend erhalten wird. —
Wahrscheinlich war daher diese rothe Lakfarbe, die mir unter dem Namen
„russisches Roth“ übergeben wurde, so bereitet worden, daß
zu einer Abkochung von Rothholz Zinnsalzlösung hinzugesezt worden war; der
entstandene Niederschlag wurde nun ausgesüßt und im Schatten getroknet. Uebrigens
fand ich diese Verbindung von Zinnoxyd mit Farbstoff so innig, daß dieselbe durch
einen anhaltenden Strom von Schwefelwasserstoffgas nicht zersezt wurde, wie dieses
bei ähnlichen farbigen Verbindungen mit Bleioxyd gewöhnlich der Fall ist, wie ich
dieses schon vor mehreren Jahren gefunden habe, als ich den rothen Farbestoff in den
Blüthen der Blumen und in den vom Herbste roth gefärbten Blättern untersuchte.
(Vergl. Schweigger Jahrb. der Chemie Bd. LXV 1832.)
2) Ueber Vergoldung und Versilberung
durch Eintauchen.
Bekanntlich hat Hr. Levol (im polyt. Journal Bd. LXXXVIII S.
364) einen Goldsud für Silber und Bronze in Vorschlag gebracht.
Für silberne Gegenstände besteht dieser Goldsud aus einer
Auflösung von Schwefelcyangold in Schwefelcyankalium-Lösung, und für
Gegenstände aus Bronze, Messing gefertiget, aus der gewöhnlichen
Cyangoldkalium-Auflösung; beide Lösungen werden zum Sieden gebracht, und in
die respectiven Flüssigkeiten die vorher gut gereinigten Objecte eingetaucht; nach
einigen Secunden ist die Vergoldung derselben beendigt.
Ich habe diese Angaben geprüft und gefunden, daß die Vergoldung des Silbers durch
eine siedende Lösung von Schwefelcyangoldkalium eine schwärzlich gelbe Farbe zeigt,
daher diese Methode den Elkington'schen Sud (mit
doppeltkohlensaurer Kalilösung und Goldchlorid) oder die Contactvergoldungsmethode
des Silbers nicht ersezen kann.
Sehr gut vergolden sich binnen einigen Secunden Objecte von Bronze oder Messing, wenn
dieselben in eine siedende Lösung von Cyankaliumgold eingetaucht werden — die
Gegenstände dürfen nicht länger als einige Secunden in der siedenden Lösung
verweilen, sie werden sonst mißfarbig; sie werden herausgenommen, abgetroknet und
halten die Politur aus, aber der Goldniederschlag ist nur ein sehr dünner, der durch fortgeseztes Sieden nicht vermehrt werden kann. Levol gibt an, daß durch diese Goldflüssigkeit Silber
sich nicht vergolde — welches ich auch gefunden habe, wobei ich aber bemerke,
daß die Vergoldung sogleich eintritt, wenn der silberne Gegenstand entweder mit
einem Zink- oder Kupferstabe berührt wird; die Vergoldung wird dann ganz gut,
und die Vergoldungsflüssigkeit mittelst Schwefelcyankalium ist demnach ganz
entbehrlich. Uebrigens bemerke ich hiebei, daß ich schon 1840 gefunden habe, daß
Stahl sowohl wie Kupfer, vorher recht blank gepuzt, beide schon dadurch sich
vergolden, wenn sie in eine mit Wasser verdünnte Goldchlorid-Lösung, die mit
kohlensaurem Natron neutralisirt worden war, einige Zeit eingelegt wurden, ohne alle
Erwärmung und ohne alle Anwendung einer galvanischen Erregung. (Siehe polytechn.
Journal Bd. LXXX S.
144.)
Daß Gegenstände aus Bronze oder Messing gefertigt in einer siedenden Lösung von
Cyansilberkalium (erhalten durch Eingießen von salpetersaurer Silberlösung in eine
Cyankalium-Lösung, bis der entstandene Niederschlag (Cyansilber) wieder
aufgelöst wird) versilbert werden können, ist in Deutschland schon vor den
Mittheilungen Levol's bekannt gewesen.
3. Ueber den relativen Werth der
erwärmenden Kraft der Braunkohle.
Der große Werth der Braunkohlen als Feuermaterial wird immer mehr und mehr anerkannt,
besonders da es, wie die Erfahrung der neuesten Zeit bewiesen hat, möglich ist, in
gut ziehenden Stubenöfen dieselben als gewöhnliches Ersazmittel für das so
kostspielige Holz brennen zu können. Wird in den Herd eines gewöhnlichen
Kachel-Stubenofens ein schmaler Rost eingelegt und für eine Zugöffnung unter dem Rost gesorgt,
so brennen die Braunkohlen mit heller Gluth und geben eine lokere weiße Asche; ist
die Asche roth, so hat die Braunkohle Schwefelkies oder schon gebildeten
Eisenvitriol enthalten; solche Kohle entwikelt auch schweflige Säure, welche
besonders bei Kessel- und Blasenfeuerungen sehr leicht den Boden der Apparate
angreifen kann; ein ähnlicher Fall ist mir vor einigen Jahren bei der Untersuchung
eines sehr guten Torfs aus Niederschlesien vorgekommen,
welcher beim Verbrennen viel schwefligsaures Gas entwikelte, welches den Boden einer
großen kupfernen Brennblase sehr angegriffen hatte. Da es nun, den relativen
Heizwerth der Braunkohle zu wissen, wohl von Interesse wäre, so suchte ich in den
mir bekannten Tabellen über die Heizwerthe verschiedener Brennstoffe den Werth der
Braunkohle auf, fand jedoch einen solchen nicht; ich erlaube mir daher, bevor der
relative Heizwerth der Braunkohle durch Versuche gefunden worden ist, denselben auf
nachstehende Weise aufzustellen, bemerke jedoch, daß wenn Jemandem solche Versuche
bekannt seyn sollten, gewiß die Mittheilungen ihrer Resultate mit vielem Interesse
werden gelesen werden. Bekannt sind die Heizwerthe von lufttrokenem Holz und
Steinkohlen. Stimmt nun die chemische Zusammensezung der Braunkohle mehr mit dem
einen als mit den anderen der genannten Materialien überein, so dürfte der Schluß
nicht allzugewagt seyn, wenn man annimmt, daß auch der Heizwerth der Braunkohle
demjenigen am meisten nahe kommen dürfe, mit dem sie die ähnlichste chemische
Constitution hat.
Die Zusammensezung von lufttrokenem Holz ist nach Gay-Lussac und Thenard 52,53 Kohlenstoff. 5,69 Wasserst. 41,78 Sauerst.
Die Zusammensezung einer guten Schieferkohle nach Karsten
78,39
—
3,20
—
17,77
—
Die Zusammensezung einer guten Braunkohle nach Karsten
77,10
—
2,54
—
19,35
—
(1,00 erdige Theile.)
In der chemischen Zusammensezung stimmt hienach die Braunkohle am meisten mit der
Steinkohle überein, sie würde daher nach der oben aufgestellten Ansicht dem
relativen Heizwerth einer Steinkohle am nächsten kommen.
Nun ist folgendes aus den Versuchen Clement's bekannt:
1 Pfd. lufttrokenes Holz erwärmt
36,66 Pfd.
Wasser von 0° bis auf 100° Cels.
1 Pfd. Steinkohle mittlerer Qualität erwärmt
60 Pfd.
Wasser von 0° bis auf 100° Cels.
Ist daher die oben aufgestellte Ansicht richtig, so würde auch die Braunkohle in
ihrem relativen Heizwerth der Steinkohle wenigstens weit näher als dem Holze stehen
— ein Umstand mehr, welcher für die praktische Anwendung und Verwendung der
Braunkohlen als Erwärmungsmaterial spricht und ihren Werth immer mehr sichert.
Es versteht sich wohl von selbst, daß diese Schäzung eine nur annähernde seyn kann,
und sie soll auch nur als Vergleich einigen Werth haben, bis genaue Untersuchungen
über diesen Gegenstand unternommen worden sind, die es gewiß seiner zeitgemäßen
Bedeutung in großem Maaße verdient. (Berliner Gewerbe-, Industrie- und
Handelsblatt, Nov. 1843, Nr. 4 u. 6.)