Titel: | Beschreibung der oscillirenden Maschinen des von Boulton, Watt und Comp. erbauten sicilianischen Dampfbootes „Antelope“ und der Methode die Dampfmaschine mit den Schaufelrädern in und außer Verbindung zu sezen. |
Fundstelle: | Band 90, Jahrgang 1843, Nr. LXXIV., S. 346 |
Download: | XML |
LXXIV.
Beschreibung der oscillirenden Maschinen des von
Boulton, Watt und Comp. erbauten
sicilianischen Dampfbootes „Antelope“ und der Methode die
Dampfmaschine mit den Schaufelraͤdern in und außer Verbindung zu
sezen.
Aus dem Mechanics' Magazine Jul. 1843. S.
34.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Beschreibung der oscillirenden Maschinen des sicilianischen
Dampfbootes „Antelope“.
In gegenwärtigem Jahre verließen zwei schöne für den Dienst der sicilianischen
Regierung bestimmte Dampfboote kleinerer Gattung, der „Rondini“
und die „Antelope“ die Themse. Die Schiffe wurden von Hrn. Pitcher zu Northfleet, die Maschinen von den HHrn. Boulton, Watt und Comp. gebaut. Beide Schiffe besizen
gleiche Größe und nominelle Maschinenkraft, und sind nur darin von einander
verschieden, daß der Rondini mit Balanciermaschinen gewöhnlicher Construction, die
Antelope dagegen mit oscillirenden Maschinen nach einem von Boulton, Watt und Comp. neuerdings patentirten Systeme versehen ist. Die
Annahme oscillirender Cylinder hatte bei der Antelope eine Ersparniß von 6 Fuß in
der Länge an Maschinenraum und von 7 Tonnen Gewicht zur Folge. Der Durchmesser der
Cylinder beträgt 43¾ Zoll.
Die Construction dieser Maschinen ist in den Abbildungen Fig. 6, 7, 8 und 9 dargestellt. Fig. 6 ist ein
Frontaufriß und Fig.
7 ein Grundriß in der Linie der Cylinderdekel. A und B sind die beiden Cylinder, zwischen
denen die beiden Luftpumpen C, C und die beiden
Condensatoren D, D angeordnet sind. Beide Cylinder
stehen, wie der Endaufriß Fig. 8 und der unbedekte
Theil des Grundrisses Fig. 9 zeigt, jeder für
sich mit einer Luftpumpe und einem Condensator in Verbindung. Durch diese
Einrichtung sind beide Cylinder vollkommen unabhängig von einander, so daß wenn die
eine beschädigt werden sollte, die andere immer noch gute Dienste leisten
kann—ein Vortheil, welcher für Seefahrzeuge von großer Wichtigkeit ist. E ist ein kleiner schmiedeiserner Balancier, welcher die
Luftpumpen in Thätigkeit sezt. K, K, Fig. 9, sind die
Eductionsröhren; die Vertiefungen für die Liederung derselben sind konisch
gestaltet, damit die Liederung besser comprimirt und dadurch luftdichter gemacht
werden könne.
Beide Dampfboote, die Antelope und der Rondini sind mit einem neuen von den HHrn. Boulton, Watt und Comp. patentirten Apparate versehen, um
die Maschinen mit den Schaufelrädern in und außer Verbindung sezen zu können. Die
Construction dieses Apparates ist in den Abbildungen Fig. 10, 11, 12 und 13 dargestellt. Fig. 10 ist
ein senkrechter Durchschnitt und Fig. 11 ein Querschnitt
der zur Erläuterung dieser Anordnung nöthigen Theile. A
ist die Radwelle; B eine an die leztere festgekeilte
guß- oder schmiedeiserne Scheibe; C eine Scheibe
von gleicher Größe und aus gleichem Material wie B,
welche lose auf dem Aeußeren der Hülse der Scheibe B
sizt. Beide Scheiben A und B
sind in den Figuren
12 und 13 abgesondert dargestellt, P ist ein an dem
Umfange der Scheibe C angebrachtes und zur Aufnahme des
Kurbelzapfens P2
bestimmtes Auge. An der inneren Oberfläche von C sind
mehrere Haken a, a, a angebracht, die sich um Zapfen b, b, b drehen und an den Enden ihrer Arme c, c, c Schlize besizen zur Aufnahme der nachher zu
erwähnenden Bolzen p. Zur Aufnahme der Haken a, a, a sind in die Peripherien beider Scheiben
Vertiefungen geschnitten, und so angeordnet, daß wenn irgend ein Haken in eine
Vertiefung fällt, auch die andern gleichzeitig in die für sie bestimmten
Vertiefungen fallen, D ist eine bewegliche Scheibe oder
ein Ring, der auf die Hülse der Scheibe C paßt, und an
seiner inneren Fläche Stifte besizt, welche in die Schlize b,
b, b der oben erwähnten Hakenarme greifen. An der Peripherie dieses Ringes
sind mehrere Oeffnungen d, d, d angebracht, in die ein
Hebel gestekt werden kann, mit dessen Hülfe man den Ring so weit umdrehen kann, als
nöthig ist, um sämmtliche Haken in oder außer Eingriff zu bringen. Die Größe dieser
Drehung wird durch die Wirkung einer an den Ring D
befestigten Feder e regulirt. F, Fig.
13, ist ein Bremsring nebst Apparat um ihn in Wirksamkeit zu sezen, wenn
die Radwelle eingestellt und mit der Maschine in Verbindung gesezt werden soll
— eine Operation, welche unter gewöhnlichen Umständen eine oder zwei Minuten
Zeit erfordert.