Titel: | Bauverfahren zur Verhütung der Feuchtigkeit in den Wohnungen; von Hrn. Valadon, Architekt in Paris. |
Fundstelle: | Band 90, Jahrgang 1843, Nr. LXXIX., S. 360 |
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LXXIX.
Bauverfahren zur Verhuͤtung der
Feuchtigkeit in den Wohnungen; von Hrn. Valadon, Architekt in
Paris.
Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Jul. 1843,
S. 280.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Valadon's Bauverfahren zur Verhütung der Feuchtigkeit in den
Wohnungen.
Wenn der Grund bis 20 Centimeter zum äußern Boden herauf gebaut ist, gleicht man ihn
waagerecht ab und überzieht ihn mit einem Gypsanwurf, macht hierauf mit größter
Genauigkeit den Grundriß aller Mauern, Fachwände und Zwischenmauern. Ist dieß
geschehen, so werden Bretterverschläge gemacht, deren Höhe sich nach der Höhe des
innern Bodens richtet, die nämlich 20 Centimeter über diesen hinaufgehen. Das zum
Bau dienende Material hält man so nahe als möglich bei diesen Verschlägen, damit
keine Zeit verloren geht zum Nachtheil der Operation. Wenn alles so vorgerichtet
ist, beginnt man den Bau in diesen Kästen.
Ein von zwei Handlangern bedienter Arbeiter breitet über den Gypsanwurf eine
beiläufig 1,50 Meter lange Asphaltschicht aus, um auf dieselbe die Steine aufreihen,
richtig legen und befestigen zu können und bestreicht das Ganze; fährt so fort mit
der ersten Steinschicht in den dazu vorbereiteten Kästen und macht es eben so mit
den übrigen Schichten, bis er die Höhe der Kästen erreicht hat.
Man läßt nun erkalten, ehe man die die Verschläge bildenden Bretter abnimmt; zu
dieser Erkaltung sind, damit sie vollkommen stattfindet, je nach der Dike der
Mauern, 12 bis 24 Stunden erforderlich; nach deren Verlauf kann mit dem Ueberbau in
beliebiger Weise fortgefahren werden.
Am besten eignet sich zu dieser Bauart der (zu Mühlsteinen dienende) Kieseltuff wegen
seiner Nauhigkeit und Wasscrdichtheit.
Unter allen künstlichen Steinen ist hiezu am vorteilhaftesten der burgundische
Bakstein anzuwenden.
Bei guter Führung der Arbeit kann jedoch auch poröses Material, wie z. B. der weiche
Ziegelstein, angewandt werden; nur kein Kalkstein.
Das mit Asphalt zu bewerfende Material muß nothwendig ganz troken seyn.
Da man die mit Asphalt beworfenen Theile des Bauwerks wegen der Farbe dieses
Materials nicht immer frei stehen lassen kann, werden sie sowohl außen als innerhalb
der Wohnung verkleidet. Aeußerlich bedient man sich dazu mit Vortheil harter
Steinplatten, die man mit Asphalt einläßt, welchen Kitt man 8 Cent. über diese
Steine hervortreten läßt, um dadurch eine Bodenfläche zu bilden, welche mit dem
Anwurf oder dem darauf gelegten Stein bedekt wird. Innen geht es viel einfacher;
hier braucht man nur 10 Cent. über dem Boden mit dem Gyps- oder Mörtelanwurf
einzuhalten und das Fußgesims (die Lamperie) über dem Asphalt festzunageln; so kann
keine Feuchtigkeit in die Höhe steigen.
Um die aus dem Boden in die Parquetböden oder das Steinpflaster aufsteigende
Feuchtigkeit zu vermeiden, braucht man nur ein Estrich von Asphalt zu legen, welches
auf besagte Art mit dem Mauerwerk zusammengekittet wird.
Diese Bauart ist sehr dauerhaft und dem Senken weniger ausgesezt, als jene mit
Kalk- oder Gypsmörtel-Bewerfung.
Der Schaden durch Feuersbrunst ist geringer bei dem Bau mit Erdharz als bei dem mit
Kalkstein, welcher sich viel schneller ausbrennt.
Das vorgeschlagene Verfahren, dessen guter Erfolg sich durch mehrere Versuche
bewährte, ist einfach, da es einzig und allein in der Anwendung des Asphalts als
Mörtel besteht, unter sorgfältiger Auswahl des Baumaterials und Beobachtung der
angegebenen Vorsichtsmaßregeln.
Die Kosten dieser Bauart im Vergleich mit jenen der gewöhnlichen Bauverfahren
übersteigen leztere nicht viel. Bei einem 45000 Fr. kostenden Bau war der Mehrbetrag
1000 Fr. Der Asphalt wurde an Ort und Stelle nach Maßgabe des Verbrauchs
zugerichtet. Bei einem Bau von 10000 Fr. war der Unterschied 400 Fr. Hier wurde der
Asphalt ganz zugerichtet gekauft und kostete das Doppelte des an Ort und Stelle
zugerichteten.
Erklärung der Abbildungen.
Fig. 29 ist
der Grundriß eines Fensterpfeilers von Asphalt und Kieseltuff.
Fig. 30 der
Höhendurchschnitt auf der Linie A B des Grundrisses.
Fig. 31 der
Grundriß eines Bretterverschlags.
C Grundmauer von Bruchstein, D Mauer von Asphalt und Kieseltuff. E
Bruchsteinmauer im Aufriß. F Steinplatte der Verkleidung
über dem Asphalt. G Asphaltguß zwischen der bekleidenden
Steinplatte und der Mauer, H Gyps- oder
Kalkmörtel-Anwurf, außerhalb auf der Bruchsteinmauer. I Gyps-
oder Kalkmörtel-Anwurf. innen auf der Bruchsteinmauer und einem Theil der
Asphaltmauer. J hölzernes Fußgesims (Lamperie), auf eine
an den Asphalt gekittete Leiste genagelt. K auf Rippen gelegter Parquetboden.