Titel: Ueber Aufbewahrung der Seidenraupeneier; von Theodor Mögling.
Fundstelle: Band 90, Jahrgang 1843, Nr. LXXXIV., S. 376
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LXXXIV. Ueber Aufbewahrung der Seidenraupeneier; von Theodor Moͤgling. Aus Riecke's Wochenblatt fuͤr Land- und Hauswirthschaft etc., 1843, Nr. 47. Mögling's über Aufbewahrung der Seidenraupeneier. Im verflossenen Sommer kamen viele Seidenzüchter in großen Schaden dadurch, daß sie Eier auf die Brut brachten, welche den Winter über oder unmittelbar vor der Brut nicht gut behandelt worden waren. Die Folge der falschen Behandlung war, daß entweder gar keine oder nur ganz wenige Raupen aus den Eiern auskrochen und daß die Ernte sehr gering ausfiel, weil zu wenig Raupen da waren. Freilich trug auch der ganz außerordentlich ungünstige naßkalte Sommer viel dazu bei, daß die Resultate der heurigen Zucht schlecht waren, indem die Blätter der Maulbeerpflanzen in Folge der großen Feuchtigkeit des Bodens ganz kraftlos waren, aber doch war auch ein Hauptgrund die falsche Behandlung der Eier. Um nun die Seidenzüchter vor allem künftigen derartigen Schaden zu bewahren, will ich meine Art, die Seidenraupeneier über Winter aufzubewahren, angeben. Nachdem ich unter meinen Cocons die schönsten zur Nachzucht ausgewählt habe, rüste ich ein Stük Baumwollenzeug, dessen Gewicht genau bestimmt wird. So wie die Schmetterlinge aus den Cocons herauskommen, wird das Tuch in schräger Richtung aufgehängt und dann werden die Schmetterlinge paarweise darauf gesezt. So wie die Begattung vollendet ist, legen die Weibchen ihre Eier so fest auf das Tuch, daß sie nur mit einiger Anstrengung weggebracht werden können. Es werden so lange Schmetterlinge auf das Tuch gesezt, bis lezteres mit Eiern dicht besezt ist und zwar auf beiden Seiten. Ist dieß der Fall, so werden keine Schmetterlinge mehr aufgesezt und nach ein paar Tagen, wenn die Eier die aschgraue Farbe angenommen haben, die etwa noch vorhandenen Schmetterlinge abgeschüttelt, das Tuch aber einigemal durch Wasser gezogen, um die auf demselben befindlichen Unreinigkeiten abzuschwemmen. Das Tuch wird hierauf wieder im Schatten getroknet und dann in dem Zimmer, in welchem die Raupen erzogen wurden, so aufgehängt, daß es segelförmig ausgespannt und gegen alle Angriffe der Mäuse, welche den Seidenraupeneiern leidenschaftlich nachstellen, gesichert ist. Die äußere Luft muß von allen Seiten auf die Eier einwirken können. Wird das Zimmer, in welchem die Raupen erzogen werden, außer der Zeit der Erziehung zu andern Zweken benüzt, so kann man die Eier in jeder luftigen Kammer eben so gut aufbewahren; sind die Eier aber in dem Raupereizimmer, so müssen von Zeit zu Zeit, besonders wenn es kalt ist, Fenster geöffnet werden, damit keine dumpfe Luft in dem Zimmer entsteht. Die Kälte schadet den Eiern gar nichts, ist ihnen im Gegentheil ganz gesund. Wenn im Frühjahr die Vegetation sich zu regen beginnt, so werden die Eier mit dem Tuch in ganz gut schließende blecherne Kapseln gebracht und entweder in einer Eisgrube oder in einem sehr kalten Keller aufbewahrt, bis man sie auf die Brut bringen will. Im Falle man die Eier weder in einem kalten Keller, noch in einer Eisgrube aufbewahren kann, bringt man sie am besten in große gläserne Flaschen, welche man sehr gut verkittet. Ist dieß geschehen, so wird die Flasche in einen Brunnen, der sehr kaltes Wasser hat, oder in eine kalte Quelle versenkt, wobei man der Flasche natürlich einen schweren Körper anhängen muß, daß sie unter Wasser bleibt. Auf diese Art erhalten sich die Eier ganz gut, bis man sie zur Brut verwendet. Camille Beauvais hat auf leztere Art Eier zwei Jahre lang ganz gut aufbewahrt. Die Eier dürfen, wenn sie auf die Brut gebracht werden sollen, nicht sogleich von der Kälte in die Wärme kommen, weil ihnen ein sehr schneller Uebergang von einer Temperatur in die andere schaden würde; sie werden deßhalb vorerst an einen kühlen Ort und erst nach und nach in die Wärme gebracht.