Titel: | Verbesserungen im Einbinden der Bücher und in den dabei in Anwendung kommenden Apparaten oder Maschinen, worauf sich Thomas Richards, Buchbinder in Liverpool, am 15. April 1842 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. VII., S. 15 |
Download: | XML |
VII.
Verbesserungen im Einbinden der Buͤcher
und in den dabei in Anwendung kommenden Apparaten oder Maschinen, worauf sich Thomas Richards, Buchbinder in
Liverpool, am 15. April 1842 ein Patent
ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of arts. Okt. 1843, S.
157.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Richards' Verbesserungen im Einbinden der Bücher.
Den Gegenstand vorliegender Verbesserungen bildet
1) die Anordnung eines Mechanismus, um eine Anzahl Papierbogen auf eine neue
eigenthümliche Weise zu einem Buche zusammen zuheften, anstatt dieselben aus freier
Hand zu binden;
2) die eigenthümliche Einrichtung dieses Mechanismus, welcher in einem Tische
besteht, der sich hin- und herschieben läßt, um jeden Papierbogen einzeln in
die Maschine zu führen; ferner in einer Anzahl Nadelhälter, welche die Nadeln mit
ihren Fäden diesen Bögen darbieten. Eine Reihe beweglicher Zangen erfaßt die Nadeln,
zieht si durch die Papierbogen und führt sie nach ihren Hältern zurük. Hebelarme
legen endlich jeden Bogen regelmäßig auf die vorhergehenden Bögen, wodurch eine
Sammlung zusammengehefteter Bögen oder ein Buch entsteht, welches nur noch des
äußeren Einbandes bedarf.
Fig. 44 stellt
die Maschine in der Frontansicht dar;
Fig. 45
liefert einen senkrechten Querschnitt derselben nach der Linie A B, Fig. 44 und
Fig. 46 einen
Aufriß der Maschine von der Seite der Treibrolle aus betrachtet. Folgendes ist die
nähere Construction des Apparates. Die beiden Endgestelle a, a, welche an die Säulen oder Träger b, b festgeschraubt sind,
tragen die Wellen c, d und
e in Lagern. c ist die
Treibwelle, an deren einem Ende sich eine Rolle befindet, die vermittelst eines
Riemens von einem Tretschämel aus, oder auf irgend eine andere zwekdienliche Weise
umgetrieben wird. An dieser Welle sizen zwei excentrische Scheiben g, g, welche den Zwek haben,
den in den senkrechten Rinnen i, i des Endgestells a, a gleitenden Rahmen h, h auf- und nieder zu bewegen. An den Rahmen h ist die Schiene k, k befestigt und an diese ist eine Reihe sich federnder Zangen l, l, l geschraubt. Die Zangen I werden vermittelst
eines Excentricums m, Fig. 45, nach Innen gegen
die Schiene k gedrükt, indem das Excentricum die
halbrunde Schiene n, n mit
Hülfe der Verbindungshebel o, o um einen gewissen Bogen dreht. Diese Schiene ist an dem Rahmen h angeordnet, und wird durch die Theile p, p mit den Federzangen in
dichter Berührung erhalten. An der Welle e sind drei Systeme von
excentrischen Scheiben angeordnet; die Excentriken q und
r dienen zur wechselweisen Hin- und
Herbewegung der Nadelschienen oder Hälter s, s′, indem sie gegen die Schwanzstüke t, t′ wirken, welche
an die Nadelstangen befestigt sind, die in den horizontalen Rinnen u, u des Endgestelles a, a gleiten. Die
Excentriken v, v haben den
Zwek, die Preßschiene w, w
auf- und nieder zu bewegen.
Die Preßschiene ist eingekerbt, um den Nadeln den Durchgang zu gestatten; sie drükt
das Blatt gegen die Nadelspizen und leitet dasselbe nachher mit Hülfe der
Hebelcombination x, x′ unter dieselben. An dem Stirnrade z,
Fig. 46,
befindet sich ein Kurbelzapfen y, welcher die Tafel 1,
1, worauf das zu heftende Blatt liegt, mit Hülfe der Parallelbewegung 3, 3, 3 auf
den Schienen 2, 2 in hin- und hergehende Bewegung versezt. Sämmtliche
Bewegungen werden vermittelst der Getriebe 4, 4, 4 der Winkelgetriebe 5, 5 und der
diagonalen Welle 6 von der Treibrolle hergeleitet. Jedes einzelne einzuheftende
Blatt muß vorher einzeln gefaltet und mit einem der Länge nach in der Falte dicht
anliegenden gummirten Faden versehen werden; die Enden dieses Fadens werden, wie die
Linie 7, 7, Fig.
47, zeigt, in der Nähe des oberen und unteren Endes durch den Rüken des
Bogens gezogen.
Das Heften mit Kreuzstichen geschieht durch die Maschine auf folgende Weise.
Angenommen, die Treibrolle f drehe sich nach der
Richtung des Pfeils Fig. 46, so veranlaßt das an der Welle c
befindliche Getriebe c durch seinen Eingriff in das
Stirnrad z, den Kurbelzapfen y, die Tafel 1 mit dem gefalteten Blatt, welches den oben erwähnten Faden
enthält, einwärts zu ziehen, bis die Tafel an einen Aufhälter stößt, der ihr
gestattet, den Rüken des Blattes gerade hinreichend über die in einem der
Nadelhälter s befindlichen Nadelreihen zu legen (während
sich die andere Nadelnreihe dahinter befindet), so daß die Nadeln beim Durchstechen
des Blattes den im Blatte liegenden Faden zwischen den Winkel des Blattes und den
senkrechten durchgezogenen Faden fassen. Die Schienen v,
v haben während ihrer Drehung die mit ihnen in
Berührung befindlichen Hebel x, x niedergedrükt und mit Hülfe der Hebel x′, x′ die Preßschiene w, w gerade über den Bogen
gehoben (Fig.
45) und veranlassen nun leztere Schiene niederzugehen und dadurch den
Bogen gegen die Nadelspizen zu drüken, so daß dieselben durch das Papier
hervorragen. Zugleich bewegen die excentrischen Scheiben g, g den Rahmen h,
h abwärts, bis die offenen Zangen t, t die Nadeln aufnehmen.
Das Excentricum m ertheilt der halbrunden Schiene n, n mit Hülfe der Hebel o, o eine Drehung und preßt
dadurch die federnden Zangen dicht gegen die Nadeln, so daß diese zwischen den Zangen
und der Rükschiene k gehalten werden. Die continuelle
Thätigkeit der excentrischen Scheiben g, g erhebt nun den Nahmen h,
h mit seinen die Nadeln festhaltenden Zangen und
zieht die Nadeln mit ihren Fäden aufwärts durch den zusammengelegten Bogen, während
die gegen die Stangen t, t
wirkenden Federn 8, 8 die Nadelschiene s, s etwas rükwärts oder der Preßschiene w aus dem Weg ziehen. Diese Schiene sinkt nun dadurch,
daß die Hebel x, x den
größten Durchmesser der excentrischen Scheiben v, v verlassen, herab, drükt dadurch den angehefteten Bogen
nieder und legt ihn auf die darunter befindliche Bogenschichte 9. Die Tafel, auf der
die Bogen auf einander geschichet liegen, ist so eingerichtet, daß sie nach Maßgabe
der sich anhäufenden Bogen leicht nach der Länge des Fadens adjustirt werden kann.
Der äußere Durchmesser der Excentrics r, r ertheilt nun der Nadelschiene s, s eine rükgängige Bewegung, worauf die
Excentrics g, g den Rahmen
h, h niederlassen und
die Nadeln wieder in die Schiene s, s absezen. Der das Excentricum m verlassende Hebel o dreht nun die flache
Seite der Welle n, n gegen
die Federzangen l, l und
gestattet denselben beim Niedergang des Rahmens h die
Nadeln frei zu lassen. Es sind, wie man bemerken wird, zwei Nadelnhälter s, s′ vorhanden,
jeder mit einer besondern Nadelreihe, und die Einrichtung ist so getroffen, daß die
Nadelnhälter wechselweise wirken. Diese Anordnung der Nadeln hat den Zwek, daß
abwechselnd die einen Bögen an einer und derselben Stelle, die andern jedesmal in
den Zwischenräumen geheftet werden; folglich tritt die eine Reihe der senkrechten
Fäden innerhalb des longitudinalen Fadens, die andere Reihe außerhalb desselben
durch den gefalteten Bogen. Zur näheren Erläuterung dieser Operation nehme man die
Skizze Fig.
48 zu Hülfe, worin a, a die zusammengefalteten Papierbögen und die kleinen in der Falte
befindlichen Kreischen den Querschnitt der erwähnten Längenfäden vorstellen; die
punktirte Schlangenlinie zeigt den Weg des einen von der ersten Nadelnreihe s durchgezogenen Fadens, die ausgezogene Schlangenlinie
den Weg des andern von der zweiten Nadelnreihe s′
durchgezogenen Fadens; beide Fäden stellen einen dicht gehefteten Rüken her, worin
jeder einzelne Bogen gut befestigt ist.
Während sich nun die Tafel 1 mit einem andern gefalteten und zu heftenden Bogen
nähert, schieben die Excentrics q und Hebel t′ die andern Nadelnhälter s′ vorwärts, worauf auch dieser Bogen ganz dieselbe Operation
erfährt, nur daß diese Fäden in den Zwischenräumen zwischen den Fäden des
vorhergehenden Blattes durchgezogen werden. Nachdem sich in dieser Weise die Bögen
in der gehörigen
Quantität angehäuft haben, ist, das Buch bis auf den äußeren Einband fertig.