Titel: | Verbesserungen an Chronometern und andern Uhren, worauf sich Edward John Dent, Chronometerfabrikant zu London, Cockspur-street, am 21. März 1842 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. XLVI., S. 175 |
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XLVI.
Verbesserungen an Chronometern und andern Uhren,
worauf sich Edward John
Dent, Chronometerfabrikant zu London, Cockspur-street, am 21. Maͤrz 1842 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Dec. 1843,
S. 358.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Dent's Verbesserungen an Chronometern etc.
Diese Erfindung hat zum Zwek, durch eine continuelle Correction die Fehler zu
beseitigen, welche durch die Spannung der Unruhefeder entstehen, indem diese nicht
in gleichem Maaße dem Geseze der Zu- und Abnahme bei verschiedenen
Temperaturen folgt, wie dem Geseze, dem die correspondirende Zu- und Abnahme
der Trägheit der Unruhe untergeordnet ist. So kommt es denn, daß das Verhältniß,
welches zwischen der Spannung und dem Beharrungsvermögen unveränderlich besteht,
nicht durchgängig beibehalten wird. Deßhalb ist die wechselseitige Beziehung
zwischen diesen beiden eine für den genauen Gang eines Chronometers bei
verschiedenen Temperaturen durchaus unerläßliche Bedingung. Man hat die Beobachtung
gemacht, daß durch Vernachlässigung dieser wichtigen Bedingung der Gang von
Chronometern gewöhnlicher Construction, mit Ausnahme der beiden entgegengesezten
Extreme der Temperatur, zwischen diesen Temperaturen beschleunigt oder zu beiden
Seiten einer mittleren Temperatur verzögert wurde. Die Erfindung, welche ich nun zur
Reife gebracht habe, hat seit dem Jahre 1829, wo ich von der Regierung für die
bisher unübertroffene Leistung meines Chronometers den ersten Preis erhielt,
unausgesezt meine Aufmerksamkeit beschäftigt. Die auf Befehl der Regierung
angeordnete und veröffentlichte Vergleichung des Ganges der Chronometer leitete mich
auf den Schluß, daß in dem Princip ihrer Construction irgend ein bestimmter Fehler
liege, indem der Gang der besten Chronometer an den beiden Extremen der Temperatur
eine Verzögerung zeigte. Qbgleich sich verschiedene Künstler bemüht haben, diese
Verzögerung an den Extremen der Temperatur zu beseitigen, so scheinen doch ihre
Bemühungen keinen Erfolg gehabt zu haben, indem sie die wirkliche Quelle jenes
Fehlers, nämlich das Bedürfniß einer Gleichförmigkeit zwischen der Spannung und dem
Beharrungsvermögen nicht ermittelten. Der Fehler wird erklärlich, wenn man bedenkt,
daß die Compensationsgewichte der Unruhe bei dem gewöhnlichen Chronometer sich bei
einer Temperaturzunahme nicht hinreichend dem Mittelpunkte der Bewegung nähern und
dadurch eine Verzögerung des Ganges veranlassen, daß sie auf der andern Seite in
Folge einer Temperaturabnahme sich zu weit von dem Mittelpunkte der Bewegung
entfernen, und so denselben Fehler im entgegengesezten Extrem veranlassen. Die Natur
dieses Fehlers läßt sich durch folgende Versuche erläutern. Aus mühsamen Versuchen
mit einer stählernen Unruhefeder, die ich in der Absicht anstellte, nicht nur die
Größe der Veränderung zwischen 32 und 100 Grad Fahrenheit (0° und 30°
Reaumur) zu bestimmen, sondern auch zu ermitteln, nach welchem Geseze gewisse
Zu- oder Abnahmen der Wärme zwischen diesen Punkten auf die Schwingungsdauer
Einfluß haben, hat sich mir die Thatsache herausgestellt, daß die Schwingungszeiten
für gleiche Zu- und Abnahmen der Wärme ziemlich gleichmäßig sich verändern.
Nachdem auf diese Weise das Gesez, welches den Fehler in der Unruhefeder veranlaßt,
bestimmt ist, so entdeken wir mit Berüksichtigung des mathematischen Gesezes, daß
die Schwingungszeiten sich mit dem Quadrate des Abstandes von dem Centrum der
Bewegung ändern, die Ursache der unverhältnißmäßigen Thätigkeit in der Compensation
der Gewichte, daß sie nämlich in dem einen Falle sich zu weit von dem Mittelpunkte
entfernen und in dem andern Falle sich demselben nicht hinreichend nähern.
Meine Erfindung nun hat die Bestimmung, den bezeichneten Fehler zu rectificiren,
indem ich der gewöhnlichen Compensation, welche die primäre heißen mag, noch eine secundäre
continuelle Compensation beifüge, welche die Compensationsgewichte über irgend einer
Streke bewegt, so daß die Schwingungszeiten mit der veränderlichen Spannung der
Unruhefeder übereinstimmen. Zur näheren Erläuterung der Principien, worauf meine
Verbesserungen sich gründen, habe ich in den beigegebenen Abbildungen verschiedene
Modificationen meiner Erfindung vergrößert dargestellt.
Fig. 12 zeigt
den Grundriß einer Compensationsunruhe, in welcher die beiden Compensationsgewichte
durch ein primäres und secundäres Compensationsstük getragen werden, welche zur
Erleichterung der Anschauung als gerade dargestellt sind. In der Ausführung gebe ich
diesen Stüken häufig eine krumme Gestalt, oder stelle die primäre und secundäre
Compensation aus einem krummen Stüke her. a ist eine
einfache Unruhestange aus Messing oder einem andern nicht magnetischen Metalle; b sind zwei primäre Compensationsstüke aus Messing und
Stahl oder andern geeigneten Metallen, die nahe an den Enden der Unruhestange a befestigt sind und parallel zu einander gegen den
Mittelpunkt hin gerichtet sind; c zwei secundäre
Compensationsstüke, die an die freien Enden der primären Stüke b befestigt sind und sich in diametraler Richtung
auswärts erstreken. Das Messing dieser Stüke liegt in beiden Fällen an der inneren
Seite, der Stahl an der äußeren Seite des Winkels; d die
Compensationsgewichte; e die Gewichte zur Veränderung
der Schwingungsdauer (the timing weights). Die Theile
b nenne ich die primäre Compensation, weil sie den
Zwek haben, das Beharrungsvermögen dadurch zu verändern, daß sie bei einer Zunahme
der Temperatur die Compensationsgewichte d dem Centrum
der Bewegung nähern, und im umgekehrten Falle entfernen. Es ist wohl zu bemerken,
daß dieses als die einzige Adjustirung zu betrachten ist, welche der gewöhnliche
Chronometer besizt, um die Mängel der Unruhefeder zu corrigiren. Ich habe oben
bemerkt, daß die Compensationsgewichte der gewöhnlichen Construction bei einer
Abnahme der Temperatur nicht weit genug gegen das Centrum der Bewegung hinrüken,
während sie bei einer Abnahme der Temperatur sich zu weit von demselben
entfernen.
Ich will nun erläutern, wie ich die Correction dieses Fehlers bewerkstellige. Die
Compensationsstüke c bewegen bei einer
Temperaturveränderung die Compensationsgewichte d in
einer mit dem Mittelpunkte der Bewegung beinahe concentrischen Richtung, und bringen
dadurch rüksichtlich der Schwingungsdauer nur eine geringe oder gar keine Aenderung
hervor. Diese Theile nenne ich die continuellen secundären Compensationsstüke. Ihre
Thätigkeit beschränkt sich darauf, die Compensationsgewichte d in eine Lage zu bringen, welche berechnet ist, die Trägheit in einem
geometrischen Verhältnisse zu verändern, wenn sie durch die primären
Compensationsstüke bewegt werden. Bei einer Zunahme der Temperatur wird z. B. das
Gewicht von der Vereinigungsstelle des primären Compensationsstükes b mit der Stange a weiter
entfernt, und da die von dem Schwerpunkte des Compensationsgewichtes d nach der Verbindungsstelle mit der Stange a gezogene punktirte Linie f
in Folge der Temperaturerhöhung sich verlängert, so nähert sich das
Compensationsgewicht d dem Mittelpunkte der Bewegung
rascher, wogegen in Folge einer Abnahme der Temperatur dieselbe Linie f und mit ihr der wirksame Hebelarm sich verkürzt, so
daß das Compensationsgewicht d nicht so weit oder so
rasch von dem Centrum der Bewegung entfernt wird.
Fig. 13 stellt
den Grundriß einer Unruhe dar, bei welcher die primäre und secundäre Compensation
auf jeder Seite der Unruhe durch ein gekrümmtes Stük bewerkstelligt wird. g ist die Unruhe aus Messing oder einem andern
nichtmagnetischen Metalle; h sind zwei über den
Unruhekranz sich erhebende Theile, welche die Träger der Compensation bilden; k, l, m zwei Metallstreifen von solcher Krümmung, daß sie die Wirkung der
primären und secundären Compensationsstüke b und c, Fig. 12, vereinigen; der
Theil von k bis l entspricht
dem primären, und der Theil von l bis m dem secundären continuellen Compensationsstüke in Fig. 12; n sind zwei einfache stählerne Verlängerungen der Enden
der Compensationsstüke; p zwei an diese Verlängerungen
geschraubte Compensationsgewichte; q vier Gewichte zur
Veränderung der Schwingungsdauer.
Fig. 14 ist
eine perspectivische Ansicht von derselben Unruhe.
Um diese Unruhe rüksichtlich der secundären Compensation zu reguliren, wenn der
Chronometer bei den Extremen der Temperatur in Vergleich mit der mittleren schneller
geht, muß das secundäre Compensationsstük verkürzt und die Zeit mit Hülfe der an den
Enden der Stange angebrachten Schrauben wieder hergestellt werden; geht der
Chronometer bei den Extremen der Temperatur langsamer, so muß das entgegengesezte
Verfahren befolgt werden. Die gewöhnliche Adjustirung nach der Temperatur wird durch
Verschiebung der Gewichte p längs der Verlängerungen n bewerkstelligt. In den Figuren 12, 13 und 14 sind die
Compensationsgewichte als in einer Ebene rechtwinkelig zur Bewegungsachse sich
bewegend dargestellt; allein einen ähnlichen Erfolg erreiche ich auch dadurch, daß
ich die Compensationsgewichte in einer Ebene sich bewegen lasse, die durch die
Bewegungsachse geht. Diese Methode will ich nun erläutern.
Fig. 15 stellt
eine diesem Princip gemäß construirte Unruhe dar; r ist
ein an der Unruhespindel befestigter diametraler Compensationsstab aus Messing und
Stahl zusammengesezt, das Messing an der unteren Seite. Diese Anordnung ist bei dem
gewöhnlichen Chronometer das einzige Compensationsmittel, während sie bei mir nur
die Stelle der primären Compensation vertritt. s sind
zwei an den Enden der Stange befestigte Klöze zur Aufnahme der secundären
Compensationsstüke; t zwei secundäre Compensationsstüke,
jedes aus zwei Paaren hakenförmig gebogener Streifen, welche so an einander genietet
sind, daß die Kniee in entgegengesezter Richtung liegen. Das Messing liegt an der
inneren, der Stahl an der äußeren Seite. u sind zwei an
die Enden der oberen Streifenpaare befestigte Stangen, welche die Träger der
Gewichte bilden. Diese Stangen endigen sich in Schrauben, an welchen sich die
Gewichte v zur Adjustirung ihrer Höhen auf- und
niederschrauben lassen. In Folge dieser Anordnung bewegen sich die Gewichte stets in
einer Linie senkrecht zu der Mitte des an dem Ende des Stabes befindlichen Klozes.
Bei Zunahme der Temperatur vergrößert sich der Abstand zwischen jedem Haken und
dadurch entfernt sich das Compensationsgewicht von dem Unruhestab. Diese
Vergrößerung sezt mit Hülfe meiner secundären Compensation die primäre in den Stand,
das Gewicht längs einer größeren Streke mit beschleunigter Geschwindigkeit gegen den
Mittelpunkt der Bewegung hinzubewegen, während bei einer Abnahme der Temperatur der
entgegengesezte Erfolg
stattfindet. Diese Veränderung der Geschwindigkeit und des Abstandes gegen den
Mittelpunkt der Bewegung und von demselben hinweg, könnte unmöglich erzielt werden,
wenn das Gewicht an einem starren, unbeweglichen Träger angebracht würde, der an dem
Unruhestab befestigt wäre, wie dieß bei gewöhnlichen Chronometer-Unruhen in
der Regel der Fall ist.
Es ist zu bemerken, daß die Bögen der secundären Compensationsstüke in schiefer
Richtnng oder quer zur Länge des Stabes r stehen können,
ohne daß dadurch die Perpendicularität der Bewegung der Gewichte eine Aenderung
erleidet.
Fig. 16 ist
die perspectivische Ansicht einer Unruhe von derselben Art wie Fig. 15; aber im
vorliegenden Falle stehen die hakenförmigen Compensationsstüke rechtwinkelig zum
primären Compensationsstab, was eine wesentliche Bedingung dieser Construction ist,
weil ein einfaches hakenförmiges Compensationsstük das Gewicht nicht senkrecht von
dem Ende des Stabes aus erhebt. Der Bogen des Hakens sollte daher in eine Lage
gebracht werden, welche das Gewicht so erhebt, daß dadurch eine möglichst geringe
Veränderung des Beharrungsvermögens veranlaßt wird. Um die secundäre Compensation
der Unruhen Fig.
15 und 16 im Falle eines Ueberschreitens der Gränzen zu adjustiren, müssen die
hakenförmigen Streifen kürzer oder diker, und im entgegengesezten Falle länger oder
dünner gemacht werden. Die primäre Compensation wird dadurch adjustirt, daß man die
Höhe des Gewichtes v an der Schraube u auf die gewöhnliche Weise verändert.
Der zweite Theil meiner Erfindung besteht in der Einführung einer
Aufzugs-Hemmung (remontoire escapement), in einem
Chronometer, wobei die Aufzugfeder in regelmäßigen Intervallen vermittelst eines
Räderwerks durch die Hauptfeder aufgezogen wird und der Unruhe mit Hülfe des
Treibhemmungsrades einen unveränderlichen Impuls ertheilt. Das Princip dieser
neuerdings in einem Chronometer eingeführten Hemmung kann als das nämliche angesehen
werden, welches vor Kurzem von Hrn. G. B. Airy, königl.
Astronom, erfunden wurde. Dieser versah mich mit Zeichnungen, mit deren Benüzung ich
neuerdings die erste astronomische Uhr, welche diese Hemmung enthält, construirt
habe. Da Hr. Airy seine Erfindung dem Publicum überlassen
hat, so habe ich die auf einen Chronometer anwendbaren Theile ausgewählt, und es ist
mir gelungen, die gewöhnliche abgesonderte Hemmung beizubehalten und sie durch
Verbindung mit gewissen Anordnungen in eine Aufzughemmung zu verwandeln. Das
Resultat dieser Combination ist: daß die Unruhe durch das Treib-Hemmungsrad
einen constanten Impuls ohne irgend einen Seitendruk erhält. Um diesen Zwek zu erreichen, wird ein
zweites Hemmungsrad eingeführt, dem ich den Namen Train-Hemmungsrad gebe.
Dieses Rad dreht sich concentrisch mit dem Treib-Hemmungsrad; beide Räder
haben ihre separate Achse in einer und derselben geraden Linie.
Fig. 17 stellt
einen mit meiner Modification von Airy's Hemmung
versehenen Chronometer im Aufriß dar;
Fig. 18 ist
ein Durchschnitt durch die Linie der Achsen beider Hemmungsräder;
Fig. 19 der
Grundriß beider Hemmungsräder, welcher eine abgesonderte Hemmung und einen Theil
einer Hebelhemmung zeigt;
Fig. 20 der
Grundriß beider Hemmungsräder mit einem Theil einer doppelten Hemmung;
Fig. 20b der Grundriß eines Theils des zu einer
detachirten Hemmung gehörigen Hemmungsrades mit der Schlußfeder und Hrn. Airy's Hemmflügel (checking
pallet).
In den Figuren
17, 18, 19, 20 und 20b beziehen sich gleiche
Buchstaben auf entsprechende Theile. a ist das Getriebe
des Train-Hemmungsrades; dieses ist in Fig. 17 als ein solides,
in einer Pfanne sich drehendes, dagegen in Fig. 18 als ein hohles
Getriebe dargestellt, welches sich frei um eine feste Spindel b dreht; c (Fig. 17 und 18) das an dem
oberen Ende des Getriebes a befestigte
Train-Hemmungsrad; d ein an den oberen Theil des
Stiftes b befestigter Schraubenkopf, in dessen Mitte der
Edelstein befestigt ist, welcher den unteren Zapfen des Treib-Hemmungsrades
aufnimmt, dessen oberer Zapfen, wie gewöhnlich, in der Platte spielt; e das Treib-Hemmungsrad; f eine spiralförmige Aufzugsfeder, welche das Train-Hemmungsrad mit
dem Treib-Hemmungsrade verbindet, um der Unruhe einen unveränderlichen Impuls
zu ertheilen; g die gewöhnliche Hemmfeder, durch welche
der Hemmflügel geht, um bei jeder Schwingung der Unruhe die Zähne des
Train-Hemmungsrades c aufzufangen; h der zu beiden Seiten der Hemmfeder dergestalt
hervorragende Hemmflügel, daß er gleichzeitig in beide Hemmungsräder eingreift.
Ich habe hier zu bemerken, daß die Methode, die Hemmung durch die Unruhe auszulösen,
ganz dieselbe ist, wie bei der gewöhnlichen detachirten Hemmung, nur daß anstatt
eines Hemmungsrades bei jeder Schwingung zwei, nämlich die Räder c und e gleichzeitig
ausgelöst werden. k, Fig. 20b, ist ein an der Hemmfeder befestigter
Hemmstift, welcher verhütet, daß bei jeder Auslösung mehr als ein Zahn des Rades c vorübergehe; l sind Zähne,
die, wie bei der Doppelhemmung, von der Oberfläche des Train-Hemmungsrades
c
aufwärts ragen. Sie
liegen so nahe wie möglich an dem äußeren Umfange des Rades und gewähren dem Flügel
k eben nur den hinreichenden Raum, um zwischen ihnen
und den Spizen des Hemmungsrades c zu entweichen; m ein Theil der gewöhnlichen Hebelhemmung, um das
Train-Hemmungsrad zu hemmen und auszulösen.