Titel: | Keely's und Alliot's patentirte Centrifugaltrokenmaschine. |
Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. XLVIII., S. 182 |
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XLVIII.
Keely's und Alliot's patentirte Centrifugaltrokenmaschine.
Aus dem Mechanics' Magazine, Okt. 1843, S.
258.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Keely's nnd Alliot's Centrifugaltrokenmaschine.
Der Gedanke Stoffe und Zeuge aller Art dadurch zu troknen, daß man sie in eine rasche
Rotation versezt und dadurch den in ihnen enthaltenen flüssigen Theilchen ein
starkes Centrifugalbestreben ertheilt, ist nicht neu, denn vor vorliegendem Patente
sind zu diesem Zweke schon zwei oder drei Maschinen construirt worden, jedoch nur
mit theilweisem Erfolge, und zwar wegen der Schwierigkeit, eine Maschine so zu
construiren, daß ihre Theile bei der zum Troknen der Gegenstände nöthigen großen
Geschwindigkeit zusammenhalten. Es kam in Frankreich der Fall vor, daß bei einer
Maschine dieser Art (der Caron'schen), welcher man eine
Rotationsgeschwindigkeit von 300 Umdrehungen in einer Minute ertheilt hatte, eine
Platte in tangentialer Richtung abflog und dem Aufseher den Kopf glatt abschnitt.
Bei dem zu beschreibenden Apparate, welcher mit vollkommener Sicherheit eine
Geschwindigkeit von 1500 bis 2000 Umdrehungen in der Minute zuläßt, ist diese
Schwierigkeit durch eine glüklich ausgedachte Combination vollständig beseitigt. Der
Erfinder derselben ist ein Preuße, Namens Seyrig, welcher
das Patent den oben genannten Herren überließ.
Fig. 22 ist
ein senkrechter Durchschnitt dieser Maschine. A, A ist das Gestell, B eine
verticale Welle, die sich auf dem Stege b in einer
Pfanne a dreht und an ihrem oberen Ende einen
Frictionskegel c enthält, mit dessen Hülfe sie auf die
unten zu erläuternde Weise in Rotation gesezt wird. C
ist eine Trommel mit zwei concentrischen Abtheilungen oder Kammern d, e, welche die Welle B lose umschließt, und wenn sie nicht in Bewegung ist,
auf zwei kegelförmigen Hervorragungen f, s der Welle ruht. Beide Kammern besizen einen
gemeinschaftlichen metallenen Boden und sind jede an ihren Seiten von einem
fortlaufenden verzinnten Eisendraht umgeben, dessen nahe bei einander liegende
Windungen durch angelöthete transversale Metallstreifen verbunden sind. Der Dekel
der inneren Kammer wird mittelst Schrauben und Schraubenmuttern an einen eisernen
Ring befestigt, welcher die Drahtgitterseiten oben zusammenhält; der Dekel der
äußeren Kammer e dagegen, welche allein die zu
troknenden Gegenstände aufnimmt, ist zum Abnehmen eingerichtet und besizt an der
äußeren und inneren Peripherie einen Kranz, so daß wenn der Dekel befestigt wird,
der innere Kranz gegen die äußere Seite der inneren Kammer drükt und der äußere Kranz über die
Seiten der äußeren Kammer greift. Wenn die Maschine in Thätigkeit gesezt werden
soll, so wird der Dekel der äußeren Kammer mittelst Bolzen noch weiter befestigt.
Die Seiten der inneren Kammer d sind durch Verlängerung
der oben genannten metallenen Querstreifen durch Löthung und Nietung derselben an
die Platte, mit dem Boden verbunden. Die Drahtseiten der äußeren Kammer werden oben
durch einen eisernen Ring, an den sie genietet und gelöthet sind, zusammengehalten
und dadurch mit der Bodenplatte verbunden, daß man diese über die Seiten heraufbiegt
und an dieselben festlöthet und nietet, D ist ein in der
Kammer d aufgehängter Regulator; die zwei belasteten
Arme h, h sind an ihren
Ellbogen frei um Zapfen drehbar, die an der oberen Platte der Trommel befestigt
sind, und lehnen sich mit ihren oberen Enden gegen einen von der Welle
hervorspringenden Kranz. E ist ein Mantel, welcher die
ganze Trommel, die obere Seite ausgenommen, umgibt und zur Aufnahme des von den zu
troknenden Gegenständen abgeschleuderten Wassers dient; er ist an das Gerüst A, A befestigt. Bei y befindet sich ein Zapfen zum Ablassen des Wassers, und
an dem Boden eine Oeffnung, in welche eine Röhre eingefügt werden kann, um warme
Luft zuzulassen. Wenn die verticale Welle B in Rotation
gesezt wird, so nimmt sie die Trommel mit sich, und nach Maaßgabe der
Geschwindigkeit erlangen die in den Gütern enthaltenen flüssigen Partikelchen eine
centrifugale Tendenz. Da nun aber die Centrifugalwirkung im Falle einer ungleichen
Vertheilung des Gewichtes einen schädlichen erschütternden Einfluß auf die
Centralwelle B äußern und bei den zum schnellen Troknen
der Stoffe erforderlichen bedeutenden Geschwindigkeiten eine wirkliche Zerstörung
der Maschine herbeiführen könnte, so ist zur Vermeidung solcher Folgen der Regulator
eingeführt. Denn mit zunehmender Geschwindigkeit der Welle gehen die Arme des
Regulators auseinander und heben allmählich die Trommel C aus ihren kegelförmigen Lagern f, g in die Höhe. Dadurch wird die Trommel frei, so daß sie
nun den Schwerpunkt der Massen mit dem Rotationsmittelpunkt von selbst in Coincidenz
bringt. Um ein allzuplözliches Steigen der Trommel zu vermeiden, ist unmittelbar
über dem konischen Träger g eine Spiralfeder an die
Welle befestigt, und um die Trommel noch weiter im Gleichgewichtszustande zu
erhalten, ist sie in der Mitte von einem hohlen Ring oder Gürtel umgeben, von
welchem die Figuren
23 und 24 einen Grundriß und Durchschnitt liefern. Dieser Ring ist ungefähr zur
Hälfte mit Wasser gefüllt. Sollten nun die zu troknenden Gegenstände nach einer
Seite hin das Uebergewicht haben, so dient das Gewicht des nach der entgegengesezten
Seite des rotirenden Ringes hinfließenden Wassers mehr oder weniger dazu, diesem
Uebergewichte entgegen zu wirken. Dieser Erfolg wird noch begünstigt, wenn man das
Innere des Ringes in zwei oder mehrere Canäle abtheilt. G ist eine Röhre, durch welche Dampf oder heiße Luft in das Innere der
Trommel zugelassen werden kann, wenn man das Troknen der Gegenstände auf diesem Wege
beschleunigen will. Zu dem Ende ist der Boden der Trommel in der Mitte
durchlöchert.
Die Welle B wird auf folgende Weise in Rotation gesezt.
An dem Ende der Welle K1 befindet sich eine konische Scheibe I,
welche mit einer andern an dem oberen Ende der verticalen Welle B sizenden konischen Scheibe c in Berührung steht. Die Uebertragung der Bewegung wird durch bloße
Friction beider Scheiben vermittelt. L1 ist ein an dem Ende der Welle K1 befestigter Kegel
und L2 ein anderer
Kegel von gleichen Dimensionen, dessen Basis der Spize des andern Kegels gegenüber
liegt, und dessen Welle K2 mit dem Motor, es möge dieses eine Dampfmaschine oder ein Wasserrad
seyn, unmittelbar in Verbindung steht. M ist der um
beide Kegel geschlagene Riemen, durch dessen Verschiebung nach der rechten oder
linken Seite vermittelst eines Riemenleiters die Geschwindigkeit je nach Bedürfniß
beschleunigt oder vermindert werden kann. N ist die
Rolle, auf welche die Triebkraft unmittelbar übertragen wird.
In den Lenton-Werken bei Nottingham haben die HHrn. Keely und Alliot eine solche Maschine in
Thätigkeit, deren 36 Zoll im Durchmesser haltende Trommel mit einer Geschwindigkeit
von 1500 bis 1600 Umdrehungen in der Minute rotirt. Eine nach dem älteren System
construirte Maschine von gleicher Größe, z. B. die vor einigen Jahren von Robinson patentirte (polytechnisches Journal Bd. LXXXIV S.
433) könnte man mit Sicherheit nicht mit der Hälfte obiger Geschwindigkeit
rotiren lassen.