Titel: | Ueber die durch Spannung ihres Dampfes oder ihre Vermischung mit Weingeist zur Beleuchtung dienlichen mineralischen Oehle; von Hrn. Selligue. |
Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. LII., S. 193 |
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LII.
Ueber die durch Spannung ihres Dampfes oder ihre
Vermischung mit Weingeist zur Beleuchtung dienlichen mineralischen Oehle; von Hrn.
Selligue.
Aus dem Moniteur industriel, 1843, No.
770.
Ueber die zur Beleuchtung dienlichen mineralischen
Oehle.
Man hat schon öfter gelesen, daß das noch ungereinigte Schieferöhl bloß 15 Frcs. per 100 Kilogr. koste, ferner 60 Proc. eines sehr
flüchtigen, specifisch sehr leichten und zur Beleuchtung ganz geeigneten ätherischen
Oehles und 40 Proc. einer fetten Substanz enthalte.
Seit dem Jahre 1837 extrahirte ich mehr als 2,000,000 Kilogr. Oehl aus bituminösem
Schieferthon; ich verfuhr dabei auf das sorgfältigste und sparsamste und schlug
eigenthümliche Wege ein, aber das Oehl kam mir per
Hektoliter am Ort der Bereitung auf 22 Fr. und in Paris, mit Einrechnung aller
Spesen und des Abgangs, auf 28 bis 30 Fr. zu stehen.
Die verschiedenen Producte, welche aus 100 Liter rohem Schieferöhl gezogen werden
können, bestehen in 20 Liter flüchtigem Oehl, welches, über 100° C. erhizt,
kocht, 30 Liter wenig flüchtigem Oehl, welches zwischen 150 und 260° C.
kocht, 14 Liter paraffinhaltigem fettem Oehl und 28 Liter Fett; 5 Liter gehen
verloren.
Nun haben aber die bei der Destillation übergehenden 20 Liter flüchtigen Oehls einen
sehr durchdringenden Geruch; sie müssen daher noch einer Behandlung unterworfen
werden, wenn man diesen Geruch wo nicht zerstören, doch mildern will; es geht
hiedurch noch eine Portion verloren und es entstehen so wieder Kosten für Arbeit und
Material.
Eben so verhält es sich mit den andern Producten; sie müssen ebenfalls gereinigt
werden, um sie im Handel verwerthen zu können.
Um demnach 20 Liter flüchtiges Schieferöhl zu erhalten, müssen die 75 Liter der
übrigen Producte ebenfalls gereinigt und abgesezt werden.
Will man nun mittelst Oehldämpfen beleuchten, wie dieß am Ausschiffplaz zu St. Cloud
geschieht, so muß man hiezu ein Oehl verwenden, welches bei höchstens 150° C.
kocht.
Um mit einer Weingeistmischung zu beleuchten, braucht man ein Oehl, welches bei 100
bis 120° C. kocht, damit sich eine hinlängliche Menge Oehl in dem Weingeist
auflöst.
So viel über das Schieferöhl.
Die flüssigen und flüchtigen Kohlenwasserstoffe aus dem Steinkohlentheer anbelangend, producirte ich
seit dem Jahr 1834 diese Flüssigkeit, damals den Hauptbestandtheil meines
Einführungs-Patentes für Wasserstoffgas, welches durch die Spannung der
Dämpfe dieser Kohlenstoffverbindungen leuchtend gemacht wird, durch welche Spannung
nämlich den bei gewöhnlicher Temperatur nicht leuchtenden brennbaren Gasen sehr
starke Leuchtkraft ertheilt wird.Polyt. Journal Bd. LXXI. S. 29 und Bd.
LXXVII S. 137. Diese
Flüssigkeit kam mir über 1 Fr. per Liter zu stehen,
obgleich ich sie bei der Kohksbereitnng in Oefen mit metallenem Boden, welche, ohne
Kosten für Brennmaterial, die langsame Destillation der Steinkohle verrichteten, als
Nebenproduct erhielt. Die beste Steinkohle von St. Etienne lieferte nicht über 8
Proc. Theer.
Bei der Steinkohlengas-Bereitung erhält man ungefähr 5 Proc. Theer, welcher
gegenwärtig nicht unter 12 Fr. per 100 Kil. gekauft
werden kann, weil er in den Gaswerken, mit dem Werthe der Kohks verglichen, als
Brennmaterial angewendet, so viel werth ist.
Dieser Theer enthält nur 1 Proc. flüchtiges Oehl, welches bei 100° C. kocht
und 14 Proc. mineralisches Oehl, das von 150 bis 260° C. kocht. Das Uebrige,
ungefähr 80 Proc., ist Schiffstheer und wird zu 15 Fr. per 100 Kilogr. verkauft.
Dieses Oehl kann daher zur Beleuchtung durch Spannung (par
tension) nicht dienen, weil die Temperatur zu hoch unterhalten werden
müßte, als daß die Flamme sich lange erhalten könnte; denn da das Licht durch die
Destillation im Recipienten und im Brenner selbst, aus welchem austretend die Dämpfe
verbrennen, erzeugt wird, so folgt daraus, daß je länger die Beleuchtung dauert,
desto mehr die Dichtigkeit der Flüssigkeit zunimmt und desto mehr die Temperatur
erhöht werden sollte, wovon aber gerade das Gegentheil statt hat.
Man irrt daher, wenn man schreibt, daß zur Beleuchtung durch Spannung der Dämpfe des
Schiefer- oder des Steinkohlenöhls, welches leztere man flüssigen
Kohlenwasserstoff nennt, das Rohmaterial zu 20 Fr. per
100 Kilogr. geliefert werden kann. Es gehört dazu ein Oehl, welches wenigstens bei
150° kocht und von 100 Liter des durch Destillation des Schieferthons oder
der Steinkohlen gewonnenen Oehls hat nicht der vierte Theil diese Eigenschaft.