Titel: | Ueber die Wirkungsweise der Ammoniaksalze als Dünger und den Zustand des Natrons in den Seegewächsen; von Boussingault. |
Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. LVI., S. 218 |
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LVI.
Ueber die Wirkungsweise der Ammoniaksalze als
Duͤnger und den Zustand des Natrons in den Seegewaͤchsen; von Boussingault.
Im Auszug aus den Comptes rendus, 1843, 2tes Semester, Nr.
21.
Boussingault, über die Wirkungsweise der Ammoniaksalze als
Dünger.
Die theoretischen Voraussezungen des Hrn. Kuhlmann über
diesen GegenstandSie kommen in der Original-Abhandlung vor, von welcher wir oben die
Uebersezung mittheilten, die theoretischen Raisonnements aber in ihrem
Detail wegließen und nur das Gesammt-Resultat seiner Betrachtungeu
wiedergaben.A. d. R. suchte ich früher schon durch
eine Reihe directer Versuche bei Gelegenheit der zahlreichen Analysen darzuthun,
deren Resultate ich der (franz.) Akademie am 11. Sept. 1843 vorlegte.
Ich glaube nämlich in dieser Abhandlung bewiesen zu haben:
1) (bei Besprechung der Beobachtungen des Hrn. Schattenmann) daß das schwefelsaure und salzsaure Ammoniak, als Dünger
angewandt, nicht als solche in die Pflanze eindringen, wenigstens nicht in
bedeutender Menge, und daß sie erst dann von Nuzen zu werden anfangen, wenn sie in
kohlensaures Ammoniak umgewandelt sind;
2) daß die fixen Ammoniaksalze, mit geschlämmter Kreide und angefeuchtetem Sand
vermengt, so daß das Gemenge die Consistenz einer lokern und gehörig feuchten Erde
besizt, sogleich, bei gewöhnlicher Temperatur und im Schatten, Dämpfe von
kohlensaurem Ammoniak von sich geben; nach einigen Tagen ist die Zersezung der fixen
Ammoniaksalze vollkommen vor sich gegangen. Ich stellte diese Versuche mit dem
schwefelsauren, salzsauren, phosphorsauren und oxalsauren Ammoniak an. Ich sprach
mich bei jener Gelegenheit darüber aus, daß das Kalken und Mergeln vermuthlich nicht
bloß den Zwek haben, der angebauten Pflanze den ihr fehlenden Kalkbestandtheil zu
liefern, sondern auch durch Einwirkung des kohlensauren Kalks auf den Dünger die in
demselben enthaltenen Ammoniaksalze, welche sich sonst nicht assimiliren, in
assimilirbares kohlensaures Ammoniak umzuwandeln, also den Stikstoff der organischen
Materie des Düngers und
den in Kalkgesteinen als Kohlensäure enthaltenen Kohlenstoff in die Pflanze
überzuführen. In einer nächstens erscheinenden Abhandlung werde ich diese Ansichten
mit neuen Thatsachen unterstüzen;
3) endlich machte ich darauf aufmerksam, daß in den am Meeresstrande wachsenden
Pflanzen das Natron sich zum Theil an organische Säuren gebunden vorfindet und daß
das in ihrer Asche enthaltene Chlor durchaus in keinem Verhältniß steht zu der
großen Menge des darin vorhandenen Alkalis. Ich schloß hieraus, wie auch Hr. Kuhlmann, daß nicht alles Natrium in Form von Chlorid in
der Pflanze vorkommt, sondern sehr wahrscheinlich das meiste als kohlensaures Natron
und zwar in Folge einer ähnlichen Reaction wie die des Kalksteins auf die
Ammoniaksalze. Zur Unterstüzung dieser Hypothese berief ich mich auf die sehr alte
Erfahrung, daß das Seesalz in Berührung mit einem feuchten Kalkfelsen die
Auswitterung (Efflorescenz) von kohlensaurem Natron veranlaßt.