Titel: Beale's patentirte Rotations-Dampfmaschine und Röhrendampfkessel.
Fundstelle: Band 91, Jahrgang 1844, Nr. LXVIII., S. 264
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LXVIII. Beale's patentirte Rotations-Dampfmaschine und Roͤhrendampfkessel. Aus dem Mechanics' Magazine. Nov. 1843, S. 322. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Beale's Rotations-Dampfmaschine und Röhrendampfkessel. Beale's Dampfmaschine und Kessel haben in der technischen Welt großes Interesse erregt, und sie scheinen mächtige Rivalen der gewöhnlichen Construction zu werden. Man kann sie täglich in Beale's Etablissement zu West-Greenwich, deßgleichen an Bord des „Pigmy Giant,“ einem kleinen eisernen Versuchsdampfboote mit archimedischer Schraube, in Thätigkeit sehen. Fig. 42 stellt den verticalen Durchschnitt der auf dem erwähnten Dampfboote angebrachten Maschine dar. a, a, a, a ist ein in horizontaler Lage befestigter 14 Zoll im Durchmesser haltender und 9½ Zoll langer Cylinder. In diesem Cylinder rotirt concentrisch mit demselben, jedoch ohne ihn zu berühren, eine Trommel b, b. In dieser Trommel befinden sich vier Höhlungen zur Aufnahme von vier Walzen c, c, c, c, welche 4⅛ Zoll im Durchmesser halten und 9½ Zoll lang sind. Der obere Theil des Cylinders besizt eine Flantsche mit einer Ventilbüchse, die ein kurzes Schieberventil enthält. Dieses wird vermittelst einer Schraube und einer durch eine Stopfbüchse tretenden Spindel aus freier Hand von einer Seite nach der andern bewegt. Das Ventil befindet sich, wie man sieht, eben auf der rechten Seite der Büchse, und dieß ist die Stellung, bei welcher die Maschine vorwärts geht. Soll rükwärts gesteuert werden, so braucht der Maschinenwärter nur die Handhabe zu drehen und den Schieber nach der linken Seite hin zu bewegen, wodurch die Dampfwege gewechselt werden. Um die Maschine einzustellen, rükt man den Schieber so, daß er beide Dampfwege bedekt, worauf die Maschine augenbliklich still steht. Der Dampf strömt durch die Röhre F herbei und nach der Richtung der Pfeile durch die Maschine. G ist die nach dem Condensator führende Röhre. Man wird bei näherer Betrachtung der Figur bemerken, daß die Bewegung der Maschine durchaus eine rollende ist. Der Dampf wirkt der Reihe nach auf die Seite sämmtlicher Walzen und jede Walze wird dicht gegen den Cylinder und auch gegen die erwähnte Höhlung der Trommel angedrükt. Die Centrifugalkraft treibt die Walzen nach Außen. Wird die Maschine in ihrer einfachsten Form angewendet, so braucht man nur die ins Freie führende Röhre an den Eductionscanal G zu befestigen; soll sie aber mit Condensation arbeiten, so ist die Anordnung auf die Fig. 43 dargestellte Weise umzuändern. In dieser Figur ist a, a, a, a der Condensator, in dessen Innerem eine rotirende Luftpumpe b, b, b, b angeordnet ist, die nach demselben Princip, wie die Dampfmaschine arbeitet, mit dem Unterschiede, daß sich hier in der rotirenden Trommel c, c nur zwei Höhlungen und zwei Walzen d, d befinden. Der Condensator ist mit zwei unteren Ventilen e, e und zwei oberen f, f versehen, eine zum Vor- und Rükwärtssteuern nothwendige Anordnung. G ist die Warmwassercisterne, und H, H sind die beiden zu den Seiten des Schiffs hinausführenden Röhren; I der in den Condensator einmündende Injectionshahn. In diesem Condensator wurde mit Dampf von 50 Pfund Druk auf den Quadratzoll, als die Maschine mit voller Kraft arbeitete, ein Vacuum von 25½ Zoll Queksilbersäule erreicht. Der Kessel a, Fig. 41, ist ein röhrenförmiger, mit verticalen Röhren; größter Durchmesser 3 Fuß; Höhe 5 Fuß. b ist die Feuerstelle; c die Feuerthür; d der Aschenfall und e ein kleiner Dämpfer in dem Rauchfang. Bei dem Pigmy Giant wurde es nöthig gefunden einen Ventilator F anzuwenden, indem die Feuerstelle so klein war, daß man ohne einen Rauchfang von unverhältnißmäßigen Dimensionen keinen hinreichenden Zug hätte zu Stande bringen können. Dieser Ventilator hat 22 Zoll Durchmesser, ist 5 Zoll breit und wird vermittelst eines endlosen Riemens in Thätigkeit gesezt. H, Fig. 41, ist ein kleines Rad, welches die horizontale Pumpe zur Speisung des Dampfkessels in Thätigkeit sezt; I ist die Maschine; K die von dem Ausströmungscanal nach dem Condensator L (Fig. 43) führende Röhre; M die Warmwassercisterne, von der eine Röhre N durch die Seite des Bootes führt; O der Hebel zum Einstellen oder Anlassen der Maschine; P eine Dampfklappe, um den Dampf im erforderlichen Falle von der Maschine abzusperren; Q das Sicherheitsventil mit Federwaage. Die Bewegung wird dem Treibapparat am Stern durch zwei Räder R, R mitgetheilt, wovon das eine an der Maschinenwelle, das andere an der Welle S des Treibapparates befestigt ist; diese sezt zugleich die in dem Condensator eingeschlossene Luftpumpe in Bewegung. Der Treibapparat mißt 2 Fuß 1 Zoll im Durchmesser und besteht aus zwei Theilen einer Schraube, deren Arme von einer an der Treibwelle festgekeilten Büchse ausgehen. Die Vortheile der oben bezeichneten Form des Dampfkessels der gewöhnlichen Construction gegenüber bestehen nach Angabe des Patentträgers in einer großen Ersparniß an Raum und Gewicht, in der Beseitigung des Uebersprizens und in der Regulirung der Wärmeentweichung, so daß nicht mehr Wärme den Rauchfang hinaufgeht, als eben zur Herstellung des erforderlichen Luftzugs nöthig ist. Obgleich gegenwärtig ungefähr 3000 Nöhren in verschiedenen Dampfkesseln in Gebrauch sind, so ist doch noch kein einziger Lek vorgekommen oder die Nothwendigkeit eingetreten, eine einzelne Röhre herausnehmen zu müssen. Bei näherer Untersuchung der Kraft dieser Maschine ergibt sich, daß der Halbmesser des Cylinders 7 Zoll oder der Umfang 43,98 Zoll ist. Nimmt man die Anzahl der Umdrehungen zu 225 per Minute, so erhält man für die gewöhnliche Geschwindigkeit 43 . 98 × 225 = 9895,5/12 = 824,6 Fuß in der Minute. Der Flächeninhalt des Kolbens, d. h. der exponirte Theil der Walzen beträgt 14,25 Quadratzoll. Nimmt man nun den mittleren Druk in dem Dampfkessel zu 40 Pfd. auf den Quadratzoll an, und berüksichtigt das Vacuum, so erhält man die Maschinenkraft Textabbildung Bd. 091, S. 266 = 18,69 Pferdekräfte. Man ersieht hieraus, daß diese Maschine, welche man mit ihrem ganzen Zugehör unter einen gewöhnlichen Tisch stellen könnte, eine Kraft = 18,69 Pferden auszuüben im Stande ist. Der Brennmaterialverbrauch beträgt weniger als 60 Pfund Steinkohlen in der Stunde.

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