Titel: | Verbesserungen an der Jacquardmaschine, worauf sich Frederick Goos, Verfertiger von Jacquardmaschinen zu Manchester, am 23. Mai 1842 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. LXXIV., S. 282 |
Download: | XML |
LXXIV.
Verbesserungen an der Jacquardmaschine, worauf
sich Frederick Goos,
Verfertiger von Jacquardmaschinen zu Manchester, am 23. Mai 1842 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of arts. Okt. 1843, S.
164.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Goos' Verbesserungen an der Jacquardmaschine.
Vorliegende verbesserte Construction der Jacquardmaschine hat den Zwek, den Apparat
wirksamer herzustellen und denselben vor Beschädigungen in Folge zufälliger
Unordnung in seinen beweglichen Theilen zu schüzen.
Um seine Verbesserungen anschaulicher zu machen, beschreibt der Patentträger zunächst
die gewöhnliche Jacquardmaschine.
Fig. 27 stellt
einen senkrechten Querschnitt ungefähr durch die Mitte eines gewöhnlichen
Jacquardstuhles dar. Fig. 28 ist ein
Querschnitt und Fig. 29 eine in der Mitte abgebrochene Frontansicht der in Rede stehenden
verbesserten Construction des Jacquardapparates. a, a, a, Fig. 27, ist das
Jacquardgestell, welches gewöhnlich an den oberen Theil des Webestuhlgestells
befestigt wird. b, b, b ist das Querstük, welches den Rost c, c, c trägt. Lezterer dient zur Hebung der Drahthaken d, d, d, woran die
Zugschnüre e, e, e befestigt sind. f, f stellt die an den Rost befestigte Zahnstange dar und
g, g das gezahnte
Segment, um das prismatische Holz i, i, i mit Hülfe der an
dasselbe befestigten Theile ein und auswärts zu bewegen. k, k, k sind die
Nadeln, welche an ihrem hinteren Ende auf den Drähten m,
m ruhen. Hinter diesen Nadeln befindet sich die
Federbüchse n, n mit den
Federn o, o, o, welche die Nadeln gegen die Musterpappen p, p andrüken. q, q* sind die zur Drehung
des Prisma's dienlichen Haken; r, r, ist der Hälter, welcher auf die an dem Ende des Prisma's befindliche
„Laterne“
s, s drükt und dieselbe nach
jeder Drehung in stabiler Lage erhält.
Die Wirkungsweise dieses gewöhnlichen Jacquardapparates ist folgende. Angenommen, die
dem beabsichtigten Dessin gemäß durchlöcherten Musterpappen p, p seyen über das Prisma i geschlagen und durch die Zapfen j auf demselben festgehalten, so werden die durch die Löcher in den Pappen
p tretenden Nadeln k,
k nicht aus ihrer Lage gebracht, wogegen die gegen
die Pappdekelfläche stoßenden Nadeln zurükgedrängt werden. Da nun das Oehr der Nadel
die senkrechten Hakendrähte d, d umfaßt, so zieht dasselbe die betreffenden Drähte aus ihrer senkrechten
Lage, worauf der Rost c, c
durch irgend eine geeignete, dem Querstük b mitgetheilte
Bewegung in die Höhe gezogen wird und somit die in senkrechter Lage gebliebenen
Nadeln hebt, während er an den durch die feste Pappdekelfläche des Prisma's
zurükgedrängten Nadeln vorübergeht. Mit den Nadeln werden folglich auch die mit den
Kettenfäden verbundenen Schnüre e, e in die Höhe gezogen, wodurch das verlangte Muster in
dem Gewebe entsteht.
Nach dieser Beschreibung der gewöhnlichen allgemein eingeführten Jacquardmaschine
wird nun auch mit Bezug auf die Figuren 28 und 29 die in Rede
stehende Verbesserung deutlich werden. In diesen Figuren findet man die der Fig. 27
entsprechenden Theile mit gleichen Buchstaben bezeichnet. Das wesentlich Neue an dem
Apparate besteht fürs Erste in der Anordnung einer mit Vertiefungen versehenen
Preßplatte A und der Entfernung des Prisma's i aus seiner gewöhnlichen Lage. Vermittelst dieser
Vorrichtung werden die Pappen dem Vorderbrett l, l mit größerer Sicherheit dargeboten, auch wird durch
dieselbe ein zufälliger Bruch vermieden, wenn das Prisma beim Vorrüken der
Musterpappen nicht vollständig gedreht werden sollte. Das Prisma selbst ist glatt
ohne Vertiefungen und dient lediglich zur Fortbewegung der Pappen, wogegen die
Preßplatte die Pappstreifen, welche auf die Nadeln einwirken sollen, festhält.
Sowohl an dem Vorderbrett l, als auch an dem Cylinder
sind Zapfen z angeordnet, um die Pappblätter den Nadeln
sicherer darzubieten. Der Hälter r hat auf der Laterne
s, s, in Vergleich mit
Fig. 27,
die umgekehrte Lage und die Stangen B, B und Federn C, C wirken von Unten herauf auf die Laterne. Um das Prisma
desto sicherer zu halten, ist die untere Seite des Hälters cannelirt. Aus Fig. 29
ergibt sich ferner, daß
an der äußeren Seite des Gestells eine unabhängige Laterne s, s angebracht ist, mit einer Flantsche, zur
Führung der Haken q, q*.
Diese Haken bestehen aus einem Stüke anstatt aus zweien. Eine andere Verbesserung
besteht in dem Gestell D zur Führung des Prisma's;
dieses Gestell ist an dem Ende offen, um das Prisma mit der Preßplatte leicht
herausnehmen zu können, wenn die Musterpappen um dieselben geschlagen werden sollen.
Die untere Schiene D* dieser Führung läßt sich mittelst
Bolzen und Schlizen adjustiren. Der Schlitten und Schieber des Prisma's erhält durch
die Querstange Q, Q eine
sichere Lage. Durch diese verbesserte Einrichtung ist der Patentträger in den Stand
gesezt, den Schieber H an der inneren Seite der
Leitschienen D, D, anstatt
an der äußeren Seite derselben, wie dieß seither geschah, anzubringen. Die Pappen
werden noch durch besondere Hälter E, welche vermöge
ihres eigenen Gewichtes sich heben und senken, gegen das Prisma angedrükt. Diese
Hälter haben in der Querschiene F ihre Führung. G, G sind zwei Stangen
innerhalb wurmförmiger Federn, die den Zwek haben, mit ihren flachen Enden die
Musterpappen von den Nadeln k, k zurükzuschieben. Die untern Führungen I, I sind aus Eisenblech und zur Aufnahme der Haken d, d mit Schlizen versehen.
Die Platte J ist durch das Gestell K, K mit dem Rost verbunden
und hebt und senkt sich mit demselben, an den Leitstangen L, L, auf- und abgleitend. Unter dieser
Platte befindet sich eine Reihe von Drähten M, M welche verhütet, daß die Haken in Unordnung
gerathen.
Das Wichtigste an der in Rede stehenden Erfindung ist der Umstand, daß die Haken der
Drähte d, d, d so lang sind, daß ihre Enden die oberste Nadelreihe
k, k, k noch überragen. Indem sie sich gegen eine Reihe
horizontaler Drähte N, N,
N lehnen, wirken sie als Federn auf die Nadeln und
machen die Anwendung der Federnbüchse n, n und der wurmförmigen Federn o, o ganz entbehrlich.
Eine weitere Verbesserung besteht in der Anordnung der Scheibe O, O mit kreisrunden Zähnen, welche in die
Zahnstange f greifen, anstatt des gezahnten Segmentes
g, g. Eine verbesserte
Methode die Segmentplatte an die Theile h zu befestigen
ist in Fig.
30 abgesondert dargestellt.