Titel: | Ueber Grünspan-Bereitung; von Aug. Beringer. |
Autor: | August Beringer |
Fundstelle: | Band 91, Jahrgang 1844, Nr. XCVIII., S. 376 |
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XCVIII.
Ueber Gruͤnspan-Bereitung; von
Aug. Beringer.
Beringer, über Grünspanbereitung.
Vor einiger Zeit hat Jonas (polyt. Journal Bd. LXXXIX S.
120) ein Verfahren angegeben, nach welchem man verschiedene Grünspansorten
schnell und leicht bereiten könne. Dasselbe gründet sich auf die leichte
Zersezbarkeit der Doppelverbindungen von Kupferchlorid und schwefelsaurem Kupferoxyd
mit Ammoniaksalzen durch Essigsäure.
Versezt man nach ihm eine Auflösung von Braunschweigergrün, basischem Kupferchlorid
(nicht Chlorür) in Ammoniak mit concentrirtem Essig im Ueberschuß und erhizt zum
Kochen, so erfolgt augenblikliche Bildung von basisch essigsaurem Kupferoxyd,
nämlich blauem Grünspan. Dagegen erhält man, wenn man eine Lösung von schwefelsaurem
Kupferoxyd-Ammoniak aus die gleiche Weise behandelt, neutrales essigsaures
Kupferoxyd. Jonas fand durch Rechnung, daß der so
bereitete krystallisirte Grünspan höher zu stehen kommt, als der käufliche.
Es versteht sich wohl von selbst, daß diese Bereitungsmethode von keinem praktischen
Interesse seyn kann, indem sich im Großen nicht mit Aezammoniak operiren läßt. Was
aber die Bereitung von blauem Grünspan betrifft, so sieht man nicht ein, wie sich
bei Ueberschuß von Essigsäure basisch essigsaures Kupferoxyd bilden soll.
Der basische Grünspan ist bis jezt nur durch Berührung von metallischem Kupfer mit
Essigsäure erhalten worden. Es ist bekannt daß das südliche Frankreich seit langer
Zeit die einzige Provinz ist, in der die Fabrication des blauen basischen Grünspans
im Großen betrieben wird. Zwar wird angegeben, daß auch in andern Ländern,
namentlich Schweden, Grünspan bereitet werde; indessen habe ich nie andern, als
blauen zu Gesicht bekommen, der also nicht aus Schweden oder England kommen konnte.
Ich sage: die Farbe spreche dagegen, denn es wird allgemein behauptet, daß sich aus
Kupfer und Essig kein blauer Grünspan erzeugen lasse.
Der Umstand, daß nach der in Frankreich befolgt werdenden Methode der Bildungsproceß
mehrere Monate dauert, veranlaßte mich zu versuchen, ob sich nicht bei Anwendung von
Schnellessig in kürzerer Zeit ein demselben gleiches Präparat erzielen lasse. Hiebei
hatte ich aber noch besonders im Auge, statt des metallischen Kupfers den
wohlfeileren Kupferglühspan zu verwenden. Da mich das Endresultat meiner Versuche
überzeugte, daß sich bei Anwendung von Schnellessig überhaupt kein Grünspan mit
Nuzen fabrikmäßig darstellen läßt, weil der Preis des französischen zu niedrig steht
(im September vorigen
Jahrs kostete der Kugelgrünspan, in Stuttgart gelegt, noch keine 80 Fr.), so habe
ich keinen Grund, die Veröffentlichung derselben vorzuenthalten.
Krystallisirter Grünspan wird selten angewandt, obwohl man mit Hülfe desselben ein
bei weitem schöneres Schweinfurter Grün erhält, als mit blauem. Will man indessen
krystallisirten bereiten, so braucht man nur dreifach basisches Kupferchlorid mit
concentrirtem Essig zu behandeln. Läßt man die Zersezung in der Kälte vor sich
gehen, so erhält man ausgebildete Krystalle, bei Anwendung von Wärme dagegen ein
Krystallmehl, das mit dem käuflichen vollkommen identisch ist. Ich versuchte
anfangs, den durch Erhizen an der Luft so viel wie möglich in Kupferoxyd
übergeführten Glühspan direct in concentrirtem Essig aufzulösen; allein die
Auflösung ging selbst bei Zusaz von etwas Königswasser äußerst langsam. Ließ ich das
gebildete neutrale Salz unter öfterm Zusaz von Wasser längere Zeit mit dem Glühspan
in Berührung, so verwandelte sich dieses in basisches, was ich nur deßhalb anführe,
weil dasselbe niemals grün, sondern immer blau war.
Basische Salze überhaupt entstehen entweder bei längerer Berührung von Metall mit
Neutralsalzen unter Concurrenz der Luft; oder bei Berührung von Oxyden mit
Neutralsalzen; oder bei unvollständiger Zersezung von Neutralsalzen mit Alkali. Von
der Zersezung mancher Neutralsalze durch Wasser sehen wir ab.
Auf die erstgenannte Weise entsteht der Grünspan bei Behandlung von Kupfer mit
Weintrestern. Nach der zweiten Methode verfährt man, wenn man Kupferoxydhydrat mit
einer unzureichenden Menge Essigsäure in Berührung bringt. Es entsteht neutrales
essigsaures Kupferoxyd, das durch Aufnahme von Oxydhydrat in basisches übergeht.
Wollte man das Kupferoxydhydrat durch Zersezung von schwefelsaurem Kupferoxyd
gewinnen, so müßte man zur Fällung Kali verwenden; man wandelt daher das
schwefelsaure Kupferoxyd in Kupferchlorid um, behandelt dieses zuerst mit Kalk, und
entfernt dann erst die lezten Antheile von Säure durch Kali.
Es ist klar, daß der Kupferglühspan direct in Salzsäure aufgelöst werden kann,
indessen ist es schon der anzuwendenden Gefäße wegen vortheilhafter, denselben in
Schwefelsäure zu lösen und das schwefelsaure Kupferoxyd durch Kochsalz zu zersezen.
Man erhält so alle Schwefelsäure als Glaubersalz wieder, das zur Sodafabrication
vollkommen tauglich ist, und hat die Salzsäure beinahe umsonst.
Das Kupferoxydhydrat digerirt man nun mit Essig, und zwar einer Menge, die einem
halben Atom wasserfreier Essigsäure entspricht, und erhält so nach Verlauf von
einigen Tagen einen Brei von schön hellblauen Krystallschuppen, die man auspreßt und
troknet.
Betrachten wir nun die zulezt angeführte Bildungsweise der basischen Salze, so finden
wir, daß gerade diese bei den Kupfersalzen eine große Rolle spielt. Aus
Kupferchlorid, schwefelsaurem und salpetersaurem Kupferoxyd werden durch
unvollständige Fällung mit Alkali basische Salze gebildet; dasselbe findet statt bei
essigsaurem Kupferoxyd. — Versezt man eine warme Lösung von neutralem
essigsaurem Kupferoxyd mit einer Lösung von kohlensaurem Kali, so erstarrt, wenn das
Verhältniß richtig getroffen, die Flüssigkeit nach kurzer Zeit zu einem Magma von
denselben seidenglänzenden blauen Krystallschuppen, wie nach der zweiten
Bildungsweise erhalten werden. Die durch Pressen getrennte Lösung von essigsaurem
Kali wird zur Gewinnung von Essigsäure abgedampft und mit Schwefelsäure zerlegt.
Ließe sich statt des kohlensauren Kalis Kalkwasser anwenden, so könnte man den
essigsauren Kalk immer wieder durch schwefelsaures Kupferoxyd zerlegen. Die
Schwefelsäure wäre dann zwar verloren, die Operation aber sehr vereinfacht.