Titel: Ueber die Anwendung brennbarer Gase bei metallurgischen Arbeiten; vom Hütteninspector Zintkraff.
Fundstelle: Band 92, Jahrgang 1844, Nr. XXXII., S. 108
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XXXII. Ueber die Anwendung brennbarer Gase bei metallurgischen Arbeiten; vom Huͤtteninspector Zintkraff.Der Verfasser hat diesen interessanten Artikel in einem Siegen'schen Wochenblatt mitgetheilt, woraus er in die Allgemeine Zeitung für National-Industrie, 1844, Nr. 20 und 21 überging, welcher wir ihn entnehmen. Wir verweisen übrigens auf die Abhandlung von Delesse im polytechnischen Journal Bd. LXXXVIII S. 264, worin die Wasseralfinger Oefen nach Abbildungen beschrieben sind. A. d. R. Zintkraff, über die Anwendung brennbarer Gase bei metallurgischen Arbeiten. Im Jahre 1837 erhielt der königlich würtembergische Bergrath Hr. v. Faber du Four zu Wasseralfingen von der königl. Bergwerks-Direction zu Stuttgart den Auftrag, das bei den Wasseralfinger-Hohöfen erblasene graugare Roheisen mit dem geringstmöglichen Kostenaufwand so weit zu entkohlen, daß es sich leichter verfrischen lasse. Zu diesem Zwek das bekannte englische Verfahren anzuwenden, schien Hrn. v. Faber du Four zu kostspielig, weil dabei, in Ermangelung von Steinkohlen, nur Holzkohlen hätten angewendet werden können. Er kam daher auf den Gedanken, daß dieser Zwek durch eine zwekmäßige Anwendung von Hohofengas zu erreichen sey, da ihn die Erfahrung bei Anwendung dieser Gase zur Erwärmung der Gebläseluft belehrt hatte, daß deren Effect bis zur Schmelzung des Roheisens gesteigert werden könnte, wenn die Gasverbrennung durch Zuleitung von erhizter Luft befördert würde. Es wurde daher auf einem der dortigen Hohöfen ein Reverberirofen erbaut, und die Entkohlung des Roheisens erfolgte in solchem ganz nach Wunsch. Bei mehrfachen Versuchen, die bei dieser Arbeit stattfinden mußten, ergab sich nun durch Zufall, daß bei einer verhältnißmäßig längeren Fortsezung der Operation des Weißmachens viel Roheisen in dehnbares Frischeisen verwandelt worden war, was Hrn. v. Faber du Four die Möglichkeit bewies, daß mit dem Hohofengas auch auf dem Wege der Puddlingfrischerei gutes Frischeisen zu Stabeisen erzielt werden könnte. Man begann daher mit dem Bau eines Gaspuddling-Frischofens, und nach vielen Versuchen und Anstrengungen hatte Hr. v. Faber du Four schon im Jahre 1841 die Freude, die Gaspuddlingfrischerei zu Wasseralfingen als eine neue Betriebsbranche dieses in vieler Beziehung ausgezeichneten Hüttenwerks ins Leben treten zu sehen. Zum Schweißen der Luppen wurde gleichzeitig ein Schweißofen erbaut, welcher ebenfalls mit Hohofengas geheizt wird. Diese in ihren wohlthätigen Folgen für die Eisenproduction so wie für alle metallurgischen Operationen jezt noch gar nicht zu übersehende Erfindung hat zwar gleich Anfangs die Aufmerksamkeit des In- und Auslandes in hohem Grade auf sich gezogen, aber auch bei Vielen, insbesondere bei denen, die nicht Gelegenheit hatten die Sache anzuschauen, große Bedenklichkeiten wegen des unzweifelhaft scheinenden nachtheiligen Einflusses, welchen die Gasentziehung auf den Gang des Hohofens, so wie auf den dabei stattfindenden größeren Kohlenverbrauch haben müsse, hervorgerufen, welche um so mehr Entschuldigung verdienen, als einige deßfallsige Nachahmungen auf anderen Werken den Erwartungen durchaus nicht entsprachen. Es war dieses namentlich auch auf der Ludwigshütte bei Biedenkopf der Fall, wo man sich ein halbes Jahr vergeblich abgemüht hat, mit dem Gaspuddeln zum Zwek zu kommen. Dort hat es sich jedoch im J. 1842 ergeben, daß lediglich fehlerhafte Construction des Gaspuddelofens und Unkenntniß der Arbeiter am Mißlingen der Arbeit Schuld war, denn nachdem die dortige Hüttenverwaltung bei Hrn. v. Faber du Four um tüchtige Arbeiter gebeten hatte, brachten solche das Gaspuddeln daselbst zum erwünschten Ziel. Wegen meiner persönlichen Bekanntschaft mit den dortigen Herren Hüttenbeamten hatte ich Gelegenheit, zu Ludwigshütte alles genau einzusehen, und ich gewann die vollkommene Ueberzeugung, daß der Gaspuddling-Frischproceß nicht allein praktisch durchführbar und sehr ökonomisch sey, sondern daß auch der Gang des Hohofens und der Kohlenverbrauch nicht im Mindesten beeinträchtigt wird, wenn man auf den Betrieb des Hohofens selbst die gehörige Aufmerksamkeit verwendet. Was mich zu Ludwigshütte besonders angenehm überraschte, war die vorzügliche Qualität des beim Gaspuddeln erzeugten Stabeisens, aus welchem Blech, Draht und Zaineisen ohne Tadel angefertigt worden ist. Seitdem ich mich dort von Allem gehörig unterrichtet hatte, waren auch bei mir alle Zweifel gehoben, und der Wunsch erwachte in mir sehr lebhaft, diese Erfindung nach Kräften helfen verbreiten zu können, weil sie voraussichtlich viel dazu beitragen wird, die deutsche Eisenproduction aufrecht zu erhalten. Durch einen meiner Söhne, welcher sich mit einem Puddlingmeister einige Zeit in Wasseralfingen aufhielt, um sich mit den Einrichtungen und dem Betriebe daselbst genau bekannt zu machen, bin ich in Stand gesezt, folgende Notizen mitzutheilen. I. Ueber den Hohofenbetrieb. Wasseralfingen hat zwei Hohöfen, den Wilhelms- und den Friedrichsofen, ein dritter neuer ist im Bau begriffen. Beide Hohöfen haben gleiche Dimensionen und    betragen, ganze Höhe   38'Das angegebene Maaß ist würtembergisches. 1 Fuß hat 10 Zoll, ist = 10'' 11''' preuß. 1 Kubikfuß = 1000 Kubikzoll = 1300 973/1000 Kubikzoll preuß. 1 Cntr. = 104 Pfd. 1 Pfd. = 2 kölnische Mark. Weite im Kohlensak     9' 5'' Weite in der Gicht     5' Die Gascanäle liegen unter der Gicht   14' Das Gestell ist hoch     5' Weite unten     2' 2'' Weite oben     3' 2'' Die Hohöfen werden jeder mit zwei Formen betrieben,    deren jede im Durchmesser hat   25''' Jeder Ofen erhält pro Minute an Luft   800 Kubikf. Die Pressung beträgt nach Wassersäule     15 Zoll. Die Temperatur des Windes beträgt   180° Eine Kohlengicht enthält     40 Kubikf. oder an Gewicht   462 Pfd. Die Kohlengicht bestehen aus Tannen   119 ddo.   –           –             –         –   Föhren   145 ddo.   –           –             –         –   Buchen   198 ddo. Der Steinsaz besteht aus einer Kohlengicht in   762 ddo. Der Kalkzuschlag beträgt circa       5 Proc. In 24 Stunden folgen an Gichten     32 Gicht. Das durchschnittliche Ausbringen pro Gicht beträgt    an Eisen   236 Pfd. Die Production beträgt pro Tag durchschnittlich 7552 Pfd. Der Wind für beide Hohöfen wird durch zwei Cylindergebläse beschafft, welche außerdem auch noch die Winderwärmungsapparate, so wie den Gaspuddelofen und den Schweißofen mit dem nöthigen Wind speisen. Jedes Cylindergebläse hat zwei doppeltwirkende Cylinder, wovon jeder 4 1/2' weit ist und 4 1/2' Hubhöhe hat. Beide Gebläse werden durch Wasserkraft betrieben. Der neue Hohofen soll mit einem Cylindergebläse, bestehend aus einem Cylinder, welcher ebenfalls 4 1/2' Weite und 4 1/2' Hubhöhe hat und der mit einer Dampfmaschine betrieben wird, gespeist werden.Die Dampfmaschine für das Cylindergebläse wird ebenfalls durch Hohofengas geheizt und ist bereits mit dem besten Erfolge bei dem neuen Gebläse, zur Unterstüzung der beiden andern Cylindergebläse, in Thätigkeit. Das producirte Roheisen ist grau und wird zum größern Theil vergossen. Die Beschikung besteht aus 2/3 Stuferz und 1/3 Bohnerz und 5 Proc. Kalkstein. Das Stuferz ist sehr milde und wird unter einer Walzenvorrichtung zerkleint. Wenn die Zuführung des heißen Windes durch irgend eine Veranlassung gestört wird, so muß mit kaltem Winde gehüttet werden. In diesem Falle können nur 600 Pfd. Stein geworfen werden und das Ausbringen pro Gicht = 40 Kubikfuß Kohlen beträgt nur 185 Pfd. Sehr bemerkens- und beachtenswerth ist der Umstand, daß die Hohofengase bei der Anwendung von kaltem Winde im Gaspuddelofen mit größerer Hizentwikelung verbrennen, als es der Fall ist, wenn dem Hohofen heißer Wind zugeführt wird. Das Gewicht der Kohlen beträgt: 1 Zuber = 20 Kubikfuß Tannen 119 Pfd. 1    –     =  –  Föhren 145 ddo. 1    –     =  –  Buchen 198 ddo. Die Steinbeschikung hält nach der Analyse an Eisen   35 Proc. Im Großen werden aber nur ausgebracht   32 ddo. 100 Pfd. Stuferz kosten loco Hütte     9 kr. 100   –   Bohnerz   15 ddo. 1 Zuber = 20 Kubikfuß Tannenkohlen kostet 1 fl. 30 kr. 1  ddo.  = 20    ddo.     Buchenholz 2 fl. 40 kr. II. Ueber das Hohofengas-Puddlingfrischen. 1) Es werden zu jeder Charge 300 Pfd. Roheisen    eingesezt und zwar halb geweißtes und halb    graues. 2) Nach Beschaffenheit der Gase dauert die Arbeit 1 3/4 bis 2 1/4 St. 3) Der Verlust beim Puddeln beträgt 5 bis 8 Proc. 4) In 24 Stunden werden an Luppen oder Rohschienen    producirt 3000–3300 Pfd. 5) Die Pressung des zugeführten Windes beträgt   18''' 6) Die Gaspressung     2 1/2''' 7) Die Temperatur der Gase 180° 8) Die Temperatur des Windes 210° Aus dem Betrieb der Gaspuddlingfrischerei zu Wasseralfingen haben sich folgende Erfahrungen ergeben: 1) Der Proceß geht am besten, wenn die Hohofengase, wie man sagt, troken und hizig in den Puddelofen strömen, dagegen geht er schlecht, wenn die Gase feucht und abgekühlt sind. 2) Lage, so wie Länge und Weite der sieben Düsen, welche den Wind in den Puddelofen führen: Sind die Gase feucht und dadurch träge, so verbrennen solche erst in der Gegend der Fuchsbrüke; in diesem Falle müssen kurze und weite Düsen eingelegt werden, damit der Wind im Stande ist, die Gase möglichst früh zu fassen und dadurch ihre Verbrennung, bevor sie zur Fuchsbrüke gelangen, zu befördern. Bei trokenen und hizigen Gasen tritt dagegen der Fall ein, daß dieselben zu nahe an der Feuerbrüke, also früher verbrennen, als sie verbrennen sollen. In diesem Falle muß man längere Düsen einlegen, um die Gase mit dem Winde tiefer in den Herd hinein zur Verbrennung zu leiten. Was die Richtung der Düsen selbst betrifft, so wird solche lediglich von dem Orte bedungen, wo die Hize im Ofen oder auf dem Herde am stärksten seyn soll. Ein richtiges Verhältniß zwischen dem zur Verbrennung der Gase zugeführten heißen Winde, sowohl in Quantität als hinsichtlich der Pressung, ist sehr wichtig, und es richtet sich solches lediglich nach den verschiedenen Zuständen der Operationen, und die richtige Bemessung dieses Verhältnisses ist der wichtigere Theil der Kenntniß der Arbeiter selbst. Bei dem Puddlingsofen zu Wasseralfingen sind folgende Düsenverhältnisse als Norm gefunden worden: Länge 14'', Weite 15''', Breite 13''', Anzahl 7 Stük. Man hatte auch Versuche mit einer Düse, die 1' 1 1/2'' lang, 1' 11 1/2'' weit und 5''' hoch war, gemacht, fand jedoch, daß die 7 Düsen besseren Effect leisteten. Die Temperatur des Gaspuddelofens beträgt bei vollständig gutem Gase 2692°. III. Ueber den Betrieb des Schweißofens. Die Temperatur des Schweißofens wird auf 3100° gebracht; in diesem Zustande liefert derselbe aus 444 Cntr. 4 Pfd. Luppen: a) an Rohschienen 330 Cntr. 22 Pfd. b) an Stabeisen   50 Cntr. 94 Pfd. –––––––––––––– Summa 381 Cntr. 16 Pfd. Hiezu ist an Zeit nöthig   99 Stunden. An Eisenabbrand sind   14 Proc. Die Pressung des heißen Windes beträgt   25''' Wasser, die des Gases     3 1/2''' und die Temperatur der Gase 165°. Die Temperatur des Windes 226°. Die Dimensionen der Düsen betragen: Länge    14'', Höhe    11''', Breite    18'''. Die Gasleitung, welche den beiden Oefen die Gase zuführt, ist 13'' weit und 8 1/2'' hoch. Werden die Luppen und Platteln vorgewärmt, so sind 7–10 Minuten zureichend, um solche zu schweißen. Die Luppen oder Pakete wiegen 33–35 Pfd. IV. Ueber den Betrieb gewöhnlicher Puddelöfen mit Torffeuerung auf dem Roste, auf dem k. würtemberg. Puddlingswerke zu Itzelberg. a) Der dort befindliche Puddlingsofen wird ausschließlich mit Torf betrieben und producirt jährlich in 43 Betriebswochen 8624 Cntr. 22 Pfd. Luppenkolben oder Rohschienen. Hiezu werden 9409 Cntr. 60 Pfd. Roheisen, 1/2 graues und 1/2 geweißtes, verbraucht. Das Ausbringen beträgt also 91,65 Proc., der Abgang beträgt mithin 8,35 Proc. Zu obiger Production waren 1,931,480 Stüke Torf erforderlich; folglich sind zu 1 Cntr. Luppen 223 Stüke Torf = 110 Pfd. an Gewicht verbraucht worden. Das Roheisen wird von Königsbronn bezogen. b) Das dort befindliche Stabeisenwalzwerk verarbeitet die vorerwähnten Puddlingskolben in Schweiß- und Wärmöfen, welche ebenfalls mit Torf geheizt werden. Aus 4152 Cntr. 32 Pfd. Luppenkolben und Rohschienen werden producirt: 2333 Cntr. 55 Pfd. Materialeisen,   596  – 35   –   Blecheisen,   460  – 89   –   Vorwalzeisen, ––––––––––––– Summa 3390 Cntr. 79 Pfd. Hiezu werden 648,225 Stüke Torf verbraucht. Ein Centner abgeschweißtes Eisen erfordert also 122,5 Pfd. Luppenkolben und 191 Stüke, circa 95 Pfd. Torf. Der gesammte Torfverbrauch auf 1 Cntr. Materialeisen beträgt folglich: a) beim Puddeln 223 Stüke. b) beim Schweißen 191   – –––––––– Summa 414 Stüke. c) Die Kalibereisenwalze verarbeitet das geschweißte Eisen und producirt aus 8421 Cntr. 32 Pfd. Materialeisen: 1300 Cntr. 86 Pfd. Borwalzeisen,     82   – 10   –    Grobeisen,   347   – 66   –    Kleineisen, 6063   – 34   –    Zain-, Nagel- und Drahteisen. –––––––––––– Summa 7793 Cntr. 96 Pfd. Hiezu wird an Torf verbraucht 982,125 Stüke. 1 Cntr. fertiges Eisen erfordert daher 126 Stüke Torf und 108,1 Pfd. Materialeisen. d) Das Blechwalzwerk daselbst fertigt aus 781 Cntr. 98 Pfd. Blecheisenstäben: 637 Cntr. 37 Pfd. beschnittenes Blech,   98   – 20   –    Abschnizeln. –––––––––––– Summa 735 Cntr. 57 Pfd. bei 163,195 Stüken Torf. 100 Pfd. Materialeisen liefern also: 81,5 Pfd. Blech und 12,5   – Abschnizeln und der Torfverbrauch beträgt pro Centner Blech 256 Stüke oder nach Abzug der Abschnizeln 221 Stüke. Der Torf wird lufttroken aus den 8 Stunden Weges entfernten Torfstechereien für 2 fl. 7 kr. pro 1000 Stüke angeliefert und besteht in 10'' langen, 5'' breiten und 2 1/2'' diken Stüken. Es ist Wurzel- oder Fasertorf, dessen untere Lage sehr compact ist. Er ist demjenigen, wie solcher hier auf der Lützel vorkommt, gleich. Vor dem Verbrauche wird er in eigens dazu eingerichteten Trokenöfen vollständig getroknet. Ein solcher Trokenofen faßt 4060 Stüke, welche lufttroken 2415 Pfd. wiegen. Die Heizung dieser Oefen geschieht mit 1600 Stüken lufttrokenem Torf oder solchen entsprechender Menge Torfabfälle, und dauert 12 Tage. Nach Beendigung dieses Trokenprocesses erfolgten 3800 Stük ganze Torfziegeln, welche 2067 Pfd. wogen. Der Torf verlor am Gewicht 348 Pfd. oder 14,4 Proc. und am Volumen 525 Kubikfuß oder 18,1 Proc. An der Stükzahl ergab sich ein Verlust durchs Zerkleinen von 260 Stüken oder 6,4 Proc. Obgleich das Itzelberger Torfpuddlingfrischen eigentlich nicht Gegenstand dieser Abhandlung ist, so habe ich solches dennoch anzuführen für zwekmäßig erachtet, weil dessen Resultate den Beweis liefern, daß der Torf, welcher überall als ein nur sehr schlechtes Material zu metallurgischen Zweken betrachtet wird, auch seinen großen Werth hat, der dort nicht verkannt wird, indem man ihn acht Stunden Weges auf der Achse herbeiholt, wozu Holzmangel keine Veranlassung gibt, da die königlichen Waldungen jener Gegend so stark beholzicht sind, daß der Direction zu Wasseralfingen der Ankauf von Kohlen aus Privatwaldungen gänzlich soll untersagt worden seyn, und man es für nothwendig erachtet hat, dort noch einen dritten Hohofen anzulegen, um die Kohlen aus den königlichen Forsten zu consumiren. Da der Torf in gedörrtem Zustande eine lebhafte und wasserfreie Flamme gibt, so wird er späterhin überall, wo solcher zu haben ist, ein sehr beliebtes Material zur Gaserzeugung für metallurgische Zweke abgeben. Ich komme nunmehr auf die Sache selbst wieder zurük und bemerke, daß die v. Faber du Four'sche Erfindung der Gaspuddlingsfrischerei u.s.w. schon dadurch in der Praxis Anerkennung gefunden hat, daß an verschiedenen Orten, namentlich in Oesterreich, Sachsen und Böhmen, auch in Frankreich, selbst da, wo entweder keine Hohöfen sind, oder wo örtliche Verhältnisse die Benuzung der Hohofengase nicht zulassen, der Betrieb der Puddlings-, Schweiß- und Wärmöfen, so wie Heizung von Dampfkesseln u.s.w. durch Gase erfolgt, welche in separaten Gaserzeugungsöfen, aus jedem beliebigen minder guten Brennmaterial erzeugt und den Oefen mit heißem Winde zur Verbrennung zugeführt werden. Dieses Verfahren ist noch im Entstehen und liegt gewissermaßen noch in seiner Kindheit. Es wird sich aber gewiß schnell entwikeln, da die Vortheile desselben klar am Tage liegen. Wem wird es nicht einleuchten, daß beim gewöhnlichen Puddlingsproceß mit Steinkohlen auf Rösten der größere Theil des Brennstoffs unzersezt durch die Feueressen hinauszieht, denn als unzersezter Brennstoff muß doch der dike, schwarze Rauch, der bei Nacht mit hoher Flamme zu den hohen Essen sichtbar herausströmt, angesprochen werden. Diese Erscheinung findet beim Gaspuddelproceß nicht statt, denn die dabei angewandten Essen sind nur einige Fuß hoch und die Flamme, welche aus solchen herauskommt, ist kaum des Nennens werth. Wenn daher die Steinkohlen, statt daß sie auf einem Roste verbrennen, in einem Gaserzeuger zu Gas verwandelt werden, dessen Verbrennung und Zersezung in Verbindung mit heißem Winde im Puddelofen erfolgt, so kann kein unzersezter Brennstoff aus dem Puddelofen entweichen, und es wird nicht als eine Uebertreibung erscheinen, wenn auf diese Weise 1/4 bis 1/3 an Brennmaterial als erspart angegeben werden. Hiezu kommt nun noch insbesondere, daß sich die Puddlingswerke auf diese Weise auch schlechter Steinkohlen bedienen können, welche in den Gaserzeugungsöfen durch die zugeführte Gebläseluft verbrennen, während solche auf dem Roste keine oder doch sehr schlechte Flamme abgeben. Angestellte Versuche zu St. Stephan haben erwiesen, daß unverkäufliches, lange auf der Halde gelegenes Grubenklein von Braunkohlen mit Nuzen zur Gaserzeugung für Puddlingswerke verwendet worden ist, und zu Audincourt in Frankreich hat man sogar aus gesiebter Holzkohlenlösche Gase erlangt, womit Eisen geschweißt worden ist. Das v. Faber du Four'sche Verfahren, die Gase mittelst heißer Gebläseluft zu verbrennen und zu metallurgischen Zweken zu verwenden, ist im Großen, was das Schmelzen mittelst des Löthrohrs im Kleinen ist; es gewährt folgende sehr wesentliche, praktische Vortheile, nämlich: 1) Man kann mit der Gasflamme jeden beliebigen Grad der Temperatur hervorbringen, welche zu metallurgischen Schmelzarbeiten erforderlich ist. 2) Mittelst der Auswahl und Lage der Düsen kann man in den Herden den Schmelzgrad vermehren oder vermindern, wo und wie man will. 3) Die Gase erlangen verschiedenartige Eigenschaften, je nachdem man zu ihrer Verbrennung mehr oder weniger heißen Wind verwendet. Wird von lezterem gerade nur so viel angewendet, als zur Verbrennung der Gase unumgänglich nöthig ist, und läßt man sogar das Gas bei der Verbrennung prädominiren, so wirkt solches reducirend, dagegen wirkt es aber oxydirend, wenn mehr heißer Wind zugeleitet wird, als zur Verbrennung erforderlich ist. Im ersteren Falle bewirkt das vorwaltende freie Kohlenoxydgas eine schnellere Reduction der Metalloxyde, im lezteren hingegen bewirkt das Uebermaaß von Sauerstoff die Oxydation des Metalls. Da nun bei allen metallurgischen Operationen Reduction und Oxydation abwechselnd und unter verschiedenen Umständen stattfinden muß, um das dabei beabsichtigte Ziel zu erreichen, so muß bei der Leichtigkeit, mit welcher der Zustand der Gasheizung für den einen oder den andern Zwek zu bewerkstelligen ist, dieser Gegenstand besonders wichtig erscheinen. Die Gasbenuzung wird sich daher mit der Zeit nicht allein auf die Eisenfabrication beschränken, sondern sich auch auf die Zugutemachung des Bleies, Silbers und Kupfers u.s.w. ausdehnen. Es handelt sich gegenwärtig nur lediglich noch darum, eine möglichst vollständige Vorrichtung zur Gaserzeugung zu treffen. Daß hiebei sehr viel auf die Beschaffenheit des zu verwendenden Brennmaterials ankommt, versteht sich von selbst, da es schon in der Natur der Sache liegt, daß Holz und reiner Torf minder schwierig zu construirende Gaserzeuger bedürfen, als es bei Braun- und Steinkohlen der Fall seyn muß. Beim Verbrennen aller mit erdigen Bestandtheilen vermengten Brennmaterialien in geschlossenen Räumen ist eine der Gasbildung sehr nachtheilige Verschlakung nicht zu vermeiden, und dieser Umstand hat zu St. Stephan, Zwickau und an andern Orten, wo er bei der Gaserzeugungsofen-Construction nicht beachtet worden, sehr unangenehme Folgen gehabt. An einigen Orten hat man aber diesen Uebelstand durch zwekmäßigere Vorrichtungen mit gutem Erfolge bereits beseitigt. Ich halte es für überflüssig, die deßfallsigen verschiedenartigen Einrichtungen und deren Ergebnisse hier anzuführen, da solche in mehreren Zeitschriften bereits veröffentlicht worden sind, glaube jedoch bemerken zu müssen, daß Hr. Bergrath v. Faber du Four auch diesem Gegenstande seine Aufmerksamkeit zugewandt und einen Gaserzeugungsofen projectirt hat, welcher jeden Anforderungen für alle Brennmaterialien entsprechen wird. Nähere Mittheilungen hierüber sind noch nicht an der Zeit, und ich behalte mir solche unter Umständen vor. Was die Anwendung der Hohofengase zum Puddlingsproceß und dergleichen betrifft, so will ich noch bemerken, daß solche nur da stattfinden kann, wo die Eingangs dieses bemerkten Dimensionen des Hohofens und der Effect des Gebläses vorhanden ist, und wo außerdem zur Bearbeitung der Luppen zu Kolben die erforderliche Kraft durch Wasser oder Dampf beschafft werden kann. Wenn nicht so viel Kraft an Ort und Stelle ist, um dort gleichzeitig die Kolben mittelst Strekwerken zu verarbeiten, so lassen sich solche, wie es auch zu Wasseralfingen geschieht, alsdann weiter transportiren. Die Anwendung bedingt ferner einen regelmäßigen, stets garen Gang des Hohofens, indem bei Rohgang keine zum Puddeln geeigneten Gase erzeugt werden. Die Anwendung wird also hauptsächlich nur bei Eisenhütten zu empfehlen seyn, welche Gußwaaren produciren, indem hiebei an und für sich schon auf Gargang gesehen werden muß. Hohöfen, welche auf Masseleisen zum Verfrischen betrieben werden, werden in der Regel minder gutes Gas liefern, weil auf Gargang weniger Sorgfalt verwendet zu werden braucht, auch den Kohlen ein so schwerer Steinsaz zu tragen zugemuthet wird, wie es der Gang des Hohofens nur immerhin gestattet. Da bei aller Achtsamkeit auf den Hohofenbetrieb dennoch öfter durch minder gute Gase Störungen im Puddlingsbetriebe entstehen, so scheint es mir jedenfalls zwekmäßig, daß dem Gaspuddelofen noch ein separater Gaserzeuger zur Aushülfe, bei eintretenden Störungen durch schlechtes Hohofengas zur Seite gestellt wird, welcher für solche Fälle, die oft einige Tage anhalten, das erforderliche Gas liefern kann. Hierauf soll wenigstens bei der Einrichtung zu Burgerhütte Bedacht genommen werden. Sehr lange und unverhältnißmäßig weite Gasleitungen beeinträchtigen die Qualität des Gases, man muß also dafür sorgen, daß die Gaspuddel- und Schweißöfen dem Hohofen und Gaserzeuger so nahe wie möglich gebracht werden.