Titel: | Ueber wasserdichte eiserne Schiffsabtheilungen; von C. W. Williams, Esq. |
Fundstelle: | Band 92, Jahrgang 1844, Nr. XLI., S. 151 |
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XLI.
Ueber wasserdichte eiserne Schiffsabtheilungen;
von C. W. Williams,
Esq.
Aus dem Mechanics' Magazine, 1844. Nr.
1066.
Williams, über wasserdichte eiserne
Schiffsabtheilungen.
Es wurden schon viele Versuche angestellt, um die Unglüksfälle, welche auf Schiffen
zur See vorkommen können, zu verhüten oder doch zu vermindern; so schlug man die
Anwendung luftdichter Röhren in solcher Menge vor, daß wenn der Schiffskörper sich
mit Wasser anfüllen sollte, er durch dieselben flott erhalten würde; doch scheint
sich dieses Verfahren in der Praxis nicht bewährt zu haben. Daß ein Mittel gefunden
werde, welches ein stärkeres Eindringen des Wassers verhindern könnte, als der Kraft
der Menschen und Pumpen wieder fortzuschaffen möglich ist, scheint uns nicht
wahrscheinlich. Wenn das Schiff z.B. an einen Anker oder einen andern Körper
anläuft, welcher in den Boden oder die Seite des Schiffs ein Loch macht, so könnte
wohl schwerlich das Schiff mehr flott erhalten werden. Das einzige Mittel, das
Versinken des ganzen Schiffes in einem solchen Falle zu verhüten, ist, die Wirkung
der Beschädigung auf denjenigen Theil, welcher sie erlitt, zu begränzen und dieß ist
die Grundlage des von mir in Vorschlag gebrachten Verfahrens.
Bisher wurde noch kein Versuch gemacht, das eindringende Wasser zu verhindern, sich
auf einmal in den ganzen Schiffsraum zu verbreiten, und gerade darin liegt die große
Gefahr, namentlich bei Dampfschiffen, indem das im untersten Theil des Rumpfs
befindliche Feuer äußerst schnell vom Wasser erlöscht und sonach die Aussicht der
Rettung durch schnelles Erreichen des Ufers verloren geht. Die Unterbrechung der
Communication des Kessels mit der Maschine muß in diesem Falle die traurigsten
Folgen bedingen. Da aber die Beschädigung des Schiffes ursprünglich nur örtlich ist,
so muß es ein sehr wirksamer Schuz seyn, die weitere Verbreitung des Wassers durch
Abtheilungen abzuschneiden.
Die Chinesen sollen sich dieses Mittels bei ihren Handelsfahrzeugen bedienen, deren
verschiedene von Wasser undurchdringliche Abtheilungen, unter Schloß und Riegel
verschiedenen Schiffern zugewiesen sind.
Ich wandte dieses Sicherheitsmittel zuerst beim Bau des Dampfschiffes, der Garryowen (jezt auf dem Shannon bei Limerick treibend)
und den Handelsbarken an, welche die Dampfschiffe der Dublin-Company auf
jenem Flusse am Schlepptau haben; bei ersterm waren Scheidewände von Eisenplatten,
da der Schiffsrumpf selbst von Eisen ist, leicht anzubringen und von großer
Wirksamkeit.
Die Erfahrung lehrt, daß hölzerne Scheidewände nicht von Wasser undurchdringlich
gemacht oder in diesem Zustande erhalten werden können. Die Wärme eines Schiffes
schon veranlaßt ein solches Schwinden der hölzernen Verschläge, daß sie zum
Aufhalten des Wassers ganz unnüz werden; eiserne Verschläge hingegen besizen alle
hiezu erforderlichen Eigenschaften; ihre Einsezung in die von Holz gebauten Schiffe
muß daher sehr erwünscht seyn. Doch fand diese Neuerung, wie jede andere, vielen
Widerspruch, wenigstens weil sie Schiffe vor dem Untergang sichern sollte, bei den
Schiffbauern.
Die einzigen Theile, wo das Wasser von einer damit angefüllten Abtheilung in die
andere leere übergehen könnte, wären nicht die eisernen Verschläge, sondern die
Seiten und der Boden des Schiffes, wo sie in Verbindung stehen mit dem Gerippe und
den Planken des Schiffes. Dieß kann aber sehr leicht verhindert werden durch
massiven Bau dieser Theile, indem man nämlich zwischen dem Gerippe keinen Raum frei
läßt. Diese massiven Schiffsrippentheile müssen sich auf 18 Zoll vor und hinter
jeder Abtheilung erstreken, was jeder Schiffbauer auszuführen weiß. Das Einbringen
von Haarfilz zwischen diesen massiven Schiffsrippen und der äußern und innern
Verkleidung vollendet das Ganze. Die die Verschläge bildenden Eisenplatten werden
durch diagonale Stangen verstärkt und an den Seiten und am Boden durch Winkeleisen
verbunden und der Form des Schiffes genau angepaßt, namentlich wo sie über die
Kielschwinnen gehen.
Die Anzahl dieser Abtheilungen betreffend, scheint es natürlich, daß der Schuz und
die Verminderung der Gefahr im Verhältniß mit derselben stehen muß. Was jedoch ihre
Anzahl wieder zu beschränken veranlaßt, ist 1) der Uebelstand, welchen sie
veranlassen, daß man von einem Theil des Schiffraums unter dem Verdek nicht frei in
den andern übertreten kann, da man nothwendig in jede Abtheilung nur vom Verdek aus
kommen kann; 2) das Gewicht der eisernen Verschläge und des Mehrbedarfs an Holz; 3)
der Kostenbetrag.
(Nachdem sodann der relative Werth von einer, zwei, drei und vier Abtheilungen
verglichen wurde, kömmt Hr. Williams zu folgendem
Schluß:)
Gegen die Einführung von fünf Abtheilungen läßt sich gar keine technische Einwendung
machen. Auch stimmt diese Eintheilung so gut überein mit den Geschäften auf den
verschiedenen Theilen des Schiffes, daß sie in jeder Hinsicht den Vorzug verdient.
Die mittlere Abtheilung würden die Maschine, der Kessel und die Kohlenmagazine
einnehmen, wodurch sie von allen übrigen Schiffstheilen abgeschlossen wären. Die
zweite und vierte Abtheilung wären der vordere und hintere Kielraum, oder bei
Passagierschiffen die Vorder- und Hintercajüte, und die beiden übrigen
Abtheilungen, am Bug und Hintertheil, brauchten natürlich nicht so hoch zu seyn wie
das Hauptverdek.
Hiemit wäre nun ein wirksames Mittel gegen die Unglüksfälle gegeben, welche beim
Zusammenstoßen zweier Schiffe eintreten können. Man kann behaupten, daß wenn das
Wasser nicht zu gleicher Zeit in alle Abtheilungen des Schiffes einbricht (was
unmöglich ist), keine Gefahr des Untersinkens eintreten kann; die Erfahrung hat
gelehrt, daß eine nur kleine Vermehrung der Schwimmkraft ein Schiff vom Untergang zu
retten vermag, wenn es auch schon so tief gesunken war, daß das Verdek gleiche Höhe
mit dem Seespiegel hatte.
Mein Vorschlag wurde auch bereits von der Dubliner Compagnie bei einer Anzahl ihrer
Dampfschiffe mit bestem Erfolge ausgeführt. Auch ließ ich vor den Mitgliedern der
British Association in Liverpool Versuche anstellen,
und das neue Schiff, die Royal Adelaide, zuerst im
Vordertheil in der Abtheilung Nr. 1 anbohren; nachdem es sich so angefüllt hatte,
daß das innere und äußere Niveau gleich stunden, war das Schiff vorn um 6 Zoll
hinunter, und der Hintertheil desselben um 2 Zoll hinauf gedrükt. Nach dem Auspumpen
wurde derselbe Versuch mit der Abtheilung Nr. 2 angestellt, wodurch der Vordertheil
um 12 Zoll abwärts, der Hintertheil aber nicht merklich aufwärts gedrükt wurde. Das
Schiff war nun in der Lage eines solchen, welches mit einem andern
zusammenstieß.
Die Undurchdringlichkeit durch Wasser hat sich so bewährt, daß fest behauptet werden
kann, daß auf dem Apollo, welcher auf der Themse mit dem
Monarch zusammenstieß, oder am Bristoler Paketboot
Albion, welches an den Jacks
Sund bei Milford anfuhr, wenn sie mit solchen wasserdichten eisernen
Verschlägen versehen gewesen wären, kein Menschenleben in Gefahr gekommen wäre und
die Schiffe sich flott erhalten hätten.
Die Kosten des Eisens und des Mehrbedarfs an Holz kommen, den gewonnenen Vortheilen
gegenüber, gar nicht in Betracht. Die Eisenverschläge auf dem Royal William und dem Athlone kosten
290 Pfd. St.
Hienach darf wohl keine civilisirte Nation ohne die schwerste Verantwortlichkeit
zögern, diese Construction der Schiffe einzuführen, durch welche so viele
Menschenleben gesichert werden.