Titel: | Beobachtungen über die Gährung der Bierwürze; von John Furze. |
Fundstelle: | Band 92, Jahrgang 1844, Nr. CVI., S. 459 |
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CVI.
Beobachtungen uͤber die Gaͤhrung
der Bierwuͤrze; von John
Furze.
Aus dem Philosophical Magazine. Mai 1844, S.
372.
Furze's Beobachtungen über die Gährung der Bierwürze.
Die praktischen Uebelstände, welche für die Bräuer aus dem Mangel einer Controle über
die Gährbottige und durch die Veränderungen der Würze in Folge der Verschiedenheit
der Lufttemperatur entstehen, gaben die Veranlassung zu den folgenden Versuchen.
Nachdem das Malz auf die übliche Weise eingemaischt und die erhaltene Würze mit dem
Hopfen gekocht, hierauf gekühlt worden ist, sezt man ihr (in England) Hefe im Betrag
von beiläufig einem Pfund auf ein (engl.) Faß (à
200 Quart) Würze zu und bringt das Ganze in den Gährbottig. Lezterer ist ein offener
Behälter, welcher während der Gährung der Würze unbedekt bleibt, so daß dieselbe dem
freien Luftzutritt ausgesezt ist. Die Veränderungen in der Lufttemperatur können
aber den Proceß so verzögern oder beschleunigen, daß der Bräuer des Resultats nicht
mehr Meister ist und häufig bedeutenden Verlust erleidet. Um diesem Umstand
abzuhelfen, hat man in einigen größeren Bierbrauereien Gährbottige angewandt, welche
insoweit geschlossen sind, daß nur noch hinreichender Raum bleibt für den Austritt
der gasförmigen Substanzen, welche an der Oberfläche der Würze entweichen, während
die Gährung in voller Kraft ist. Ich habe diese Methode versucht, ohne den
erwarteten Vortheil zu erzielen, weßhalb ich zu folgenden Versuchen schritt.
Ich ließ einen kreisförmigen Behälter verfertigen, dessen Gesammtinhalt 350 (engl.)
Faß (70000 Quart) betrug und welcher an der Seite mit einer Thür versehen war,
welche durch Belegen ihrer Ränder mit grober Sersche und Anwendung von Schraubendruk
auf ihren Mittelpunkt luftdicht gemacht werden konnte; auch waren im Dekel und an
den Seiten desselben Fenster eingelassen, so daß sich die sichtbaren Veränderungen
in der Würze beobachten ließen. Auf dem Dekel dieser Tonne befestigte ich zwei
Kautschukröhren (von je 1 Zoll Durchmesser im Lichten), um das bei der Gährung
erzeugte Gas abzuführen; um den Zutritt der äußeren Luft abzusperren, wurden die
Enden dieser Röhren beiläufig 3 Zoll tief in ein mit Wasser gefülltes Gefäß
getaucht.
Diese Vorrichtung darf jedoch keineswegs mit dem Apparat verwechselt werden, welchen
früher einige Personen sowohl in England als in Frankreich anwandten, um die Dämpfe
zu verdichten, welche, wie sie vermutheten, aus gährenden Flüssigkeiten sich in bedeutender Menge
entwikeln, wobei sie sich jedoch in ihren Erwartungen gänzlich täuschten. Ich habe
in dieser Hinsicht zwei Versuche angestellt und die gasförmigen Substanzen jedesmal
36 Stunden lang durch ein Schlangenrohr von 3/4 Zoll Durchmesser und 35 Fuß Länge
geleitet, welches mit Wasser von 10° R. Temperatur umgeben war, ohne irgend
ein Product zu erhalten.
Mit Hülfe der beschriebenen Tonne ließ ich nun die Gase und Dämpfe von sechs
Gährungen durch das Wasser in dem äußeren Gefäß entweichen. Nachdem das Gas so
gewaschen war, hatte es viel von seinem gewöhnlichen stechenden Geruch verloren und
das Wasser hatte in wenigen Tagen einen sehr stinkenden Geruch angenommen, ähnlich
demjenigen in den Sezfässern der Stärkmehlfabriken. Eine Portion dieses Wassers
wurde bald nach dem Hindurchleiten der Gase destillirt, wobei sich ergab, daß 36
Gallons davon 9 Pinten Weingeist von 0,850 spec. Gewicht lieferten. Ich überzeugte
mich im Verfolg meiner Versuche, daß durch Anwendung einer größeren Menge Wassers
noch mehr Weingeist hätte verdichtet werden können und daß die Wirkung des Wassers
auf die Gase zum Theil von der Construction des Apparates selbst abhängt. Ich ließ
nun eine Gährtonne verfertigen, worin drei mit Löchern versehene Scheiben Weißblech
einen Zoll von einander entfernt angebracht waren, durch welche das Gas in kleinen
Blasen ausströmte, worauf es in dem Gefäße erfolgreicher gewaschen werden konnte.
Auf diese Weise erhielt ich oft durch Destillation des Wassers, in welches die Gase
von einer Gährung geleitet worden waren, 3 Proc. Spiritus von 0,850 spec. Gewicht.
Alle Destillate enthielten jedoch eine beträchtliche Menge Ammoniak, was nothwendig auf die angegebenen Resultate von Einfluß seyn
mußte, wie folgende Versuche zeigen.
45 Gallons Wasser, in welches die durch Gährung von 350 Fässern Porterwürze erzeugten
Gase geleitet worden waren, hatten 0,9988 spec. Gewicht und der Gewichtsverlust der
Würze während des Processes betrug (nach dem Saccharometer von Dring und Fage) beiläufig 12 Pfd. per Faß. Von dieser Quantität destillirte ich 36 Gallons
auf den sechsten Theil ab, von welchem 16 Unzen-Maaße nochmals sorgfältigsorfältig rectificirt und auf 4 Unzen reducirt wurden, die 0,965 spec. Gewicht
hatten, welches 33 Procent Weingeist von 0,825 entspricht. Daraus folgt, daß die 45
Gallons 15 Imperial-Pinten von 0,965 geliefert haben würden, welche 5 Pinten
von 0,825 spec. Gewicht entsprechen, oder beiläufig 1,4 Proc. Weingeist dem Volum
nach.
5 Unzen der ursprünglichen 45 Gallons wurden mit überschüssigem Baryt destillirt, um
alle vorhandenen Säuren durch denselben zu binden und das Product dann mit Salzsäure
umdestillirt; der Rükstand wurde hierauf mit dem Doppelchlorid von Platin und
Natrium versezt und das Ganze sorgfältig zur Trokne verdampft; nachdem die
auflöslichen Theile mit Weingeist ausgezogen worden waren, blieben 1,9 Gran
Platinsalmiak zurük, welche 0,146 Gran Ammoniak entsprechen. Es folgt daraus, daß
anfänglich 4,672 Gran Ammoniak im Gallon enthalten waren oder 210,24 Gran in den 45
Gallons.
Der Rükstand nach der Destillation mit Baryt wurde auf Essig- und Ameisensäure
untersucht, jedoch ohne Erfolg.
Wie viel kohlensaures Gas bei der Gährung von 180 Fässern Würze entweicht, konnte ich
in Ermangelung eines hinreichend großen Apparats nicht bestimmen. Bei einem kleinen
Gebräude von Ale betrug das in einem sehr großen Gasometer gesammelte Gas 7900
Kubikfuß; 43 1/2 Fässer Ale-Würze verloren nämlich 16,5 Pfd. per Faß an Gewicht und gaben 7900 Kubikfuß Kohlensäure
oder beiläufig 11,66 Kubikfuß Gas für jedes Pfund Gewichtsverlust.
Es wäre mit keinem Vortheil verbunden, einen so schwachen Spiritus in den
Bierbrauereien im Großen zu destilliren. Ich versuchte daher, ob es nicht möglich
ist die Sättigung des kohlensauren Gases mit Weingeistdämpfen zu verhindern und dieß
läßt sich sehr einfach bewerkstelligen. Man braucht nur die Röhren, durch welche das
Gas aus der luftdichten Tonne austritt, in dem mit Wasser gefüllten Gefäße 3 Fuß
tief in die Flüssigkeit tauchen zu lassen; durch den Druk des eingeschlossenen Gases
auf die Oberfläche der gährenden Würze wird die Kraft des kohlensauren Gases
Weingeistdampf zurükzuhalten gebrochen, so daß eine bedeutende Menge Spiritus in der
Würze zurükbleibt, welcher außerdem verloren gegangen wäre; bei einigen Proben,
welche ich anstellte, betrug sie 80 Proc. von dem üben angegebenen Quantum
entwichenen Spiritus. Mehr als 3 Fuß tief dürfte man die Röhren aber nicht in Wasser
tauchen können, weil große Tonnen schwierig luftdicht zu erhalten sind.
Welchen Einfluß der stattfindende Druk auf das mit dem kohlensauren Gas entweichende
Dampf-Quantum hat, zeigen folgende Versuche:
Ich ließ 175 Fässer Porterwürze in einer geschlossenen Tonne gähren und tauchte die
Austrittsröhren 3 Zoll tief unter Wasser. Während des Processes ließ ich zu drei
verschiedenen Perioden 100 Kubikzoll des Gases durch Röhren von 17 Zoll Länge und
einem halben Zoll Durchmesser streichen, welche Chlorcalcium enthielten, um das Gas auszutroknen;
das Chlorcalcium absorbirte jedesmal 0,425 Gran Feuchtigkeit aus 100 Kubikzollen Gas
(lezteres als trokene Kohlensäure bei 9° R. Temperatur berechnet).
Als ich 181 Fässer Porterwürze in demselben Behälter gähren und die Röhren 3 Fuß tief
unter Wasser tauchen ließ, erhielt ich folgendes Resultat:
Aus je 100 Kubikzollen Gas (als trokene Kohlensäure bei 9° R. berechnet)
wurden bloß 0,20 Gran Wasserdampf absorbirt. Der beim Gährungsproceß entstehende
Wasserdampf scheint also die Menge des mit dem kohlensauren Gas entweichenden
Weingeists zu bestimmen.
Mittelst des von mir angegebenen einfachen Apparats kann nun der Bräuer seine
Gährbottige besser controliren und ein stärkeres Bier aus seiner Würze erzeugen.