Titel: | Ueber das Chromo-Cyanotyp, ein neues photographisches Verfahren; von Robert Hunt. |
Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. XV., S. 45 |
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XV.
Ueber das Chromo-Cyanotyp, ein neues
photographisches Verfahren; von Robert
Hunt.
Aus dem Philosophical Magazine, Jun. 1844, S.
435.
Hunt, über das Chromo-Cyanotyp.
Das neue photographische Verfahren nenne ich
„Chromo-Cyanotyp“ zur Unterscheidung von Herschel's Cyanotypverfahren, womit es viele Aehnlichkeit
hat.
Bekanntlich verändert sich das doppeltchromsaure Kali sehr leicht unter dem Einfluß
des chemischen Princips der Sonnenstrahlen. Bei der lezten Versammlung der British Association machte ich das ChromatypPolytechn. Journal Bd. XC S. 413. bekannt – ein Verfahren, wobei eine Mischung von doppeltchromsaurem
Kali und schwefelsaurem Kupfer als photographisches Material angewandt wird. Bei dem
Verfahren, welches ich nun mittheile, wird das doppeltchromsaure Salz in Verbindung
mit eisenblausaurem Kali (Blutlaugensalz) angewandt.
Man sezt zu einer Unze einer gesättigten Auflösung von doppeltchromsaurem Kali eine
halbe Unze einer gesättigten Auflösung von eisenblausaurem Kali, welche eine halbe
Drachme des Salzes enthält. Die Auflösungen werden beim Vermischen dunkelbraun, ohne
daß ein Niederschlag entsteht. Mit dieser Mischung überstreicht man eine Seite eines
Blattes Briefpapier und troknet es am Ofen. Auf so vorbereitetem Papier erhält man
auf dem gewöhnlichen Wege ein Bild und zwar ein sehr schwaches negatives. Dieses
Papier ist nicht so empfindlich, daß es in der camera
obscura afficirt werden könnte, aber im Sonnenschein kann man sich schöne
Copien von Kupferstichen damit verschaffen. Die Sonnenstrahlen üben auf dieses
Papier (wie auf die beim Chromatypverfahren angewandte Verbindung von
doppeltchromsaurem Kali mit schwefelsaurem Kupfer) zwei besondere Wirkungen aus, sie
bräunen das Papier anfangs und bleichen es dann ziemlich schnell.
Das wie angegeben erhaltene sehr schwache negative Bild verwandelt sich, wenn man es
in eine verdünnte Auflösung von schwefelsaurem Eisenoxydul (Eisenvitriol) taucht, sogleich in ein
positives; die Schatten entstehen nämlich durch einen Niederschlag von Berlinerblau,
welches in reichlicherer Menge auf denjenigen Stellen entsteht, welche beschattet
waren, als denjenigen worauf die Sonne mehr einwirkte. Das Bild ist jedoch etwas
undeutlich, schaut man aber durch das Papier, so überzeugt man sich, daß es
allenthalben unversehrt ist. Wenn man statt des Eisenoxydulsalzes schwefelsaures
Eisenoxyd anwendet, so erhält man ein sehr intensives blaues negatives Bild. In
diesem Falle schlägt sich Berlinerblau auf den Stellen des Papiers nieder, welche
von der Sonne beschienen waren. Die lichteren Stellen dieser Photographien sind
anfangs gelb, und läßt man sie in diesem Zustande, so können sie blau werden; taucht
man sie aber einige Minuten in eine Auflösung von kohlensaurem Natron, so
verschwindet die gelbe Farbe und das Bild ist ein weißes und intensiv blaues.
Solche Bilder lassen sich natürlich nicht als Originale benuzen, um Copien davon zu
machen, weil sie nicht durchsichtig sind.
Die verschiedene Wirkung der zwei Eisensalze ist merkwürdig und schwer zu erklären.
Man sollte glauben, daß das auf dem Papier verbreitete eisenblausaure Kali einige
Veränderung erleidet, so daß es das schwefelsaure Eisenoxydul bei langem Verweilen
im Sonnenschein nicht mehr niederzuschlagen vermag; ich konnte jedoch mit diesem
Salz allein auf diesem Wege immer nur ein Bild des das Papier verdunkelnden Körpers
erhalten; daraus schließe ich daß das doppeltchromsaure Kali lediglich die
Veränderung des eisenblausauren Salzes beschleunigt. Papier welches bloß mit
eisenblausaurem Kali überzogen ist, wird gerade so afficirt, wenn man es in eine
Auflösung von schwefelsaurem Eisenoxyd taucht. In beiden Fällen schlagen die
unveränderten Stellen des Bildes Berlinerblau nieder, so daß wir in dem einen Falle
ein positives Bild auf der rechten Seite des Papiers haben und in dem anderen Falle
ein positives Bild auf der linken Seite des Papiers.
Falmouth am 8. Mai 1844.