Titel: Verbesserungen in der Glasfabrication, worauf sich James Hartley an der Wearglashütte, Sunderland, am 6. Jul. 1843 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 93, Jahrgang 1844, Nr. XL., S. 135
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XL. Verbesserungen in der Glasfabrication, worauf sich James Hartley an der Wearglashuͤtte, Sunderland, am 6. Jul. 1843 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Mai 1844, S. 295. Hartley's Verbesserungen in der Glasfabrication. Meine Erfindung besteht 1) in einem verbesserten Strekofen für Tafelglas; 2) in einem verbesserten Streksteine des Strekofens; 3) in einer verbesserten Unterlage beim Poliren des Glases; 4) in einem verbesserten Ofen zum Erhizen des Mondglases vor dem Auftreiben (in Form einer Melone). Den ersten Theil der Erfindung betreffend, wird nach der bisherigen Construction des Strekofens, wenn mehrere Cylinder nacheinander in einem Ofen gestrekt werden, sobald der eine auf den Strekstein kömmt, ein anderer in den Ofen rechts vom Strekstein gebracht, und da das Feuer links vom Strekstein ist, wenn der Cylinder auf dem Strekstein im Streken begriffen ist, so wird der zunächst vorzunehmende Cylinder zwar erhizt, allein diese Hize befindet sich hauptsächlich nur auf der dem Strekstein nächst gelegenen Seite des Cylinders; diese nämlich wird stark erhizt, beginnt sich niederzulegen oder zu streken, während der gegenüberliegende, von dem Strekstein am weitesten entfernte Theil dieses Cylinders verhältnißmäßig nicht stark erhizt wird, und da er bei der Bewegung gegen den Strekstein notwendig mit seiner heißern Fläche gegen das Feuer hin bewegt werden muß, diese sehr leicht verbrennt, während die andere Seite dieses Cylinders bloß hinreichend erhizt wird, um sich ebenfalls zu streken. Meine Erfindung geht nun dahin, einen rotirenden Stein anzubringen, auf welchen die zu strekenden Glascylinder nacheinander gebracht werden, ehe sie auf den Strekstein kommen, wodurch der Arbeiter in den Stand gesezt ist, einen Cylinder, ehe er ihn auf den Strekstein bringt, so zu drehen, daß die wenigst erhizte Seite gegen das Feuer kömmt, wodurch die Seite des Cylinders, welche erhizt wurde, während der vorhergehende sich beim Streken befand, vom Feuer am weitesten abgewendet wird, also beide Seiten des Cylinders sich besser streken, ohne daß eine überhizt werden kann. – Ich bediene mich zum Rotiren eines flachen runden Steines von etwa 10 Zoll Durchmesser, an dessen untere Fläche ich eine Achse befestige, mittelst welcher der Arbeiter dem Stein mit dem darauf befindlichen Glascylinder leicht die gehörige Drehung geben kann. Bekanntlich ist das Tafelglas auf dem Strekstein sehr schwierig ganz flach zu erhalten; eines der Hindernisse ist die Luft unter dem Glase. Nun besteht der zweite Theil meiner Erfindung darin, daß ich viele kleine Löcher durch den Strekstein oder das Lager mache, so daß die Luft in dem Maaße als das Glas immer flacher wird, leicht unter dem Glas entweichen kann. Ich mache zu diesem Behuf einen Zoll weit von einander entfernte Löcher von 1/8 Zoll Durchmesser. Auf diese Weise vollführe ich die Operation mit besserm Erfolge; und obwohl das so gestrekte Tafelglas Zeichen erhalten kann, so ist dieß doch nicht von Belang, wenn es nachher noch geschliffen und polirt wird; es ist aber sehr darum zu thun, solch dünnes Glas, wenn es geschliffen und polirt werden soll, so flach als möglich zu erhalten. Der dritte Theil meiner Erfindung betrifft die Unterlage zum Festhalten des Glases beim Poliren. Man bediente sich dazu bisher des Gypses und in manchen Fällen, bei dünnen, biegsamen Platten auch wohl anderer Mittel, um sie auf glatten, nicht nachgebenden Flächen fest zu halten. Ich benuze dazu Kautschukflächen; vermöge der besondern Eigenschaften des Kautschuks können die auf solchen gelegten Platten von Tafel- oder Spiegelglas beim Schleifen und Poliren sich nicht bewegen, wodurch deren Fabrication sehr verbessert wird. – Es ist hier weiter nichts zu bemerken, als daß die Kautschukfläche genau nach der Oberfläche geschnitten werden muß, welche das zu polirende Glas erhalten soll. Ich nehme hiezu Kautschuk in Blättern von etwa 3/8 Zoll Dike und von der den Platten angemessenen Größe und lege sie auf eine Bank oder sonst eine befestigte Holz- oder andere Fläche. Bei kaltem Wetter, wo der Kautschuk erhärtet, muß er etwas erwärmt werden. Der vierte Theil der Erfindung betrifft die Fabrication des Mondglases. Hiebei wird bekanntlich gerade vor dem Einbringen des Glases in den Auslaufofen die Glasnase in einem besonders hiezu construirten Ofen erhizt, dessen äußere Oeffnung, wo die Nase eingebracht wird, von den Arbeitern das Nasenloch genannt wird; dieser Ofen wird gewöhnlich an einer Seite des Auslaufofens angebaut. Die Luft, welche den Zug der Flamme und erhizten Dämpfe durch das Nasenloch veranlaßt, tritt unter dem Brennmaterial ein, wodurch aber Staub und schädliche Dämpfe in die Glasmasse gelangen, welche vorzüglich nachtheilig auf deren Oberfläche wirken. Nun besteht meine Erfindung darin, die Oefen so zu construiren, daß die Luft über das brennende Feuer hin in den Ofen zieht, wodurch die nachtheilige Wirkung des Staubs und schädlicher Dämpfe größtentheils verhindert wird. Der Ofen gleicht in allen Stüken dem bisherigen; nur ist Fürsorge getroffen, daß die Luft in einem dünnen Strom oder in mehreren Strömen über das Feuer hinzieht, zu welchem Zwek ich an jeder Seite des Ofens einen hohlen Raum anbringe, welcher in einen außerhalb der Glashütte hergeleiteten Canal mündet, um Luft einzuführen, aber mit Schiebern versehen ist, um das Einziehen der Luft reguliren zu können; diese Canäle öffnen sich gerade oberhalb des Feuers, so daß die Luft entweder in mehreren Strömen oder in einer dünnen Schicht innerhalb des Ofens zutritt, wodurch nicht nur erwähnter Vortheil erreicht, sondern auch eine stärkere Hize erzielt wird, welche durch die Schieber leicht regulirt werden kann.