Titel: | Ueber die im Handel vorkommenden grünen Theesorten; von Robert Warington. |
Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. LXXVII., S. 273 |
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LXXVII.
Ueber die im Handel vorkommenden gruͤnen
Theesorten; von Robert
Warington.
Aus dem Philosophical Magazine, Jul.
(Supplement-Heft) 1844, S. 507.
Warington, über die im Handel vorkommenden grünen
Theesorten.
Als ich unlängst einige Theesorten untersuchte, welche mit Beschlag belegt worden
waren, weil man sie für verfälscht hielt, zogen die verschiedenen Farben, welche das
Muster des grünen Thees besaß – sie erstrekten sich nämlich vom matten
Olivengrün bis zum glänzenden Grünlichblau – meine Aufmerksamkeit auf sich.
Bei Untersuchung desselben unter einem Mikroskop von hundertfacher Vergrößerung,
wobei der Gegenstand durch reflectirtes Licht beleuchtet war, wurde die Ursache
dieser Farbenverschiedenheit sogleich erkannt, denn ich sah, daß die gerollten
Blätter über und über mit einem weißen Pulver, von an einigen Stellen glimmerndem
Aussehen, überzogen waren, zwischen welchem sich kleine glänzend blaue und auch
orangefarbene Körnchen zerstreut befanden; in den gefalteten, also besser beschüzten
Theilen der gerollten Blätter waren dieselben noch deutlicher sichtbar. Durch eine
kurze Zeit über fortgeseztes Schütteln des Musters löste sich ein Pulver davon ab,
aus welchem ich eine
Quantität der blauen Theilchen unter einem Vergrößerungsglas mittelst der
befeuchteten Spize eines feinen Kameelhaarpinsels heraushob. Zwischen zwei
Glasplatten in Wasser gerieben gaben sie, bei durchfallendem Lichte angesehen, einen
glänzend blauen Streifen. Diese Abwechslung in der Beleuchtungsart des Objects war
nöthig, um die Wirkung folgender Reagentien wahrzunehmen. – Ein kleines
Tröpfchen einer Aezkalilösung wurde mittelst Capillarattraction zwischen die
Glasplatten eingezogen, wodurch die blaue Farbe sogleich in eine dunkle
glänzendbraune umgewandelt wurde; durch Einlassen von verdünnter Schwefelsäure wurde
die ursprüngliche blaue Farbe wiederhergestellt. Dieß beweist, daß diese Theilchen
aus Berlinerblau bestunden. Die orangegelben Körnchen gaben sich als ein
vegetabilisches Pigment zu erkennen.
Um die Natur des an dem Muster gefundenen weißen Pulvers zu erkennen, sonderte ich
etwas Theestaub ab und erhizte ihn unter Zutritt der Luft zum Rothglühen; die
Pflanzensubstanz und das Berlinerblau wurden hiedurch zerstört und ein weißes Pulver
mit einem schwachen Stich ins Braune erhalten. In verdünnter Salzsäure durch Kochen
aufgelöst, zeigte es bei der Prüfung mit salzsaurem Baryt einen Schwefelsäuregehalt;
es wurde hierauf zur Trokne abgedampft und wiederholt mit sehr verdünnter Salzsäure
behandelt; dabei blieb eine Spur Kieselerde unaufgelöst zurük. Ammoniak schlug etwas
Thonerde und Eisenoxyd nieder, und die ammoniakalische Lösung gab mit Oxalsäure
einen Niederschlag von oxalsaurem Kalk. Eine zweite Portion des ausgeglühten Pulvers
wurde eine Zeit lang in destillirtem Wasser gekocht und gab eine Flüssigkeit, welche
schwefelsauren Kalk enthielt; Gyps und noch eine andere Substanz, welche Kieselerde,
Thonerde und vielleicht Kalk enthielt, bildeten also das weiße Pulver. Ich halte
leztere Substanz für Kaolin oder gepulverten Agalmatolith, den chinesischen
Bildstein, und schließe dieß nicht nur aus den ermittelten Bestandtheilen, sondern
auch aus dem Glanz, welchen die geriebenen Theile der gerollten Blätter stets
annehmen, und welchen jene Mineralkörper wohl hervorzubringen geeignet wären.
Es wurden dann fünf andere Muster grünen Thees untersucht, wovon aber nur ein
einziges sich frei von den blauen Körnchen zeigte. Es war dieß ein Thee von hohem
Preise, welcher vor zwei Jahren gekauft worden war; er war mit einem sehr blaßblauen
Pulver bestäubt, statt des weißen, mit blauen Theilchen untermengten, welches die
andern Theesorten zeigten.
Da ich noch in Zweifel war, ob diese Färbung eine bei uns (in England) vorgenommene
Verfälschung sey oder nicht, wendete ich mich an einen sehr geachteten Großhändler, welcher mir
eine Reihe Muster, wovon jedes ein Gemisch aus einer Anzahl Originalkisten war,
überschikte; die mikroskopische Untersuchung derselben lieferte folgende Resultate:
Nr. 1 Imperial (Kaiserthee). Das Blatt, unterhalb des oberflächlichen Ueberzugs
angesehen, war von lebhaft olivenbrauner Farbe, mit kleinen Fäserchen auf der
Oberfläche versehen; es war mit einem feinen weißen Pulver mit hie und da einem
lebhaft blauen Theilchen, die manchmal wie ein Fleken aussahen, überzogen. Nr. 2.
Schießpulverthee: dem Nr. 1 ähnlich, die Fäserchen aber nicht sichtbar, was davon
herrühren kann, daß die Blätter sehr fest und dicht gerollt waren. Nr. 3.
Hayssanthee: wie Nr. 1, nur daß die blauen Theilchen vielleicht zahlreicher waren.
Nr. 4. Junger Hayssanthee: ebenso. Nr. 5. Twankeythee: das Blatt dieses Thees hatte
eine mehr gelbe Farbe und war reichlich mit weißem Pulver überzogen, über welches
die blauen Theilchen dichter gestreut waren. Die Untersuchung dieser Theesorten
erwies, daß sie in England schon in verfälschtem oder künstlich zubereitetem
Zustande ankommen.
Nachdem ich dieß dem Freunde, von welchem ich die Proben erhielt, auseinandergesezt
hatte, fragte er mich, ob ich auch schon unglasirte (unglazed) Theesorten untersucht habe. Diese Benennung
erregte meine Aufmerksamkeit, ich suchte solchen Thee zur Ansicht zu bekommen und
fand, daß er äußerlich ein ganz verschiedenes Aussehen hatte und, die Farbe
anbelangend, keinem grünen Thee ähnlich sah. Er war von gelbbrauner Farbe ohne einen
Schatten von Grün oder Blau, an den geriebenen Theilen eher schwärzlich aussehend.
Später erhielt ich noch zwei Muster von unglasirtem Thee, die als von sehr feiner
Qualität bezeichnet waren und welchen zwei andere, von den sogenannten gewöhnlichen
glasirten Sorten, ebenfalls von ausgezeichneter
Qualität, beilagen. Diese wurden daher sogleich untersucht. Nr. 6. Unglasirter
Schießpulverthee: er zeigte unter dem Mikroskop dieselbe Farbe wie mit unbewaffnetem
Auge, war faserig und mit einem weißlichen, etwas ins Bräunliche ziehenden Pulver
überzogen, aber kein Schatten von Blau war sichtbar. Nr. 7. Unglasirter Hayssan: wie
Nr. 6. Nr. 8. Glasirter Schießpulverthee: faserig, mit einem sehr blaßblauen Pulver
überzogen, die blauen Körnchen nur sparsam sichtbar. Nr. 9. Hayssan: ebenso wie Nr.
8. Nr. 10. Pidding's Howqua, bei Littlejohe um 8 Schilling 6 Pence per Catty Pakage gekauft; derselbe war offenbar von der
glasirten Sorte, faserig und mit einem blaßblauen Pulver überzogen, welches mit
lebhaft blauen Körnchen vermengt war. Nr. 11. Sogenannter
Canton-Schießpulverthee: dieß war ein prächtiges Muster der glasirten Sorte,
was die Farbe anbelangt; sie war dichter mit Pulver überzogen und gebläut als irgend eines
der von mir untersuchten Muster, und wenn man sie von einem Papier auf das andere
schüttete, flog der Staub reichlich davon. Ich habe auch noch sehr viele andere
Muster gewöhnlichen grünen Thees untersucht mit größtentheils denselben Resultaten;
die wohlfeilern Theesorten oder die allgemein gebräuchlichen, welche den größten
Theil der Einfuhr ausmachen, sind gleich Nr. 5 und 11, und entsprechen den Twankeys
und wohlfeilen Hayssans und Schießpulvertheen.
Nach einigen erfolglosen Versuchen fand ich, daß mit einiger Sorgfalt dieses Pulver
oder dieser Ueberzug, wenn ich mich dieses Ausdruks bedienen darf, da es sich
lediglich auf der Oberfläche befindet, leicht vollständig von dem Thee entfernt
werden kann, und zwar durch etwas starkes, ein paar Secunden fortgeseztes Schütteln
des Musters in einer Flasche mit destillirtem Wasser und Aufgießen des Ganzen auf
ein Musselinfilter, um die Flüssigkeit mit der darin suspendirten Substanz so
schnell als möglich von den Blättern zu trennen. Nach dieser Operation hatte der
Thee, wie man sich leicht denken kann, ein ganz anderes Ansehen, indem er seine
bläulichgrüne Farbe in ein angenehmes Gelb oder Bräunlichgelb verwandelte, und ich
fand, daß er mit einiger Sorgfalt bei einer Temperatur unter 212° F.
(80° R.) wieder getroknet werden konnte, sogar ohne daß das Blatt sich
aufrollte und ohne merklich an einem seiner charakteristischen Merkmale zu
verlieren. Nach vollständigem Troknen war das Muster beinahe so dunkel wie die
gewöhnlichen schwarzen Theesorten und zeigte unter dem Mikroskop eine glatte
Oberfläche, welche vollkommen frei war von dem frühern Ueberzug und alle Merkmale
des schwarzen Thees besaß, mit Ausnahme des runzlichen Ansehens, welches leztere
Sorte meistens hat, offenbar weil sie beim Troknen einer höhern Temperatur ausgesezt
wurde. Aus der grüngefärbten trüben Flüssigkeit, welche durch das Musselinfilter
gelaufen war, ließ ich die darin suspendirte Substanz sich absezen, welche ich dann
auswusch und sammelte. Mit diesen von mehreren Proben erhaltenen Bodensäzen wurden
folgende Versuche angestellt. Zuerst wurden sie mit Chlorwasser geprüft, um zu
sehen, ob die färbende Materie Indigo oder eine andere Pflanzensubstanz sey; denn
der Indigo wird von einigen für den einzigen Zusaz der Chinesen gehalten, um ihren
grünen Theesorten den blauen Ton zu ertheilen. In keinem einzigen Fall aber konnte
ich solchen bisher auffinden, sondern jederzeit gab sich das Färbematerial als
Berlinerblau zu erkennen. Die Gegenwart dieser Verbindung erkannte ich zunächst,
indem ich ein wenig von dem zu untersuchenden Bodensaz mit einem Tropfen Aezkali
versezte, worauf sich die grüne Farbe augenbliklich in eine lebhaft röthlichbraune verwandelte, das
ursprüngliche Blau aber durch darauffolgenden Zusaz von etwas verdünnter
Schwefelsäure wiederhergestellt wurde. Die andern Bestandtheile des Ueberzugs wurden
auf oben angegebene Weise zu ermitteln gesucht, so wie auch durch Schmelzen eines
Theils dieses Bodensazes (nach vorläufigem Ausglühen) mit kohlensaurem Natron,
wodurch, wenn schwefelsaurer Kalk vorhanden war, sich schwefelsaures Natron und
kohlensaurer Kalk bilden mußten, auf welche nachher weiter reagirt wurde.
Hienach ergaben sich Nr. 5, 8, 10 und 11 als mit Berlinerblau und schwefelsaurem Kalk
überzogen. Nr. 6 und 7 enthielten kein Berlinerblau, sondern nur schwefelsauren
Kalk. Der schwefelsaure Kalk einiger Muster schien fein gepulverter krystallisirter
Gyps zu seyn, da die gröbern Theilchen desselben krystallinisches Gefüge
zeigten.
Durch die Güte des Hrn. Greene vom Ostindienhaus erhielt
ich Muster von Assamtheen bester Qualität und zwar: Nr. 12 Imperial (Kaiserthee);
Nr. 13 Schießpulverthee und Nr. 14 Hayssanthee. Diese hatten keine blauen Körnchen,
sehr feine Fäserchen und dasselbe Ansehen wie die unglasirten Sorten, waren aber
lebhafter von Farbe; der Ueberzug war höchstwahrscheinlich schwefelsaurer Kalk. Nr.
15 Assamhayssan von der lezten Einfuhr; dieser war von der unglasirten Sorte, mit
dem weißen Pulver auf der Oberfläche, das etwas ins Bräunliche zog und aus einer
kleinen Menge schwefelsauren Kalks mit etwas Thonerde bestund.
Es scheint sonach aus diesen Untersuchungen hervorzugehen, daß alle in England
eingeführten grünen Theesorten mit einem Pulver überzogen sind, welches entweder aus
Berlinerblau und schwefelsaurem Kalk (Gyps) besteht, wie die meisten der
untersuchten Muster, welchen manchmal noch ein gelber oder orangegelber
Pflanzenkörper beigemischt ist; oder aus vorher mit Berlinerblau gefärbtem Gyps, wie
Nr. 8 und 9 und eines der ersten Muster; oder aus Berlinerblau und der orangegelben
Substanz, mit schwefelsaurem Kalk und Kaolin, wie bei dem ursprünglichen Muster;
oder auch aus schwefelsaurem Kalk allein, wie die unglasirten Sorten. Es ist eine
wichtige Frage, was der Zwek dieser Ueberzüge wohl seyn mag; ob, wo schwefelsaurer
Kalk (Gyps) angewandt wurde, derselbe bloß zum Absorbiren der lezten Antheile von
Feuchtigkeit diente, welche beim Troknen nicht ganz verflüchtigt werden kann, oder
ob er, wie ich vermuthe, nur den grünen Theesorten ihren eigenthümlichen Anflug und
ihre charakteristische Farbe ertheilen soll, welche die Consumenten daran lieben, so
daß der Mangel der grünen Farbe, wie bei der unglasirten Sorte, auf den
Verkaufspreis sehr nachtheilig wirkt. Dieß kann aber nur daher rühren, daß obige Thatsachen
nicht allgemein bekannt sind; denn es wäre lächerlich anzunehmen, daß eine gefärbte
und verfälschte Waare den Vorzug haben sollte vor einer bessern. Beim Durchlesen
verschiedener Schriften über den Thee fand ich folgende Stellen, welche meine
Resultate vollkommen bestätigen, womit ich gegenwärtige Mittheilung schließe.
In Dr.
Horsfield's werthvoller UebersezungEssay on the Cultivation and Manufacture of Tea in
Java, translated from the Dutch by ThomasHorsfield. M. D.,
F. R. S. über die Bereitung des Thees in Java finden wir S. 36 folgendes
Gespräch:
„Besichtiger:“ Wird der Thee in China wirklich so häufig
verfälscht?
„Oberaufseher:“ Unstreitig; jedoch nicht in den innern
Provinzen, weil dort strenge Geseze gegen die Theeverfälschung bestehen und aller
Thee, wie er aus den Pflanzungen kömmt, von Seite der Regierung auf seine Aechtheit
untersucht wird; aber in Canton, dem Stapelplaz des Thees, und namentlich in
Honân, werden viele Sorten, ja aller Thee, stark verfälscht und zwar mit der
Gesundheit nachtheiligen Substanzen; vorzüglich ist dieß der Fall bei dem grünen
Thee, um seine Farbe zu verbessern und dadurch seinen Werth in den Augen des
gewöhnlichen Consumenten zu erhöhen.
„Besichtiger:“ Sind diese Ingredienzien bekannt?
„Oberaufseher:“ Viele derselben kennt man; sie wurden der
(holländischen) Regierung mitgetheilt, während zu gleicher Zeit beantragt wurde, daß
man sich ihrer hier nicht sollte bedienen dürfen, und obgleich dieß zu unserem
Nachtheil gereichen mußte, wurde der Antrag doch genehmigt und von der Regierung
verordnet, daß nicht die geringste Beimischung Statt finden dürfe, um die Farbe oder
den Geschmak des Thees zu verbessern, auch in solchen Fällen, wo es wünschenswerth
erscheinen könnte.
Dr.Royle sagt:Artikel: Thee in der Penny Cyclopaedia.
„die Chinesen in der Umgegend von Canton können einen Thee bereiten,
welcher gefärbt und verschiedenen Sorten grünen Thees ähnlich gemacht werden
kann; es werden jährlich große Quantitäten solchen Thees gemacht.“
Dr. Dickson:Artikel: Thee, medicinisch und diätetisch, in der Penny Cyclopaedia.
„die Chinesen troknen jährlich viele Millionen Pfund von Blättern
verschiedener Pflanzen, um sie den ächten beizumengen, z.B. von der Esche, der
Pflaume etc., daher man mit Unrecht behaupten würde, die unächten Blätter,
welche in Partien schlechten Thees vorkommen, seyen von englischen Kaufleuten
zugesezt. Als der Theehandel noch gänzlich in den Händen der ostindischen
Compagnie war, kam wenig verfälschter Thee nach England, weil in Canton geübte
und competente Aufseher angestellt waren, um die Ausfuhr solchen Thees in
Schiffen der Compagnie zu verhüten; seitdem aber der Handel frei wurde, finden
alle Theesorten leicht Ausweg, und da die Nachfrage oft größer ist als die
Vorräthe hinreichen, wird nicht selten eine künstliche Waare
geliefert.“
Während dieser Untersuchungen erhielt ich Theemuster, grüne und schwarze, die von
China in England eingeführt waren, welche nach dem Gutachten der geübtesten
Waarenmäkler kein einziges Theeblatt enthalten und die in den Gebinden (bonos) zu 1 3/4 bis 2 Pence per Pfund verkauft werden.
Ferner sagt Dr.
Dickson: „der zur Ausfuhr bestimmte grüne Thee
unterliegt einer Behandlung, in deren Folge er seine Farbe verändert und
bläulichgrün wird.“
Hr. Davis
Davis's Chinese. Vol. II p. 458. gibt hierüber folgende wichtige Aufschlüsse. „Die Theepächter,
welche kleine Landwirthe sind, geben dem Thee eine rohe Zubereitung und nehmen
ihn dann mit zu den Contrahenten, deren Geschäft es ist, die fernere Zubereitung
desselben nach der vorhandenen Nachfrage vorzunehmen.“
„Junger Hayssanp. 464. war, bis er durch die große Nachfrage der Amerikaner verdorben wurde,
ein feines, ächtes Blatt.“„Da er in großen Quantitäten nicht ächt erzeugt werden konnte, wurde dem
Verlangen darnach von Seite der Amerikaner mittelst Zerschneidens und
Hindurchschlagens anderer grüner Theesorten durch
Siebe von gewisser Größe entsprochen; als die Aufseher der Compagnie den Betrug
entdekten, schlossen sie diesen Thee von der Einfuhr in London aus. Allein der
Mißbrauch wurde vor Kurzem noch ärger, indem die ordinärsten schwarzen Theeblätter zerschnitten und mittelst eines
an Farbe dem grünen Thee ähnlichen Präparats gefärbt
wurden.“ Seite 466 fährt Hr. Davis,
nachdem er von den Betrügereien mit unächten und verfälschten Theesorten gesprochen,
welche die Chinesen auszuführen sich bemühen, fort: „dieß alles aber war
nichts in Vergleich mit dem Umstand, daß die Chinesen die Fabrication grünen Thees aus schadhaften schwarzen Blättern in
dem Dorf oder der Vorstadt Honân in großem Maaßstab zu betreiben
anfingen.“
„Die Herabsezung des Theezolls in den Vereinigten Staaten veranlaßte in
den Jahren 1832 und 1833 eine Nachfrage nach grünem Thee zu Canton, welche durch
die Zufuhr aus den Provinzen nicht befriedigt werden konnte. Die Amerikaner aber
mußten mit Ladungen grünen Thees noch während der günstigen Jahreszeit absegeln;
sie mußten den Thee haben und die Chinesen ihn herschaffen. Da gewisse Gerüchte
über die Verfertigung grünen Thees aus alten schwarzen Blättern verbreitet
waren, so suchte ich der Wahrheit auf die Spur zu kommen und überredete, nicht
ohne Schwierigkeit, einen Hong-Kaufmann, mich in Begleitung eines der
Inspectoren an die Stelle zu führen, wo diese Operation vorgenommen
wird.“
Beim Besuch eines solchen Laboratoriums für unächten Hayssan sahen wir daß die
schadhaften schwarzen Theeblätter nach dem Troknen in eine gußeiserne Pfanne
über einem Ofen gebracht und darin rasch mit der Hand umgerührt wurden; es wurde
dann zuerst etwas gepulverte Curcumä zugesezt; dieß gab den Blättern eine
gelbliche oder orangegelbe Farbe; sie sollten aber grün werden, zu welchem Behuf
einige Klumpen eines schönen Blau hergebracht wurden, zugleich mit einer
pulverigen Substanz, die wir sowohl nach ihrer Benennung, als dem Ansehen nach
sogleich als Berlinerblau und Gyps erkannten. Dieselben wurden mit einem kleinen Pistill in solchen
Quantitäten fein zusammengerieben, daß das dunkle Blau eine hellere Schattirung
erhielt, es wurde nun ein Theelöffel voll dieses Pulvers den gelblichen Blättern
zugesezt und dieselben über dem Feuer wie vorher umgerührt, bis der Thee die
schöne Farbe des Hayssanthees und in hohem Grad auch denselben Geruch angenommen hatte. Um jede Möglichkeit eines Irrthums
hinsichtlich jener Substanzen zu begegnen, nahmen wir Proben davon mit. Die
Chinesen schienen des wirklichen Charakters ihrer Beschäftigung wohl bewußt zu
seyn, denn als wir in einige andere Localitäten eintreten wollten, wo dieselbe
Operation vorgenommen wurde, verschloß man uns sogleich die Thüren. Wenn uns der
Hong-Kaufmann nicht begleitet hätte, würden wir auch schwerlich so viel
gesehen haben, als wir wirklich sahen.“
Vol. II. p. 468.
„Es ist von großer Wichtigkeit zu wissen, ob dasselbe Verfahren der
Färbung durchaus bei der Bereitung der feinern Sorten des grünen Thees, welcher
in England eingeführt wird, beobachtet wird.“
„So viel ist gewiß und kann nicht geläugnet werden, daß die Chinesen
selbst jene Sorten grünen Thees, welche für die Ausfuhr bereitet werden, nicht
verwenden.Vol. II. p.
469. Der junge
Hayssan und Pekoathee, von der grünen Theepflanze gemacht, hat eine gelbere, so
zu sagen, natürlichere Farbe als das bläuliche Grün,
welches die bei uns eingeführten unächten Theesorten auszeichnet.“
Hr. Bruce sagtReport on the Manufacture of Tea and on the extent
and produce of the Tea Plantations in Assam, by Mr. C. A.Bruce, Superintendent of Tea Culture, presented to the Tea Committee,
August 16, 1839., daß bei der lezten Operation des Theefärbens „eine Mischung von
Gyps und Indigo, sehr fein gepulvert und durch ein feines Musselinsieb
geschlagen, im Verhältniß von 1 Thl. des erstern auf 1 Thl. des leztern, einer
Pfanne Thee zugesezt werde, welche etwa 7 Pfd. erhält; man nimmt hinzu ungefähr
einen halben Theelöffel voll obiger Mischung und reibt und rollt sie mit dem
Thee in der Pfanne eine Stunde lang. Jene Mischung hat vorzüglich zum Zwek,
Farbe und Aussehen gleichartig zu machen. Der Indigo gibt die Farbe, und der
Gyps fixirt sie. Der Chinese nennt erstern Youngtin,
leztern Acco.“
Indigo konnte ich jedoch, wie gesagt, auf keinem grünen Thee der mir zukam,
entdeken.
Folgende auffallende Bemerkung findet sich in Maculloch's
Handelslexikon; „Blau ist eine Lieblingsfarbe der Chinesen; in den Jahren
1810–11 betrug die Einfuhr von Berlinerblau in Canton (von England aus)
253,200 Pfund. Seit einigen Jahren aber haben die Chinesen nicht ein einziges
Pfund mehr eingeführt. Ein gemeiner chinesischer Matrose, welcher auf einem
Ostindienfahrer nach England kam, trat als Arbeiter in einer Fabrik ein, wo
dieser Artikel bereitet wurde, erlernte dessen Bereitung und errichtete nach
seiner Rükkehr in China eine solche Fabrik mit so gutem Erfolg, daß gegenwärtig
das ganze Land mit inländischem Berlinerblau versehen wird.“