Titel: | Rowan's patentirte Antifrictionsachsen für Eisenbahnwagen. |
Fundstelle: | Band 93, Jahrgang 1844, Nr. CIII., S. 402 |
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CIII.
Rowan's patentirte
Antifrictionsachsen fuͤr Eisenbahnwagen.
Aus dem Mechanics' Magazine. Jun. 1844, S.
386.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Rowan's Antifrictionsachsen für Eisenbahnwagen
Ehe wir zur Beschreibung der Rowan'schen Patenterfindung
schreiten, wollen wir eines Versuchs erwähnen, welcher zeigt, daß der Widerstand,
den ein auf einer glatten und horizontalen Eisenbahn sich bewegender Wagen erfährt,
durch Frictionsräder auf 1/20 reducirt werden kann. Der Versuch wurde zwar nur mit
den Modellen eines Wagens und einer Eisenbahn, die nach einem Maaßstab von 1/2 Zoll
auf 1 Fuß construirt waren, angestellt, allein wir sehen keinen Grund, warum diese
Resultate von denjenigen bei Versuchen im Großem wesentlich abweichen sollten.
Das Wagenmodell bestand aus einem Gestell mit zwei Räder- und Achsensystemen,
das eine nach der gewöhnlichen Construction, das andere nach dem Rowan'schen Princip, beide aber von gleichen Dimensionen
und gleichem Gewichte. Beide Systeme waren an dem Gestell so angeordnet, daß man,
nach angestelltem Versuche mit dem einen, das Wagengestell nur umzukehren brauchte,
um auch mit dem andern experimentiren zu können. Nachdem das Eisenbahnmodell mit der
Wasserwaage horizontal gerichtet worden war, wurde zuerst das Wagenmodell mit den
gewöhnlichen Rädern daraufgestellt und mit Gewichten beschwert. Eine Schnur, an
deren Ende eine Waagschale angebracht war, wurde vorn an das Wagengestell befestigt
und über eine am Ende der Eisenbahn befindliche Rolle geführt; sodann wurden auf die
Waagschale Gewichte aufgelegt, bis der Wagen anfing sich zu bewegen. Hiezu waren 20
3/4 Unzen erforderlich. Jezt wurde der Wagen umgekehrt und derselbe Versuch mit den
Rowan'schen Rädern und Achsen wiederholt, und es
zeigte sich, daß 1 Unze den Wagen in Bewegung sezte.
Es ist nun zwar ein so enormer Gewinn für eine Eisenbahn in der Wirklichkeit nicht zu
erwarten, denn keine Eisenbahn ist so glatt und eben, wie die erwähnte in verjüngtem
Maaßstabe construirte Versuchseisenbahn. Wenn indessen die Kraft auch nur auf 1/3
anstatt auf 1/19 reducirt würde, so könnte dieser Umstand doch in manchen Fällen die
Verdoppelung der gegenwärtigen Dividende veranlassen, und in andern Fällen die Quelle
einer Dividende abgeben, da wo eine solche noch nicht vorhanden ist.
Die Figuren 25
und 26
stellen die Anwendung des in Rede stehenden Princips auf Eisenbahnwagen dar, und
zwar erstere im Aufriß, leztere in der unteren Ansicht, und beide theilweise im
Durchschnitt. A, A sind die von der gewöhnlichen
Construction nicht abweichenden Räder. B ist die Achse,
welche in Beziehung auf den zwischen den Rädern und ihren Lagern liegenden Theil
gleichfalls von bekannter Form seyn kann. Die Verlängerung der Achse besizt, wie
Fig. 26
zeigt, von a bis b einen
verminderten Durchmesser. C ist ein Cylinder oder
Träger, der in den Figuren 27 und 28 abgesondert im
Grundriß und Durchschnitt dargestellt ist. Dieser Träger besteht aus zwei
kreisrunden Ringen c und d,
die durch sechs Stangen e, e mit einander verbunden
sind. Jede dieser Stangen bildet zugleich eine Achse für einen der sechs hohlen
Frictionscylinder D, D, D, welche einen solchen
Durchmesser haben, daß sie über die Ringe c, d noch
etwas hervorragen. Der Träger wird mit seinen Frictionscylindern lose auf das Ende
der Achse geschoben und theils mit Hülfe einer auf das Achsenende geschraubten
Mutter f, welche die Peripherien der Frictionscylinder
noch ein wenig überragt, theils vermittelst einer in eine Vertiefung der Büchse F geschraubten Mutter g in
eine sichere Lage gebracht. Von dem Gestell erstrekt sich abwärts ein metallenes
Lager E mit einer Büchse F,
durch deren Mitte das Achsenende geht. Die mit ihrem Träger im Innern der Büchse
rotirenden Frictionscylinder sind sowohl mit der Achse B
als auch mit dem Innern der Büchse F in Berührung. Die
Enden der Frictionscylinder sind, wie Fig. 26 zeigt,
abgeschrägt oder abgerundet, und lehnen sich, der größeren Stabilität wegen, gegen
entsprechende Hervorragungen a und i der Achse und Büchse, so wie gegen ähnliche
Hervorragungen der Muttern f und g. G ist die äußere Schuzplatte. Die ganze Antifrictionsvorrichtung läßt
sich ohne weitere Störung der Räder und Achsen innerhalb weniger Minuten von den
Achsen abnehmen und eben so an dieselben legen.