Titel: Ueber ein von Hrn. Marozeau construirtes Wasserrad.
Fundstelle: Band 94, Jahrgang 1844, Nr. XXXI., S. 182
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XXXI. Ueber ein von Hrn. Marozeau construirtes Wasserrad. Im Auszug aus dem Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse 1844, No. 86. Marozeau's Wasserrad. Hr. Marozeau von Wesserling theilt im Bulletin der Mülhauser Industriegesellschaft die Beschreibung und Zeichnung eines für die HHrn. Gros, Odier, Noman und Comp. in Breuil bei St. Amarin von ihm construirten Wasserrades mit, welches vor anderen Wasserrädern bedeutende Vorzüge hat. Dieses Rad ist aus Holz construirt, und unterscheidet sich von den gewöhnlichen Wasserrädern 1) durch seine vollkommene Ausführung, seine Leichtigkeit und Solidität, dann 2) durch die Anwendung eines Mittels, wodurch man sehr einfach für niederen, mittleren und hoben Wasserstand beinahe denselben Nuzeffect erlangt, was bei den gewöhnlichen Wasserrädern niemals der Fall ist, indem sie den größten Nuzeffect nur dann geben, wenn ihnen eine constante Wassermasse, nämlich diejenige, für welche das Rad berechnet wurde, zugeführt wird. Das Mittel, für jeden Wasserstand, mit Beibehaltung desselben Rades, den größten Nuzeffect zu erlangen, besteht darin, daß man dem Wasserrade nicht bloß zwei Radkränze gibt, sondern mehrere, wodurch also das Rad in mehrere Abtheilungen getheilt wird, so daß es ebenso zu betrachten ist, als wären mehrere Räder neben einander auf derselben Achse befestigt. In eben so viele Abtheilungen, als das Rad hat, muß dann auch die ganze Schüzenöffnung getheilt und jede der auf diese Weise entstehenden kleineren Schüzenöffnungen mit einer besonderen Schüze versehen werden. Hr. Marozeau gab seinem Rade vier Kränze, so daß dasselbe drei Abtheilungen erhielt, und er also im Stande war, das Wasser entweder nur auf 1/3 des Rades, oder auf 2/3 desselben oder auf das ganze Rad gelangen zu lassen. Die Dike des Wasserstrahls über der Schüze bleibt auf diese Weise beinahe immer dieselbe und die Abrundung des oberen Randes der Schüze kann also für diese constante Wasserhöhe berechnet werden. Der Wasserverlust zwischen dem Rade und dem Kropfe oder Gerinne wird bei niedrigem Wasserstande viel geringer, wenn man nur ein Dritttheil des Rades gebraucht, als wenn man das Wasser sich auf das ganze Rad verbreiten ließe, weil die Oeffnung zwischen Schaufel und Gerinne dann nur den dritten Theil der Oeffnung beträgt, die das ganze Rad mit dem ganzen Gerinne bildet. Hr. Marozeau hat an seinem Rad Versuche mit dem Prony'schen Zaume angestellt um das Verhältniß zwischen der rohen Kraft und der Effectivkraft bei verschiedenen Umständen zu bestimmen; er fand 82 Procent Nuzeffect mit 600 Litern, welche auf das ganze Rad wirkten, 52 Proc. mit 200 Litern, die ebenfalls auf das ganze Rad vertheilt waren, während er 71 Proc. mit den 200 Litern erhielt, wenn sie nur mit dem dritten Theile des Rades in Berührung kamen. Eine Commission der Mülhauser Industriegesellschaft wurde später beauftragt die Versuche des Hrn. Marozeau zu wiederholen und sie fand genau dieselben Resultate. Diese Versuche zeigen nun deutlich, wie vortheilhaft es ist, Wasserräder mit mehreren Abtheilungen anzuwenden. Das Rad des Hrn. Marozeau hat ebene Schaufeln welche nach der Richtung des Radius stehen. Die Bodenschaufeln sind 13 Millimeter von einander entfernt. Daß dieses Rad 80 Proc. Nuzeffect gibt, mag als Beweis seiner besonders sorgfältigen Ausführung dienen. Hrn. Marozeau bleibt der Ruhm, ein wohlfeiles Wasserrad construirt zu haben, das den größten bisher bekannten Nuzeffect von allen hölzernen Wasserrädern dieser Art liefert, und ein einfaches, wohlfeiles Mittel gefunden zu haben, wodurch bei demselben Rad niederer, mittlerer und hoher Wasserstand beinahe gleich vortheilhaft benuzt werden kann.