Titel: Berichtigung eines frühern Artikels in Betreff einer neuen Treibvorrichtung für Schiffe mittelst Explosion detonirender Gasgemische; von Hrn. Selligue.
Fundstelle: Band 94, Jahrgang 1844, Nr. LXXV., S. 345
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LXXV. Berichtigung eines frühern Artikels in Betreff einer neuen Treibvorrichtung für Schiffe mittelst Explosion detonirender Gasgemische; von Hrn. Selligue. Aus den Comptes rendus, Sept. 1844, Nr. 11. Selligue's Treibvorrichtung für Schiffe etc. Die Berichtigung betrifft die Abhandlung (polytechn. Journal Bd. XCIII S. 161), worin ich eine der drei in meiner Specification vom 24. Mai 1843 beschriebenen Methoden angab, welche ich aber damals nicht durch das Experiment prüfen konnte und für unfehlbar hielt. In der Meinung, daß der Druk auf das Detonirvermögen der Gase keinen Einfluß haben könne, wenn sie sich im gehörigen quantitativen Verhältniß befinden, sagte ich, daß der obere Theil der Explosions-Recipienten auf den Schiffen in gleicher Höhe mit der Wasserlinie sich befinden müsse; in diesem Fall sollte, nachdem das Wasser den ganzen Rauminhalt des Explosions-Recipienten erfüllt hätte, die Luft und das Gas eingelassen werden, wodurch ein Druk von 1/8 Atmosphäre entstünde; dadurch würde aber die Explosion zu erfolgen verhindert, weßhalb das Niveau des Wassers in dem Explosions-Recipienten nur so hoch steigen darf, daß für die Luft und das Gas ein freier Raum bleibt. Als ich meine verschiedenen Versuchsapparate functioniren ließ, fand ich wohl, daß in gewissen Fällen Anomalien eintraten. Ich schrieb sie anfangs dem zurükgebliebenen Stikstoff zu; sah aber bald ein, daß dieß nicht die einzige Ursache war. Ich hatte im Jahr 1843 zwekmäßige Verpuffungen nur in einem Apparat bewirkt, in welchem sie regelmäßig vor sich gehen und alle Functionen zur gehörigen Zeit statt haben; in diesem Apparat hat die Verpuffungsröhre unten ein Ventil, welches nach jeder Explosion das Wasser wieder auf das Niveau desjenigen in dem Wasserbehälter steigen läßt, in welchem der Explosions-Recipient angebracht ist. Dieses Wasserniveau läßt in der Röhre die erforderliche Luft und es braucht nur das Gas eingelassen zu werden. Zu diesem Behuf hat der Explosionshahn einen Hahn in gleicher Linie mit dem Wasser und einen an seinem obern Theil, welche sich sogleich nach der Explosion öffnen und sich vor dem Einlassen des Gases mit einander schließen. In diesem Fall gäbe das Gas einen Druk, der einem Achttheil einer Atmosphäre gleich wäre, wenn das untere Ventil hermetisch schlösse; allein es findet das Gegentheil statt, und das Wasser sezt sich daher in dem Recipienten und dem Wasserbehälter ins Gleichgewicht, so daß der Druk sich nur in einem Verhältniß befindet von 1,600 Meter Oberfläche des Wasserbehälters zu 78 Centimeter Oberfläche des Recipienten, was bloß 5 statt 95 Millimeter Druk beträgt und dann versagen die Explosionen nie. Um mich von den Wirkungen, welche der Druk hervorbringen konnte, zu überzeugen, ließ ich das untere Ventil hermetisch verschließen und brachte einen Hahn an dessen Stelle an; ich konnte nur sehr schwierig Explosionen zuwege bringen und immer erst nach mehrmaliger Function des Gasentzündungshahns, wodurch jedesmal der Druk um die ganze Capacität dieses Hahns vermindert wurde. Da mein Explosions-Recipient die Form eines gleichschenkligen Hebers hat, ließ ich den entgegengesezten Schenkel von jenem welcher das Gas enthält, in der Art verlängern, daß Wasser hineingebracht werden konnte, um bis zum Dritttheil einer Atmosphäre Druk geben zu können. Ich erhielt folgende Resultate, indem ich mich zum Entzünden des Gasts meines Entzündungshahns bediente, der aus seinem Mittelpunkt einen Strahl entzündeten Gases fahren läßt, welches, wenn ich die Detonation hervorbringen will, in den Explosions-Recipienten schießt. (Alle unten erwähnten Gase waren mit atmosphärischer Luft in dem gehörigen Verhältnisse vermengt, damit sie möglichst stark detonirend wurden.) 1) Das Steinkohlengas detonirt, den Verhältnissen seiner Zusammensezung gemäß, schwieriger als die andern. So detonirt es unregelmäßig bei einem Druk von 8 bis 12 Centimeter Queksilber; bei 19 Centimeter brachte ich es nicht mehr zum Detoniren. 2) Sezt man dem Steinkohlengas die Hälfte reines Wasserstoffgas zu, so müssen obigem Druk 2 Centimeter Druk mehr hinzugefügt werden, um denselben Erfolg zu erhalten. 3) Das durch Zersezung von Wasser mittelst Kohle bereitete Gas ist folgendermaßen zusammengesezt: 66 Volumprocente Wasserstoff, 28 Kohlenoxydgas und 6 Kohlensäure. Um damit dieselben Resultate zu erhalten, müssen noch 2 Centimeter Druk mehr als in Nr. 2 hinzugefügt werden, so daß 12 bis 16 Centimeter Druk erforderlich sind, um die Detonationen unsicher zu machen, und 24 Centimeter, um gar keine zu erhalten. 4) Das reine Wasserstoffgas explodirt am leichtesten, aber bei 50 Centimeter Druk auch nicht mehr. Ich glaube, daß wenn man das Knallgas (Sauerstoff-Wasserstoffgas) dem Druk einer Atmosphäre aussezte, es seine detonirende Eigenschaft nicht behielte, ich habe aber den Versuch nicht angestellt. Ich beabsichtige, alle diese Versuche zu wiederholen und dabei das Gas mit dem elektrischen Funken zu entzünden. Das Resultat wird, wie ich glaube, dasselbe seyn, denn mein Entzündungshahn functionirt mit Sicherheit.